Die Sitzeverteilung im Bundestag nach der Bundestagswahl 2017.
Bundeswahlleiter

Bundestagswahl 2017: 12,6 Prozent stimmen für Rassismus und Demokratiefeindlichkeit

Mit rechtsextremen, rassistischen und demokratiefeindlichen Positionen hat die AfD 12,6 Prozent der Stimmen in Deutschland gewonnen. Fast 5,9 Millionen Menschen möchten also eine Demokratie mit Gleichwertigkeit, Minderheitenschutz und gleichen Freiheitsrechten für alle gegen Provokation ohne Lösungen, Feindlichkeit gegen Minderheiten oder gar eine Autokratie oder Diktatur tauschen. Wer hat die AfD gewählt? Hier ein Überblick.

 

Die höchsten Zustimmungsraten (nach Zweitstimmen) erreichte die AfD in folgenden Bundesländern:

 

Sachsen: 27,0% (Stärkste Kraft)

In 5 Kreisen in Sachsen erzielte die AfD sogar über 30% der Stimmen.

 

Thüringen: 22,7% (2. Stärkste Kraft)

Brandenburg: 20,2 % (2. Stärkste Kraft)

Sachsen-Anhalt: 19,6% (2. Stärkste Kraft)

Mecklenburg-Vorpommern: 18,6% (2. Stärkste Kraft)

 

In den anderen Bundesländern blieb die AfD unter dem Bundesdurchschnitt:

Bayern: 12,4% (3. Stärkste Kraft)

Baden-Württemberg: 12,2% (5. Stärkste Kraft)

Berlin: 12,0% (5. Stärkste Kraft)

Hessen: 11,9% (3. Stärkste Kraft)

Rheinland-Pfalz: 11,3% (3. Stärkste Kraft)

Saarland: 10,1% (4. Stärkste Kraft)

Bremen: 10,0% (5. Stärkste Kraft)

NRW: 9,4% (4. Stärkste Kraft)

Niedersachsen: 9,1% (4. Stärkste Kraft)

Schleswig-Holstein: 8,3% (5. Stärkste Kraft)

 

Niedrigstes Ergebnis in Hamburg: 7,8%

 

Ost-West-Vergleich

 

Westdeutschland mit West-Berlin: 10,7% (Hochrechnung um 23:49)

Ostdeutschland mit Ost-Berlin: 20,5 % (Hochrechnung 00:12)

Nach Geschlecht

 

Im gesamtdeutschen Vergleich wählten 9% der Frauen und 16% der Männer AfD.

 

27 % der ostdeutschen Männer wählten die AfD.

17 % der ostdeutschen Frauen wählten die AfD.
 

13 % der westdeutschen Männer wählten die AfD.

8 % der westdeutschen Frauen wählten die AfD.

 

(vgl. Forschungsgruppe Wahlen / heute.deZEIT)

 

Nach Alter

 

Die AfD erreichte die höchsten Zustimmungsraten bei den 30-44-Jährigen und den 45- bis 59-Jährigen.

 

11 % der unter 30-Jährigen,

16 % der 33-44-Jährigen,

15 % der 45-59-Jährigen und

10 % der über 60-Jährigen wählten die AfD.

 

(vgl. Forschungsgruppe Wahlen / heute.de)

 

Nach Berufen:

 

19 % der Arbeiter,

11 % der Angestellten,

10 % der Beamten und

12 % der Selbstständigen wählten die AfD.

 

(vgl. Forschungsgruppe Wahlen / heute.de)

 

Nach Bildung:

 

14 % der Menschen mit Hauptschulabschluss,

17 % der Menschen mit mittlere Reife,

11 % der Menschen mit Abitur und

7 % der Menschen mit Hochschulabschluss wählten die AfD.

 

(vgl. Forschungsgruppe Wahlen / heute.de)

 

Gibt es AfD-Direktmandate?

 

Die AfD hat drei Direktmandate in Sachsen gewonnen: Frauke Petry gewann im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 37,4 Prozent der Stimmen, Tino Chrupalla in Görlitz mit 32,4 Prozent und Karsten Hilse im Wahlkreis Bautzen I mit 33,2 Prozent der Stimmen.

 

Wie viele AfD-Politiker_innen sitzen im Bundestag und was heißt das?

 

Die AfD gewinnt 94 Sitze im Bundestag.

 

  • Damit bekommt die Afd rund 15 Millionen Euro jährlich an Fraktionsmitteln.

  • Sie bekommt 23,5 Millionen Euro jährlich für Mitarbeiter_innen.

  • Sie bekommt 4,8 Millionen Euro jährlich für Wahlkreisbüros, 1,1 Millionen Euro für Büroausstattung.

  • Dazu kommen die Abgeordnetendiäten von ca. 11 Millionen (brutto) jährlich an die 94 AfD-MdB.

  • Weiterhin stehen der AfD kostenlos Fraktionsbüros und 94 große Abgeordnetenbüros in Berlin zur Verfügung. Dazu kommt dann noch je Abgeordnetem bzw. Abgeordneter eine BahnCard 100, kostenlose Inlandsflüge bei Mandatsausübung und Fuhrparknutzung innerhalb Berlins. Und natürlich die Nutzung der „Bundestagslogistik“, wie z.B. Gutachten durch den wissenschaftlichen Dienst erstellen lassen, etc.

  • Dazu kommt noch die Wahlkampfkostenerstattung.

 

Mit dieser Ausstattung wird sich der Rechtspopulismus in Deutschland schnell professionalisieren können.

 

Warum wurde die AfD gewählt?

 

31 Prozent der AfD-Wähler_innen gaben in Umfragen am Wahltag an, die AfD aus politischer Überzeugung gewählt zu haben. 60 Prozent sagten, sie täten dies aus Protest gegen und Enttäuschung über die etablierten Parteien.

Diese Aussage ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Schließlich hätten sie aus Protest auch eine der anderen kleinen Parteien wählen können, entschieden sich aber doch für die rassistische, rechtspopulistische bis rechtsextreme und offen demokratiefeindliche AfD. Und die weiteren Befragungen zu ihrer Motivation zeigten auch deutlich, dass es doch inhaltliche Gründe sind.

 

Eine interessante Befragung zu Motiven hat Infratest Dimap für Tagessschau.de:

  • 49 % der Befragten sagen: “Die AfD hat besser als andere verstanden, dass sich viele Menschen nicht mehr sicher fühlen.” (AfD-Wähler_innen: 99 %)
  • 37 % der Befragten sagen: “Ich finde es gut, dass die AfD den Einfluss des Islam in Deutschland verringern will.”   (AfD-Wähler_innen: 99 %)
  • 35 % der Befragten sagen: “Ich finde es gut, dass die AfD den Zuzug von Flüchtlingen stärker begrenzen will.”  (AfD-Wähler_innen: 96 %)
  • 86 % der Befragen sagen: “Die AfD distanziert sich nicht genug von rechtsextremen Positionen.”  (AfD-Wähler_innen: 55 %)

 

AfD-Wähler_innen sorgen sich…

 

  • um den Verlust deutscher Kultur (95 %).
  • dass sich das Leben in Deutschland zu stark verändern wird (94 %).
  • dass der Einfluss des Islam in Deutschland zu stark wird (92 %).
  • dass unsere Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet (91%)
  • dass die Kriminalität künftig massiv zunimmt (91 %).

 

Themen, die AfD-Wähler_innen angesprochen haben:
 

  • Terrorismusbekämpfung (69 %)
  • Kriminalitätsbekämpfung (61 %)
  • Zuwanderung von Flüchtlingen (60 %)

 

14 % der AfD-Wähler_innen wollen ein weltoffenes Deutschland - 85 % wollen “nationale Grenzen”.

 

Besonders deutlich wird die Zustimmung zu AfD-Positionen beim Thema Geflüchtete:
 

  • 100 % der AfD-Wähler_innen sagen: “Abgelehnte Asylbewerber sollen schneller abgeschoben werden.”
  • 97 % haben Angst vor wachsendem Einfluss des Islam.
  • 97 % haben Sorge, dass sich das Land durch Geflüchtete zu stark verändert.
  • 89 % wollen, dass die Zahl der Flüchtlinge auf Dauer begrenzt werden soll.
  • 51 % meinen, für die Integration von Geflüchteten solle mehr getan werden.
  • 100 % der AfD-Wähler_innen geben an, mit Angela Merkels Flüchtlingspolitik unzufrieden zu sein.

 

Woher kommen die AfD-Wähler_innen politisch?

 

Die Wählerwanderung zeigt:

  • 1,47 Millionen (35%) waren bisher Nichtwähler_innen.
  • 1.040.000 (21%) kamen von der CDU/CSU.
  • 510.000 (10%) kamen von der SPD.
  • 420.000 (6%) kamen von der Linken.
  • 120.000 (3%) kamen von der FDP.
  • 50.000 (1%) kamen von den Grünen.

(vgl. ZEIT).

 

Spaltet sich die AfD jetzt gleich in einen rechtskonservativen und einen rechtsextremen Flügel?

Frauke Petry tritt mit der ersten Pressekonferenz der AfD nach der Bundestagswahl am heutigen 25.09.2017 aus der AfD-Fraktion aus und beginnt damit die Spaltung der AfD. Auf Facebook schreibt sie: “In einer Partei, die seit fast einem Jahr die realpolitischen Vertreter zunehmend marginalisiert, in der gemäßigte Mitglieder auf allen Ebenen diskreditiert werden, droht das einst kraftvolle politische Programm unter die Räder zu geraten. Die stille Abwanderung von seriösen Mitgliedern aus allen Parteigliederungen ist dafür ein schmerzliches Zeichen. Da ich diesen Exodus an politischem Know-How und Personal aus meiner Position heraus nicht mehr aufhalten kann, habe ich mich nach langem Ringen entschlossen, der neu zu bildenden AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag NICHT anzugehören. Stattdessen werde ich als Einzelabgeordnete einer vernünftigen konservativen Politik Gesicht und Stimme verleihen. Ich werde auf andere Weise aktiv dafür sorgen, dass wir spätestens 2021 die tatsächliche gesellschaftliche Wende einleiten können.”

Dabei handelt es sich offenbar um taktische Vernunft, nicht um politische: Sie benennt als Themen, die sie weiter bearbeiten will, “illegale Einwanderung, (...)einen währungspolitischen Offenbarungseid in Europa, (...) ideologische Experimente à la Energiewende oder „Ehe für alle“.”

 

Und die NPD?

Die NPD erhielt 176.715 Zweitstimmen, dass sind 0,4 Prozent. Damit fallen sie aus der Wahlkampfkostenrückerstattung heraus (dafür sind 0,5 Prozent nötig).

 

Alle Ergebnisse der Bundestagswahl auf www.bundeswahlleiter.de

 
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