Zeichen der Solidarität gegen Islamfeindlichkeit nach dem Attentat in Barcelona: Der Hashtag #Yoteacompaño ("Ich begleite Dich").
Screenshot Twitter, 04.09.2017

Monatsüberblick Islamfeindlichkeit – August 2017

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen AfD-Bundestagskandidatin Hadjimohamadvali +++ Islamfeindlichkeit in Deutschland: Übergriffe auf Muslime werden immer brutaler +++ Islamfeind Stürzenberger: Held in den Medien des polnischen Regierungslagers +++ AfD trifft sich in Tölz: "Den Islam als Feind benennen und vernichten" +++ Sachsen: AfD scheitert im Landtag mit Verschleierungsverbot +++ Barcelona: Protest und Gegenprotest: Rechte "Identitäre" in Barcelona nicht willkommen +++ Viele islamfeindliche Tweets auch im deutschsprachingen Internet nach Barcelona +++ Ich begleite dich! +++ Zeichen gegen Islamfeindlichkeit: Vater des jüngsten Opfers weint in Umarmung mit Imam +++ "Charlie Hebdo"-Titel zu Barcelona sorgt für Empörung +++ Bussitz oder Burka? Norwegische Rechte sehen, was sie sehen wollen.

 

Zusammengstellt von Simone Rafael

 

STAATSANWALTSCHAFT ERMITTELT GEGEN AFD-BUNDESTAGSKANDIDATIN HADJIMOHAMADVALI 

Die saarländische AfD ist erneut ein Fall für die Justiz: Die Bundestagskandidatin Laleh Hadjimohamadvali soll sich in einer Parteitagsrede islamfeindlich geäußert haben. Laut der Zeitung sagte die AfD-Politikerin auf einem Landesparteitag im Juni in Völklingen unter anderem, der Islam sei "schlimmer als die Pest". Die Muslime würden jeden Tag stärker und nähmen ein immer größeres Stück von Deutschland ein. Die Anzeige gegen sie hatte ein ehemaliges AfD-Mitglied erstattet, nachdem die Saarbrücker Zeitung die Äußerungen zitiert hatte. 

 

ISLAMFEINDLICHKEIT IN DEUTSCHLAND: ÜBERGRIFFE AUF MUSLIME WERDEN IMMER BRUTALER

Die Übergriffe auf Muslime in Deutschland werden offenbar immer gewalttätiger. Von April bis Juni wurden bei islamfeindlichen Straftaten deutlich mehr Menschen verletzt als noch im ersten Vierteljahr. In den Monaten April bis Juni seien 16 Menschen bei „islamfeindlichen Straftaten“ verletzt worden, berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ und beruft sich auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken. Im ersten Vierteljahr seien es zwei Verletzte gewesen. In fast allen Fällen waren die Täter demnach Rechtsextreme, einer wurde festgenommen. Insgesamt hätten Polizei und Verfassungsschutz im zweiten Quartal 192 islamfeindliche Straftaten auf muslimische Einrichtungen oder Muslime erfasst. Im ersten Quartal waren es 200 Fälle. 

 

ISLAMFEIND STÜRZENBERGER: HELD IN DEN MEDIEN DES POLNISCHEN REGIERUNGSLAGERS

In Polen sorgt man sich angeblich um Deutschlands demokratische und journalistische Standards und wehrt sich gegen die Bevormundung. "Wir wollen im Europäischen Rat über das freie Wort in Deutschland diskutieren", so Arkadiusz Mularczyk, der Abgeordnete der polnischen Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) am Wochenende. Ein entsprechender Antrag werde gerade vorbereitet. Anlass für die Besorgnis an der Weichsel ist die Verurteilung des bayerischen Islamfeinds Michael Stürzenberger in München in der vergangenen Woche. Aufgrund von "Beschimpfung von Religionsgesellschaften" sowie dem Verwenden von "Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" bekam dieser eine sechsmonatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung. 

 

AFD TRIFFT SICH IN TÖLZ: „DEN ISLAM ALS FEIND BENENNEN UND VERNICHTEN“

AfD-Anhänger sprechen im Tölzer „Starnbräu“ über „das Ende der europäischen Zivilisation“ und warum der Islam es herbeiführen wird. Aus dem Publikum kommt die ein oder andere Verschwörungstheorie. Ein Stimmungsbild.

Nicolaus Fest erklärt, dass nur der Nationalstaat Freiheit und Wohlstand gewährleistet. Und er wird in sachlich-ruhigem Ton behaupten, dass „das Ende der europäischen Zivilisation bevorsteht, wenn der Islam übernimmt“. Man müsse die Weltanschauung des Islam als „Feind benennen und vernichten“.

 

Sachsen:  AfD scheitert im Landtag mit Verschleierungsverbot

Die AfD ist im Sächsischen Landtag mit einem Gesetzentwurf zur Gesichtsverschleierung gescheitert. Die anderen Parteien sahen am Mittwoch darin einen Verstoß gegen das Grundgesetz und warfen der AfD vor, wenige Wochen vor der Bundestagswahl nur populistische Ziele zu verfolgen. Außerdem weise der Entwurfstext erhebliche handwerkliche Mängel auf. Die AfD verteidigte die Vorlage und verwies auf Sicherheitsaspekte und die Selbstbestimmung der Frau. Außerdem gebe es sogenannte „Burka“-Verbote bereits in Frankreich und Belgien, sagte die Abgeordnete Kirsten Muster bei der Einbringung. „Der Entwurf ist ohne Zweifel verfassungswidrig“, sagte Rico Anton (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Rechtsausschusses, und verwies auf die Grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit. „Das, was Sie hier abliefern, ist nicht mehr als plumper Populismus.“

Barcelona

 

PROTEST UND GEGENPROTEST: RECHTE „IDENTITÄRE“ IN BARCELONA NICHT WILLKOMMEN

Nach dem Terroranschlag von Barcelona marschierten Mitglieder der Identitären Bewegung in der Stadt auf. Passanten stellten sich den Rechten entgegen. Am Ort des Terroranschlags von Barcelona ist es am Freitag zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen rechten Demonstranten und Passanten gekommen. Die Demonstranten waren am Abend unweit der Einmündung des Rambla-Boulevards zur Plaça Catalunya aufgetaucht. Sie trugen Flaggen mit dem Symbol der Identitären Bewegung, mit Sankt-Georgs-Kreuzen sowie Transparente mit Aufschriften wie „Defend Europe“ und „Stop Islamization of Europe“. Eine Menschenmenge stellte sich ihnen entgegen und rief lautstark „Faschisten raus aus unseren Stadtvierteln!“. Einige skandierten auch „No pasarán“ („Sie werden nicht duchkommen), den Slogan der Republikaner aus dem spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Andere hielten Regenbogenbanner hoch.

 

Viele islamfeindliche Tweets auch im deutschsprachingen Internet nach Barcelona

Zahlreiche deutschsprachige islamfeindliche Einträge sind nach den Anschlägen von Barcelona auf Twitter und Facebook zu beobachten. Aber es gibt auch Gegenstimmen.

 

Ich begleite dich!

Nach den Anschlägen in Spanien reagiert das Internet mit #Yoteacompaño auf die neu aufkeimende Islamfeindlichkeit.

 

Zeichen gegen Islamfeindlichkeit: Vater des jüngsten Opfers weint in Umarmung mit Imam

Ein emotionaleres Zeichen gegen Islamophobie hätte Xavier Martinez, der Vater des jüngsten Terroropfers von Barcelona, nicht setzen können. Am Rande einer Trauerzeremonie umarmte der Spanier einen Imam vor laufenden Kameras. Die beiden konnten anschließend ihre Gefühle nicht mehr im Zaum halten und weinten gemeinsam, wie im Video unten zu sehen ist. Am Samstag haben sich rund 500.000 Menschen an einer Massenkundgebung in Barcelona beteiligt. Das Motto lautete: "Wir haben keine Angst!"

 

"Charlie Hebdo"-Titel zu Barcelona sorgt für Empörung

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat nach dem Anschlag von Barcelona mit einer Titelseite Diskussionen und Kritik ausgelöst. Derweil stoßen Ermittler auf zahlreiche Verbindungen der Terroristen ins Ausland.

Zwei Menschen liegen in Blutlachen, während im Hintergrund ein Lieferwagen davonfährt. Daneben steht: "Islam, Religion des Friedens ... des ewigen Friedens!". Mit dieser Titelseite hat die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" einmal mehr für Aufregung gesorgt. Eine Reihe von Nutzern sozialer Netzwerke reagierte empört und warf dem Blatt unter anderem vor, Stimmung gegen Muslime zu machen. 

Eine Twitter-Nutzerin schrieb, sie sehe den Sinn der Titelseite nicht, "außer Hass und Islamophobie noch weiter anzuheizen". Ein Facebook-Kommentar warf dem Blatt vor, das Spiel der extremen Rechten zu spielen. Der frühere sozialistische Minister Stéphane Le Foll kritisierte im Sender BFMTV: "Zu sagen, dass der Islam als Ganzes eine 'Religion des Friedens' sei - also unterschwellig eine 'Religion des Todes' - ist extrem gefährlich." Jeder Journalist habe die Pflicht zu "Verantwortungsbewusstsein".

 

Spanien nach dem Terror: „Brutale Welle der Islamfeindlichkeit“

Nach den jüngsten Terroranschlägen ist die Islamfeindlichkeit in ganz Spanien drastisch angewachsen. Zahlreiche Moscheen sind in den letzten Tagen angegriffen und mit Parolen beschmiert worden.

Mindestens vier Moscheen in den Städten Granada, Fuenlabrada, Logroño und Sevilla hätten in den vergangenen Tagen Schändungen und Angriffe gemeldet, berichtete die Zeitung „El País“ am Mittwoch. „Wir registrieren dieser Tage eine brutale Welle der Islamfeindlichkeit“, zitierte das Blatt den Leiter der Bürgerplattform gegen Islamophobie, Esteban Ibarra.

 

Bussitz oder Burka? Norwegische Rechte sehen, was sie sehen wollen

Die Rechten dieser Welt glänzten in der Vergangenheit selten mit der Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu abstrahieren und zu verstehen. Eines aber kann man ihnen nicht absprechen: Kreativ sind sie. Zumindest wenn es darum geht, ihren Fremdenhass zu streuen. Bei der Betrachtung und Analyse eines Bildes leerer Sitzplätze in einem Bus versagten norwegische Rechte nun komplett, und zwar kollektiv.

 

 

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