Der Untertitel des "Transparent"-Magazins zeigt schon, dass für die Macher des Heftes Fußball, Kultur und Politik zusammen gehören. Das Magazin möchte dabei den Menschen aus den Kurven und allen, die mit ihnen zu tun haben, eine Plattform für ihre Themen bieten. Damit widerlegt die Redaktion auch die weit verbreitete These, Fußball sei unpolitisch.
Von Sebastian Schmelzer
Ob Überwachungsthematik oder Alltagsrassismus, alle gesellschaftlich relevanten Themen finden sich auch in den Fankurven von Fußballstadien wieder. Dementsprechend spielt Politik im "Transparent"-Magazin eine wichtige Rolle und zieht sich durch alle im Heft behandelten Themen. Dies zeigt auch die aktuelle Ausgabe, die seit Februar 2013 erhältlich ist. Hauptthema des Heftes ist der "Kampf in den Kurven". Dabei geht es unter anderem um die Rückkehr der rechten Hooligans in die Fußballstadien. Weitere Themen sind der Fußball im Baskenland sowie der Konflikt zwischen den Fans und den Verbänden. All diese Themen werden dabei auch aus dem Blickwinkel des Fußballfans beleuchtet. Und: Sie sind politisch.
Fußball ist eben nicht nur Fußball
Besonders durch die Politisierung der Fangruppierungen in den letzten Jahren sind der Fußball und die Fanszenen zwar immer mehr in den gesellschaftlichen Blickpunkt gerückt. In der breiten Öffentlichkeit aber soll der Sport dennoch allzu oft nur Sport und somit unpolitisch bleiben. Eine detaillierte Abbildung dessen, was in der Fußballkultur an gesellschaftlichen Themen diskutiert wird, findet nur selten oder lediglich in lokalen Szenen statt. In Printform dabei bisher meist nur über Fanzines mit geringer Auflage und lediglich regionalem Verbreitungsgrad. Hinzu kommt auch, dass sich Ultra- und Fangruppen oft nicht ausreichend oder falsch repräsentiert sehen. Nicht nur in den Massenmedien, sondern in der Öffentlichkeit generell. Zwar wurde das Magazin "11 Freunde" ebenfalls gegründet, um unter anderem Fußballkultur alternativ darzustellen. Doch nach einigen Jahren scheint auch diese Zeitschrift im Mainstream angekommen zu sein. Jedenfalls ist mittlerweile von der alternativen Berichterstattung über Fankultur nicht mehr viel übrig geblieben.
In diese Lücke versucht nun seit April 2012 das "Transparent"-Magazin zu stoßen. Eine besondere Nähe zu den Protagonisten in den Fankurven - den Fans und Ultras – und eine große Leidenschaft für die Sache selbst ergeben sich dabei schon dadurch, dass viele Beteiligte am Magazin selbst fest in der Fankultur verankert sind. Ziel der Redaktion war und ist es allerdings ebenfalls, neben den Fans beispielsweise auch Spieler, Funktionäre und Journalisten zu Wort kommen zu lassen und damit die Fankultur möglichst vielfältig darzustellen. Vertrieben wird "Transparent" über einen eigenen, allein zu diesem Zweck gegründeten, Verlag. Dementsprechend frei ist man (noch) in der Auswahl der Themen und Schwerpunkte. Das Magazin erscheint viermal im Jahr und ist für 3,90 Euro über das Internet (www.transparent-magazin.de), in einigen Fankurven und im Bahnhofsbuchhandel erhältlich.
Fußball war, ist und bleibt politisch
"Transparent" hat sich von Ausgabe zu Ausgabe zunehmend professionalisiert. Dies betrifft in erster Linie die optische Qualität und das Layout, auch wenn hier an einigen Punkten manchmal doch weniger mehr ist. Soll heißen: Innerhalb eines Heftes sollten sich nicht zu viele Designspielarten wiederfinden und auch das Fotolayout einiger sehr schöner Bilder leidet durch ungünstige Schriftarten etwas.
Angesichts der Vielfalt an Themen, die in der Fankultur diskutiert werden (Pyrotechnik, Rassismus, Homophobie und dergleichen), dürfte der Redaktion der Stoff zunächst nicht so schnell ausgehen. Und es würde der Printvielfalt im Fußballbereich auch sehr gut tun, wenn sich ein Magazin für Fankultur am Markt behaupten könnte. Das Potential hierfür ist jedenfalls vorhanden: Der Freundeskreis des "Transparent"-Magazins ist deutlich größer als 11, wie die aktuelle Auflage von 3.500 Stück verrät. Damit das Magazin aber auch weiterhin erfolgreich bleibt, sollte sich dessen Redaktion weiterhin der Tatsache bewusst bleiben, dass Fußball schon immer politisch war, ist und bleibt und diese Philosophie auch nicht aufweichen.
Die detaillierten Themen der 4. Ausgabe:
DER KAMPF IN DEN KURVEN
» Das Recht des Stärkeren?
» Der lange Weg der »Aachen Ultras«
FOTOSTRECKE
» Fotostrecke Leimbachstadion
WAS MACHT EIGENTLICH...
» Uli Borowka
DER MIT DER SOHLE TANZT
» Futsal in Deutschland
FANS UND VERBÄNDE
» Kein Problem – und keine Lösung
» »Die Argumente der Fans müssen gehört und ernst genommen werden«
FUSSBALL IM BASKENLAND
» Eine Gesellschaft im Umbruch - und der Fußball steht an erster Stelle
ROCK THE CASBAH
» Discover Football
KOLUMNE VERBROCHENES.NET
» What else are you gonna do on a Saturday?
UNTERWEGS IN...
» Belize, Wimbledon und Norwegen
KULTUR
» Fußball mit der Kamera
» Buchrezensionen