Am 1. Juni haben der Berliner Fußballverband und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg einen gemeinsam entwickelten Leitfaden für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zum Umgang mit Homophobie vorgestellt. Dieser klärt in kurzen und leicht verständlichen Texten über Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit auf und stellt gleichzeitig Handlungsmöglichkeiten gegen Diskriminierung vor.
Von Joachim Wolf
Unter der Überschrift "Worüber reden wir überhaupt?" liefert der Leitfaden zunächst klar verständliche Definitionen der Begriffe "Homophobie" und "Beleidigung". Dabei stellen die Autoren beispielsweise klar, dass es sich bei "Homophobie" um eine "irrationale, weil sachlich unbegründete Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen" handelt, die sich "in Form von Ausgrenzung, Diskriminierung, Nichtwahrnehmung oder sogar Gewalt" ausdrücken kann.
Auch die wichtige Frage nach einer "Rangfolge von Beleidigungen" stellt der Leitfaden - wird doch schon seit längerem beanstandet, dass sexistische und homophobe Beleidigungen im Fußball weniger sanktioniert zu werden scheinen als beispielsweise rassistische Anfeindungen. Und auch hier findet die Handreichung klare, deutliche Worte: "Menschenverachtende Beschimpfungen müssen immer tabu sein. Es ist völlig egal, welche Personengruppen als Symbol für Schwäche oder Minderwertigkeit herhalten muss".
In einem dritten Schritt zitiert das Faltblatt dann die wichtigsten Richtlinien des DFB und der FIFA zum Vorgehen bei diskriminierenden Handlungen. Dabei wird deutlich: Es gibt bereits eine Fülle an klaren Handlungsanweisungen für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Ergänzt werden die Regeltexte durch grafisch besonders hervorgehobene Kommentare, wie beispielsweise "hier sind alle menschenverachtenden Vorkommnisse gemeint, also auch homophobe Vorkommnisse" und "diese werden in der Praxis auch für alle weiteren Arten von Diskriminierung angewandt, z.B. bei Antisemitismus oder Homophobie!". Damit zeigt der Leitfaden allerdings auch auf, wie wichtig es anscheinend ist, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter auch und gerade im Umgang mit Homophobie zu schulen.
Gleichzeitig verweist die Handreichung in einem letzten Teil darauf, dass es nicht nur Aufgabe der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sein kann, gegen Homophobie im Fußball vorzugehen- auch Trainerinnen und Trainer, Spielerinnen und Spieler sowie Fans, Eltern und Vereine sind hier gefragt. An Fußballvereine richtet sich dementsprechend beispielsweise der Hinweis: "Geht mit gutem Beispiel voran: Ein Absatz in der Satzung sollte sich explizit gegen Diskriminierung wenden". Und den Fans und Eltern raten die Autoren: "Achtet auf die Menschen, die um euch herum stehen, und sagt ihnen, wenn sie sich verbal daneben benehmen."
Auch wenn dem nicht mehr viel hinzuzufügen zu sein scheint, kann ein solcher Leitfaden nur ein erster Schritt in der so wichtigen Auseinandersetzung mit dem Thema Homophobie sein, dem weitere Schritte folgen müssen.
Entwickelt wurde das Faltblatt mit dem Titel "Rote Karte für Homophobie" im Rahmen der Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt". Es kann ab sofort per Email (soccer@lsvd.de) bezogen werden. Auch als Download steht der Leitfaden auf der Website des Berliner Fußball-Verbandes zur Verfügung: