Warum engagieren sich in großen Städten trotzdem immer nur dieselben gegen Nazis? Könnten es nicht mehr sein, wenn mehr die Informationen über Naziaktionen und Gegenaktionen bekommen würden? Das testet die Mobile Beratung gegen Rechtsextremimus Berlin (MBR) jetzt mit einer eigenen Informations- und Mobilisierungs-Plattform im Internet: www.Berlin-gegen-Nazis.de. Die sieht gut aus und wurde heute auf einer Pressekonferenz in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
Von Simone Rafael
Für Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat ist diese Pressekonferenz im Tipi am Kanzleramt ein angenehmer Termin: "Unser Landesprogramm gegen Rechtsextremismus ist sehr erfolgreich. Tagtäglich versuchen Nichtdemokraten, die Vielfalt in unserer Stadt anzugreifen. Aber tagtäglich werden auch viele Engagierte nicht müde, sich den Rechtsextremen entgegen zu stellen", sagt Dilek Kolat und berichtet: "Letztes Wochenende war ich spontan bei einer der NPD-Kundgebungen gegen das Flüchtlingsheim in Neukölln. Und genauso spontan wie ich waren da hunderte andere Menschen. Ein solidarischer Kontext, ein Bild des Schulterschlusses. Die 15 Nazis standen auf einer Tankstelle. Lautstarke Gegenproteste verhinderten ihr Auftreten vor dem Flüchtlingsheim." Weil Kolat sich mehr solcher Momente des Miteinaders gegen Menschenfeinde wünscht, fördert ihr Haus nun die Vernetzungsplattform www.Berlin-gegen-Nazis.de, getragen von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR). Und hinter dem Podium der Pressekonferenz tanzt der Bär. Eigentlich sind es sogar vier. Sie bilden das Logo der Aktion, mit dem Slogan "Berlin gegen Nazis. Wir sind viele".
Diese "Vielen" zu vernetzen, mehr noch als bisher, möchte die MBR mit der neuen Website. Hier gibt es einen aktuellen Terminkalender, was los ist in Berlin zum Thema Nazis, Demokratie und Engagement, es gibt Ideen, wie so ein Engagement aussehen kann - von der Bastelanleitung für Sprechblasen-Schilder bis zu Ausstellungsideen, wenn die NPD zu Besuch kommt. "Wir wollen zeigen, wie man schlau, witzig und effektiv engagiert sein kann", sagt Bianca Klose, Leiterin der MBR und ergänzt: "Wir sind viele, wir sind divers, und wir sind solidarisch - das sollte Berlin auch zeigen."
Möglich ist dies auch durch zahlreiche Merchandising-Produkte mit den "Berlin gegen Nazis"-Logo, die über die Website bezogen (oder von ihr einfach ausgedruckt) werden können. Eine schöne Verwendung zeigt der Fußballverein "Türkiyemspor": Er druckte das Logo auf die Trikots seines Landesliga-Frauenteams. Auch das Unternehmen Vattenfall engagiert sich schon länger gegen Rechtsextremismus. Alexander Jung, Generalbevollmächtigter von Vattenfall Berlin, erklärt: "Wir wollen auch in der Belegschaft dafür werben, sensibe lfür Rechtsextremismus zu sein und sich zu engagieren." Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg ergänzt: "Für eine offene und tolerante Gesellschaft müssen wir alle etwas tun. Das Engagement gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist eine gesamtgesllschaftliche Aufgabe." Berlin-gegen-Nazis.de will nun dafür sorgen, dass dies auch online gut koordiniert wird.
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