Auch bei der "Sportschau" vergreifen sich Reporter im Ton
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Bitte auf die Sprache achten!

Einen "Triumph des Willens" nannte die "Sportschau" den sensationellen WM-Erfolg von Schwimmer Thomas Lurz. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Sportjournalisten im Ton vergreifen und damit eine Grenze überschreiten.

Von Redaktion fussball-gegen-nazis.de

In der letzten Woche holte Schwimmer Thomas Lurz bei der WM in Barcelona Gold im 25- Kilometer-Wettbewerb. Eine Leistung, die nicht hoch genug bewertet werden kann - war der 33-Jährige doch zum ersten Mal überhaupt über die Marathon-Distanz angetreten und hatte sich trotz offener Wunden als erster in einer Zeit von unter fünf Stunden über die Ziellinie gekämpft. Grund genug für die "Sportschau" in ihrer Samstagsausgabe über diesen sensationellen Sieg, der sicherlich auch auf die Willensstärke des Schwimmers zurückzuführen ist, zu berichten. Allerdings: Der Reporter nannte den Erfolg von Lurz einen "Triumph des Willens ". Damit ist eine Grenze überschritten. Denn: "Triumph des Willens" ist der Titel eines NS-Propagandafilms der Regisseurin Leni Riefenstahl über den Reichsparteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg.  

Dies ist nicht das erste Mal, dass sich ein Sport-Journalist im Ton vergreift: So hatte beispielsweise eine Reporterin im Vorfeld des Champions-League-Finales zwischen Borussia Dortmund und Bayern München während einer Live-Schaltung von London nach Deutschland gefragt: "Wie ist die Stimmung an der Heimatfront?". Und nachdem Katrin Müller-Hohenstein von einem "inneren Reichsparteitag" sprach, den Nationalspieler Miro Klose bei seinem WM-Tor im Spiel gegen Australien gehabt haben müsse, empörte sich die Öffentlichkeit zu Recht über diese Wortwahl. Das ZDF reagierte schnell und ließ mitteilen, es habe sich um eine "sprachliche Entgleisung im Eifer der Halbzeitpause" gehandelt. Außerdem bedauerten Sender und Müller-Hohenstein den Vorfall und versicherten, dass so etwas "nicht wieder vorkommen" werde.   

Anders als den Fans, die in Stadien Parolen wie "Arbeit macht frei! Babelsberg 03" rufen oder Banner mit der Aufschrift "Gas geben, Sachsenhausen!" entrollen, ist den  ModeratorInnen und JournalistInnen selbstverständlich keine rechtsextreme Gesinnung zu unterstellen. Und trotzdem: Gerade sie  sollten bewusster mit Sprache umgehen. Schließlich haben ModeratorInnen und JournalistInnen eine Verantwortung– auch dafür, dass Begriffe, die durch ihre Verwendung in der NS-Zeit eigentlich tabu sind, sich nicht in den alltäglichen Sprachgebrauch einschleichen, sich dort als "normal" festsetzen und so ihren eigentlichen historischen Bezug verlieren.

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