Der Arbeitslosigkeit-Mythos

Von Wolfgang Benz

Wenigstens die Arbeitslosigkeit habe Hitler besiegt, heißt es unter Verweis auf die sechs Millionen Erwerbsloser im Januar 1933, deren Zahl dahinschmolz. Setzt man das Schwinden der Arbeitslosen in Beziehung zu den Staatsausgaben, dann hat man des Rätsels Lösung. Die Rüstungsausgaben betrugen 1932/33 7,5 Prozent des Reichshaushalts, 1938/39 waren es 60 Prozent.

Finanziert war die Rüstung auf abenteuerliche Weise, nämlich durch Wechsel auf die Zukunft, die mit der Währungsreform 1948 eingelöst wurden. Mit anderen Worten: Die Ersparnisse der Deutschen wurden nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes herangezogen, um die Staatsschulden zu bezahlen.

Eine Nebenwirkung des scheinbaren Erfolgs auf dem Arbeitsmarkt war der Verlust des Koalitions- und des Streikrechts der Arbeitnehmer und der Verlust des Rechts auf Wahl des Arbeitsmarktes. Staatlich gelenkter Arbeitseinsatz befahl die Werktätigen dorthin, wo der Staat sie brauchte und kontrollierte. Mit dem Wissen um diesen Kontext verliert das Diktum „aber die Arbeitslosigkeit hat er beseitigt“ an Gewicht.

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