Frey, Gerhard

Gerhard Frey (Jg. 1933) ist Verleger der rechtsextremen National-Zeitung und ehemaliger Bundesvorsitzender der Deutschen Volksunion (DVU).

Von Gabriele Nandlinger

Gerhard Frey stammt aus einer vermögenden Kaufmannsfamilie in Cham in der Oberpfalz zur Welt. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München und Graz promovierte er 1960 in Graz. Früh begann Gerhard Frey mit seiner rechtsgestrickten journalistischen Laufbahn im Alter von 18 Jahren bei der "Deutschen Soldaten-Zeitung", die 1951 vor allem von Altnazis gegründet worden war. 1960 wurde er deren alleiniger Herausgeber und drei Jahre später entstand aus der "Deutschen Soldaten-Zeitung" die "Deutsche National-Zeitung". Frey hatte auch den zugehörigen Verlag übernommen, den er 1968 in "DSZ-Druckschriften- und Zeitungsverlags GmbH" (DSZ-Verlag) umbenannte. Durch den Aufkauf weiterer Blätter entstand 1999 die heutige "National-Zeitung", die aktuell mit einer Auflage von schätzungsweise rund 40.000 Exemplaren erscheint.

1971 gründete Frey zusätzlich den "FZ Freiheitlichen Zeitungsverlag", der 1986 in "FZ Freiheitlicher Buch- und Zeitschriften-Verlag GmbH" (FZ-Verlag) umbenannt wurde. Angeschlossen sind dem FZ-Verlag der "Deutsche Buchdienst" sowie das Unternehmen "Deutsche Reisen". Der FZ-Verlag offeriert einschlägige Devotionalien (Bücher, Fahnen, Karten, Wimpel, Tonträger et cetera), die regelmäßig in der "National-Zeitung" beworben werden. Frey "verbindet mit seinen parteipolitischen Aktivitäten auch persönliche finanzielle Interessen“, urteilt der niedersächsische Verfassungsschutz. „Die von ihm permanent umworbenen, politisch weitgehend inaktiven Parteimitglieder bilden einen festen Kundenstamm für die Produkte seiner Medienunternehmen.“

Zeitgleich mit der Erweiterung seines Verlagsgeschäftes startete Gerhard Frey auch seine politische Karriere. Nach zunächst erfolglos versuchter Annäherung an die NPD rief Frey 1971 den Verein "Deutsche Volksunion e.V." samt Aktionsgemeinschaften ins Leben. Vier Jahre später drängte es Frey wieder zur NPD. Er verließ die Partei aber 1979 wieder, nachdem sein Versuch gescheitert war, in den NPD-Bundesvorstand aufzurücken. 1986 folgte die dritte Phase der Annäherung an die NPD. Die "Deutsche Volksunion – Liste D" wurde gegründet, die 1987 als gemeinsame Wahlliste mit der NPD zu den Bürgerschaftswahlen in Bremen antrat und einen Parlamentssitz holte. 1991 avancierte die "Deutsche Volksunion – Liste D" endgültig zur "Deutschen Volksunion" (DVU). Seit 1987 ist Gerhard Frey Parteivorsitzender der DVU, auf dem letzten DVU-Bundesparteitag im Januar 2007 wurde er mit 99,6 Prozent der Stimmen wieder im Amt bestätigt.

Die DVU wird von Gerhard Frey – so das Bundesamt für Verfassungsschutz - "zentralistisch und autokratisch geführt sowie weitestgehend finanziert". Frey unterstützt seine Partei mit Darlehen – und nimmt dafür Zinsen. In ihrem Rechenschaftsbericht für 2004 (Bundestagsdrucksache 16/1271) sind von der DVU Verbindlichkeiten gegenüber Darlehensgebern in Höhe von rund 1.750.000,-- Euro ausgewiesen und keinerlei Bankschulden. Die letzte Großspende Freys, die in den Rechenschaftsberichten der politischen Parteien veröffentlicht wurde, datiert aus dem Jahr 2001. Seinerzeit hatte der Parteipatriarch gut 250.000,-- Euro an die DVU gespendet.

Die DVU-Parteizentrale residierte unter der gleichen Postanschrift wie das Freysche Medienimperium. Von dort aus wird das Verlagsgeschäft als Familienunternehmen betrieben. Gerhard Frey führt den DSZ-Verlag, Geschäftsführerin des FZ-Verlags ist seine Ehefrau Regine Frey. Sohn Gerhard Frey jun., der auch publizistisch tätig ist, so in der hauseigenen "National-Zeitung" oder als Buchautor über "Polens verschwiegene Schuld" (FZ-Verlag), vertritt als Rechtsanwalt die Partei schon mal vor Gericht.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Bundeszentrale für politische Bildung

Erschienen am 15. März 2007

Zum Thema

| Man schlägt sich, man verträgt sich – Gerhard Frey und die NPD

Dieser Text stammt aus dem Online-Dossier zum Thema Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de/rechtsextremismus
Erstveröffentlicht am 15.3.2007

Nachtrag:
Am 11.01.2009 gibt Frey den Parteivorsitz an seinen bisherigen "Bundesorganisationsleiter" Matthias Faust ab. Frey zieht sich nicht nur praktisch, sondern auch mit seinem Vermögen aus der DVU zurück. Parteizentrale ist jetzt Fausts Wohnung in Hamburg.

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