Am Samstag trafen sich in der 3.000-Einwohner-Gemeinde Themar knapp 1.000 Neonazis auf einem Rechtsrock-Konzert. Innerhalb der Szene wird der Veranstalter, Patrick Schröder, wegen der Kommerzialisierung dieser politischen Veranstaltung scharf kritisiert. Bilder und Eindrücke von „Rock für Identität“.
Von: Belltower.News-Redaktion
Erst vor zwei Wochen kamen in der 3.000-Einwohner-Gemeinde Themar knapp 6.000 Neonazis aus dem In- und Ausland auf einem Rechtsrock-Event zusammen. Die Angst der Themaraner, dass sich die Szenen vom 15. Juli wiederholen war groß. Daher sind rund 450 Menschen zu Gegenveranstaltungen in den Ort gekommen. Mit ihrem Protest wollten sie zeigen, dass die Neonazis in der kleinen Gemeinde nicht erwünscht sind.
Nach dem Erfolg von “Rock gegen Überfremdung” mit 6.000 Teilnehmer_innen mobilisierten die Neonazis unter dem Motto “Sturm auf Themar 2.0”. Zu dem Hasskonzert am Samstag kamen 1.050 Rechtsextreme.
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„Rock für Identität“ war wieder als politische Versammlung angemeldet und auch genehmigt worden. Die Veranstalter verlangten allerdings 30 Euro für den Eintritt zur „Kundgebung”.
Statt 6.000 Neonazis sind zu „Rock gegen Überfremdung“ 1.000 Rechtsextreme gekommen, diese Veranstaltung war allerdings auch nur für 1.000 Besucher_innen angemeldet. Im Vergleich zu „Rock gegen Überfremdung“ vom 15. Juli, war das Publikum diesen Samstag deutlich jünger. Auch konnte der Veranstalter, Patrick Schröder, nicht die Massen mobilisieren, wie vor zwei Wochen Tommy Frenck. Zu dessen Veranstaltung waren 6.000 Neonazis aus dem Inn- und Ausland angereist. Die meisten Besucher_innen reisten diesmal aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt an. Aus dem europäischen Ausland kamen kaum Fans des Hass-Gesangs.
Lange Zeit galten Tommy Frenck und Patrick Schröder, der Veranstalter dieses Konzerts, als enge Freunde, die auch geschäftlich eng vernetzt waren und voneinander profitierten. Nun, so bemerken Szenekenner, hätten sich ihre Wege getrennt.
Patrick Schröder, der auch gerne als Hipster-Nazi bezeichnet wird, hat in der Neonazi-Szene momentan offenbar kein gutes Standing. Zum einen wird ihm die Kommerzialisierung der Nazi-Szene vorgeworfen. Außerdem wird von großem Unmut berichtet, da in der Szene Gerüchte kursieren, laut denen Schröder sich mit diesen Veranstaltungen persönlich bereichert, statt einen Teil zu spenden.
Da es sich hier offiziell um eine politische Veranstaltung handelt, wurden, bevor die Hassmusik begann, Reden gehalten. Zunächst verlas der Veranstalter Patrick Schröder die Auflagen für die „politische Versammlung“ und verwies darauf, dass im Inneren des Geländes Kameras der Polizei seien, die sofort eingeschaltet werden, sollte es zu verfassungsfeindlichen Gesten kommen. Was eine Anspielung auuf die zahlreichen Hitlergrüße vom 15. Juli war. Schröder selbst soll nach Polizeiangaben einen Teilnehmer nach Zeigen des Hitler-Grußes des Geländes verwiesen haben. Offnbar will sich Schröder mit den Behörden gut stellen, damit er in Zukunft weitere Hass-Konzerte in Themar veranstalten kann.
Bis zu 500 Polizeibemat_innen waren vor Ort. Es wurden 36 Straftaten ermittelt, das Spektrum reichte von Urkundenfälschung, Verwenden von verfassungsfeindlichen Symbolen, Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung und Widerstand gegen Polizisten.
Eine der grässlichsten und zugleich absurdesten Reden wurde von Axel Schlimper von der „Europäischen Aktion“ gehalten. Vor einer kleinen Menge Zuhörern beklagte er sich, dass das Wort Rassist negativ besetzt ist, dabei sei doch Rassismus etwas Gutes und das eigentlich Schlechte ist der Chauvinismus. „Wir sind auf jeden Fall Rassisten“, donnerte es aus den Lautsprechern – wo er Recht hat, hat er Recht.
Am Nachmittag kam es zu einem gewalttätigen Angriff auf zwei Journalisten. Als der Täter sich später vor Polizeibeamt_innen als Reichsbürger bezeichnete, wurde er festgenommen.
Beide Rechtsrock-Konzerte fanden auf der Wiese eines ehemaligen AfD-Politikers statt. Bodo Dressel ist der Bürgermeister der Nachbargemeinde.
Ein Redner brüllte in sein Mikrofon: “Themar ist die Rechtsrock-Hochburg und wir werden alles dafür tun, dass es auch so bleibt.“ Gerüchten zufolge ist bereits das nächste Neonazi-Konzert in Themar geplant. Möglicherweise soll das „Rocktoberfest“, das letztes Jahr noch in Unterwasser in der Schweiz stattgefunden hat, nach Themar verlegt werden.
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