Die New England Patriots knien während der Nationalhymne
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Trump legt sich mit der NFL an - Dieses Duell könnte er verlieren

Über Jahre war der US-amerikanische Sport darauf bedacht, Politisches nicht auf das Spielfeld zu bringen. Das hat sich mit Donald Trump im Präsidentenamt geändert. Aus Protest gegen den grassierenden Rassismus in den USA, knien immer mehr schwarze Football-Spieler während der Nationalhymne. Der Präsident ist außer sich und hetzt gegen die Sportler. Doch diesmal scheint er sich mit den Falschen angelegt zu haben.  

 

Von Kira Ayyadi

 

In jüngster Zeit protestieren US-Football-Spieler der NFL (National Football League) in den Stadien gegen Rassismus, indem sie sich vor oder während der Nationalhymne niederknien, statt sich stehend die Hand aufs Herz zu legen – wie es üblich ist.  

 

Schwarze in den USA: Im Sport ein Held, im Alltag ein Verbrecher

Colin Kaepernick, bis zuletzt Quarterback bei den San Francisco 49ers, hatte im Herbst 2016 damit angefangen, während der Nationalhymne in die Hocke zu gehen - aus Protest gegen Rassendiskriminierung. Nach dieser Geste bekam Kaepernick allerdings keinen weiteren Vertrag. Mehrere Spieler haben sich nun ähnlich wie Kaepernick verhalten.

Die Spieler äußern mit dieser Geste stillen Protest, allerdings – und das ist hier besonders – in Demutshaltung. Eine radikalere Protest-Geste nutzten die „Black Panthers“ 1968 während der Olympischen Spiele in Mexiko. Während der Siegerehrung der Sprinter Tommie Smith und John Carlos reckten beide mit gesenktem Kopf ihre geballten Fäuste in die Luft.

 

NFL vs. Trump

Dennoch ist erstaunlich, wie die derzeitige Demutsgeste der US-Sportler, so viel Aggression auslöst. Am 23. September attackierte Donald Trump bei einer Rede in Alabama die protestierenden Spieler. Er war sich dabei nicht zu schade, diese zu beleidigen:

„Würdet ihr es nicht liebend gerne sehen, dass ein NFL-Teambesitzer sagen würde, ‘nehmt den Hurensohn vom Feld. Weg damit. Er ist gefeuert’, wenn jemand die Flagge nicht respektiert.“ Außerdem prophezeite der Präsident, dass sie NFL in der Hölle landen werde, sollte sie sich nicht ändern. 

 

 

 

Team-Bosse stellen sich auf die Seite ihrer Spieler

Die Antworten der Team-Bosse ließ daraufhin nicht lange auf sich warten: Peter McLoughlin etwa, Team-Boss von Seattle, positionierte sich in einem Tweet eindeutig: „Wir unterstützen unsere Spieler vollkommen, wenn sie ihre Redefreiheit nutzen und friedlich auf die rassistischen und anderen Spaltungsversuche in unserem Land hinweisen.”

 

 

Dan Snyder, Besitzer der Washington Redskins, hakte sich zwischen zwei Spielern ein, um seine Unterstützung zu demonstrieren. Ähnliche Bilder gab es auch von anderen Besitzern. Eigentlich gelten die Team-Bosse als konservativ. Einige von ihnen haben Trump gar im Wahlkampf unterstützt.

 

Publikumswirksamer Protest

Football ist eine ur-amerikanische Sportart. Der Superbowl, das Endspiel um die Meisterschaft, ist in den USA so etwas wie ein nationaler Feiertag. Schlicht, Football ist den US-Amerikanern heilig. Es ist der Sport der amerikanischen Patriot_innen. Daher befürchten wohl auch einige Fans, dass der Football nun seinen Patriotismus verlieren würde. Vereinzelt kam es daher in den Stadien zu Buh-Rufen.

 

Und auch mit der NBA legt sich Donald Trump an

Einen Tag nach Trumps cholerischer Alabama-Rede legte er sich nun auch mit einem anderen Sportstar an: mit dem Basketballer Stephen Curry, der mit den Golden State Warriors die NBA (National Basketball Association) gewann. Normalerweise ist es in den USA Usus, den NBA-Basketball-Champion offiziell ins Weiße Haus einzuladen, damit der Präsident höchstpersönlich seine Glückwünsche aussprechen kann.  Daraus wird dieses Jahr nichts. Per Twitter hat Donald Trump Stephen Curry ausgeladen. Curry und sein Team, die Golden State Warriors aus Kalifornien hatten im Juni den umkämpften Titel geholt. Trump twitterte am Samstag: „Solch ein Besuch im Weißen Haus sollte für Titelträger eigentlich eine Ehre bedeuten. Curry zögert, also wird die Einladung zurückgezogen.“

Wahrscheinlich fühlte sich der US-Präsident mal wieder in seiner Ehre gekränkt, da der afroamerikanische Star-Sportler einen Tag zuvor verkündete, dass er den geplanten Besuch bei Donald Trump, wegen dessen rassistischer Haltung, ablehnt. Trotz der Absage des Präsidenten, wollen die Warriors im Februar nach Washington reisen, um dort für „Gleichheit, Vielfalt und Inklusion“ zu demonstrieren.

 

Als hätte Trump derzeit nicht schon genug Baustellen (Nordkorea, Hurrikan-Schäden, Gesundheits- und Steuerreform) hat er sich nun auch noch mit dem Sport angelegt. Doch vieles spricht dafür, dass Trump sich hier übernommen hat. Falls der Protest anhält, könnte Trump als Verlierer aus dem Duell hervorgehen. Schließlich sind Sportler so etwas wie moderne Volkshelden – auch in Deutschland. Dass musste bereits Alexander Gauland während der EM 2016 merken. Damals hatte er gemeint, niemand wolle neben einem Nachbarn wie dem Nationalspieler Jerome Boateng leben. Wegen dieser rassistischen Äußerung erntete der AfD-Mann auch Proteste aus dem eigenen Lager.

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