BesetzerInnen eines Schlachthofbaugeländes von Rechtsextremen bedroht

Im niedersächsischen Wietze bei Celle besetzen Tier- und Umweltschützer seit Ende Mai ein Grundstück, auf dem Europas größter Schlachthof gebaut werden soll. Die BesetzerInnen werden immer wieder von GegnerInnen angegriffen – im SchülerVZ wurde sogar eine Gruppe gegründet, in der ein Überfall auf das Camp am Mittwoch Abend nach dem Deutschland-Spiel geplant wurde.

Von Valentina Huthmacher

Das Besetzungscamp wird von etwa 20 Personen aus dem Umkreis Wietze und dem gesamten Bundesgebiet bewohnt. Sie werden von der „Bürgerinitiative Wietze für den Erhalt unseres Aller-Leine-Tals e.V.“ unterstützt, die sich ebenfalls gegen den Schlachthof engagiert. Tierquälerei und Umweltverschmutzung im großen Maß sind Grund genug, gegen den Schlachthof zu sein. Für den Bau des Schlachthofs spricht allerdings das Versprechen, damit neue Arbeitsplätze zu schaffen. Genau das ist es, weshalb manche Menschen aus dem Umkreis mit der Besetzung nicht einverstanden sind und dem Camp unfreundliche Besuche abstatten. Die BesetzerInnen werden immer wieder von „Dorfprolls mit rechten Tendenzen drangsaliert“, so eine der AktivistInnen. Laut der Aktivistin handelt es sich hierbei um etwa 25 Personen, die den populistischen Stil rechtsextremer Parteien verträten, aber nicht wirklich organisiert seien. Bisher sind die Angriffe auf verbaler Ebene geblieben.

Für Mittwoch Abend konnte man sich da nicht so sicher sein: in einer SchülerVZ-Gruppe namens „Am 23.6 stürmen wir das Schlachthof-Demo.-Lager in Wietze“ wurde ein Angriff auf das Camp geplant, um „alles zu zerstören was nur geht“. Die Gruppe hatte über 100 Mitglieder, wurde aber vor dem Stichtag gesperrt. Nach Auskunft der Aktivistin waren einige der Mitglieder aber „nur aus Spaß“ in der Gruppe, oder um deren Machenschaften zu beobachten. In Wietze und im Umkreis gibt es keine organisierte rechtsextreme Szene, was dafür sprach, dass das Camp nicht von 100 GegnerInnen überrannt werden würde. Ob es sich bei der SchülerVZ-Gruppe um einen Ausbruch jugendlichen Übermuts oder eine tatsächliche Bedrohung handelte, kann nicht genau gesagt werden. Das Camp wurde jedenfalls nicht angegriffen, was einer der Aktivisten darauf zurückführt, dass seines Wissens nach Strafanzeige gegen die GruppengründerInnen erstattet wurde.

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