Workshop in Mainz: Ivan Klasnic (Deutscher Meister 2004 mit Werder) war auch dabei
Show Racism the Red Card

Rote Karte gegen Rassismus: Lernort Stadion

Für junge Fußballfans zwischen acht und 13 Jahren ist es das Größte: Die eigenen Idole treffen und das auch noch mitten im Stadion. Umso besser, wenn die Kinder und Jugendlichen dabei auch noch etwas über ein ernstes Thema erfahren können: Rassismus und Diskriminierung. Die Initiative "Show Racism the Red Card" ermöglicht solche Lernerlebnisse mit ihren Workshops.

Von André Anchuelo

"Besonders beeindruckt hat uns, als wir konkret auf Fußball eingegangen sind, dass auch berühmte Spieler sich von rassistischen Rufen und Lauten so sehr beleidigt fühlen, dass sie am liebsten das Spiel abbrechen würden." Das schreiben die jungen Teilnehmenden eines solchen Workshops, der Ende Januar im Stadion des Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 stattfand. Der begeisterte Bericht der Klasse 6a der 'Kaiserpfalz-Realschule plus Ingelheim' endet mit den Worten: "Danke für diesen Tag!"

Im Januar und Februar stand in der Mainzer Arena und im Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadion alles unter dem Motto "Zeig Rassismus die Rote Karte". In Kooperation mit dem 1. FSV Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern veranstaltete "Show Racism the Red Card - Deutschland e.V." für Schülerinnen und Schüler aus der Region Rheinland-Pfalz interaktive Workshops. Zwischen dem 21. Januar und dem 20. Februar nahmen insgesamt sieben Schulklassen daran teil.

Rassismus im Stadion und im Alltag

Im Mittelpunkt standen die Themen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung. Diese wurden sowohl anhand realer Beispiele aus dem täglichen Leben der Schülerinnen und Schüler als auch durch filmische Elemente aus dem Bereich des Profi-Fußballs veranschaulicht. Die Teilnehmenden wurden dadurch auf bestehende Probleme und Erscheinungsformen von Rassismus aufmerksam gemacht. Auf dieser Grundlage aufbauend wurden dann Herangehensweisen und Gegenmaßnahmen erarbeitet und diskutiert, die nicht nur im Fußballstadion, sondern auch im Alltag anwendbar sind.

Auch der FC Bayern zeigt Rassismus die Rote Karte

Begleitet wurde die unterschiedlichen Veranstaltungen vom Mainz 05-Spieler Ivan Klasnic, Marius Müller vom 1. FC Kaiserslautern, den Fanbeauftragten von Mainz 05, Dirk Weber und David Moschner, sowie dem ehemaligen Fanbeauftragten und jetzigen Mitarbeiter der Pressestelle des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Roßkopf, die mit Ihren Erfahrungen und Berichten die Workshops bereicherten und gemeinsam mit den Teilnehmenden symbolisch "Rassismus die Rote Karte zeigten".

Kooperation mit zahlreichen Fußballvereinen

Bereits seit 2010 führt "Show Racism the Red Card" regelmäßig solche Workshops und Projekttage durch. Pilotveranstaltungen, die damals in Mainz, bei Borussia Mönchengladbach und beim FC Augsburg angeschoben wurden, haben die Initiative in Deutschland schnell über den Gründungsort Augsburg hinaus bekannt gemacht. Inzwischen ist sie seit mehr als zwei Jahren mit ihren Workshops unterwegs und arbeiten mit zahlreichen Fußballvereinen im Profi- und Amateurbereich zusammen. In den Jahren 2011 und 2012 hat das Team mit über 2000 Kindern und Jugendlichen gearbeitet.

Der Politikwissenschaftler Andreas Hellstab brachte die Idee 2009 von einem Praktikum in England mit. In Newcastle hatte er einige Monate bei der dortigen "Mutter"-Initiative gearbeitet. Im Vereinigten Königreich gibt es "Show Racism the Red Card" schon seit 1996. Seit Anfang 2012 sitzt der deutsche Zweig in Berlin, vergangene Woche bezog die Initiative im Bezirk Tiergarten erstmals eine eigene Geschäftsstelle.

Interaktive Methoden

"In unseren Veranstaltungen haben die Kinder die Möglichkeit, sich mit den Themen Rassismus und Diskriminierung mit neuen, interaktiven Methoden auseinanderzusetzen", erklärt Hellstab. "Ziel unserer Workshops ist, Kinder und Jugendliche für diese Themen zu sensibilisieren und auf Verhaltensmöglichkeiten aufmerksam zu machen." So würden etwa Rollenspiele genutzt, um den Teilnehmenden andere Perspektiven aufzuzeigen. Zum Abschluss gibt es als Highlight noch ein Gespräch mit einem Fußball-Profi.

"Show Racism the Red Card"-Projektfilm

Auf der Website der Initiative ist in einem Video unter anderem der frühere HSV-Spieler Jimmy Hartwig zu sehen. Der zweimalige deutsche Nationalspieler, Sohn eines Afro-Amerikaners und einer Deutschen, erzählt darin von seinen Erfahrungen mit Rassismus im Stadion: Wie er beschimpft wurde und wie sehr ihn das heute noch aufregt: "Deswegen mache ich diese Veranstaltungen – damit Euch das nicht passiert."

Auch viele namhafte Profiklubs unterstützen die Initiative. Nicht nur durch die Kooperation bei der Durchführung der Workshops, sondern auch durch Teamfotos, die sich Fans der Vereine auch auf der Website von "Show Racism the Red Card" herunterladen können. Dort finden sich auch die Kontaktdaten für Leute, die mit ihrer Schulklasse, ihrem Verein oder ihrer Jugendeinrichtung an den Veranstaltungen teilnehmen wollen.

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