Presseschau ... 04.08.2016

+++ Festnahme: Thüringer Neonazi drohte mit Anschlag +++ Angriffe gegen die Amadeu Antonio Stiftung: Volle Kanne Hass +++ Wieder Leichen-Umrisse geschmiert – dieses Mal direkt vor Flüchtlingsheim in Einsiedel +++ Skaterbahn mit Hakenkreuz beschmiert +++ Merseburg: 16-Jähriger ruft ausländerfeindliche Parolen und gerät in Handgemenge

 

Festnahme: Thüringer Neonazi drohte mit Anschlag

Auf Facebook drohte ein einschlägig polizeibekannter Thüringer seinen Bekannten gegenüber indirekt ein Attentat gegen nicht näher benannte Personen an. Einzelne Nutzer erhielten davon Kenntnis und wiesen in den Morgenstunden des 3. August per Twitter auf die Drohung hin. Unter anderem erreichte auch den Twitter-Account der Thüringer Polizei diese Information.
Um dem Hinweis sofort nachzugehen und ein etwaiges Attentat zu verhindern, leitete das Landeskriminalamt sofort Ermittlungen ein. Das veranlasste den Tatverdächtigen, sich in den Abendstunden der Polizei in Gotha zu stellen, teilte das Landeskriminalamt am Dienstagabend mit. Gegen ihn werde nun wegen Störung des öffentlichen Friedens und Androhung einer Straftat ermittelt.
Der junge Mann drohte: "Mit Zeit kommt Rat kommt Attentat". Einige seiner Freunde kommentierten den Eintrag wohlwollend und unterstützten ihn sogar in seiner Äußerung. Andere warnten ihn davor oder fragten, wann und wo er denn zuschlagen wolle.

 

 

Angriffe gegen die Amadeu Antonio Stiftung: Volle Kanne Hass

Rechtsextreme dringen ein in die Räume einer Stiftung, die sich seit Jahren für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur einsetzt: Das hatte eine neue Qualität und geschah so im Juli in den Räumlichkeiten der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin. Und dies, obwohl Kahane und ihre Mitstreiter einiges gewohnt sind. Schon im April hatte die "Identitäre Bewegung" Plakate und Flugblätter an die Eingangstür des Stiftungsbüros geklebt und den Eingang mit Absperrband blockiert.
Doch es geht längst nicht mehr nur um Kahane selbst und Aktionen der Identitären. Praktisch ohne Unterlass wird die staatlich geförderte und gemeinnützige Stiftung seit Wochen von rechts attackiert, seit sie im Juni eine neue Broschüre mit Tipps veröffentlichte, wie mit der "Hetze gegen Flüchtlinge in sozialen Medien" umzugehen sei. Die Attacken nahmen dann noch weiter zu, nachdem das ZDF in der Sendung "Hallo Deutschland" die Handlungsempfehlungen gegen Hatespeech verulkte und die Stiftung anschließend forderte, den Beitrag in der Mediathek zu löschen.

 

Wieder Leichen-Umrisse geschmiert – dieses Mal direkt vor Flüchtlingsheim in Einsiedel

In Einsiedel ermittelt erneut der Staatsschutz. Grund ist ein auf die Fahrbahn gemalter Umriss einer Person, den Unbekannte auf der Zufahrtsstraße zur Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber aufgebracht haben. Er erinnert an Tatort-Markierungen, wie sie die Polizei bei Ermittlungen nach Verbrechen mit Todesopfern oder schweren Unfällen anfertigt.
Ähnliche Vorfälle hatte es in den vergangenen Wochen bereits im Raum Dresden, in der Sächsischen Schweiz und bei Leipzig gegeben. Die Polizei dort geht von einem rassistischen Hintergrund aus. An den Tatorten waren teilweise Zettel mit der Aufschrift "Migration tötet" gefunden worden. Am Wochenende schließlich wurden vier Männer aus Dresden und Heidenau auf frischer Tat ertappt, als sie vor dem Gebäude des Sächsischen Landtags die Umrisse einer auf dem Boden liegenden Person mit Sprühkreide nachzeichneten.

 

Skaterbahn mit Hakenkreuz beschmiert

Unbekannte haben eine Skaterbahn in Obertraublingen (Bayern) großflächig mit Nazisymbolen verunstaltet. Die Täter beschmierten die Skateanlage unter anderem mit großflächigen Hakenkreuzen und dem Schriftzug „Sieg Heil“.

 

Merseburg: 16-Jähriger ruft ausländerfeindliche Parolen und gerät in Handgemenge

Am Dienstagabend hat ein 16-Jähriger während einer Busfahrt nach Merseburg ausländerfeindliche Parolen gerufen. Nach Angeben der Polizei skandierte er im Bus "Ausländer raus". Dadurch fühlten sich wohl einige Fahrgäste angegriffen und am Busbahnhof in Merseburg kam es zu einem Handgemenge zwischen dem Jugendlichen und drei Männern. Diese sollen zwischen 18 und 25 Jahre alt gewesen sein. Der 16-Jährige wurde dabei leicht verletzt.

 

Flüchtlinge sollen "ersaufen": AfD Kreisverband sorgt mit Hetz-Post für Empörung

Es war eigentlich nur eine harmlose Meldung in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": Die Stadtverwaltung von Barcelona hatte beschlossen, eine elektronische Anzeigetafel für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge zu errichten.
Doch den Kreisverband der AfD aus Rottweil/Tuttlingen in Baden-Württemberg veranlasste diese Nachricht zu einem beispiellosen Hetz-Post. Bereits am 29. Juli fand sich auf der Facebook-Seite des Verbandes ein Beitrag, in dem gefordert wurde „Frontex sofort schließen. Je mehr Migranten ersaufen, desto eher begreifen selbst afrikanische Ziegenhirten, dass es sich nicht lohnt, nach Europa aufzubrechen.“
Auch wenn die Kommunalpolitiker ihren Post mittlerweile wieder gelöscht haben, lässt sich die menschenverachtende Ideologie in Teilen der Partei nicht kaschieren. Auf Facebook sorgte der Post für Empörung.

 

Freiburger Staatsanwalt und AfD-Kandidat postet rechtslastige Kommentare

„Stasi-SPD“, „Volksverräter“ und „Bundeszensurminister“ – mit derlei Begriffen machte der Beamte im Netz auf sich aufmerksam. Und er ist nicht der erste Freiburger Jurist, der durch rechtslastige Kommentare auffällt.
Thomas Seitz (48), Staatsanwalt in der Abteilung 5, zuständig für Verkehrsdelikte, Landtagskandidat der „Alternative für Deutschland“ (AfD) im Wahlkreis Lahr, steht unter dem Verdacht, gegen beamtenrechtliche Vorschriften verstoßen zu haben.
Auf zwei Facebook-Konten veröffentlicht Seitz seine Ansichten. Auf dem einen erscheint er im schwarzen Anzug und silbernem Parteiabzeichen, das rote Strafrechtsbuch in den Händen. Im anderen Konto mit dem Zusatz AfD höhnt Seitz über den Staat, die politischen Parteien und deren Repräsentanten. Die „erbärmlichen Systemlinge in den Altparteien“, der „Volksverräter’“ und „bunteste Gauckler dieser Republik“, die „SPD-Stasi von Bundeszensurminister Maas“. Kurzum: „Das Deutschland der korrupten Altparteien ist ein einziger Augias-Stall die AfD ist der Herkules, der ihn ausmistet #Kärcher“. Die Häufung rechtslastiger Juristen in Freiburg ist auffällig.

 

Islamfeindliche Straftaten: Zahlen 2016 tendenziell rückläufig

Die Zahl islamfeindlicher Gewalttaten ist im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem zweiten Halbjahr 2015 leicht gesunken. Dies geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor.
Demnach zählten Polizei und Verfassungsschutz in den ersten sechs Monaten 2016 bislang 29 Anschläge auf Moscheen oder tätliche Übergriffe auf Muslime. Im zweiten Halbjahr 2015 waren es 44.
Unverändert hoch blieb die Anzahl islamfeindlicher Proteste, die von der NPD, Pro NRW oder der "Pegida"-Bewegung organisiert wurden. Der Regierungsantwort zufolge zählten die Behörden insgesamt 129 solcher Kundgebungen und Aufmärsche im ersten Halbjahr 2016, wobei ihre Anzahl im zweiten Quartal mit 49 deutlich geringer war als im ersten mit 80.

 

Pegida-Demo in München: Rassistische Ausfälle und rechtsextreme Äußerungen

Einmal mehr kam es am Rande des Montagsspaziergangs durch die Münchner Innenstadt laut Zeugen zu rassistischen Ausfällen und rechtsextremen Äußerungen. Als der Pegida-Protestmarsch das Hotel Vier Jahreszeiten passierte, verhöhnten die Demo-Teilnehmer nach Beobachtungen von CSU-Stadtrat Marian Offman einen Hotelgast wegen seiner Hautfarbe und beschimpften Hotelgäste aus dem arabischen Raum. Die Polizei bestätigte die Vorfälle.
Nach dem Demonstrationszug hielt die frühere Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling eine Rede vor der Feldherrnhalle. Sie trat in Tarnjacke einer bulgarischen Bürgerwehr auf.

 

Adolf H. in Regensburg vor Gericht – wegen flüchtlingsfeindlicher Hetze auf Facebook

Als wäre es ein schlechter Scherz: Ein gewisser Adolf H. musste sich an diesem Montag vor Gericht verantworten – wegen Volksverhetzung! Adolf H. hatte einen Strafbefehl (120 Tagessätze à 20 Euro) nicht akzeptiert und hatte gegen ein Urteil des Amtsgerichts Straubing Berufung eingelegt.
Der 54-Jährige hatte in einer Facebook-Gruppe öffentlich unter anderem „das sind keine Menschen, das ist Dreck … wie Du“ geschrieben, nachdem ein anderer Facebook-Nutzer in einem öffentlichem Forum Stellung für Flüchtlinge in Deutschland bezogen hatte. „Die Flüchtlinge können von mir meinen Kot und Urin haben ...“, hatte der 54-Jährige ebenfalls gepostet.
„Ich bin kein Nazi und auch kein Rechter, aber ich hätte das auch zu Türken, Polen oder Deutschen gesagt. Jedem, der Dreck macht“, verteidigte sich Adolf H.. Der Richter zeigte sich überzeugt: „Der Kommentar auf Facebook bezog sich ganz klar nicht auf bestimmte Personen, dann wäre es eine Beleidigung. Vielmehr bezog sie sich auf eine Personengruppe und kann dazu beitragen, das Klima einer Gesellschaft zu vergiften“, so der Vorsitzende. Die Berufung wurde abgewiesen.

http://www.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/Kein-Scherz-Adolf-H-stand-vor-Gericht-Volksverhetzung-;art1172,384423

 

Brand in Geflüchtetenunterkunft Lampertheim: Bewohner zu Bewährungsstrafen verurteilt

Mit Bewährungsstrafen von jeweils zwei Jahren ist am Montag beim Amtsgericht Bensheim ein Prozess wegen Brandstiftung gegen zwei Asylbewerber zu Ende gegangen. Angeklagt waren zwei 19 und 23 Jahre alte Eritreer. Sie hatten im vergangenen Oktober im Erdgeschoss ihrer Flüchtlingsunterkunft in Lampertheim (Bergstraße) Büroräume in Brand gesetzt. Sie hatten sich bei einer Begrüßungsfeier betrunken, randaliert und schließlich Feuer gelegt. Sie konnten anhand von Fingerabdrücken überführt werden.
Der Brand hatte für überregionale Aufmerksamkeit gesorgt, weil in dieser Zeit die Zahl der Übergriffe auf Flüchtlingsheime stieg. Auch Innenminister Peter Beuth (CDU) eilte zum Tatort. Alle 49 Bewohner waren unverletzt geblieben.

 

Mecklenburg-Vorpommern: Rechte gegen Rechte

Das Foto wirkt auf subtile Weise infam. Eine in schwarzem Tuch eingehüllte, vollverschleierte Frau fasst ein Wahlplakat der „Alternative für Deutschland“ an, das an einem Laternenpfahl hängt. Ob die Frau, die aussieht wie eine strenggläubige Muslima, das Plakat wohlwollend betrachtet oder es sogar aufgehängt hat, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen. Darum geht es offenbar bei dem Eintrag auf der Facebook-Seite des NPD-Kreisverbands Westmecklenburg.
Das Foto suggeriert, die AfD lasse sich trotz islamfeindlicher Töne von Islamisten helfen. Der NPD-Kreisverband schreibt zwar nur, „Zusendung aus Schwerin! Was soll man davon halten?“, doch die Jugendorganisation der Partei, die JN, poltert in einem Kommentar. „Neben homosexuellen und negroiden AfDlern nun das noch. Diese Partei ist nichts weiter als ein Ablassventil für den Volkszorn. Unser Alternative lautet daher Nationalismus statt Patriotismus!“
Das Foto, ob echt oder gestellt, zeugt von einer speziellen Note des Wahlkampfs in Mecklenburg-Vorpommern. Die NPD versucht, ihre bundesweit letzte Bastion gegen die rechtspopulistische Konkurrenz zu behaupten.

 

Für eine handvoll Likes bei Instagram hängen „Identitäre“ in Magdeburg sogar Transparente

Die „Identitäre Bewegung“ hat an den Magdeburger Ringbrücken Banner aufgehängt und Bilder davon bei Instagram veröffentlicht. An den beiden Brücken steht „Willkommen in Magdeburg“. Genau an dieser Stelle prangten am Mittwoch Banner der neurechten Identitären Bewegung mit dem Spruch „Grenzen schützen. Leben retten“. Sie wurden im Laufe des gestrigen Tages entfernt.
Die öffentlichkeitswirksame Aktion deutet darauf hin, dass die Bewegung auch in Magdeburg versucht, Fuß zu fassen. Erst Mitte Juli hatten zwei Personen aus dem ersten Stock des City Carrés Hunderte Flyer in das Foyer des Einkaufscenters geworfen. Darauf stand „Remigration“ (Rückwanderung).
Bislang machte die neurechte Bewegung vor allem im Süden des Landes auf sich aufmerksam. Etwa, als in Halle im März dieses Jahres ein Probewahllokal für Migranten zugemauert wurde. In Magdeburg war die Bewegung bislang kaum aktiv. Szene-Kenner schätzen den harten Kern auch nur auf fünf bis sieben Personen, der eng mit den Akteuren in Halle verbunden ist.

 

NRW: „Identitäre“ verteilen auf Volksfest Pfefferspray an Frauen

Während 1,3 Millionen Besucher in Paderborn das größte Volksfest der Region feiern, nutzen Mitglieder der „Identitären Bewegung“ den Trubel in der Innenstadt aus, um erstmals mit einer fragwürdigen Aktion öffentlich in Ostwestfalen-Lippe in Erscheinung zu treten.
Mindestens zwei ihrer Mitglieder haben Pfefferspray an Besucherinnen des Festes verteilt. Auf der Facebookseite der identitären Bewegung Westfalen sind aktuell drei Bilder zu sehen, die zeigen, wie zwei junge Männer in der Paderborner Innenstadt Pfefferspray an junge Frauen verteilen. Die Fotos dokumentieren auch, wie die Männer Flugblätter der Organisation verteilen. Die „Identitären“ haben ihren Vereinssitz in Paderborn.

 

Braunes Spektakel mit „Lunikoff“ – vermutlich in Thüringen

Am 20. August soll eine Open-Air-Veranstaltung „Rock gegen Überfremdung“ mit einschlägigen Bands sowie Rednern aus verschiedenen Neonazi-Gruppierungen stattfinden. Es heißt zwar nur ungenau Mitteldeutschland, doch ist davon auszugehen, dass die für den 20. August angekündigte Open-Air-Veranstaltung „Rock gegen Überfremdung“ einmal mehr in Thüringen stattfindet, wo sich in diesem Jahr ein Rechtsrock-Auftritt an den anderen reiht.
Eine Anfrage durch die Aufklärungsinitiative „Thüringen Rechtsaussen“ hat ergeben, dass bezüglich des Konzertortes der „Raum Weimar“ mitgeteilt wurde. Die Vorverkaufsgelder werden übrigens auf das Privatkonto von David H. aus Saalfeld erbeten. Dieser wird der seit Jahresbeginn aktiven Gruppierung „Anti-Antifa Ostthüringen“ zugerechnet.
Musikalisch werden beworben: „Die Lunikoff-Verschwörung“ mit Michael Regener, dem früheren Kopf der verbotenen Band „Landser“ aus dem Raum Berlin, dazu „Uwocaust“ alias Uwe Menzel und „Frontfeuer“ (beide Brandenburg), „Tätervolk“ (Mecklenburg-Vorpommern/Berlin) sowie die aus der Schweiz stammende Combo „Treueorden“, die ab und an auch von deutschen Musikern unterstützt wird.

 

Sachsen: Linke und CDU schrumpfen, AfD und Grüne legen zu

Die meisten politischen Parteien in Sachsen verlieren erheblich an Mitgliedern – und das liegt nicht nur am Alter. Die größten Verluste mussten die Linken hinnehmen. Die Partei schrumpft seit der Wiedervereinigung, als sie noch PDS hieß. Das liege hauptsächlich an der Altersstruktur der Mitglieder, sagt Linken-Sprecher Thomas Dudzak.
Auffällig zurückgegangen ist auch die Zahl der CDU-Mitglieder in Sachsen. In den letzten fünf Jahren ist die Partei um 11 Prozent geschrumpft. Fast zehn Jahre brauchten die Grünen in Sachsen, bis sie Ende der 90er-Jahre erstmals die Tausender-Marke erreichten. Der AfD Sachsen gelang das in zwei Jahren. Die Partei verzeichnet derzeit den größten Zuwachs und ist auf dem Weg, die Grünen zu überholen. Nach ihrer Gründung im März 2013 rekrutierte sie innerhalb weniger Monate rund 550 Mitglieder, Ende 2015 waren es schon fast doppelt so viele. Und die Entwicklung scheint sich fortzusetzen.

 

Thüringen: Polizei schneidet jahrelang Telefonate mit

In der Thüringer Polizei sind jahrelang heimlich Telefonate mitgeschnitten worden. Offenbar wurden seit 1999 zehntausende von Gesprächen automatisch aufgezeichnet. Dies geschah ohne Wissen und Zustimmung der Gesprächsteilnehmer.
Betroffen sind Diensttelefone in den verschiedensten Bereichen der Polizeibehörden – die Landespolizeidirektion, das Landeskriminalamt, die sieben Landespolizeiinspektionen und alle Polizeiinspektionen.
Außerdem sollen Gespräche von außerhalb in die Dienststellen mitgeschnitten worden sein, so unter anderem auch Anrufe von Staatsanwälten. Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass auch Gespräche mit Rechtsanwälten, Justizbeamten, Sozialarbeitern, Journalisten oder anderen Personen mitgeschnitten wurden, die dienstlich interne Nummern der Thüringer Polizei anriefen.

 

Unbekannte stehlen Tausende AfD-Flyer und vernichten sie

Unbekannte haben in Rostock eine große Anzahl von Werbeflyern der Alternative für Deutschland (AfD) gestohlen und in der Warnow versenkt. Den Eingang einer entsprechenden Anzeige der Partei bestätigte die Polizei am Mittwoch. Der Tathergang müsse jedoch erst ermittelt werden, hieß es.
Auf Facebook spricht die AfD von insgesamt 16 Kartons mit rund 40 000 Flyern, die aus einem Rostocker Bürohaus gestohlen worden seien. Auf einer linken Internetseite erschien unterdessen ein Bekennerschreiben, in dem die Verfasser behaupten, 75 000 Flyer für den Landtagswahlkampf der Partei entwendet und das Material «seiner Vernichtung zugeführt» zu haben. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen.

 

Sie sind sich zu fein für den Wahl-O-Mat

In Mecklenburg-Vorpommern boykottieren CDU und SPD den Wahl-O-Mat, weil dieser zu sehr vereinfache. Das ist nicht nur weltfremd, sondern nützt auch der NPD.
Zur Landtagswahl am 4. September in Mecklenburg-Vorpommern wird es keinen Wahl-O-Mat geben. CDU und SPD verweigern die Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung, die das kleine, beliebte Programm verantwortet. Weil, wie SPD-Landesgeschäftsführer Marcus Unbenannt dem Nordkurier sagte, "der Wahl-O-Mat eine Einfachheit vorgaukelt, die nicht echt ist".
Es stimmt, der Wahl-O-Mat hat Schwächen. Er ist nicht in der Lage, die Aussagen auf Konsistenz und Umsetzbarkeit zu überprüfen – Parteien können hemmungslose Forderungen erheben. Politische Kommunikation ist nie so komplex wie die Welt, die sie zu beschreiben versucht.

 

Geflüchtete in Rostock: Ein Linker kuscht vor Neonazis

Der Rostocker Sozialsenator, Steffen Bockhahn (Linke), hat eine lange geplante Unterkunft mit abgeschlossenen Wohneinheiten für bis zu 70 Personen bis auf Weiteres gestoppt. Bockhahn bezieht sich auf Sicherheitsbedenken der Polizei und des Landes-Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern.
In den letzten Wochen waren rechte Gruppen mehrfach vor einem im gleichen Stadtteil gelegenen Begegnungszentrum für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge und deutsche Jugendliche aufgetaucht.
Ausgerechnet ein linker Senator kuscht also gegenüber dem rechten Mob, der gegen Flüchtlinge pöbelt? Und das mitten in einem Landtagswahlkampf, in dem die Alternative für Deutschland mit dem Ziel antritt, stärkste Kraft in Mecklenburg-Vorpommern zu werden?

 

„Genderwahn“: Die rechte Angst vor dem Holzpenis

Es geschah in Salzkotten, einer wenig bekannten Kleinstadt im Niemandsland zwischen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen. Scheinbar hatte, womöglich in einer Art aufklärerischem Furor, eine Behörde ihre Muskeln spielen lassen. Zwei Mütter wurden ins Gefängnis gesteckt, weil sie sich weigerten, ihre Kinder dem Sexualunterricht auszusetzen.
Die eingesperrten Salzkottenerinnen stießen auf eine vorbereitete Öffentlichkeit. Sexualisierung von Kindern hat als Problem in jüngster Zeit eine große Karriere gemacht. In Baden-Württemberg und in der Schweiz führten Elternproteste gegen Lehrpläne schon zu Parlamentsdebatten. Im "Genderwahn" werden Kinder sexualisiert, um die natürliche Geschlechterordnung zu zerstören – ein Lieblingsirrsinn der neuen Rechten.

 

"Ihr könnt nicht glauben, ihr wärt das Volk"

Für Nation und Heimat, gegen Oligarchie und Finanzelite: Linke Bewegungen wie Podemos und Nuit Debout klingen oft wie Rechtsradikale, sagt der Soziologe Didier Eribon. Ihm ist gelungen, was nicht nur in Frankreich eher selten vorkommt: Obwohl er 1953 in eine Fabrikarbeiterfamilie in Frankreichs Nordosten hineingeboren wurde, ist er heute ein renommierter Soziologe, Foucault-Biograf, LBGT-Aktivist und öffentlicher Intellektueller.

Monsieur Eribon, am besten beginnen wir das Gespräch mit Ihrer Mutter. In Ihrem Buch erzählen Sie, dass Ihre Mutter für den Front National gestimmt hat, obwohl die Partei Abtreibungen verbieten möchte und Ihre Mutter selbst eine Abtreibung hatte. Als Sie sie zur Rede stellen, sagt sie: "Das ist nicht das, wofür ich sie gewählt habe." Beim britischen EU-Referendum ist uns jetzt etwas Ähnliches begegnet: Die Leute stimmen gegen ihre eigenen Interessen. Wie kommt das?

Die Abtreibung ist noch das Geringste. Meine Mutter hätte noch viel mehr zu verlieren, wenn der Front National tatsächlich das Land regieren würde: die Sozialleistungen, die kostenlose medizinische Versorgung. Sie ist eine alte Frau, die immer schwer gearbeitet hat. Ihr körperlicher Zustand ist nicht besonders gut. Eine FN-Regierung wäre verheerend für sie. Und sie ist sich auch vollkommen im Klaren darüber. Nur ein einziges Mal habe sie den Front National gewählt, hat sie gesagt, aber ich glaube ihr kein Wort.

 

Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern Der Mann, der die NPD bloßstellte

„Der Köster, ja“, sagt Dahlemann. „Auch nicht die hellste Kerze auf der Torte.“ Diese Geschichte erzählt er natürlich am liebsten. Mit ihr fing alles an, jedenfalls hat sie Patrick Dahlemann einigermaßen berühmt und ein bisschen zum Helden gemacht.
Es ist die Geschichte seines Lebens. Sie geht so: Ende Juli 2013 hielt die NPD in Drögeheide, einem Stadtteil von Torgelow im Vorpommern-Greifswald, eine Kundgebung ab. Unten im Publikum steht allein unter lauter aufgebrachten Menschen der junge SPD-Politiker Dahlemann, damals gerade 25 Jahre alt, mit seinen SPD-Flyern, oben am Mikrofon der NPD-Vorsitzende von Mecklenburg-Vorpommern, Stefan Köster. Es geht um Deutschland, um Einwanderung, um Flüchtlinge. Das übliche Geschimpfe. Irgendwann entdeckt Köster den einzelnen SPD-Mann und lästert über ihn: Wenn er Mumm habe, haha, dann solle er doch hoch ans Mikro kommen und den Leuten seine Sicht der Dinge darlegen. Er, Köster, würde ihm was von seiner Redezeit abgeben, zehn Prozent, das sei doch was. Haha.
Dahlemann nimmt sofort an. SPD-Mann vor NPD-Logo – und er legt los, als sei es das Normalste von der Welt. Sachlich, direkt. Er wolle die Hetze der NPD nicht unkommentiert stehen lassen, beginnt er vorsichtig.

drucken