RockNORD - das Musikmagazin

Zielgruppenorgane richten sich nicht an den Rechtsextremismus als Ganzen, sondern sprechen einzelne Teile passgenau an. Sie weisen ästhetische, sprachliche und/oder ideologische Muster auf, die für die jeweiligen Zielgruppen typisch sind; häufig gehören die Produzenten der Zielgruppe selbst an.

Von Thomas Pfeiffer

Zielgruppenorgane sind etwa die Publikationen der rechtsextremistischen Skinhead-Szene. Das auflagenstärkste und professionellste Organ für dieses Publikum ist das Magazin RockNORD, das in Hilden (bei Düsseldorf) gemäß Eigenangaben in einer Auflage von 17.000 Exemplaren erscheint. Unter dem Namen Rock Nord fungieren neben der Zeitschrift u.a. ein Musiklabel und ein Versandhandel.

Es enthält Interviews mit Skin-Bands, CD-Kritiken und Konzertberichte. Um seine Zielgruppe zu erweitern und somit die Auflage zu steigern, hat sich das Blatt für Themen und Bands aus anderen Subkulturen mit rechtem Flügel geöffnet, insbesondere dem Gothic-Kult. Auf den hinteren acht Seiten enthält RockNORD Produktwerbung für Artikel, die der Verlag der Zeitschrift vertreibt. Sie ist insofern integraler Bestandteil einer vorwiegend kommerziell ausgerichteten Unternehmensgruppe. Nicht ums Geldverdienen geht es den kleinen Blättern des Skin-Kults (Skinzines), die in der Regel mit einfachen Mitteln produziert werden, in kleinen Auflagen erscheinen und aggressiver auftreten als kommerzielle Magazine wie RockNORD. Häufig erscheinen solche Zines anonym und enthalten plumpe − somit strafbare − NS-Verherrlichung. Zu den Zielgruppenorganen zählen auch die Blätter völkisch-neuheidnischer Sekten wie Huginn und Muninn der Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas (ANSE). Das Blatt, das nach den legendären Raben des Gottes Wotan benannt ist, liefert Artikel zur mythischen Bedeutung der Externsteine, informiert über Stammestreffen (Things) und enthält Anzeigen wie "GÖTTER-RAT in allen Schicksalsfragen, durch das RUNEN-STAB-Orakel"

Dieser Auszug des Essays "Publikationen und Verlage" ist aus dem Buch Handbuch Rechtsradikalismus, Thomas Grumke und Bernd Wagner (Hrsg.), Leske + Budrich, 2002

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