“Respekt ist uns #nichtegal!" heißt der Slogan einer YouTube-Initiative für gute Gegenrede und Debattenkultur im Netz, die 2016 erstmals stattfand und jetzt in die zweite Runde geht. Schüler_innen, Lehrer_innen und Schulen, die sich mit Hass im Netz auseinandersetzen wollen, können sich jetzt für kostenfreie #nichtegal-Workshops bewerben und mit YouTubern diskutieren, wie ein besseres Miteinander im Netz möglich ist.
Von Simone Rafael
21 YouTuber_innen mit großen Fangemeinden und vielfältigen Themen unterstützen 2018 die Initiative #nichtegal - denn Erfahrung mit Hass, Beleidigungen und respektloser Kommunikation haben sie alle gemacht, und alle wünschen sich einen besseren Umgangston im Netz. Auf der Auftakt-Pressekonferenz in Berlin berichten sie von ihrer Motivation.
Auf der Pressekonferenz in Berlin: Henning Dorstewitz (YouTube), Emrah, Diana zur Löwen und
RobBubble, NiksDA, Alex und Maximnoise (v.l.)
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Maximnoise etwa dreht Musikvideos, die 102.000 Abonennt_innen ansehen: “Es geht doch darum, Empathie zu erzeugen und auch politische Themen vernünftig diskutieren zu können.”
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Alex aka “Der dunkle Parabelritter” ist Metal-Fan und macht darüber Videos, die 134.000 Abonent_innen ansehen: “Ich habe Reichweite, mit der kann ich Einfluss nehmen und ein gutes Beispiel abgeben. Es geht ja auch darum, den Ton der Kommentare zu verändern - aber auch, Jugendliche vor Mobbing zu schützen.”
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NiksDa (148.000 Abonennt_innen) kommt aus dem Gaming-Bereich und findet: “Klar findet man manchmal nicht okay, was andere so machen - aber wie äußern wir das? Wenn ich mich etwa gegen Homophobie ausspreche, reagieren Teile meiner Fans allergisch. Aber das ist ein guter Punkt, der zeigt: Wir müssen uns damit auseinandersetzen, immer wieder.”
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RobBubble (185.000 Abonennt_innen) nimmt Politik mit Humor und macht die Erfahrung: “Politische Themen spalten aktuell die Gesellschaft und der Diskurs darüber ist nicht respektvoll. Wir müssen uns ernstnehmen, uns wahrnehmen, dann geht auch Diskussion auf Augenhöhe.”
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Mode- und Lifestyle-YouTuberin Diana zur Löwen (625.000 Abonennt_innen) pflichtet ihm bei: “Wir sollten miteinander statt übereinander sprechen. Ich möchte Jugendlichen klarmachen, wie wir das Netz für positive Dinge nutzen können, uns gegenseitig unterstützen und helfen.”
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Emrah filmt Lifehacks (2,3 Millionen Abonennt_innen) und meint: “Als ich in der Schule war, gab es den Begriff Mobbing noch gar nicht, da hieß das schlicht ärgern. Aber es verletzt. Deshalb möchte ich helfen, ein Umdenken zu schaffen.”
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Firas Alshater alias “Zukar” (23.000 Abonnent_innen) berichtet, dass er unter seinen Videos, die von seiner Lebensgeschichte erzählen und etwa über Flucht und Rassismus berichten, neben viel Zusprache auch vielfältigen Hass von allen Seiten findet - von Flüchtlingsfeinden und Rassisten, weil er aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, wie auch von Syrern, die seine Tattoos und Piercings nicht mögen: “Aber ich bekomme gerade nach Schulworkshops immer so viele Reaktionen von jungen Menschen, denen es hilft, darüber zu sprechen, ich muss einfach immer weiter machen.”
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Lisa Sophie Laurent (284.000 Abonennt_innen) hat schon viele Schulworkshops gemacht und berichtet: “Die Jugendlichen wollen lernen, wie sie mit Hate Speech umgehen können. Sie interessieren sich aber auch für Fragen wie: Wann ist es noch ‘lustig machen’ und wann ist es Mobbing?”
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JustCaan, der auf YouTube mit Pranks 321.000 Abonennt_innen unterhält, sagt: “Ich habe selbst eine schwere Schullaufbahn gehabt, eher andere Interessen verfolgt. Es ist eine Ehre für mich, mich für Respekt im Internet einzusetzen.”
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Yunus von den “Datteltätern” (145.000 Abonennt_innen), die sich mit Humor mit muslimischem Leben und Vorurteilen in Deutschland auseinandersetzen, sagt: “Ich hab mich schon gefragt, interessiert es Jugendliche, sich mit Hassrede auseinanderzusetzen, auch mit Rassismus, der ja oft dahintersteht? Die Schulworkshops zeigen: Ja, das tut es. Sie hören aufmerksam zu und machen gut mit.”
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Abdel macht den YouTube-Kanal “Schlemmen ohne Hemmungen” (450.000 Abonennt_innen). Seine Erfahrung ist: “Ich treffe auf Kinder, die finden Beschimpfungen einen normalen Umgang. Die beleidigen sich wegen ihrer Religion oder ihrer Lebensweise, auch weil ihnen Zuhause beigebracht wird, das wäre normal. Die brauchen dann ein Vorbild wie einen YouTuber, der Ihnen sagt: Beleidigungen sind nicht cool, nicht unter Videos und nicht im Leben.”
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Michael Adrian, Styling-Blogger mit 250.000 Abonennt_innen, sagt: “Ich habe mich im Leben, in der Schule, in der Gesellschaft nie wirklich akzeptiert gefühlt, aber im Internet habe ich so viel Zuspruch bekommen, tausende Mails, da habe ich mich akzeptiert gefühlt und habe jetzt eine laute Stimme, die viele hören. Die Zuschauer geben mir diese Stimme. Ihnen muss ich etwas zurückgeben, Verantwortung übernehmen.”
Und das tun insgesamt 21 reichweitenstarke YouTuber_innen, indem sie die #nichtegal-Initiative auf ihren Kanälen promoten, aber auch zu Workshops in Schulen gehen und direkt mit den Jugendlichen arbeiten.
#Nichtegal ist eine Initiative von Google/YouTube und Partnern wie der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia (FSM), der Medienbildungsagentur medienblau, klicksafe und den Digitalen Helden, unterstützt von der Amadeu Antonio Stiftung. Respekt und bessere Debattenkultur im Netz sind Sabine Frank, Leiterin Regulierung, Verbraucher- und Jugendschutz bei Google Deutschland, ein großes Anliegen: “In Schulen zu gehen hat sich als ein sehr erfolgreiches Konzept erwiesen. Wir müssen ja versuchen, die Debattenkultur positiv zu beeinflussen. Wenn die älteren Jugendlichen, die wir fortbilden, die jüngeren Jugendlichen ihrer Schule coachen, hat das fantastische Effekte.” Eine Wirkungsstudie, die Google dazu in Auftrag gab, zeigte: 9% der Teilnehmer_innen hatten trotz des ernsten Themas Spaß an den Workshops. 90% der jüngeren Schüler_innen fanden es toll, von den Älteren gecoacht zu werden, 89% der älteren Schüler_innen hat es Spaß gemacht, Verantwortung zu übernehmen. “Das,” sagt Sabine Frank, “hilft auch ganz konkret dem Schulklima.”
Sabine Frank, Leiterin Regulierung, Verbraucher- und Jugendschutz bei Google Deutschland
Das Prinzip der #Nichtegal-Workshops ist: Ein Gruppe von etwa 20 bis 30 älteren Jugendlichen wird zum Thema “Hass im Netz” geschult. Sie geben ihr Wissen dann an jüngere Schüler weiter, unterstützt von den YouTuber_innen, die hier “Creators” heißen. 2016/17 gab es Workshops an 39 Schulen, bei denen rund 1.000 Mentor_innen ausgebildet und über 5.500 Schüler_innen erreicht wurden. Im kommenden Durchgang sollen es 60 Schulen sein. Wer nun Lust hat, dabei zu sein: Ab heute können Schulen Interesse an den Workshops bekunden und sich anmelden:
https://www.medienblau.de/projekte/unterrichtsprojekte/nichtegal-unterrichtsprojekt.html
Weiter Informationen und Videos von #Nichtegal gibt es hier:
YouTube: www.youtube.com/NichtEgal
Facebook: www.facebook.com/InitiativeNichtEgal
Twitter: www.twitter.com/nichtegal_yt
Instagram: www.instagram.com/nichtegal_yt