Eine Funktionärin des AfD-Landesverbands Thüringen kündigt ihren Rücktritt an. Sie wirft der Partei vor, Rechtsextremismus "salonfähig" zu machen.
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Rücktritt: Thüringer AfD ist zu rechtsextrem für Höckes Vize

Die stellvertretende AfD-Vorsitzende in Thüringen, Steffi Brönner, ist zurückgetreten und warnt vor ihrer eigenen Partei: Die AfD in Thüringen mache menschenverachtendes Gedankengut salonfähig und besetzte zentrale Posten mit einschlägigen Rechtsextremen. Die AfD streitet alles ab - kennt die Partei die Vita ihrer eigenen Leute nicht?

 

Von Kira Ayyadi 

 

Björn Höckes Vize, Steffi Brönner, hat ihren Posten niedergelegt. Sie warnt vor einer großen Gefahr, die von der AfD in Thüringen ausgeht. Der “Thüringer Allgemeinen Zeitung” sagte sie, ihre Partei lasse es zu, dass rechtsextremes Gedankengut innerhalb der AfD salonfähig wird, “ohne dass Funktionsträger entschieden dagegen vorgehen.”

 

“Die AfD besetzt in Thüringen zentrale Funktionen mit Personen, die in ihrer Vergangenheit tief im rechtsextremistischen Bereich tätig waren”, so Brönner. Eine kurze Internetrecherche zeige die entsprechende Vergangenheit der jetzigen Funktionäre auf. Brönner wirft ihren Parteikollegen vor, keiner von denen könne von Unwissenheit sprechen.

 

Der Neonazi, der die Propaganda für Höcke macht

In der Thüringer AfD-Fraktion arbeitet beispielsweise mit dem Grafiker Jirak Buder ein früherer Aktivist inzwischen verbotener Neonazi-Organisationen, der für indizierte Rechtsrock-Musik von Frank Rennicke und rechte Literatur das Layout produzierte. Heute entwirft er unter Björn Höcke Propaganda für die AfD.

 

Anfang der 1990er Jahre war er in der Neonazi-Partei “Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei”, der neonazistischen “Wiking Jugend” sowie der “Nationalistischen Front” aktiv. Alle drei Organisationen sind mittlerweile verboten.

 

Beisitzer des AfD-Vorstandes mit guten Kontakten in die Neonazi-Szene

Die intensive Verbindung zwischen Neonazis und der AfD wird auch am Beispiel Torben Braga deutlich. Braga ist Mitglied in der rechtsextremen Burschenschaft “Germania”. Die “Germania” gilt als  Anlaufpunkt für die regionale und überregionale Neonazi-Szene und auch als gut vernetzt mit der neuen Rechten und der “Identitären Bewegung”.

 

 

Ende 2014 wurde er zum Sprecher der “Deutschen Burschenschaft” gewählt, die mit der Diskussion um den “Arierparagrafen” und einem internen Rechtsruck für Aufmerksamkeit sorgte. Im November 2015 war er zunächst Praktikant in der AfD-Fraktion, flog allerdings aus mehreren Landtagsausschüssen. Mittlerweile ist er Beisitzer des Vorstandes und Referent der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag. Braga ist gut vernetzt in die Neonazi-Szene.

 

Theorie: alles zum Ziele einer NS-Wirtschaftspolitik auf rassen-biologischer Grundlage?

“Es drängt sich mir unweigerlich der Verdacht auf, dass diese Personen bewusst in entsprechende Funktionen berufen worden sind“, wird Brönner in der “Thüringer Allgemeine” zitiert.

 

 

Soziologe Andreas Kemper, der sich intensiv mit der Verbindung von Björn Höcke und dem Pseudonym “Landolf Ladig” auseinandergesetzt hat, kommentiert entsprechend, dass diese Personalpolitik ein Teil eines Plans sein könne, den ein Autor namens “Ladig” in NPD nahen Zeitschriften beschreibt. Autor “Landolf Ladig”, der mutmaßlich Björn Höcke sein könnte, hatte  geschrieben, er gehe davon aus “dass eine Revolution kommt und dass sich daher die identitäre Systemopposition schon jetzt darauf vorbereiten müsse, die Revolution anzuführen, um die NS-Wirtschaftspolitik auf rassen-biologischer Grundlage wieder einzuführen”, so Kemper gegenüber Belltower.News.

 

Neonazi-Konzerte in Thüringen

Steffi Brönner jedenfalls warnt: “Wir dürfen das nicht länger so laufen lassen. Das sind Tendenzen, mit denen ich mich nicht länger identifizieren kann.” Steffi Brönner rechnet sich selbst dem wertkonservativ-liberalen Lager zu. Sie will nun ihre Funktion im Landesvorstand aufgeben. Einen Austritt aus der Partei plane sie vorerst nicht, allerdings rechnet sie mit einem Parteiausschlussverfahren.

Ausschlaggebend für Brönners recht überraschenden Rücktritt sind die Geschehnisse rund um Themar. In dem kleinen Ort im Landkreis Hildburghausen finden in den kommenden Wochen zwei rechtsextreme Musikveranstaltungen statt. Auf dem Konzert “Rock gegen Überfremdung” am 15. Juli rechnet der Verfassungsschutz mit bis zu 5.000 Neonazis aus ganz Europa. Grund für das große Mobilisierungspotential sind auch solch “hochkarätigen” Hetz-Bands wie “Die Lunikoff Verschwörung” und “Sleipnir”. Anmelder dieser Veranstaltung ist der bekannte Neonazi Tommy Frenck.

 

 

Das Grundstück, auf dem die Neonazis feiern wollen, stellt der ehemalige AfD-Lokalpolitiker Bodo Dressel zur Verfügung. Jüngst gab Dressel jedoch seinen Austritt aus der Partei bekannt.

 

Brönner warnt die AfD vor der AfD

In einem parteiinternen Schriftstück, dass der “Thüringer Allgemeine” vorliegt, warnt Brönner die AfD-Bundesspitze, nicht untätig zu bleiben. Sie fordert ihre Partei dazu auf, sich klar von rechtsextremem Gedankengut, Rechtsrock-Veranstaltungen und deren Verantwortlichen sowie deren Besucher zu distanzieren.

 

"Bei uns gibt's kein Nazi-Problem in der AfD. Das ist totaler Nonsens."

Björn Höcke, derzeit im Urlaub in Südtirol, kommentierte die aktuelle Situation bisher nicht. Auf Nachfrage des “Tagesspiegel” äußerte sich jedoch sein Stellvertreter, Stefan Möller. Er führt Brönner Rücktritt auf persönliche Enttäuschung zurück. Die AfD stehe für eine klare Abgrenzung in den rechtsextremen Bereich, jedoch "auf der Basis von Fakten und nicht auf Grundlage von unseriösen und nebulösen Behauptungen", und verwies auf zwei laufende Parteiausschlussverfahren, gegen Björn Höcke und Jens Maier.  

 

Möller sagte: "Bei uns gibt's kein Nazi-Problem in der AfD. Das ist totaler Nonsens." - Wer's glaubt wird selig.  

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