Ausschnitt des Titelbildes des Verfassungsschutzberichtes 2017.
Bundesamt für Verfassungsschutz

Verfassungsschutzbericht 2016: Zahlen, Daten, Fakten

Wie viele Neonazis gibt es aktuell in Deutschland? Was machen sie? Wie versuchen Sie, ihre Hass-Ideologie zu verbreiten? Erkenntnisse und Zahlen aus dem Verfassungsschutzbericht 2016.

 

Rechtsextreme Kriminalität

 

Straftaten Politisch motivierte Kriminalität (PMK) rechts

2016           2015                 2014           2013
22.471        21.933              17.020        17.042

 

Tötungsdelikte

  • 1 Todesopfer  (vermutlich Georgensmünd: "Reichsbürger" erschießt Polizisten)
     
  • 18 versuchte rechtsextrem motivierte Tötungsdelikte - davon hatten 12 einen rasstischen Hintergrund.
  • (2015: 8 versuchte Tötungsdelikte)

 

Rechtsextrem motivierte Gewalttaten

2016          2015         2014           2013
1.600         1.408        990             801         

davon:

  • Körperverletzungen: 1.313 (2015: 1.116)
  • Brandstiftungen: 113 (2015: 99)
  • Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion: 10 (2015: 18)
  • Landfriedensbruch: 23 (2015: 42)
  • Gefährliche Eingriffe in Verkehr: 13 (2015: 0)
  • Freiheitsberaubung: 2 (2015: 0)
  • Raub: 16 (2015: 23)
  • Erpressung: 16 , (2015: 7)
  • Widerstandsdelikte: 74 (2015: 84)
  • Sexualdelikte: 1 (2015: 1)

 

"Fremdenfeindlich motivierte" (aka rassistisch motivierte) Gewalttaten

2016         2015       2014           2013
1.190        918         512             473

-> Zunahme um 29,6 %

 

Gewalttaten gegen als "linksextrem" Wahrgenommene

2016       2015        2014           2013
250         252          139             146

 

Gewalttaten gegen sonstige politische Gegner_innen

2016       2015       2014           2013
34           82           60               52

 

Antisemitische Gewalttaten

2016      2015       2014           2013
31          29           31               45

 

Gewalttaten im Zusammenhang mit oder gegen Asylunterkünfte

2016        2015
907          894

  • davon: 153 Gewalttaten (2015: 153)
  • davon 65 Brandstiftungen (2015: 75)

 

  • Nach Bundesländern gab es die meisten rechtsextrem motivierten Gewalttaten in NRW (381), gefolgt von Brandenburg (165), Berlin (150), Sachsen (145), Sachsen-Anhalt (129), Bayern (113), Thüringen (106), Niedersachsen (101), Mecklenburg-Vorpommern (79), Schleswig-Holstein (66), Rheinland-Pfalz (50), Baden-Württemberg (44), Hamburg (28), Hessen (23), Bremen (12) und dem Saarland (8).

 

Anmerkungen:

  • erneuter Anstieg rechtsextrem motivierter Gewalt mit rassistischem Hintergrund um 13,6 Prozent
     
  • Höchstand der rassistisch motivierten Gewalttaten seit Beginn der Erfassung 2001
     
  • Gewalttaten gegen Unterkünfte für Geflüchtete stagniert af dem hohen Niveau von 2015
     
  • Die Zahl der rechtsextrem motivirten Gewaltttaten stieg von 1.408 im Vorjahr auf 1.600 in 2016 - eine Zunahme um fast 30 Prozent
     
  • Die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt gerade gegenüber vermeintlichen "Fremden" sinkt - siehe auch die billigende Inkaufnahme von Vereltzunge von Personen im Zusammenhang mit Angriffen auf Asylunterkünfte.
     
  • Weiter im Fokus: Vertreter des Staates und kommunale Entscheidungsträger.
     
  • Nicht nur die Zahl der rassistisch motivierten Gewalttaten hat zugenommen, sondern auch die Intensität der Gewalt.
     
  • Die Beteiligung von Personen ohne rechtsextremen Vorlauf deutet auf Radikalisierungsprozesse hin - gerade bei Straftaten gegen Asylunterkünfte.
     
  • In einigen Regionen verfestigen sich "Personenzusammenschlüsse" ("Oldschool Society", "Gruppe Freital") - Übergang von aggressiver Rhetorik zu konkreten Planungen zu tatsächlichen Straf- und Gewalttaten mit terroristischer Dimension -> Herausbildung rechtsterroristischer Strukturen möglich.
     
  • Beliebtes Agitationsthema: Islamfeindlichkeit
     
  • Beliebtes Feindbild: Politiker_innen als Repräsentanten des demokratischen Systems der Bundesrepublik.
  • Idee auch dabei: Asylpolitik im lokalen Rahmen nachhaltig stören -> Bedrohungsszenario aufbauen
     
  • Hasspostings werden emotional und mit Schärfe verfasst und überschreiten häufig die Grenze zur Strafbarkeit
  • Hasspostings enthalten Drohungen, Nötigungen, Verunglimpfunen, extremistische Inhalte und unverhohlene Aufrufe zu Straf- und Gewalttaten -> Hemmschwellen zur Gewaltanwendung sinken.

 

Rechtsextremismus-Potenzial

 

  • Subkulturell geprägte Rechtsextreme: 7.200 (2013: 7.400) -> 30 % aller Nazis - 2016: 8.500 - 2015: 8.200
  • Neonazis: 5.600 (2013: 5.800) - 2016: 5.800 - 2015: 5.800
     
  • in Parteien: 6.550 (2015: 6.650; 2014: 6.850; 2013: 7.000)
  • NPD: 5.000 (2015: 5.200; 2014: 5.200; 2013: 5.500) 
  • Die Rechte: 700 (2015: 650; 2014: 500; 2013: 500)
  • Bürgerbewegung "Pro NRW": 500 (2015: 500; 2014: 950; 2013: 1.000)
  • Der III. Weg: 350 (2015: 300; 2014: 200; 2013: - ) 
     
  • Sonstige rechtsextreme Organisationen: 3.500 (2015: 3.200; 2014: 2.500; 2013: 2.500)
  • davon
  • 500-600 "als rechtsextrem zu wertende" Reichsbürger
  • 300 Mitglieder der "Identitären Bewegung"

 

Summe der Rechtsextremen nach Abzug von Mehrfachmitgliedschaften:

23.100

(2015: 22.600) (2014: 21.000) (2013: 21.700)

davon gewaltorientiert: 12.100 (2015: 11.800; 2014: 10.500)

 

  • Den rechtsextremen Parteien fehlt es derzeit an Strahl- und Gestaltungskraft.
     
  • Zur Szene der "Reichsbürger" zählt der Verfassungsschutzbericht etwa 10.000 Personen, von denen "500 bis 600" Rechtsextreme sein sollen -> wer die Ziele und Überzeugungen von "Reichsbürgern" kennt, kann über diese Trennung nur den Kopf schütteln.
  • Gewalt von "Reichsbürger" richtet sich vor alle gegen Gerichtsvollzieher und Polizeibeamte. 2016 gab es in Reuden (Sachsen-Anhalt) und Georgensmünd (Bayern) schwerwiegende Gewalttaten durch "Reichsbürger", bei denen ein Polizist getötet wurde und mehrere Polizisten schwer verletzt.
  •  

Im Verfassungsschutzbericht erwähnte Organisationen

 

  • Demonstrationen:
  • 466 mit 43.321 Teilnehmern (TN) (2015: 690 mit 95.200 TN)
  • davon NPD: 124, "Die Rechte": 42, "Der III. Weg": 38, "Pro NRW": 2, Neonazis: 260
  • Regionale Schwerpunkte: Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt

 

  • Musik: 223 Veranstaltungen (2015: 199)
  • davon Konzerte: 68 (2015: 63) und Liederabende: 54 (2015: 71)
  • Größte Veranstaltung: "Live H8 - Rock für Identität", Hildburghausen, 3.500 Besucher_innen
  • Bei der "Reichsmusikkammer" im Oktober 2016 namen sogar 5.000 Besucher_innen teil - die Veranstaltung war in Deutschland organisiert, fand aber in der Schweiz statt (St. Johann).

 

Verbote 2016

 

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