Studienzentrum Weikersheim (SZW)

Das Studienzentrum Weikersheim (SZW) wurde 1979 durch den CDU-Politiker Hans Filbinger im gleichnamigen Schloss in Baden-Württemberg gegründet. Das SZW bezeichnet sich selbst als christlich-konservative Denkfabrik. Es gilt als wichtigste Schnittstelle zwischen Konservatismus und der Neuen Rechten. Finanziert wurde das Studienzentrum unter anderem mit Spenden aus der Wirtschaft, zum Beispiel von der Daimler Benz AG. Präsident des SZW ist Bernhard Friedmann (CDU), als Geschäftsführer fungiert Ronald Schrumpf.

Das Studienzentrum veranstaltet Seminare, Lesungen und Kongresse zur deutschen und europäischen Politik. Es soll rund 650 Mitglieder haben.

Der Zentralrat der Juden kritisiert, dass das Studienzentrum Weikersheim regelmäßig Redner mit extrem rechten und antisemitischen Ansichten einlade. Mehrfach wurde die Schließung des Zentrums gefordert.

Besonders in der Kritik stand ein Auftritt des ehemaligen RAF-Terroristen und heutigen Rechtsextremisten Horst Mahler vor Mitgliedern des SZW. 1997 ließ das ehemalige Präsidiumsmitglied Günter Rohrmoser zu seiner Geburtstagsfeier Mahler eine Rede halten. Mahler sprach in seiner Rede unter anderem vom “zerstörerischen Besatzungsregime” der Alliierten und sagte, es sei gefährlich, “das deutsche Volk mit einer geistesgeschichtlich nicht ausgewiesenen Begrifflichkeit auf ewig in Schuldknechtschaft halten zu wollen.” Er beendete sein Rede mit dem Satz: “Wir Deutsche - und mit uns die ganze Welt - sollten beten, daß wir uns wieder als Nation erfassen und den aufrechten Gang erlernen.” Rohrmoser lobte Mahlers Rede als “national-christlichen Konservativismus”.

Seit 1991 hat das SZW eine Unterorganisation namens “Jung-Weikersheim” für jüngere Mitglieder. Der vierköpfigen Führungsspitze von “Jung-Weikersheim” gehörte bis 1995 der
Berliner Neonazi Ulli Boldt an. Während seiner Tätigkeit für die Organisation war Boldt zeitweilig als Vorsitzender des “Berliner Kulturgemeinschaft Preußen”, eines – so das Berliner Landesamt für Verfassungsschutz – Sammelbeckens für das gesamte rechtsextreme Spektrum Berlins, aktiv. Zuvor war Boldt Kader der 1992 bundesweit verbotenen Neonazi-Truppe “Nationalistische Front“ (NF). Derzeit leitet die “Jung-Weikersheim" das “Junge Union”-Mitglied Daniel Kieger.

In die Schlagzeilen geriet das SZW zuletzt im April 2007 durch die umstrittene Rede des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten und SZW-Mitglieds Günther Oettinger. In seiner Trauerrede zur Beerdigung des SZW-Gründers Hans Filbinger, bezeichnete Oettinger diesen als “Gegner des NS-Regimes”, obwohl Filbinger nachweislich als Nazi-Richter bei der Kriegsmarine noch 1945 Todesurteile gegen Deserteure gefällt hatte.

Zum Thema

| Hintergundtext zum SZW vom SPD-Abgeordneten Stephan Braun

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