Nach den Rechten sehen: Fünfeinhalb Jahre Haft: Neonazi Brandt wegen Kindesmissbrauchs in 66 Fällen verurteilt +++ Kontaktversuch: "Lügenpresse" trifft Pegida +++ Berliner Polizeipräsident: Keine Kriminalitätszunahme um Flüchtlingsheime.
Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de
Fünfeinhalb Jahre Haft: Neonazi Brandt wegen Kindesmissbrauchs in 66 Fällen verurteilt
Das Landgericht Gera hat den Neonazi und frühere Verfassungsschutzspitzel Tino Brandt wegen des sexuellen Missbrauchs von 66 Kindern und Jugendlichen zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er habe in 66 Fällen Minderjährige missbraucht oder an andere Erwachsene zum Sex vermittelt, hieß es in der Urteilsbegründung am Donnerstag. Zuvor hatte Brandt einen Großteil der Vorwürfe eingeräumt (Thüringer Allgemeine; auch Hintergrund).
Kontaktversuch: "Lügenpresse" trifft Pegida
"Panorama" hat bei der "Pegida"-Demonstration am letzten Montag in Dresden Teilnehmer_innen in ihr Mikrophon sprechen lassen. Warum sie dabei sind. Was sie verändern wollen. In diesem Bericht kann sich jede_r anschauen, wer da "Pegida" ist: massiv rassistische Durchschnittsmenschen jeden Alters, die sogar wissen, wie unwahr ihre "Argumente" sind, aber sich einfach nicht darum kümmern. Weil sie Sündenböcke für ihr missglücktes Leben brauchen. Es ist traurig. Und so viel Unverstand macht auch wütend. Aber: Danke, Panorama (ARD).
Berliner Polizeipräsident: Keine Kriminalitätszunahme um Flüchtlingsheime
Angesichts zahlreicher Demonstrationen gegen die Asylpolitik hat Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt rechte Propagandabehauptungen über angeblich kriminelle Flüchtlinge zurückgewiesen. "Wir haben mal untersucht, ob im Umfeld der Flüchtlingsunterkünfte tatsächlich mehr Kriminalität festgestellt wird, das ist nicht der Fall", sagte Kandt der Deutschen Presse-Agentur. Es habe Körperverletzungen gegeben, die aus Spannungen in der Heimsituation entstanden seien, wo viele Menschen und Kulturen zusammenwohnten, sagte Kandt. "Wir haben auch einen geringen Anstieg beim Ladendiebstahl gehabt, aber wirklich sehr gering. Als Resümee kann man sagen: Von den Heimen geht keine Kriminalität aus." Kandt betonte: "Es sind ja auch keine Kriminellen, die kommen, sondern Flüchtlinge." (moz)
Fragwürdige Erhebung: Angeblich fürchten 58 Prozent der Deutschen den Islam
Eine Umfrage im Auftrag der "Bild-"Zeitung legt nahe, dass die Mehrheit der Bürger glaubt, dass der Islam eine Gefahr für Deutschland sei. Allerdings ist die Fragestellung problematisch. Drei von fünf Befragten (58 Prozent) stimmten in der Erhebung des Insa-Instituts der Aussage "Ich habe Angst vor dem zunehmenden Einfluss des Islam in Deutschland" zu, wie die "Bild"-Zeitung als Auftraggeberin mitteilt. Die Sorge teilten auch 45,7 Prozent der 243 Befragten mit ausländischen Wurzeln. 28 Prozent der insgesamt 2017 Befragten bekundeten, keine Angst zu haben (spiegel online).
PEGIDA und die Extremismustheorie
Warum ist PEGIDA ausgerechnet in Sachsen so erfolgreich? Das hat auch mit der Extremismus-Theorie zu tun, die in dem Freistaat eine weitestgehende Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs hat – und die von menschenfeindlichen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft nichts wissen will (publikative.org).
Rätselhafte Demonstrationen in München: Pegida und die Trittbrettfahrer
Beim Münchner Kreisverwaltungsreferat sind für kommenden Montag zwei Pegida-Veranstaltungen angemeldet worden. In der Pegida-Zentrale in Dresden heißt es, man wisse von nichts. Auch Michael Stürzenberger, Chef der islamfeindlichen Partei "Die Freiheit" in München, zeigt sich ahnungslos. Wesentlich größer als die Pegida-Veranstaltungen dürfte eine geplante Gegendemonstration vor der Bayerischen Staatsoper werden. Jetzt kommen sie also doch nach München, schneller als erwartet, die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", bekannt als "Pegida". Gleich zwei Veranstaltungen sind für kommenden Montag beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) angemeldet, aber sogar die islamfeindliche Szene in München rätselt, wer dahinter steckt. Ein "Solidaritätsspaziergang für Pegida" ist für 18.30 Uhr angemeldet, er soll am Promenadeplatz stattfinden, Motto: "Stoppt den Asylmissbrauch". Der "Spaziergang" verspricht recht steif zu werden, denn angekündigt ist eine "stationäre Versammlung" mit fünf bis zehn Teilnehmern. Deutlich größer mit 300 Teilnehmern soll eine Demonstration um 20 Uhr sein, die vom Lenbachplatz aus eine Runde über Stachus und Sonnenstraße zurück zum Ausgangspunkt drehen will. "Pegida" heißt schlicht der Titel der Demo, angemeldet hat sie ein öffentlich bislang nicht in Erscheinung getretener Mann im Namen einer Gruppe namens "Pegida München". Öffentlich beworben werde keine der Versammlungen, berichtet Marcus Buschmüller von der Fachinformationsstelle gegen Rechtsextremismus. Das lässt ihn vermuten, dass es sich um Trittbrettfahrer handeln könnte. Das echte Pegida, glaubt man Stürzenberger, plane erst für Januar in München Aktionen unter dem Namen Bagida, "Bayern gegen. . ." (sueddeutsche).
Islamgegner_innen planen neue Kundgebung: „Bogida“ versucht es noch einmal
Die erste Demonstration der „Bogida“ (Bonner gegen die Islamisierung des Abendlandes) war für die Veranstalter ein Schlag ins Wasser. Nur 200 Personen fanden sich am Montagabend statt der angekündigten 500 Teilnehmer ein. Ihr sogenannter Abendspaziergang fiel aus, da sich rund um den Kaiserplatz in allen Straßen Gegendemonstranten versammelt hatten und den Zug so verhinderten. Die Anzahl der Bogida-Gegner lag mit knapp 2000 deutlich über den erwarteten 800. Damit distanzierte sich ein Großteil der Bundesstadt von der Aktion, die in Dresden 15 000 Protestierende auf die Straße lockte. Am Mittwoch kristallisieren sich zwei Fakten heraus. Zum einen wird es am kommenden Montag einen weiteren Versuch der Islamgegner geben, einen Marsch durch die Stadt zu veranstalten, zum anderen kämpft das Bündnis „Bonn stellt sich quer“ weiter gegen die Aktion, die überwiegend von Rassisten und Neonazis geprägt ist (Rundschau-online).
Rhein-Main: Kagida, Fragida und die AfD
Der hessische Landesverband der Alternative für Deutschland (AfD) ist offenkundig der Überzeugung, dass die unter der Überschrift „Pegida“ bekannt gewordenen Proteste Wasser auf die Mühlen der rechtspopulistischen Partei sind. Noch werde intern über das Verhältnis zu Pegida debattiert, heißt es beim Landesverband, der in den vergangenen Monaten fast ausschließlich mit Personalquerelen aufgefallen war. Doch Konrad Adam, einer von drei Landessprechern in Hessen und zugleich Bundessprecher der AfD, ließ am Mittwoch eine Erklärung verbreiten, in der er Verständnis für die Protest-Bewegung äußert. In Dresden sei von „anstößigen Parolen oder gewaltbereiter Stimmung“ nichts zu merken. Gleichwohl mahnt er: Pegida dürfe sich „nicht zum Instrument von Parteien machen lassen, die dem Land schaden“. Die AfD zählt Adam offenbar nicht zu diesen Parteien. Denn schon jetzt sind AfD-Mitglieder mit den beiden hessischen Pegida-Ablegern eng verbunden: Mit Kagida in Kassel und Fragida in Frankfurt. Fragida-Initiator Hans-Peter Brill ist Mitglied der Partei. Der 54-Jährige war sogar Mitglied des Frankfurter Parteivorstandes gewesen, bis aufgefallen war, dass er bei der Wahl nicht die notwendige Mehrheit erhalten hatte (Allgemeine Zeitung).
Verfassungsschutz: Rechtsextreme steuern nicht Anti-Islam-Bewegungen
Anti-islamische Bewegungen wie "Kagida" in Kassel werden nach Angaben des hessischen Verfassungsschutzes nicht von der rechtsextremistischen Szene gelenkt. "Derzeit liegen dem Landesamt für Verfassungsschutz keine Erkenntnisse zu einer steuernden Einflussnahme von Rechtsextremisten auf Bewegungen wie "Kagida" vor", teilte die Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Etwaige Aktivitäten von Rechtsextremisten in dieser Richtung werde man aber weiterhin sorgfältig beobachten (t-online.de, Focus).
Islamfeindlichkeit: Alte Vorbehalte
Muslime gehören zu den Gruppen in Deutschland, die es am schwersten haben, angenommen zu werden. Vorbehalte und Unwissen sitzen tief. Und das hat Tradition.
Es gibt derzeit drei Gruppen, die die Deutschen vermehrt ablehnen, sagt der Soziologe Johannes Kiess von der Universität Leipzig: Muslime, Asylsuchende, Roma und Sinti. Denn diese Menschen würden unseren Wohlstand und unsere Lebensweise bedrohen, sind bekannte Argumente. Besonders die Vorbehalte gegen Muslime sind sehr alt und ausgeprägt. Früher schon gab es den "Muselmann", der in einem Kinderlied den bösen Kaffee nach Europa bringt. Die Anschläge vom 11. September haben die Vorbehalte noch einmal hervor gebracht, sagt Forscher Kiess. Heute denken zum Beispiel 27 Prozent der Deutschen, Muslime seien "aggressiver als sie selbst". 30 Prozent glauben, dass Muslime weniger bildungsorientiert sind. Auslöser der Pegida-Demos sei die Diskrepanz zwischen dem allgemeinen Wohlstand Deutschlands einerseits und dem zum Teil miesen sozialen Status vieler Menschen andererseits, sagt Kiess - und der Befürchtung, dass man selbst seinen Wohlstand verliert, wenn Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen. Gegen diese Befürchtung gibt es Abhilfe: Miteinander reden. Naika Foroutan vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung hat in Studien und Umfragen herausgefunden: Bei Menschen, die Muslime kennen und mit ihnen reden, wächst die konkrete Anerkennung sehr stark (Audio bei DRadio Wissen).
Salafismus, Rechtsextremismus: Jugendliche sind besonders gefährdet
Experten sehen ähnliche Gründe für den Zulauf zu Salafismus oder Rechtsextremismus. Besonders Jugendliche in einer Sinnkrise liefen Gefahr, sich dem Extremismus zuzuwenden. Rechtsradikalismus und Islamismus: Auf der Straße sind Anhänger beider Bewegungen aufeinander losgegangen, die einen stellen den Islam, die anderen die eigene Nation über alles. Doch es gibt Gemeinsamkeiten, wie eine Tagung des Landesamts für Verfassungsschutz Baden-Württemberg jetzt deutlich machte. Wenn sich auch die ideologischen Inhalte unterscheiden, so ähneln sich doch die Beweggründe, die in diese beiden Formen des zum Teil gewaltbereiten Extremismus führen. Weitgehend einig sind sich Sozialarbeiter, Lehrer, Polizisten, Verfassungsschützer oder auch Justizbeamte, dass vor allem Jugendliche gefährdet sind, die sich in einer Lebens- und Sinnkrise befinden. Das gilt sowohl für Sympathisanten der Islamisten wie der Rechtsradikalen. "Die große Freiheit in unserer Gesellschaft ist für viele Jugendliche auch eine große Herausforderung", sagt Götz Nordbruch vom Berliner Verein Ufuq (Badische Zeitung).
Neonazi-Veranstaltung auf Hof Nahtz in Eschede am Samstag?
Viele hatten gedacht, dass Thema Joachim Nahtz und die rechten Brauchtumsfeiern hätte sich erledigt. Doch dem ist offenbar nicht so. Am Wochenende soll es nach Erkenntnissen des Forums gegen Rechts wieder eine rechtsextreme Veranstaltung geben. Deswegen ruft das Forum kurzfristig zur Demo am Samstag, 14 Uhr, auf. Die Polizei hat dazu keine Informationen (cellesche-zeitung.de).
Kamenz: Graffiti mit rechtsextremen Inhalten
Beamte des Operativen Abwehrzentrums Sachsen (OAZ) haben am Dienstag nach Beschluss des Amtsgerichts Bautzen die Wohnungen zweier Jugendlicher im Bereich Kamenz durchsucht. Wie die Görlitzer Staatsanwaltschaft mitteilt, wird ihnen vorgeworfen, gemeinsam Ende Juli 2014 im Kamenzer Stadtgebiet zwischen dem Kaufland Willy-Muhle-Straße bis zur Nebelschützer Straße mehrere schwarze Graffiti mit rechtsextremem Inhalt angebracht zu haben. So haben die Täter etwa Inhalte wie „Frei, sozial, National“, „Freiheit für alle Nationalisten“, „Heute sind wir tolerant, morgen fremd im eignen Land“, „Anti Antifa“ und „Gegen Asylmissbrauch“ sowie mehrere Hakenkreuze verbreitet (sz).
Göppinger Neonazi-Gruppe "Autonome Nationalisten Göppingen" verübte wohl Dutzende Straftaten
Innenminister Reinhold Gall hat die "Autonome Nationalisten Göppingen" verboten. Die rechtsextreme Gruppe soll mehrere Straftaten begangen haben. Autonome Nationalisten gibt es auch im Schwarzwald und in Lörrach. Laut Verfassungsschutzbericht treten Autonome Nationalisten seit 2005 in Erscheinung, die Göppinger Gruppe besteht seit 2009. Landesweit gehören den Autonomen Nationalisten demnach 170 Personen an. Die zehn bekannten Gruppen handeln weitgehend unabhängig, sind aber in einem Netzwerk verbunden. Vor allem die Gruppe in Göppingen hatte wiederholt mit Straftaten und Demonstrationen Unruhe in der Region Göppingen. Erst im Oktober gingen Bürger in der Stadt gegen Rechts auf die Straße. Auf Veranstaltungen und im Internet hatten sie zudem zum "freien, nationalen Widerstand" aufgerufen (Badische Zeitung, Mainpost).
NPD-Winterfest in Murnau: Weniger ist leer
Gerade einmal 15 Anhänger der Nationaldemokraten kamen laut Polizei am Samstag nach Murnau, um dem neuen bayerischen Landesvorsitzenden Franz Salzberger zu lauschen. Geladen hatte der Inhaber des Versandes und zugleich Vorsitzende der NPD Oberbayern, Matthias Polt. Der Laden ist Anlaufpunkt der Szene in der Region und diente auch in der Vergangenheit regelmäßig als Schauplatz für politische und musikalische Veranstaltungen. Wenn auch mit mehr Zuspruch. Im Februar dieses Jahres hatten sich zur Rede von Sascha Roßmüller noch über 30 Personen eingefunden, Liedermacher Frank Rennicke sorgte für die musikalische Begleitung. 2012 nahmen laut Aida-Archiv „rund 40 Personen“ an der »Weisse Weihnacht«-Veranstaltung teil (Endstation rechts).
Niederlande: Anklage gegen Rechtspopulisten Wilders
Der niederländische Politiker Wilders, einer der bekanntesten Rechtspopulisten in Europa, muss sich wegen diskriminierender Äußerungen über Marokkaner vor Gericht verantworten (dw).
Antisemitismus-Vorwurf: Balotelli für Instagram-Post gesperrt
Mario Balotelli vom FC Liverpool hat sich zum wiederholten Mal eine Strafe eingehandelt. Der englische Verband sperrte den 24-Jährigen für das Premier-League-Duell mit dem FC Arsenal am Sonntag und verurteilte ihn zusätzlich zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet rund 32.000 Euro. Balotelli, der zudem an einem nicht näher spezifizierten Schulungsprogramm teilnehmen muss, wurde ein umstrittener Beitrag beim Internetdienst Instagram zum Verhängnis (spiegel online).
Interview mit Marcus Pretzell (AfD NRW): "Ich gehe von fünf Prozent Querulanten in der AfD aus"
er NRW-Landeschef der Alternative für Deutschland (AfD), Marcus Pretzell, zeigt Verständnis für "Pegida". Bei der Landtagswahl 2017 peilt er für seine Partei zehn Prozent an. Als besonders rechts gilt er selbst (RP).
Hamburg: Kunst als ziviler Widerstand?
"Was darf die Kunst? Was darf die Gesellschaft?" Das war das Thema einer Diskussionsrunde Dienstagabend im Hamburger Thalia Theater. Hintergrund ist eine Klage der Partei Alternative für Deutschland (AfD). Der Hamburger Landesvorstand hatte Kampnagelchefin Amelie Deuflhard angezeigt, weil sie im Rahmen eines Kunstprojekts Afrikanern der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" Unterkunft und Beschäftigung bietet. Es ging hoch her im Thalia Theater. Die Stimmung war aufgeheizt. Kunstprojekte seien dazu da, Diskussionen anzuregen, erklärte Kampnagel-Intendantin Deuflhard: "Das Projekt ist nicht dazu da, die Flüchtlingsproblematik zu lösen, das kann ich überhaupt nicht", sagte sie. Es sei aber dazu da, die Debatte loszutreten (NDR).
NSU-Prozess: "Wir haben ein klares Ziel - die absolute Macht"
Am letzten Verhandlungstag im NSU-Prozess für dieses Jahr hat sich das Oberlandesgericht München mit der Propaganda einer rechtsextremen Zeitschrift beschäftigt. Darin werden konkrete Anweisungen für einen illegalen Kampf gegen den Staat gegeben. So wird behauptet, die Regierung plane die "Schwächung der Volkssubstanz", empfohlen wird ein bewaffneter Kampf in kleinen, autonomen Zellen. Die Bundesanwaltschaft wirft dem NSU zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge vor. Herausgeber der Zeitschrift war ein früherer V-Mann des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz. Sein Deckname lautete "Tarif". Inzwischen lebt er in Schweden und hat ein Buch über seine Tätigkeit verfasst. In der Zeitschrift heißt es: "Wir haben ein klares Ziel - die absolute Macht". Die Untergrundzellen, die dafür kämpften, sollten sich konspirativ organisieren. Nach außen sollte sich jeder so unauffällig wie möglich verhalten (moz).
Seibel: "Bei NSU-Morden versagten nicht nur die Behörden"
Eine Fehldiagnose im Fahndungsansatz und eine dezentrale Polizei: Doch das seien nicht die einzigen Gründe für die Pannen bei der Aufklärung der NSU-Morde, sagt Politikwissenschaftler Wolfgang Seibel im DW-Interview.
Falkenstein: "Wir wollen hier keine Asylbewerber sehen!" - Bürgermeister Dengler stellt Strafanzeige
Wer in diesen Tagen den Marktplatz in Falkenstein passiert, egal ob zu Fuß oder mit dem Auto, staunt nicht schlecht - im linken Fenster, gleich neben dem Eingang zum Gasthof "Schröttinger Bräu" prangt ein riesiges mit Weihnachtsbeleuchtung umrahmtes Plakat "Wir wollen hier in Falkenstein keine Asylbewerber sehen! Der Bürgermeister, der Marktrat". Im Gespräch mit Bürgermeister Thomas Dengler wurde deutlich, dass er sich gegen diese Aussage strikt wehrt: "Nachdem eine mündliche Aufforderung zur Entfernung dieses Plakates erfolglos blieb, habe ich Strafanzeige gestellt", betonte er, "sowohl für mich als Bürgermeister, als auch für den Marktgemeinderat. Dieser Text spiegle lediglich die Meinung eines Einzelnen wider." Wolfgang Krottenthaler selbst, der Eigentümer des stattlichen Anwesens im Ortskern der Marktgemeinde Falkenstein, hatte diese Tafel am vergangenen Samstag ins Fenster gehängt (idowa.de).
Stuttgart: Proteste der Anwohner gegen Flüchtlingsheim
Der Stuttgarter Gemeinderat hat den Weg frei gemacht für weitere Flüchtlingsunterkünfte. Das gefällt manchen Bürgern nicht, wie zum Beispiel in Feuerbach. Ebenso groß ist allerdings die Hilfsbereitschaft (stuttgarter-zeitung.de).
Dietenheim: Unbekannte wettern mit Flugblatt gegen Asylbewerber
In Regglisweiler sorgt ein mutmaßlich volksverhetzendes Schreiben für Aufregung. In ihm werden Asylbewerber als Verbrecher und Mörder hingestellt. Der Staatsschutz ermittelt (Augsburger Allgemeine).
Neuer Großauftrag für umstrittenen Heimbetreiber European Homecare
Die Firma European Homecare wird vom 1. Januar an ein Heim für 75 Flüchtlinge im niedersächsischen Meinersen weiterführen - weil sie das preiswerteste Angebot gemacht hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Misshandlungsskandal von Burbach gegen den Geschäftsführer und einen Heimleiter des Unternehmens. Der Auftrag ist mindestens 207 000 Euro wert. Auch Anbieter von Wohncontainern machen gute Umsätze dank der Probleme von Ländern und Kommunen, Flüchtlinge unterzubringen (sueddeutsche).
Riesen-Begeisterung: Heilige Nacht im Flüchtlingsheim Berlin-Hellersdorf
Die Heimat fern, kriegszerstört, gefährlich, armselig. Die Zukunft ungewiss. Und doch herrschte gestern Fröhlichkeit im Flüchtlingsheim: Weihnachtsfeier! Die Firma PeWoBe, die das Haus an der Maxie-Wander-Straße betreibt, lud zum Fest – samt Weihnachtsmann. Ladislaus Demuth (76) aus Hellersdorf bescherte Süßigkeiten und war überwältigt: „Es war so schön – fröhliche Kinder, Familien, die sich mit mir fotografieren ließen.“ Er war aber auch überwältigt, weil die Schar der lustigen Gören ihn nicht weit kommen ließ. Blitzartig war der Sack leer. Die Deutsche Polizeigewerkschaft spendierte Lineale und Malbücher, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Wuhletal gab Schreibstifte und 100 Euro für Schulsachen. Das war aber erst ein Vorgeschmack. „Die Party mit der Bläserkapelle IG Blech und einem Büfett war eher für die Erwachsenen, morgen erscheint der Weihnachtsmann speziell für die Kinder“, sagt Vize-Heimleiterin Rim Farha. „Auch die muslimischen Kinder fragen, wann er kommt.“ (Berliner Kurier).
Lehnitz: Erste Päckchen an Flüchtlinge übergeben
Die Initiative "Willkommen in Oranienburg" hat am Sonnabend etwa 70 Flüchtlinge begrüßt, die in Lehnitz vorübergehend ein neues Zuhause gefunden haben. Bei dem Adventsnachmittag in der Aula der Grundschule wurden auch Päckchen übergeben, die unsere Leserinnen und Leser liebevoll gepackt hatten - mit tollen Fotos. (moz)
Reutte: Christkind besucht auch Flüchtlinge
Die Neue Mittelschule Königsweg lud die Bewohner des Asylwerberquartiers in Breitenwang zu einer Weihnachtsfeier. Die E-Werke haben sich mit Gutscheinen ins Kreckelmoos auf den Weg gemacht (TT.com).
Garching: Hilfsbereitschaft für Asylbewerber
Großer Erfolg der Kartoffelsuppen-Benefizaktion aller Garchinger Parteien auf dem Weihnachtsmarkt: Köche und Standpersonal freuten sich über den großen positiven Zuspruch der Besucher für diese Gemeinschaftsaktion und die bemerkenswerte Spendenbereitschaft aller Altersgruppen (Wochenanzeiger.de).
Viechtach: Spiel ohne Worte: Asylbewerber in Schachclub aufgenommen
"Schach ist international, hier spielt die Sprache keine Rolle", erklärt Gerhard Mandl, der Wirt des Gasthof Kreutzberg in Viechtach. Er freut sich, dass seit zwei Wochen einige Asylbewerber, die in Neunußberg untergebracht sind, an dem wöchentlichen Treffen des Schachclub Gardez teilnehmen. Der Vereinsvorsitzende Christoph Heiduk holt sie am Donnerstagabend ab und nimmt sie mit nach Viechtach (idowa.de).
Lauterbach: Lernpaten für Asylbewerber schließen Lücke
Lernende aus verschiedenen Nationen sitzen mit Headsets an den sieben PC-Stationen und machen auf der Lernplattform „ich-will-deutsch-lernen.de“ Übungen zum Erlernen der deutschen Sprache – sie lassen sich durch die Besucher kaum stören. Die Lernberaterin Anke Mitze hilft noch einem Lernenden beim Einloggen als die Tür aufgeht und zwei weitere hereinkommen, die sich an den großen Tisch setzen. Schnell sind auch dort alle Plätze besetzt. Eine willkommene Unterstützung sind die beiden freiwilligen Lernpaten, Andrea Weber und Martin Minner: Sie kommen oft ins Selbstlernzentrum und helfen, wenn jemand nicht alleine weiterkommt, begleiten Übungen und beantworten Fragen. Schnell sind die Asylbewerber und die Ehrenamtlichen im Gespräch miteinander und üben Aussprache, Zeiten und Formulierungen. Peter Zielinski dankt den Freiwilligen „Sie schließen eine Lücke, die wir momentan nicht anders schließen können.“ (nh24.de)
Benefizaktion für Asylbewerber_innen in Starnberg: Endlich wieder Musik machen
Eine Odyssee von Nigeria über Libyen und Italien nach Deutschland: Das hat der 28-jährige Asylbewerber Kelly Aigbe Ogie erlebt. Seit 15 Monaten lebt er im Mühltal. Am Samstag gibt er ein Benefizkonzert. Der Nutzen liegt aber nicht nur im Geld, das für Asylbewerber eingespielt wird. „Ich bin mit der Musik geboren“, erzählt Kelly Aigbe Ogie. Der 28-jährige Nigerianer hatte in seinem Heimatland eine Crew. Zu viert haben sie Musik gemacht, nach dem Vorbild von Eminem, 50 Cent und Tupac. Doch die Gruppe hat sich aufgelöst, die einen hatten finanzielle Probleme, die anderen gingen zum Studieren weg. Jetzt musiziert Kelly wieder – zu seiner großen Freude und für das Asylbewerberheim im Mühltal (merkur-online).
Weilheim: Aikido-Training für Asylbewerber
Das „Shinzo Dojo“ Weilheim bietet ehrenamtlich ein weithin einmaliges Projekt an und wirbt damit mit einem Flugblatt in vier Sprachen. „Die Integration der Weilheimer Asylbewerber über Aikido als Lebens- und Friedenskunst“ ist laut Robert Schwinghammer, Leiter des „Shinzo-Dojos“, „das erklärte Ziel“ eines neuen Projektes, das am 22. Januar in der Halle der SOS-Kinder- und Jugendhilfen startet. Laut Koordinator Helmuth Fischer soll es weit über die Region hinaus Vorbild werden. In Bayern ist es nämlich bisher einzigartig (merkur-online.de).
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