Alex Jones gilt als eine der Ikonen der Trutherbewegung. Seine Verbindungen zu Rechtsextremen werden dabei aber gerne von der Szene verschwiegen oder kleingeredet, ebenso wie viele die antisemitische Haltung in seinen Filmen nicht erkennen mögen. Teil 2: Die "New World Order".
Von Johannes Baldauf
Teil 2: New World Order
Hinter dem Begriff der New World Order verbirgt sich die Vorstellung von der Vereinigung aller Nationen unter dem Dach einer Weltregierung. Diese Idee wurde einerseits von H.G. Wells in seinem Werk „The New World Order“ vertreten, als auch schon früher von dem amerikanischen Präsidenten Wilson nach dem Ende des ersten Weltkriegs. Eine Renaissance des Begriffs gab es sowohl nach dem Ende des zweiten Weltkriegs als auch nach dem Ende des Kalten Kriegs, also immer dann, wenn für die westliche Hemisphäre einschneidende historische Umbrüche stattfanden. Dabei hat der Begriff eine positive Konnotation und drückt die Sehnsucht nach einem neuen, friedlichen Zeitalter aus.
Allerdings wurde der Terminus ebenso von den Nationalsozialisten verwendet, die damit ihrerseits ein goldenes Zeitalter verbanden, welches aber nach ihren rassistischen Vorstellungen geordnet sein sollte. Im verschwörungstheoretischem Zusammenhang wurde der Begriff bis in die frühen 90er Jahre hauptsächlich in den USA von fundamentalistischen Christen und den Neo-Milizen verwendet und ist entgegen der ursprünglichen Konnotation rein negativ belegt. Da Alex Jones im Kontext dieser rechtsradikalen Bewegungen zu sehen ist, verwundert die Verwendung des Begriffs bei ihm nicht.
Für die Beschreibung, wie diese NWO dann aussehen soll, wird regelmäßig auf die dystopischen Werke „1984“ von George Orwell und „Brave New World“ von Aldous Huxley verwiesen. Vor allem Orwells Werk wird im Kontext immer stärker werdender Überwachung durch den Staat oft rezipiert und Verweise auf den Big Brother gehören mittlerweile zum allgemeinen Kulturgut, so dass das Aufzeigen dieser dystopischen Verhältnisse der Verschwörergemeinde stetigen Zulauf beschert. Diesen Orwell-Rückgriff nimmt auch Jones mit seinem Schlachtruf: „The answer to 1984 is 1776“ vor, was ein Verweis auf die Unterscheidung zwischen guter Verfassung und böser Regierung darstellt.
Der Begriff New World Order muss im verschwörungstheoretischen Kontext als umbrella term bezeichnet werden. Unter seinem Dach vereinigen sich fast alle gängigen Verschwörungstheorien, die sich voneinander teils stark unterscheiden, aber deren Blaupause dennoch die gleiche bleibt: Die globale Herrschaft einer kleinen Elite über den Rest der Menschheit.
Variationen gibt es in der Zuschreibung, wer diese Elite darstellt und in der Wahl der Machtmittel zur Kontrolle bzw. zur Erlangung derselben. In Alex Jones Film "Endgame" heißt es:
„In diesem Film werden Sie erfahren, wie unsere Welt wirklich regiert wird. Sie werden sehen wie streng geheime Organisationen ineinandergreifen und ein weltumspannendes Geheimdienstnetzwerk formen. Diese Gruppe steuert die Ereignisse auf dem Planeten seit hunderten von Jahren. Jetzt, in der finalen Phase der Operation, trifft sie Vorkehrungen für eine offen proklamierte Weltregierung. Ein Ziel welches Tyrannen durch die gesamte Geschichte hindurch ersehnt hatten.“
Die Elite wird auf verschiedene Institutionen oder Zusammenschlüsse projiziert, welche namentlich sind: die Bilderberger Group, das Council of Foreign Relations, die Trilaterale Komission, Wallstreet-Banker und der Military-Industrial-Complex. Dabei wird keine klare Hierarchie vorgenommen und die Gruppen werden wechselweise synonym oder aufeinander bezogen genannt. Hinter diesen Gruppen, die die Hauptangriffsziele von Jones' Attacken sind, verbirgt sich eine Elite von Bankiers, denen die aufgezählten Gruppen als Erfüllungsgehilfen ihrer Pläne dienen.
| Teil 3: Der spezielle Antisemitismus in Alex Jones‘ Filmen
| Teil 4: Truther und Infokrieger
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