Um Menschen auch außerhalb des rechten Spektrums ansprechen und erreichen zu können, wird der rechtsextreme Hintergrund von Inhalten, Profilen, Seiten und Gruppen oft verschleiert. Eine zentrale Rolle spielte dabei das mal mehr, mal weniger dichte Netzwerk der »Nein zum Heim«- und Bürgerinitiativen-Seiten und -Gruppen auf Facebook. Neben PEGIDA spielte dieses Netzwerk eine zentrale Rolle beim Durchbruch rechter Narrative Seit 2013 haben sich mehr als 300 Seiten nach ähnlichem Muster entwickelt. Die Strategie dieser Seiten ist simpel: starker lokaler Bezug, (bewusst) unprofessionelles Design, ausgerichtet als monothematisches Informationsportal.
Mit dieser Auftrittsstrategie wirken die Seiten und Gruppen wie Machwerke besorgter Bürgerinnen und Bürger, die sich mit begrenzter Medienkompetenz, aber einem »ehrlichen Anliegen« an die Öffentlichkeit wenden wollen. So konnten die Seiten als Sammelbecken für die lokale Bevölkerung dienen, die Ängste, Sorgen und Ablehnung gegenüber geplanten Flüchtlingsunterkünften in ihrer Region haben. Meist werden Medienberichte zu aktuellen Entwicklungen um die Unterkunft geteilt, Demonstrationen organisiert und beworben und (Falsch-) Meldungen über Gewalt und Kriminalität in anderen Unterkünften verbreitet. Da die Seiten lange Zeit nur wenige Likes im unteren vierstelligen Bereich hatten, wurden sie auch wenig von der Öffentlichkeit beachtet und konnten eine breite Wirkung entfalten. Ob oder inwieweit diese Strukturen auch bei Angriffen und Anschlägen auf Unterkünfte eine Rolle spielten, wird noch zu untersuchen sein. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Übergriffen und den Gruppen konnte generell zunächst nicht hergestellt werden. Nicht überall, wo es eine Gruppe gibt, gab es auch Übergriffe. Zwar ist nicht allen Seiten auf Anhieb nachzuweisen, dass sie in direktem Kontakt zur lokalen NPD oder Kameradschaften stehen. Dennoch tauchen folgende Merkmale immer wieder auf: klassische rechte Narrative und Symbolik, Unterstützung durch die NPD (entweder durch Kommentare bekannter NPD-Kader oder Bewerbung), eine starke organisierte Naziszene vor Ort. Hinzu kommt die klassische Kampfrhetorik gegen nicht rechte Strukturen. Seit dem Rechtsruck der AfD im Sommer 2015 sind ebenfalls Akteur_innen der AfD in diesen Netzwerken zu finden. Auch der positive Bezug auf das bundesrepublikanische Deutschland in Form von Flaggen und Insignien ist bei der Neuen Rechten, wie sie sich im Internet manifestiert, präsent. Gruppen, auch geschlossene und geheime, sind von der Erhebung ausgenommen worden. Es darf daher angenommen werden, dass die tatsächliche Anzahl solcher Communities deutlich über den ca. 300 gesichteten Seiten liegt.
Auszug
aus "Monitoringsberichts 2015/2016 - Rechtsextreme und menschenverachtende Phänomene im Social Web" unseres Partner-Projektes debate_dehate /no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung.
Gruppen in Sozialen Netzwerken -> Kein 1:1-Verhältnis, aber wechselseitige Befeuerung.