Auf dem „Schild & Schwert“-Festival sollen MMA-Kämpfer gegeneinander antreten, Redebeiträge gehalten, neonazistischer Merchandise angeboten werden und Bands aus dem „Blood & Honour“ Netzwerk spielen. Wer sind diese Bands?
BTN

Zu diesen Bands wollen Neonazis in Ostritz "abhitlern"

Am kommenden Wochenende wollen Neonazis im sächsischen Ostritz Hitlers Geburtstag feiern. Neben Tattoo-Convention, einem „Kampf der Nibelungen“ „politischen“ Redebeiträgen, werden auch Band auftreten.

 

Von Samira Alshater

 

Im ostsächsischen Ostritz soll am 20. und 21. April 2018 das neonazistische Festival „Schild & Schwert“ im „Hotel Neißeblick“ stattfinden. Weder Datum noch Ort dürften zufällig gewählt sein. Besonders die recht hochkarätigen Bands dürften viele Neonazis – auch aus dem Ausland – an Hitlers Geburtstag nach Sachsen mobilisieren.

Besonders brisant ist, dass das internationale, ultra-rassistische Netzwerk „Blood & Honour“ (B&H) für das Hass-Festival wirbt. Dazu passt, dass viele der in Ostritz auftretenden Bands ebenfalls aus dem „Blood & Honour“-Umfeld kommen.   

„Blood & Honour“ dient dazu, ein profitables Geschäft – Musik, Konzerte, rechtsextreme Erlebniswelt – aufzuziehen und zu dominieren. Obwohl das Netzwerk in Deutschland verboten ist, gibt es bis heute in der Bundesrepublik Bands, Musikproduzenten, Versände und Personen-Zusammenschlüsse, die dem internationalen B&H-Netzwerk angeschlossen sind. Die Einnahmen durch das Musikgeschäft fließen zurück an die Neonazi-Szene. Einer der größten Nutznießer dürfte der ebenfalls verbotene und dennoch bewaffnete Arm „Combat 18“ sein. Ziel dieser Gruppierungen ist die Vorherrschaft der „weißen Rasse“ in einem Führerstaat nach nationalsozialistischer Prägung.

Auch das zweitägige Neonazi-Event von Thorsten Heise in Ostritz ist geprägt durch B&H-Strukturen, wie man deutlich an den eingeladenen Bands sieht.

 

Die Bands für den Balladenabend und die Hardcore Rechtsrock-Konzerte

Nach eigener Ankündigung beginnt der Freitag des „SS-Festivals“ (Schild & Schwert-Festivals)  recht ruhig mit einem „Balladenabend“. Neben Redebeiträgen von Thorsten Heise (NPD), Sascha Krolzig (Die Rechte), Gianluca Bruno (NPD) und Michael Brück (Die Rechte), sind „Der Mann am Klavier“, „Griffin“, „Nahkampf“ (Solo) und „Falk“ (Solo) angekündigt.

Am Samstag sollen die Bands „Oidoxie“ „ Die Lunikoff Verschwörung“, „Kategorie C“ „Bataillon 500“, „Sons of Odin“, „Sturmwehr“ und „Germanium“ auftreten.

Die ursprünglich angekündigte Band „Amok“ wird nicht auf der Bühne stehen. Der als „gefährlichste Neonazi der Schweiz“ bezeichnete Sänger und B&H-Kader Kevin Gutmann wurde jüngst zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er hatte sich im Sommer 2015 an einem Angriff auf einen orthodoxen Juden in der Nähe von Zürich beteiligt. Das Opfer wurde bespuckt und antisemitisch beschimpft, u.a. mit den Worten, dass er nach Auschwitz deportiert würde.

 

„Griffin“: einflussreicher Neonazi- Liedermacher aus Kanada

„Griffin“ ist der Spitzname des heute in Berlin lebenden kanadischen Neonazis David Allen Surrete. Es soll am Freitag seine Hetz-Balladen zum Besten geben. Wahlweise tritt Surette unter dem Namen „Griffin“ und „Stonehammer“ europaweit als Liedermacher auf. Bereits Anfang der 1990er Jahre bestritt er mit der Rechtsrock-Band „Aryan“ aus Toronto Konzerte in den USA, sowie später in Europa, vorrangig im seit 2000 in Deutschland verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerk. Neben seiner musikalischen Betätigung arbeitet er international als Wander-Tätowierer.

Zudem entwarf er zahlreiche Zeichnungen, u.a. für die als kriminelle Vereinigung eingestufte Neonazi-Band „Landser“, sowie deren Nachfolgeprojekt „Die Lunikoff Verschwörung“. Davis Allen Surette gilt bis heute als einflussreicher Neonazis und Bindeglied innerhalb der rechtsextremen Szene, auch aufgrund seiner Voll-Mitgliedschaft in der rechtsextremen, rocker-ähnlichen Gruppierung „Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft“.   

 

„Nahkampf“: Neonazi „Hannes“ beim „Balladenabend“

„Nahkampf“ sind eine Rechtsrock-Band aus Bremen, die ebenfalls eng „Blood & Honour“ verknüpft ist. Sänger Hannes Ostendorf ist Frontmann der rechten Hooligan-Band „Kategorie C". Er wird am Freitag voraussichtlich ein „Balladenprogramm“ mit ganz viel Hass und Menschenverachtung zum Besten geben.

 

„Kategorie C“: Von einer Grauzonen-Band zu einer aus dem „Blood & Honour“-Milieu

„Kategorie C“ ist eine rechtsextreme Hooligan-Band, die 1997 in Bremen gegründet wurde. Der Name „Kategorie C“ bezieht sich auf die Polizei-Bezeichnung für gewaltsuchende Fußballfans, sprich Hooligans. Frontmann und Zugpferd der Band ist der Bremer Neonazi und Hannes Ostendorf, der 1991 an einem Brandanschlag auf ein Bremer Flüchtlingsheim beteiligt war.

Eine Zuordnung der Band „Kategorie C“ zur rechtsextremen Szene kann heute deutlich klarer und eindeutiger stattfinden, als noch vor einigen Jahren. So bestritt die Band bis 2018 zahlreiche Konzerte unter dem Banner von „Blood & Honour“, etwa 2014 in Slowenien und Italien, und teilte sich auch in Deutschland die Bühne mit rechtsextremen Bands. Öffentlich u.a. auf dem „Rock gegen Links“ im thüringischen Themar 2017.

 

„Flak“: NS-Verherrlichung auf der Bühne

Flak existiert seit 2007 und hat sich in der Region Bonn formiert. Das musikalische Spektrum der Neonazi-Band ist eine Mischung aus NS-Verherrlichung und Coversongs von neonazistischen Kultbands wie „Landser“ oder „Radikahl“. Auch rassistische und völkische Textpassagen, wie „Überfremdet und verblendet verkommt die deutsche Jugend (…). Es gibt nur einen Ausweg für unser Volk, unser Blut und unsere Tradition: Revolution.“, finden sich immer wieder. In Ostritz soll es offenbar einen Solo-Auftritt von Sänger und Gitarrist Philipp „Phil“ Neumann geben. Neumann ist sehr gut in der Rechtsrock-Szene vernetzt.

 

„Oidoxie“: Die „Combat 18“-Zelle  

„Oidoxie“ ist eine 1995 gegründete Dortmunder Rechtsrock-Band um den Sänger Marko Gottschalk und den Gitarristen Marco Eckert. „Oidoxie“ sind dank häufiger Liveauftritte in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Bands in der Szene avanciert. Durch den zwischenzeitlichen Wegzug Gottschalks nach Skandinavien (ob das Auffliegen des NSU mit dem Wegzug in Verbindung steht ist nicht belegt) waren Auftritte der Band rar. Seit Gottschalks Rückkehr nach Deutschland ist die Band spätestens seit 2016 wieder fester Bestandteil des deutschen Rechtsrock-Geschehens.

Bekannt wurde „Oidoxie“ vor allem durch ihren Song „Terrormachine“. Darin machen sie kein Geheimnis aus ihrer Nähe zum verbotenen militanten Netzwerk von „Combat 18“. In dem Song heißt es:

“Fighting for our nation, fighting against the scum, if you see the hate in our face you should better run. Fighting for better nations, we want our cities clean. This is the terrormachine, this is combat 18. Terrormachine combat 18 […]. Hail to Combat 18, hail to the Terrormachine.”

Auch die eigene Fangruppe und Security-Truppe der Band, die „Oidoxie Streetfightig Crew“, entwickelte sich in den letzten Jahren immer stärker in Richtung einer „Combat 18“-Zelle. Mutmaßliche Anhänger einer deutschen „Combat 18“-Zelle wurden im September 2017 an der deutsch-tschechischen Grenze von Spezialkräften der Polizei fest gesetzt, nachdem diese zuvor in Tschechien Schießübungen absolviert hatte.

 

„Die Lunikoff Verschwörung“: Die kultige Hass-Band für Neonazis

„Die Lunikoff Verschwörung“ ist eine seit dem Jahr 2004 existente Band rund um den Sänger Michael Regener. Diese war ebenfalls Sänger der inzwischen als kriminelle Vereinigung verbotenen Rechtsrock-Band „Landser“ und gilt in der Neonazi-Szene als Kultfigur. Nachdem 2001 die konspirativen „Landser“ aufgeflogen waren, schließlich vor Gericht kamen und Regener sich mit seinen ehemaligen Bandkollegen überwarf entwickelte sich in der Szene schnell ein Kult um den „standhaften“ und „treuen“ „Landser“-Sänger. Logische Konsequenz: Ein neues Bandprojekt.

Neben Regner besteht „Die Lunikoff Verschwörung“ aus regelmäßig wechselnden Bandmitgliedern. Inhaltlich wie textlich knüpft die Band bruchlos an „Landser“ an. Einziger Unterschied ist, dass die Texte von „Die Lunikoff Verschwörung“ rechtsanwaltlich geprüft werden und nicht gegen Strafgesetze verstoßen.

Trotz der vielen Konzerte und des eigentlichen Kultstatus sinkt die Beliebtheit der Band. Versuche, sich aktuellen Themen wie der Flüchtlingspolitik ernsthaft anzunehmen, blieben ohne den gewünschten Erfolg.  

Dass die „Lunikoff Verschwörung“ aber immer noch zu den „Publikumsmagneten“ zählt, zeigen internationale Auftritte bei Neonazi-Konzerten. Absolvierte Auftritte in Schweden, Ungarn, Estland und in der Ukraine zeugen von einem derartigen Personenkult, den man sicher mit dem Kult um den 1993 verstorbenen Sänger der englischen Rechtsrock-Pionieren „Skrewdriver“ vergleichen kann. Jener gründete in den 10980er Jahren in Großbritannien das „Blood & Honour“-Netzwerk.

 

„Bataillon 500“: Aushängeschild von „Blood & Honour“  in Mecklenburg-Vorpommern

Durch die grenzenlose Verherrlichung des Nationalsozialismus, durch das Image einer Untergrund-Band und durch ihre Historie als Aushängeschild des „Blood & Honour“-Ablegers in Mecklenburg-Vorpommern gelten „Bataillon 500“ in der Neonazi-Szene als authentisch und gefestigt. Das rare Konzertgeschehen, sowie ihr konstantes Wirken im Rechtsrock-Geschäft lässt die Neonazi-Band umso attraktiver für langjährige Rechtsextreme wirken, da mit der Musik ähnlich wie bei „Landser“ eine Brücke in die eigene Vergangenheit und Politisierung geschlagen werden kann. Für junge Neonazis scheint die Rostocker Gruppe vor allem hinsichtlich ihres NS-verherrlichenden Charakters beeindruckend zu sein. Nach Eigenangaben steht „Bataillon“ bei „Schild & Schwert“ das erste Mal seit 18 Jahren wieder live auf der Bühne.
 

„Sons of Odin”:  „Blood & Honour”-Band

„Sons of Odin“ bezeichnen sich selbst als „100% RAC“, wobei „RAC“ die Abkürzung für „Rock Against Communism“ ist. In der rechtsextremen Szene ist dies der Sammelbegriff für rechtsextreme Rockmusik. Auch diese Band ist eindeutig im „Blood & Honour“-Netzwerk zu verorten. Neben dem bereits erwähnten David Allen Surette, genannt „Griffin“, der bereits am Freitag auftreten soll, besteht „Sons of Odin“ sonst ausschließlich aus Mitgliedern der ungarischen „Blood & Honour – Division“

Ihren ersten Auftritt absolvierte „Sons of Odin“ im März 2018 im Rahmen einer „288 Prospect-Party“ in Budapest. „288“ steht für „Blood & Honour Hungary“. Als „Prospect“ bezeichnet man den Anwärter, der seine Fähigkeiten und Loyalität unter Beweis stellen muss bevor er die Voll-Mitgliedschaft in der Gruppierung erlangt. Das „Sons of Odin“ ihren ersten Auftritt in solch einem Rahmen vollzogen, zeugt für die enge Anbindung der Neonazi-Musiker an das „Blood & Honour“-Netzwerk, welches 2000 in Deutschland verboten wurde.

 

„Sturmwehr“: Auch bei B&H-Konzerten in europäischen Ausland

Die etwa 1993 im Raum Gelsenkirchen gegründete Band „Sturmwehr“ ist eine der produktivsten und erfolgreichsten Rechtsrock-Bands in Deutschland. Seit 1995 veröffentlichte die Rechtsrock-Band über 40 CDs. Einige der Alben sind indiziert. Zusätzlich sind auch mehrere Split Veröffentlichungen, u.a. mit der Band „Sleipnir“, Wiederveröffentlichungen und Produkte verschiedener Nebenprojekte ebenfalls auf dem Index.

„Sturmwehr“ trat in der Vergangenheit immer wieder im Rahmen von Konzerten des „Blood & Honour“-Netzwerkes auf, vordergründig bei dessen Ablegern in Italien, Ungarn und Schweden. Dies dürfte u.a. an der Anbindung ihres ehemaligen Gitarristen Marco Eckert liegen. Dieser ist ebenfalls Gitarrist der Dortmunder Band „Oidoxie“, welche als musikalischen Aushängeschild des deutschen „Combat 18“-Ablegers (C18) gilt. „Combat 18“ ist der bewaffnete Arm des „Blood & Honour“-Netzwerkes, welches 2000 in Deutschland verboten wurde.

 

„Rechts rockt nicht“ widersetzt sich dem Hass-Event

Ein Zusammenschluss von Gruppen und Einzelpersonen will das Hass-Festival allerdings nicht unkommentiert lassen. Die Initiative „Rechts rockt nicht!“ ruft zum Widerstand gegen das geplante Nazi-Festival auf. Sowohl am Freitag, wie auch am Samstag soll es in Ostritz, ein vielfältiges Musik-Programm für die Zivilgesellschaft geben.

Ebenfalls an diesem Wochenende findet das „Friedensfest“ in Ostritz mit Musik Theater, Lesungen und Kino statt. Auch eine Menschenkette ist geplant.

Die Anwohner_innen und die verschiedenen Bündnisse hoffen mit einer breiten Mobilisierung, um den Neonazis zu zeigen, dass, auch wenn sie sich in die hinterste sächsische Provinz zurückziehen, sie nicht unbeobachtet und ihr Menschenverachtung nicht unwidersprochen bleiben.

 

Ergänzung 20.04.2018

 

Neonazi-Festival in Ostritz: SS-Festival an Hitlers Geburtstag

 

Diese Veranstaltungen in Ostritz sind angemeldet

Nazi-Festival "Schild und Schwert" | Hotel "Neisseblick" | 20.-22. April

Gegenproteste:

1. Friedensfest Ostritz | Marktplatz | 20.-22. April
2. "Rechts rockt nicht" | Lederwerkswiese | 20.-21. April
3. "Ostritz nicht dem Hass überlassen" | Gewerbegebiet | 21. April
4. Fahrrad-Demo DGB | ab Görlitz nach Ostritz | 21. April | ab 10 Uhr
5. Fahrrad-Demo DGB | ab Zittau nach Ostritz | 21. April | ab 10 Uhr

Stimmung in Ostritz vor Rechtsrock-Festival und Friedensfest

Wer hier anreist, tut es nicht für Musik, Sport und Tattoos

Neonazis feiern am Hitler-Geburtstag in Sachsen. Warum es nicht verhindert wurde

»Ziel ist die Deutungshoheit in Ostritz«

 

NPD will mit Festival "Schild & Schwert" wieder Fuß fassen

drucken