Erik And Sons - Neonazis stehen auf Einheitskleidung

Das Geschäft mit Neonaziklamotten ist offenbar profitabler als gedacht: Mit "Erik and Sons" ist ein Kleidungslabel aufgetaucht, das die Symbolik von "Thor Steinar" kopiert. Bei Ebay darf die Marke nicht mehr verkauft werden.

Von Johannes Radke

Zweideutige Runen, völkische Symbolik und rechtsextreme Kundschaft - der kommerzielle Erfolg der umstrittenen Modemarke Thor Steinar aus Königs Wusterhausen lockt offensichtlich erste Nachahmer. Mit "Erik and Sons" gibt es neuerdings ein Modelabel, das der in der Neonazi-Szene äußerst beliebten Marke zum Verwechseln ähnlich sieht. Und das sind nicht die einzigen Überschneidungen zwischen beiden Labels.
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Registriert wurde Erik and Sons im Februar 2007 auf den Namen Petra Maier aus Senzig bei Königs Wusterhausen. Auffällig ist, dass der Inhaber der Firma Tex.Sell, die für Erik and Sons auftritt, Udo Siegmund aus dem brandenburgischen Niederlehme ist. Siegmund war vor einigen Jahren der Anmelder der Webseiten von Thor Steinar. Jetzt will er offensichtlich mit einer eigenen Mode die gleiche Zielgruppe erreichen.

Thor Steinar scheint sich inzwischen Sorgen über die neue Konkurrenz zu machen. In einem Rundbrief an alle Kunden warnte die Firma im Sommer 2007 ausdrücklich vor "Trittbrettfahrern, Kopierern und Betrügern". Bisher wird Erik and Sons fast ausschließlich über einschlägige rechtsextreme Geschäfte und Versände vertrieben. Ein Motiv läuft beispielsweise unter dem Namen "Sleip" und wird in rechtsextremen Läden als "Sleipnir" beworben. Für Neonazis ist das kein unbekannter Begriff. Sleipnir ist eine der aktivsten rechtsextremen Musikgruppen Deutschlands, mit guten Verbindungen zum illegalen Blood-&-Honour-Skinheadnetzwerk und zur rechtsextremen NPD, für die die Band mehrfach auftrat.

"Das ist zu 100 Prozent das Konzept von Thor Steinar", sagt Toni Peters vom antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum. In der rechtsextremen Szene werde die Marke aber eher skeptisch aufgenommen. "Es wird gemutmaßt, dass es Erik and Sons mehr ums Geld geht als um die Szene", sagt Peters. Die Marke hatte bis Ende 2007 ein eigenes Geschäft im Baumschulenweg in Treptow-Köpenick.

Eine andere Spur von Erik and Sons führt nach Völkenroth im Hunsrück zu den Firmen "HJN Outdoor-Products" und "Danneland GmbH". Letztere verkaufte zeitweise Kleidung von Erik and Sons. Inhaber beziehungsweise Geschäftsführer beider Firmen ist der Völkenrother Hans-Jürgen Neu. Er verkaufte bislang in seinem Outdoor-Laden nicht nur Kleidung von Thor Steinar und Erik and Sons, sondern auch Teleskopschlagstöcke und schwarz-weiß-rote Fahnen.

Ebenso wie gegen Thor Steinar engagieren sich Initiativen und Politiker gegen Erik and Sons. Unter anderem die Berliner Grünen. "Egal mit welchem Anstrich rechte Symbolik daherkommt - man muss dagegen ankämpfen und über die Hintergründe der verantwortlichen Firmen aufklären", sagt die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann. Sie warnte vor der aktuellen Entwicklung in der Neonaziszene, die rechtsextreme Symbole und Kleidung in der Gesellschaft salonfähig machen wollten.

Im Hunsrück mobilisiert eine Bürgerinitiative gegen Hans-Jürgen Neu und Erik and Sons. In einem offenen Brief forderten sie die Behörden auf, Neu den Waffenschein abzuerkennen und in Zukunft auf den Abdruck von Anzeigen seines Geschäfts im Amtsblatt zu verzichten. Die örtliche Sparkasse wurde gebeten, das Konto des Ladens zu kündigen. "Wir betrachten Kleidungslabel wie Thor Steinar oder Erik and Sons als Einstiegsdroge für Jugendliche in die rechtsextreme Szene", sagte Petra Müller von der Initiative für politische Aufklärung Hunsrück. Es gehe darum, aufzuklären, was die Hintergründe dieser scheinbar unpolitischen Marken sind. Der CDU-Bürgermeister von Kastellaun, Marlon Bröhr, reagierte indes zurückhaltend auf die Recherche-Ergebnisse der Gruppe. "Ich bin hier nicht der moralische Oberwächter", sagte Bröhr der taz.

Reagiert hat inzwischen allerdings das Internet-Auktionshaus Ebay. Seit einigen Tagen dürfen dort Kleidungsstücke von Eric and Sons - ebenso wie von Thor Steinar - nicht mehr angeboten werden.

Dieser Text erschien in der taz vom 26.03.2008

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