In einigen Städten konnten Neonazi-Kundgebungen zum 1. Mai zwar massiv gestört werden, allerdings traten viele Rechtsextreme erschreckend gewaltbereit auf. In Halle kam es zu einem Fall von versuchtem Totschlag.
Von: Kira Ayyadi
Seit über 100 Jahren ist der 1. Mai der internationale Tag der Arbeiterbewegung. Den nutzen Menschen traditionell, um für bessere Arbeitsbedingungen, gleiche Rechte, Frieden und Freiheit auf die Straße zu gehen. Rassist_innen, egal ob von der AfD, der NPD oder vom III.Weg, nehmen dieses Thema auf. Sie mobilisierten auch in diesem Jahr ihre Anhänger_innen.
Versuchter Totschlag nach Neonazi-Kundgebung in Halle
In Halle haben am 1. Mai zahlreiche Vereine und Organisationen mit unterschiedlichen Aktionen gegen einen geplanten Aufmarsch von Rechtsextremenprotestiert. Zu der Demonstration der Partei „Die Rechte“ waren Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet angereist.
Nachdem die rund 500 Neonazis ihre Kundgebung auf Grund einer Blockade von etwa 3.000 Gegendemonstrant_innen beenden mussten, kam es zu schwerwiegenden Vorfällen: So warfen Rechtsextreme aus einem fahrenden Auto heraus einen Sprengkörper in Richtung einer Gruppe von Jugendlichen, der mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte. Es flogen Flaschen und andere Gegenstände auf die Jugendlichen. Aus dem hinteren Auto wurde Reizgas versprüht. Dann sprangen mehrere Angreifer mit Metallstangen und Teleskopschlagstöcken aus den Autos und schlugen gezielt auf die Köpfe der Angegriffenen. Der Vorfall dauerte etwa zwei Minuten, bevor die Rechtsextremen mit ihren Autos flüchten konnten.
Laut „Störungsmelder“ waren die Angreifer unvermummt und trugen Pullover mit der Aufschrift „Aryans“, auf dem Rücken stand „Support your Race“.
Neonazis erkennen - Symbole & Codes
Naziangriff Mansfelder str/holzplatz. mehrere verletzte. #hal0105 #nicetobeatyou pic.twitter.com/iS5eao8T3t
— Thomas Schade (@hm_impress) 1. Mai 2017
In Apolda griffen Neonazis Polizisten an
Neonazis, die auf der Rückreise von der Demo in Halle waren, stiegen im thüringischen Apolda aus dem Zug, vermummten sich, zündeten Pyrotechnik und griffen Polizei-Beamt_innen massiv mit Flaschen und Steinen an. Die Einsatzkräfte nahmen etwa 100 Personen vorläufig fest. Ein Teil der rechtsradikalen Angreifer_innen konnte über die Bahngleise fliehen.
Pfefferspray-Einsatz gegen Demonstranten in Gera
Unter dem Protest von rund 800 Gegendemonstrant_innen ist der sogenannte “Dritte Weg” am 1. Mai mit 400 Neonazis durch Gera marschiert. Als Aktivist_innen eine Absperrung durchbrechen wollten, setzte die Polizei Pfefferspray ein.
Kreativer Protest lässt Dresdener Pegidisten vor Wut schäumen
Ein paar zusätzliche Teilnehmer_innen haben den Pegida-„Spaziergang“ am Montag durcheinander gebracht: Während sich etwa 2.000 „Patriot_innen“ auf ihrem Weg durch die Stadt befanden, setzte sich ein kleines Grüppchen einfach mitten auf den Dresdener Schlossplatz. Die Aktion sorgte dafür, dass die Pegida-Kundgebung erst mit deutlichem Verzug beginnen konnte. Polizei-Beamt_innen schützen die Aktivist_innen vor gewaltbereiten „Patriot_innen“, die zum Teil Todesdrohungen in Richtung der Gruppe aussprachen. Darüber hinaus wurden die Sitzenden mit einer übel riechenden Flüssigkeit beworfen. Die Polizei spricht von Buttersäure, ohne aber Details zu nennen.
Großer Erfolg für die AfD in Erfurt
An einer Kundgebung der AfD in Erfurt haben etwa 1.200 Personen teilgenommen. An einer DGB-Kundgebung beteiligten sich rund 300 Personen und an mehreren kleineren Gegenkundgebungen rund 170 Personen.
AfD-Bürgerfest in Berlin-Pankow mit 50 Teilnehmer_innen
Bei dem AfD-Bürgerfest in Berlin-Pankow standen 50 Teilnehmer_innen des Festes rund 600 Gegendemonstrant_innen gegenüber. Gegen Mittag kam es zu kurzzeitig zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, nachdem immer wieder Demonstrant_innen versucht hatten auf die AfD- Veranstaltung zu gelangen. Die Polizei erhöhte ihre Einsatzkräfte kurzfristig von 100 Beamt_innen auf 300.
Menschenkette und Reizgaseinsatz in Bautzen
In Bautzen stellte sich ein breites Bündnis mit einer Menschenkette einer Demonstration der NPD entgegen. Während sich an der Menschenkette rund 700 Personen beteiligten, lag die Teilnehmerzahl bei den Rechtsextremen bei etwa 110.
Die Polizei war mit mehr als 300 Beamt_innen vor Ort. Ein Blockadeversuch von 20 Gegendemonstrant_innen wurde unter Einsatz von Reizgas aufgelöst.
Weniger Neonazi als erwartet in Dortmund
Ab 15 Uhr wollten eigentlich mehrere Hundert Rechtsextreme durch den Dortmunder Westen ziehen. Doch rund 300 Nazigegner_innen verzögerten den Demo-Start durch eine Blockade. Als es dann doch losging, waren mit rund 250 Teilnehmer_innen, weniger Neonazis als erwartet gekommen. Vorab zogen rund 2.000 Gewerkschaftler durch die südliche Innenstadt.
#nonazisdo Nazigegner blockieren Station Marten-Süd in #Dortmund. Nazi-Zug mit Ziel Lütgendortmund wird umgeleitet. pic.twitter.com/ka1X7nlqJv
— Peter Bandermann (@RN_Bandermann) 1. Mai 2017
Essener AfD- Mann umgeben von Anti-AfD Plakaten
In Essen fand am 1. Mai eine NPD-Veranstaltung statt. Auf einer Gewerkschafts-Demonstration von Aktivist_innen tauchte überraschenderweise der Essener AfD –Direktkandidat Guido Reil auf. Ein Foto von ihm, umgeben von Anti-AfD-Plakaten, sorgt im Internet für reichlich Spott.
NPD marschiert unter Polizeischutz durch Stralsund
In Stralsund wurde ein 250 Mann starker Umzug der NPD durch ein Großaufgebot der Polizei begleitet. Eine Gruppe der Gegendemonstrant_innen wurden direkt bei ihrer Ankunft in Stralsund von Beamt_innen eingekesselt und acht Stunden lang festgehalten.
Lesen Sie mehr zum Thema auf Belltower.News: