Neonazis auf dem SS-Festival im April 2018
KA

SS-Festival: “Pumper-Mucke” für Neonazis in Ostritz

Am Wochenende, vom 2. bis zum 3. November, geht das Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ in Ostritz in die zweite Runde. Doch wie bereits im April wollen die Bürger*innen den Hass der Rechtsextremen nicht unwidersprochen lassen und feiern nur wenige Meter entfernt ein Friedensfest.

 

Samira Alshater 

 

Wohl kaum zufällig an Adolf Hitlers 129. Geburtstag im April feierten etwa 1.100 Neonazis ihre Menschenverachtung über zwei Tage auf dem „Schild & Schwert“-Festival im sächsischen Ostritz, das wohl genauso wenig zufällig mit SS-Festival abgekürzt wird. Auf dem „Schild & Schwert“-Festival sollen Bands aus dem „Blood & Honour“-Netzwerk spielen, MMA-Kämpfer gegeneinander antreten, Redebeiträge gehalten und neonazistisches Merchandise angeboten werden. Auch eine Syrien-Ausstellung ist angekündigt.

Für die neonazistische Szene sind Rechtsrock-Konzerte der ideale Ort, um sich zu vernetzen. Mit dem breiten Angebot sollen jedoch auch die Kassen der Neonazis klingeln. Das als politische Versammlung angemeldete Festival kostet zwischen 20 Euro (Freitagabend-Ticket) und 45 Euro (Wochenend-Ticket) Eintritt. Fantickets mit der Möglichkeit den rechtsextremen Politikern und Bands ganz nah sein zu können, kosten 195 Euro.

Genau wie im April, wird auch die zweite Auflage auf dem Gelände und in den Räumlichkeiten des Ostritzer „Hotel Neißeblick“ stattfinden. Anmelder des Events ist, wie schon im April, NPD-Vize Thorsten Heise.

 

MMA-Teamfights wurden abgesagt

Das SS-Wochenende der Neonazis soll am Freitagabend mit einem MMA-Show-Kampf, des faschistischen „Kampf der Nibelungen“ (KdN) beginnen. Erst vor wenigen Wochen fand hier deren Großevent mit rund 700 rechtsextremen Besucher*innen statt. Hinter dem „Kampf der Nibelungen“ verbirgt sich eines der größten europäischen, offen nazistischen Kampfsportevents. Verbindendes Ziel der Kämpfer ist die Vorbereitung auf einen „Endkampf der Kulturen“, den sie in Zukunft auf die Straße tragen wollen. Die Besucher*innen und Teilnehmer*innen des Turniers im Oktober in Ostritz verband die Vorliebe für brutal ausgetragene Kämpfe in den Bereichen MMA (Mixed Martial Arts), Boxen und K1 (Regelwerk für verschiedene Kampfsportarten).

Und auch dieses Wochenende gibt es wieder Show-Kämpfe des KdN und eigentlich hätte es eine Premiere sein sollen: Das erste Mal in Deutschland sollten hier am Freitag MMA-Teamfights stattfinden, bei denen drei Kämpfer pro Team gegen ein anderes Team antreten – eine rechtliche Grauzone, da es bisher noch keine Teamfight-Regularien in Deutschland gibt. Am Donnerstagabend teilte der KdN über Social Media jedoch mit, dass die Teamfights aus Krankheitsgründen ausfallen werden. Möglich ist jedoch auch, dass sich nicht genügend Kämpfer angemeldet haben. Statt den Teamfights soll nun ein „Alternativ-Programm“ angeboten werden.    

 

 

„Pumper“-Mukke für Neoazis

Anschließend sollen NS-Hardcore-Bands auftreten. Passend für das Programm am Freitag bedienen die Bands „Feher Törveny“ aus Ungarn, „Burning Hate“, „Painful Life“ und „Terrorsphära“ musikalisch das Kampfsport-Publikum. Besonders „Terrorsphära“ gilt als eng vernetzt mit der rechtsextremen Kampfsport-Szene. Im „Antifa Infoblatt“ heißt es, dass die Band mit ihrem Song „Kampfansage“ „im wahrsten Sinne des Wortes den Soundtrack zum Kampf“ geliefert haben. „Im Zuge der Etablierung von Kampf- und Kraft­sport in der Neonazi-Szene, besetzte die Band schon früh die Nische als Begleitmusik dieser Szene.“

 

Am Samstag werden eher klassische Rechtsrock-Bands auftreten, unter anderem „PWA“ (Preserve White Aryans) aus Estland, „Nahkampf“, „Lunikoff Verschwörung“, „Sturmwehr“, „Sleipnir“, „AOV“ (Act of Violence) und „Flak“. Umrahmt wird das Großevent, das als politische Veranstaltung angemeldet ist, von politischen Reden, unte randerem vom NPD-Europaabgeordneten Udo Voigt, vom Bundeschef der rechtsextremen Splitterpartei „Die Rechte“, Sascha Krolzig, und vom Berliner NPD-Mann Sebastian Schmidtke. Erst Anfang Oktober blamierte sich das Organisations-Team um Schmidtke bei dem Versuch ein Rechtsrock-Konzert in Thüringen zu veranstalten, das zum absoluten Reinfall wurde.

 

Friedensfest auf dem Ostritzer Marktplatz

Ein breites Bündnis der Ostritzer Bürger*innen will das Hass-Festival allerdings nicht unkommentiert lassen. Nur wenige Meter vom „Hotel Neißeblick“ entfernt, findet von Freitag bis Sonntag hauptsächlich auf dem Marktplatz ein Friedensfest statt, mit Redebeiträgen, Podiumsdiskussionen und Musik. Das Bündnis hofft mit einer breiten Mobilisierung, um den Neonazis zu zeigen, dass, auch wenn sie sich in die hinterste sächsische Provinz zurückziehen, nicht unbeobachtet und ihre Menschenverachtung nicht unwidersprochen bleiben.

 

 

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