Infostand bei der Fachtagung der KOS
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"Niemals weg oder wieder da?"

Zwischen dem 11. und 24. März fanden in diesem Jahr die internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Anlass auch für die KOS und die Fanprojekte, sich einmal mehr diesen Themen zu widmen. Neben einem von der KOS und dem Interkulturellen Rat veranstalteten Fachtag unter dem Titel "Niemals weg oder wieder da? – Rechtsextremismus im Stadion" gab es auch an anderen Standorten Aktionen.

Von Koordinationsstelle Fanprojekte

Für die KOS steht das Thema Rechtsextremismus bereits seit Längerem auf der Tagesordnung, nicht nur weil der Kampf gegen Diskriminierung und die Stärkung von antirassistischen Fangruppen zum Tätigkeitsfeld der Fanprojekte gehört. Verschiedene (Spiegel-Online) Vorfälle (KOS-News) in den vergangenen (rbb-Online) Monaten (derwesten.de) haben deutlich gemacht, dass eine stärkere Fokussierung auf offenbar wiedererstarkte rechte Hooligangruppen im Stadion notwendig ist. "Uns liegt jedoch sehr daran, den Fußball nicht als abgeschlossenes Feld zu betrachten, sondern hier auch aktuelle gesellschaftspolitische Tendenzen miteinzubeziehen", erklärt Gerd Wagner von der KOS. Das war der Beweggrund für den am 12. März gemeinsam mit dem Interkulturellen Rat ausgerichteten Fachtag gegen Rechtsextremismus, der VertreterInnen aus Fanarbeit und Fußball mit "fußballfernen" ExpertInnen aus den Bereichen Antirassismus und Flüchtlingspolitik an einen Tisch bringen sollte. Insgesamt diskutierten knapp 30 TeilnehmerInnen sowohl über spezifische Hintergründe zu Konflikten in den Stadien, als auch über Parallelen zu allgemeinen gesellschaftlichen Tendenzen. Der politische "Kampf um den öffentlichen Raum", wie Torsten Jäger vom Interkulturellen Rat es formulierte, findet nicht nur im Stadion, sondern auch an anderen Orten statt, in Schulen und Gewerkschaften, auf Konzerten und in Innenstädten.

Spiegel, Zerrbild, Brennglas

Die Inputs aus Aachen, Dortmund und Dresden zeigten dabei die Möglichkeiten und Grenzen des antirassistischem Engagements von Fans und Vereinen ebenso auf wie die auch körperlichen Einschüchterungen und Bedrohungen, mit denen rechtsradikale Gruppen und Personen sich in der Kurve und darüber hinaus eine Dominanz verschaffen können. Vielfach drehte sich dabei die Diskussion um die Rolle des Fußballs und seine besondere Regeln der Fankultur: Bildet er gesellschaftliche Zustände ab oder macht die spezifische Zusammensetzung des Fußballpublikums (mehrheitlich männlich, weiß und deutsch) das Stadion nicht vielmehr zu einem Zerrbild, in dem bestimmte Werte von Härte und Männlichkeit höher gewertet sind als an anderen Orten? In der Einschätzung und Bewertung der Ultrakultur und der Rolle von Gewalt in der Fanszene ergaben sich aus den unterschiedlichen Hintergründen der TeilnehmerInnen anregende Diskussionen. Manche Argumentationsmuster aus den Fan- und Vereinsdebatten um Rassismus und Diskriminierung im Fußball tauchen auch an anderen gesellschaftlichen Orten auf, etwa das Schlagwort "Politik gehört nicht hierher" oder die Gleichsetzung von Linksextremismus und Rechtsextremismus. Ziel des Fachtags war nicht so sehr die Suche nach konkreten Lösungen für einzelne Konflikte, sondern vielmehr ein gemeinsames Reden und Nachdenken über die Erscheinungsformen und Bedingungen von Rechtsextremismus als Problem in Fußball und Gesellschaft. "Uns war mit der Veranstaltung wichtig, über unseren eigenen Tellerrand hinwegzuschauen und die aktuellen Vorfälle nicht ausschließlich aus dem Blickwinkel des Fußballs zu betrachten. Rassismus und Rechtsextremismus im Fußballumfeld wie in der Gesellschaft bleiben immer eine latente Gefahr. Nur durch kontinuierlichen Erfahrungsaustausch, Wissens- und Praxistransfer können wir langfristig Strategien entwickeln, um durch präventive Maßnahmen Rassismus erfolgreich zu begegnen", zog Gerd Wagner ein positives Fazit.

Aktionen von Fanprojekten

Für die Fanprojekte sind Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung an vielen Orten selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit, so auch in den Internationalen Wochen gegen Rassismus: In Saarbrücken präsentierte die Fankontaktstelle "Innwurf" vom 5. bis 20 März im Rathaus der Landeshauptstadt Saarbrücken die vom Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) konzipierte Ausstellung "Tatort Stadion 2". In dem umfangreichen Begleitprogramm ging es um Homophobie im Fußball, die Rolle der ägyptischen Ultras im "Arabischen Frühling" und in die italienische Fankultur. Auch im Schalker Fanprojekt waren die Internationalen Wochen gegen Rassismus Anlass für eine passende Aktion. Die Auswärtsfahrt der "Kids on Tour" für 40 junge Fans zum Spiel in Nürnberg stand unter diesem Fokus. Dazu gehörten ein Quiz, bei dem die Themen Rassismus und Intoleranz behandelt wurden, eine passende Filmauswahl zur Fahrt und anschließende Diskussionen. In Nürnberg selbst schließlich fand noch ein kurzer Besuch auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände am Stadion statt.

Textübernahme mit freundlicher Genehmigung von

Koordinationsstelle Fanprojekte

 

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