Gudrun mit ihrem Vater Heinrich Himmler 1938.
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Nazi-Ikone aus familiärer Tradition: Himmler-Tochter Gudrun stirbt mit 88

Als sie als 12-Jährige mit Papa Heinrich Himmler das Konzentrationslager Dachau besuchte, fand sie: "Schön ist's gewesen". Doch Gudrun Burwitz blieb auch als Erwachsene rechtsextrem und überzeugte diverse Jugendliche vom Rechtsextremismus - als Protagonistin des Nazi-Unterstützervereins Stille Hilfe.

 

Von Roland Kaufhold 

 

Die am 8.8.1929 in München geborene Gudrun Himmler – spätere Burwitz - war die Tochter des gefürchteten und gnadenlosen SS-Täters Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Polizei. Zeitlebens blieb die Tochter eine einflussreiche rechtsextreme Funktionärin und ihrem Vater treu. Ihr Einfluss war deutlich größer als der der unverbesserlichen, nun in Haft sitzenden Shoahleugnerin Ursula Haverbeck (vgl. BTN).  Nun ist sie im Alter von 88 Jahren gestorben.

Gudrun Himmler, spätere Burwitz, sah ihren Vater nur selten, das letzte Mal im Jahr 1944. Dennoch blieb sie ihm zeitlebens verbunden. In ihr lebte der Nationalsozialismus ungebrochen fort, bis zu ihrem Tode. Sie wusste sich die Regeln der Demokratie zu Nutze zu machen, um die Ideologie weiter zu verbreiten, ohne sich hierbei direkt strafbar zu machen. Zahlreiche junge Menschen wurden durch ihr „Vorbild“ zu Neonazis.

 

„Heute fuhren wir ins SS-Konzentrationslager nach  Dachau. Schön ist’s gewesen.“

1941 besuchte die 12-jährige Gudrun Himmler, von ihrem Vater „Püppi“ genannt, mit Sommerkleid und einer Schleife im Haar gemeinsam mit ihrem Vater das Konzentrationslager Dachau. Sie sah die ausgemergelten Häftlinge. Am 22. Juli 1941 notierte die spätere Shoahleugnerin in ihrem Tagebuch: „Heute fuhren wir ins SS-Konzentrationslager nach  Dachau. Schön ist’s gewesen.“

Der Israelkorrespondent Thorsten Schmitz notierte hierzu: „Jedes Foto von ihm schnitt sie aus den Zeitungen und klebte es in ein Album. In ihr Tagebuch schrieb sie: „Heute waren wir im Konzentrationslager Dachau. Wir haben den Kräutergarten gesehen, die Birnbäume und die Bilder, die die Häftlinge gemalt haben. Wunderbar! Danach haben wir sehr gut zu Mittag gegessen.“

Im Juli 1941 notierte die 14-Jährige in ihrem Tagebuch: „In Russland sind die Russen schon fast an der Grenze, einfach furchtbar, aber alle glauben sie so fest an den Sieg (Pappi), dass ich als Tochter des jetzt besonders angesehenen und beliebten Mannes es auch denken muss.“ Es wäre „ja gar nicht zum Ausdenken, wenn wir verlieren würden.“ (vgl. Welt)

Am 20.7.1944 schrieb Gudrun Himmler, sie habe „fast geheult“, als sie vom gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler gehört habe, „gerade wie wir vom Baden kamen“. Gott sei Dank sei ihr Pappi nicht dabei gewesen, „aber er hat ja im Grunde die letzte Verantwortung“. Zu Weihnachten bekommt sie Porzellanfiguren von einem Hitler-Jungen und einem BDM-Mädel geschenkt, produziert wurden diese in einer SS-eigenen Manufaktur, auch von Häftlingen aus Dachau.

Anfang August 1944 schreibt Himmler aus dem „Führerhauptquartier“ an seine Frau: „Du hast schon recht, es ist gut, dass unser Püppi den Krieg noch nicht ganz auffasst, aber erzählen musst du ihr schon immer wieder davon.“

Anfang Mai 1945 floh Himmler auf der „Rattenlinie“. Am 22. Mai 1945 entdeckte eine britische Patrouille den SS-Führer trotz Tarnung. Am darauffolgenden Tag nahm sich Heinrich Himmler aus Angst vor Strafe mit einer Zyankalikapsel das Leben. 

Nach dem Selbstmord ihres Vaters brach Gudrun Burwitz zusammen. Sie schwor ihm lebenslange Treue. Das Faktum seines Suizides stellte sie in Abrede: Sie behauptete, dass ihr Vater ermordet worden sei. Ihr Fanatismus ließ zeitlebens nicht nach. Zumindest 40 Jahre lang bewahrte sie das Porträtfoto Himmlers im silbernen Rahmen in ihrem Wohnzimmer auf.

Gudrun Burwitz, die in der Neonaziszene für Jahrzehnte eine Ikone war, scheute dennoch das Licht der Öffentlichkeit. In dem wohl einzigen Interview, das sie gab, sagte sie 1959 voller Trotz dem Journalisten Norbert Lebert: „Ich sehe es als meine Lebensaufgabe an, ihn (Himmler, d. Verf.) vor der Welt in ein anderes Licht zu stellen. Mein Vater ist heute als der größte Massenmörder aller Zeiten verschrien. Ich will versuchen, dieses Bild zu revidieren. (…) Ich weiß, dass es eine schwere Aufgabe ist.“ (Schröm & Röpke 2002).
 

Schutz in den Bodelschwinghschen Anstalten

Die Himmler-Tochter und ihre Mutter wurden im Mai 1945 in Haft genommen. Im November 1946 wurden sie entlassen. Und sie fanden Schutz: Ende 1946 lebte sie mit ihrer Mutter in den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel in Bielefeld. Der dort verkündete „Geiste der Nächstenliebe“ galt nun, nach dem Tode ihres Gründers Pastor Bodelschwingh Anfang 1946, auch und insbesondere für untergetauchte NS-Täter: Zahlreichen hohe Nazis fanden dort Unterschlupf, darunter Ernst Gerke, Chef der Gestapo in Prag und u.a. Chef des NS-Täters Anton Malloth. Einige von ihnen waren in Bethel sogar angestellt.

Gerkes lange nationalsozialistische Karriere sei nur angedeutet: 1932 trat der Jurist der SA und der SS bei. Dann wurde er Polizeichef von Hildesheim, ab 1936 leitete er deren Staatspolizeistelle. Von 1939 bis 1942 war er Leiter der Staatspolizeistelle von Breslau und unmittelbar an der Deportation von Breslauer Juden beteiligt. 1942 wurde Gerke Leiter der Gestapo in Prag, in dieser Zeit wurde er zum SS-Obersturmführer befördert. In der Kleinen Festung Theresienstadt ließ er Juden erschießen, insgesamt soll er für die Hinrichtung von über 50 Menschen verantwortlich sein. Der Nationalsozialist Gerke arbeitete ab 1957 unter seinem Familiennamen als Justitiar der Bodelschwinghschen Anstalten, später wurde er Verwaltungsleiter von Bethel.

1951, da war sie 22, erhielt Gudrun Burwitz einen Entnazifizierungsbescheid. Sie war stolz auf ihren Nachnamen. Selbst bei Vorstellungsgesprächen für Tätigkeiten als Schneiderin und Sekretärin sagte die überzeugte Erbin ihres Vaters: „Mein Vater war Reichsführer SS." Aus ihrer nationalsozialistischen Überzeugung machte sie nie ein Geheimnis.

Die Nazi-Tochter blieb sich treu: Sie heiratete den bayrischen NPD-Funktionär und Gelegenheits-Schriftsteller Wulf-Dieter Burwitz, gemeinsam lebten sie in München. W.-D. Burwitz war in den 1970er Jahren Leiter des NPD-eigenen „Historisch-kulturellen Arbeitskreises“.
 

„Unsere Ehre heißt Treue“ - auch nach 1945

Mit dem neuen Namen standen ihr endgültig alle Türen offen. Bereits 1951, sechs Jahre nach Kriegsende, wurde eine Naziunterstützerorganisation mit einem unverfänglichen Namen gegründet: Stille Hilfe. Präsidentin wurde Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg, die über gute Kontakte zum Hochadel, zu konservativen großbürgerlichen Kreisen wie auch zur katholischen Kirche verfügte. Ihr eigentlicher Star, ihr Aushängeschild, war jedoch sehr bald die Himmler-Tochter Gudrun Burwitz.

Zeitlebens versuchte Gudrun Burwitz, aus Tätern Opfer zu machen. Der NS-Unterstützerverein Stille Hilfe war für sie das ideale Betätigungsfeld hierfür.

Der scheinbar mildtätige Verein sah sich in der Tradition der SS und arbeitete nach dem Motto von Himmlers Schutzstaffel: „Unsere Ehre heißt Treue“. Dieses SS-Motto stand auch in ihrem Briefkopf. Der NS-Verein verstand sich als Hilfsorganisation zur Unterstützung von NS-Tätern wie auch von Protagonisten der „Auschwitz-Lüge“ - also von Shoahleugnern wie Thies Christophersen, Manfred Roeder, Horst Mahler und Ursula Haverbeck. Bei ihrer Gründung wirkten ehemalige hochrangige SS-Offiziere und kirchliche Würdenträger zusammen, darunter auch ein Altbischof.

Die ansonsten eher öffentlichkeitsscheue und bieder-völkisch wirkende Himmler-Tochter Burwitz wurde bald zum  Aushängeschild der Stillen Hilfe und gefeierter „Star“ der Naziszene. Burwitz nahm auch an österreichischen Treffen von ehemaligen SS-Mitgliedern teil, so im Oktober 2000 beim sogenannten „Ulrichsbergtreffen“ bei Klagenfurt.

Mehrfach war sie auch beim Aufmarsch der „Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland“, der so genannten „Annaberg-Gedenkfeier“ dabei, wie der Rechtsextremismusexperte Anton Maegerle soeben berichtet hat (vgl. BNR). Noch bis vor wenigen Jahren nahm die Nazi-Ikone regelmäßig an rechtsextremen Aufmärschen teil. Sie galt auch als Unterstützerin der 1994 verbotenen „Wiking Jugend“. Auch auf diesem Wege stärkte sie die Reihen der jungen rechtsradikalen Verfassungsfeinde.
 

Steuersparende Gemeinnützigkeit für Nazi-Unterstützung

Mehrere Jahrzehnte lang genoss die Stille Hilfe sogar das Privileg der „Gemeinnützigkeit“. Spenden an sie konnten so von der Steuer abgesetzt werden. Dieses Privileg wurde ihr erst 1999 nach öffentlichen Protesten entzogen, auch in Folge des von Peter Finkelgruen 13 Jahre lang betriebenen Malloth-Prozesses.

Die Stille Hilfe besorgte und bezahlte angeklagten und inhaftierten NS-Tätern nicht nur Anwälte sondern unterstützt diese auch noch finanziell. Unterstützt wurden u.a. Klaus Barbie, Erich Priebke, Walter Rauff, Josef Schwammberger und Anton Malloth.

Prominentester Unterstützer der Stillen Hilfe war der militärisch hoch dekorierte Altnazi und Kampfflieger Hans-Ulrich Rudel. Rudel verfügte über exzellente politische und militärische Beziehungen. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass viele prominente Nazis, mit Unterstützung des Vatikans, auf der „Rattenlinie“ nach Südamerika geschleust wurden. Dort arbeiteten sie mit lateinamerikanischen Geheimdiensten zusammen, in unmittelbarer Nähe zu zahlreichen dorthin geflohenen Juden. Der Kalte Krieg beherrschte die Tagespolitik. Moralische Skrupel, mit Nazis zusammen zu arbeiten, gab es kaum noch.

„Natürliche“ Kooperationspartner der Stillen Hilfe waren Gruppen wie die Organisation Odessa (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen) sowie die HIAG. In  den 1960er Jahren nahmen 100 ehemalige SS-Angehörige an einem Treffen der Odessa in Südspanien teil. Der amerikanische Geheimdienst war vom Treffen informiert. Hauptanlass war die Entführung Eichmanns durch den israelischen Geheimdienst. „Die Odessa erklärt dem Staat Israel den Krieg“, hieß es auf dem Treffen. Deshalb sei eine Kooperation „mit den Kameraden der Arabischen Liga“ sinnvoll (Schröm & Röpke).

Kritische bundesdeutsche Journalisten und Juden wie etwa Peter Finkelgruen, die sich dem Verschweigen mit ihren Recherchen in den Weg stellten, waren für die Stille Hilfe quasi „natürliche“ Todfeinde. Sie waren konkret gefährdet.
 

Exzellente Kontakte zur Justiz sowie zum Auswärtigen Amt

Die Stille Hilfe verfügte über exzellente Kontakte zur Justiz sowie zum Auswärtigen Amt. Von Verhaftung bedrohte Nazis wurden in vielen Fällen rechtzeitig gewarnt, manche erhielten eine neue Identität. Deshalb sah sich der mutige jüdische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer dazu gezwungen, den israelischen Geheimdienst über den Aufenthaltsort von Eichmann zu informieren. Die deutsche Justiz, so war sich der erfahrene Staatsanwalt Fritz Bauer begründet sicher, hätte Eichmann gewarnt (vgl. Jüdische Allgemeine)

Ein vergleichbarer Fall wie Malloth war  der ehemalige Auschwitz-Aufseher Gottfried Weise. Weise war 1986 in Wuppertal wegen fünffachen Mordes angeklagt und 1988 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er floh 1989 auf geheimnisvolle Weise in die Schweiz. Im internen Rundbrief der Stillen Hilfe fanden sich danach Einzelheiten der Fahndungsmaßnahmen gegen Weise.

Ein Hauptfeindbild der Stillen Hilfe war der österreichische Jude Simon Wiesenthal, Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien. Aber auch Beate und Serge Klarsfeld gehörten zu ihren ausgewiesenen Feinden; Bombenanschläge auf das Auto der Klarsfelds  waren die Folge (vgl. Jüdische Allgemeine).

Ihr ideologisches, die Shoah letztlich verleugnendes Fundament dokumentierte die Stille Hilfe 1990 in einem Rundbrief in einer juristisch gerade noch zulässigen Form: „Leider kann über die Auschwitzfrage immer noch nicht sachlich diskutiert werden. Über mögliche oder nicht mögliche Tötungstechniken wurden von Fachleuten Gutachten erstellt“ hieß es dort. Haverbecks Leugnertätigkeit steht in einer langen Tradition.

Nach dem Tod von Rudolf Hess im Berlin-Spandauer Gefängnis schickte die Stille Hilfe diesem einen soldatischen Gruß hinterher: „Sein Tod nimmt uns die selbstgewählte Pflicht!“

Finanziert wurde deren Arbeit durch Spenden und Nachlässe aus Deutschland, Australien, Canada, Amerika und Österreich. So erhielt sie 1994 150.000 Mark an Spenden; 280.000 Mark lagen noch auf Festgeldkonten.
 

Prominente und einflussreiche Unterstützer

Ihre prominenteste Unterstützer waren nach Schröm & Röpke Franz-Josef Strauß sowie Alfred Dregger, Vertreter des  „Stahlhelmflügels“ der hessischen CDU. Dieser stand in brieflichem Kontakt zur Stillen Hilfe und setzte bei den Bemühungen um eine Freilassung bzw. Begnadigung von verurteilten Kriegsverbrechern – darunter auch von Erich Priebke - auf eine „stille Diplomatie“. Die Unterstützertätigkeit der Stillen Hilfe sprach sich bis nach Israel herum: 1994 fand in der Knesset eine Sonderdebatte über die Tätigkeit der Stillen Hilfe statt. Ein Verschweigen ihres Wirkens für Kriegsverbrecher und verurteilte Neonazis war nun nicht mehr möglich.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärte den Verein hingegen für „harmlos“. Deren Mitglieder verfolgten „keine rechtsextremistischen Bestrebungen“. So überrascht es nicht, dass soeben bekannt wurde, dass die Himmler-Tochter Burwitz von 1961 bis 1963 beim BND als Sekretärin angestellt gewesen sein soll. So diskret, wie sie verurteilte NS-Täter über Jahrzehnte wirkungsvoll unterstützte, so diskret unterstützte der Auslandsgeheimdienst die prominente Himmler-Tochter.

Der 1956 aus der „Organisation Gehlen“ hervorgegangene Geheimdienst beschäftigte in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche deutsche Agenten, die eine Vergangenheit bei der Gestapo oder SS hatten. Die alten Seilschaften funktionierten tadellos. Kriegsverbrecher hatten die Justiz nicht zu fürchten. Die Stille Hilfe und ihre Protagonistin Gudrun Burwitz sorgten dafür, dass dies noch für mehrere Jahrzehnte so blieb. Noch ein Viertel Jahrhundert später sollte der jüdische Überlebende Peter Finkelgruen erleben, dass die Solidarität der NS-Täter immer noch funktionierte: Er wurde nun bedroht, der deutsche Jude – nicht die NS-Täter und ihre Unterstützer.
 

Wirkungsmächtige Unterstützung von Anton Malloth

Bei seinen langjährigen Recherchen über den Mörder seiner Großvaters Martin Finkelgruen -  Anton Malloth - , der viele Jahre lang ungestört und vom Staat bezahlt in einem Münchner Edel-Altersheim lebte, entdeckte der Journalist Finkelgruen, dass Gudrun Burwitz persönlich die Betreuung Malloths übernommen hatte. Ihr Einfluss war offenkundig auch bei der Dortmunder Justiz groß: 12 Jahre lang scheiterten alle juristischen Bemühungen, den NS-Täter Malloth zur Verantwortung zu ziehen, an der Dortmunder Justiz.

„Der ehemalige SS-Mann Anton Malloth, Besitzer eines Hauses in Meran“, schrieb Peter Finkelgruen 2002, „erhielt aus Steuergeldern Sozialhilfe.“ So sei es kein Wunder, dass Gudrun Burwitz in den Mitteilungen ihres Vereins darauf hinwies, dass Anton Malloth in München „gut untergebracht“ sei. Der Erfolg ihrer Bemühungen wurde in den Vereinsblättern groß gefeiert: „Unserer Münchener Betreuerin gelang es, Anton Malloth in ein gut geführtes Altersheim einweisen zu lassen, wo er nun auf den Beginn seines Verfahrens wartet.“

„Die Sorge, dass dies nicht so sein könnte“, fügt Finkelgruen im Rückblick auf diesen unglaublichen Justizskandal hinzu, „war völlig unangebracht. Anton Malloth war von der deutschen Justiz nie bedroht.“

In einem Schreiben von Angehörigen Malloths an die Verwaltung des Altenheims vom 10. August 1991 heißt es: „Als alleinige Erben des Herrn Anton Malloth verfügen wir, dass bei seinem Todesfall seine persönlichen Dinge Frau Gudrun Burwitz zur Verfügung gestellt werden.“

 

Literatur

  • Finkelgruen, P. (2002): Haus Deutschland oder die Geschichte eines ungesühnten Mordes. Berlin: Rowohlt.
  • Kaufhold, R. (2013): Im KZ-Drillich vor Gericht: Ein Sammelband beschreibt, wie Serge und Beate Klarsfeld Schoa-Täter aufspürten und der Gerechtigkeit zuführten, Jüdische Allgemeine, 6.7.2013: www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/16379
  • Kaufhold, R. (2016): Briefwechsel: Geschichte einer Freundschaft. Die bemerkenswerte Korrespondenz von Fritz Bauer an Thomas Harlan, Jüdische Allgemeine, 7.1.2016: https://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24292
  • Oliver Schröm und Andrea Röpke (2002): Stille Hilfe für braune Kameraden. Das geheime Netzwerk der Alt-und Neonazis. Ch. Links Verlag.
  • Schmitz, T. (2000): Blutbande: „Stille Hilfe“, die letzte Nazi-Organisation. In: Schmitz, T. In Hitlers Schatten, Grelingen, S. 159-170
  • Wildt, M. & K. Himmler (2014): Himmler privat. Briefe eines Massenmörders. München: Pieper-Verlag.

 

Vom Autor erscheint 2019 beim Psychosozial Verlag ein Buch über Leben und Wirken von Peter Finkelgruen.

 

Ergänzung vom 03.07.2018

Peter Finkelgruen hat seine Erfahrungen mit der einflussreichen Himmler-Tochter Burwitz nach deren Tod in einer persönlichen Mitteilung (3.7.2018) für diesen Beitrag so zusammen gefasst:

„Wie das Netz der ehemaligen Nazis letztlich die Herrschaft im Nachkriegsdeutschland bis in die neunziger Jahre geprägt haben, dafür ist die Biographie von Gudrun Burwitz ein Paradebeispiel. Nach dem Selbstmord des Vaters fand Gudrun (Püppi) Himmler Unterkunft in den Bolschwinghschen Anstalten Bethel. Leiter war damals der ehemalige Gestapochef von Prag, Ernst Gerke. Als erwachsene Frau wurde sie der Kopf der "Stillen Hilfe". Sie vermochte mit einem Schreiben (nur ein Schreiben?) an die Kreisverwaltung München, dieses stand unter der Leitung von Hans Peter Uhl, zu erreichen, dass dem staatenlosen, international gesuchten Kriegsverbrecher Anton Malloth deutsche Personalpapiere ausgestellt wurden. Und dem Mörder meines Großvaters, Anton Malloth, wurde ein vollumfänglicher Schutz der Stadt München gewährt. Erst durch die Arbeit von Oliver Schröm und Andrea Röpke (2002) erfuhr ich konkret, wie und wie weitgehend ich selbst ins Visier der Stillen Hilfe geraten war. Gudrun Burwitz´ Tätigkeit für den BND bestätigt, dass dieser seit seiner Gründung eine kriminelle Vereinigung war.“

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