Presseschau... 31.05.2016

+++ Brandanschlag mit Molotowcocktails auf Geflüchtetenunterkunft in Aue +++ Rechte Schmierereien in Dresden und Freital, auch Linke-Büro wieder betroffen +++ AfD-naher „Herkules-Kreis“: Geschlossene Gesellschaft für neue rechte Vernetzung +++ Brandenburg: Zahl der Angriffe auf Geflüchtete unvermindert hoch +++

 

Brandanschlag mit Molotowcocktails auf Geflüchtetenunterkunft in Aue

Unbekannte haben im sächsischen Aue (Erzgebirgskreis, Sachsen) in der Nacht zu Montag eine bewohnt Flüchtlingsunterkunft mit Brandsätzen beworfen. Die mit brennbarer Flüssigkeit präparierten und angezündete Gläser seien jedoch vor dem Gebäude auf einer Wiese gelandet und erloschen, teilte die Polizei am Montag mit. Verletzt wurde bei der Attacke glücklicherweise niemand.
Zeugen hätten zwei Täter beobachtet, die mit Fahrrädern unterwegs gewesen seien, hieß es weiter. Das Operative Abwehrzentrum der Sächsischen Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Ein politisch motivierter Hintergrund der Tat werde nicht ausgeschlossen. Zudem wird nach weiteren Augenzeugen gesucht. Aue und die sächsische Ergebirgsregion gelten als Schwerpunktgebiet für rechtsradikale Aktivitäten.

 

Rechte Schmierereien in Dresden und Freital, auch Linke-Büro wieder betroffen

Die Polizei ermittelt zu rechten Schmierereien in Dresden und Freital. Im Dresdner Stadtteil Dobritz schmierten Unbekannte zwei Hakenkreuze und rechte Parolen an ein Mehrfamilienhaus. In Dresden-Gohlis wurden die Wände eines Rohbaus mit rechten Symbolen beschmiert. In Freital beschmutzten Unbekannte ein Gebäude der Stadtverwaltung sowie das Parteibüro der Linken mit Farbe.

 

AfD-naher „Herkules-Kreis“: Geschlossene Gesellschaft für neue rechte Vernetzung

Eine neue AfD-nahe Gruppierung, der „Herkules-Kreis“, trifft sich in Hessen. Auch Björn Höcke und Wolfgang Hübner sind unter den Gästen. Der „Herkules-Kreis“ – benannt nach dem Wahrzeichen der Stadt Kassel versteht sich als Forum, das zwar „überwiegend von AfD-Mitgliedern getragen wird“, wie es in der Selbstbeschreibung heißt, jedoch allen „politisch Interessierten des freiheitlich-konservativen Milieus“ offenstehen soll.
Den Weg zu der „privaten Veranstaltung“ findet derweil fast alles, was in Hessen politisch zwischen dem rechten Rand der CDU und der NPD angesiedelt ist. Der Frankfurter Stadtverordnete Wolfgang Hübner von den Bürgern für Frankfurt (BFF) ist ebenso mit von der Partie wie Axel von Baumbach aus dem nahen Kirchheim. Der Forstassessor war im März für die AfD in den Kreistag Hersfeld-Rotenburg gewählt worden, hatte das Mandat jedoch nicht angetreten, nachdem die FR seine Vergangenheit in der rechtsextremen Reichsbürgerbewegung publik gemacht hatte.
Aus Neuhof bei Fulda reist mit Jens Mierdel ein junger AfD-Kreistagsabgeordneter an, der zumindest in der Vergangenheit bei der vom hessischen Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ mitgemischt hat. Auch ein Vertreter der relativ neuen Gruppierung „Bündnis Deutscher Patrioten“, die sich in den sozialen Netzwerken als eine Art Best-of rechter Deutungsmuster präsentiert, jedoch ohne den intellektuellen Anspruch anderer rechter Gruppen, ist vor Ort.
„Wenn wir gesellschaftliche Veränderungen in diesem Land erreichen wollen, können wir nicht nur auf Parteien setzen“, sagt Andreas Lichert, Beisitzer im Landesvorstand der AfD und Mitorganisator der Veranstaltung. Es gehe darum, in den „vorpolitischen Raum“ zu wirken.

 

Brandenburg: Zahl der Angriffe auf Geflüchtete unvermindert hoch

Die Zahl der Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte ist in Brandenburg unvermindert hoch. Im ersten Quartal dieses Jahres habe es 54 Gewalttaten gegen Geflüchtete sowie Brandstiftungen, Bedrohungen oder Fälle von Volksverhetzung gegeben, teilte das Innenministerium auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Andrea Johlige mit. Im gesamten Vorjahr waren es 141 derartige Fälle, davon mehr als 100 während der Großen Einreisewelle der Geflüchteten im zweiten Halbjahr.
Hinzu kamen in den ersten drei Monaten dieses Jahres 18 rassistisch motivierte Angriffe auf Menschen, die nicht als Flüchtlinge in Brandenburg leben. In fast allen Fällen fremdenfeindlicher Übergriffe sind die Ermittlungen des Staatsschutzes noch nicht abgeschlossen.

 

Kassel: Sechs Verurteilungen im „Sturm 18“-Prozess

Wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und Anstiftung zur Körperverletzung hat das Landgericht Kassel einen Neonazi zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 41-jährige Bernd T., Gründer der rechtsextremen Gruppe „Sturm 18“, habe seine "Rechtsfeindlichkeit deutlich gezeigt", sagte der Vorsitzende Richter.
Fünf Mitangeklagte erhielten unterschiedliche Strafen - von Geldbußen (150 Tagessätze zu zehn Euro) bis zu Freiheitsstrafen von bis zu 20 Monaten ohne Bewährung. Nach Überzeugung der Kammer hatte T. unter anderem einen jungen Mann in eine Wohnung drängen und schlagen lassen, damit dieser Mitglied des von T. initiierten Vereins "Sturm 18" bleibt.
Andere Angeklagte schlugen einen weiteren Mann, traten ihm die Schienbeine blutig und schoren ihm gegen seinen Willen eine Glatze. Bei einer der Taten hatte eine Mitangeklagte gefragt, ob sie auch mal zuschlagen darf.
T. gilt als besonders unberechenbar und gewaltbereit. 1993 hatte er mit einem Kameraden einen Obdachlosen zu Tode geprügelt. Im Gefängnis ließ er sich von der inzwischen als verfassungsfeindlich eingestuften und 2011 verbotenen "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V." (HNG) betreuen. „Sturm 18“ ist mittlerweile verboten.

 

Bochum: 1.600€ Geldstrafe für Hitlergruß

Wegen Zeigens des Hitlergrußes hat das Amtsgericht Bochum gegen einen 23-Jährigen eine Geldstrafe von 1.600 Euro verhängt. Der Mann gestand am gestrigen Montag vor Gericht, Ende Mai 2015 am Rande eines Musikfestivals am Kemnader See zweimal den verbotenen Gruß gezeigt zu haben.
Der Duisburger wurde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verurteilt. Gegen zwei Mitangeklagte stellte das Gericht den Prozess gegen Auflagen ein. Das Pärchen hatte zugegeben, auf dem Rückweg von dem Festival in einem Bus eine damals 17-jährige dunkelhäutige Frau beleidigt und beschimpft zu haben. Der 31 Jahre alte Mann muss deshalb nun 100 Sozialstunden ableisten, seine vier Jahre jüngere Freundin eine Geldauflage von 750 Euro zahlen.
Die drei Angeklagten - eine Krankenschwester, ein Lagerist und ein Neonazi - hatten sich zuvor schon mit den Ordnern der Veranstaltung angelegt. Ihnen war der Zutritt verwehrt worden – auch, weil einer ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hooligans gegen Salafisten“ trug. Dabei ging es so turbulent zu, dass sogar die Polizei gerufen werden musste. Einer der Angeklagten brüllte Nazi-Parolen, schrie den Ordnern angeblich sogar zu, dass sie vergast werden sollten.
Gegen eine vierte Angeklagte, die die 17-jährige Geschädigte auch tätlich angegriffen und beleidigt haben soll, steht das Verfahren noch aus.

 

Altena: Mordversuch aus Verärgerung?

In Altena zündete ein Feuerwehrmann ein Haus an, in dem sieben Flüchtlinge wohnten. Was trieb ihn an – Angst vor Fremden oder rechte Ideologie? Heute beginnt der Prozess. Warum zündet jemand ein Haus an, in dem sieben Menschen schlafen – nur aus "persönlicher Verärgerung"? Das hat Dirk D. den Ermittlern der Polizei gesagt. Und auch, dass er Angst gehabt habe vor den Fremden, die in seine Nachbarschaft gezogen seien. Nun muss sich der mutmaßliche Brandstifter von Altena für seine Tat verantworten. An diesem Dienstag beginnt vor dem Landgericht Hagen der Prozess gegen den 25 Jahre alten Feuerwehrmann und Beamten auf Probe sowie gegen einen Komplizen. Den Männern drohen hohe Haftstrafen. Denn es geht um schwere Brandstiftung und um versuchten Mord.
Der Prozess gegen die Brandstifter von Altena ist der achte Fall, der vor Gericht gebracht wurde, seit die Zahl der gewalttätigen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im vergangenen Jahr sprunghaft in die Höhe schnellte. Büchen, Plauen, Escheburg, Limburg, Rostock, Salzhemmendorf, Meißen: Sieben Mal wurden Urteile gesprochen. Doch 272 Anschläge auf Asylunterkünfte des vergangenen Jahres bleiben bislang ungeklärt. Ganz zu schweigen von den vielen weiteren Angriffen auf Flüchtlingsheime, die sich seit Jahresbeginn noch ereigneten.

 

Medienanalyse: Die Äußerungen von Gauland waren ein gezielter Tabubruch

Interview mit Joachim Trebbe, Professor für Medienanalyse an der FU Berlin

Herr Trebbe, war die Äußerung von AfD-Vizechef Alexander Gauland über Jérôme Boateng ein gezielter Tabubruch?

Ich würde das als kalkuliertes Missverständnis bezeichnen. Klar ist, dass selbst fremdenfeindlich gesinnte Menschen in aller Regel bereit sind, ethnische Minderheiten zu akzeptieren, wenn diese einen besonderen gesellschaftlichen Stellenwert haben.

Warum hat sich dann die AfD-Vorsitzende Frauke Petry von Gaulands Äußerungen distanziert?

Ein solches Vorgehen ist Teil der Strategie. Erst wird etwas behauptet, und dann wird es scheinbar wieder zurückgenommen. Aber dann ist es längst in der Welt. Das ist ein bewährtes Doppelspiel. Entscheidend für die AfD ist, dass sie in den Medien ist und auf diese Weise auf der politischen Agenda bleibt.

Währenddessen bleibt Gauland bei seiner Darstellung: Es sei ihm lediglich um die Beschreibung von Gefühlen gegangen, „die wir alle in unserer Nachbarschaft wahrnehmen. In einer Rundmail an alle AfD-Mitglieder wirft er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Verdrehungen vor: Die Überschrift „Gauland beleidigt Boateng“ sei durch keinen Satz gedeckt - und erst dadurch hätten „die ansonsten richtigen Aussagen den Dreh ins Fremdenfeindliche, Rassistische bekommen“.

 

Mainz: Hat eine Grüne Stadträtin rassistische Beleidigungen ausgesprochen?

Antje Kuessner, Stadtratsmitglied der Grünen, hat am Montagabend in einer Mail an Oberbürgermeister Michael Ebling erklärt, dass sie ihr Stadtratsmandat aus persönlichen Gründen niederlege:  „Der Rücktritt erfolgt auch aus persönlichen Gründen“. Die Politikerin war unter Druck geraten, weil sie angeblich eine Gruppe Migranten rassistisch beschimpft und Polizisten beleidigt haben soll. In beiden Fällen waren von der Polizei Anzeigen gefertigt worden.
Bereits am Freitag hatte Kuessner den Vorwurf, dass sie rassistische Beleidigungen von sich gegeben haben soll, vehement zurückgewiesen, ließ aber die mutmaßlichen Beleidigungen der Polizisten unerwähnt. Das hatte zu Irritationen geführt.

 

Wie Alltagsrassismus auch Menschen in Schleswig-Holstein trifft

Es gehört für Edem Attisso dazu. „Ich muss mir auf dem Platz immer mal wieder Wörter anhören, die ich nicht gern wiederhole“, sagt der 17-jährige Niebüller (Kreis Nordfriesland) – und meint damit alltagsrassistische Äußerungen, die er auf und neben dem Fußballplatz zu hören bekommt, weil seine Hautfarbe dunkel ist. Seit seinem vierten Lebensjahr spielt Attisso Fußball, zur Zeit beim SV Frisia 03 Risum-Lindholm in Nordfriesland als Innenverteidiger.
Mit dem Alltagsrassismus werden auch die Sinti und Roma in Schleswig-Holstein immer wieder konfrontiert, sagt Hauke Bruhns, Sprecher des Landesverbandes. „Sie werden als Zigeuner beschimpft oder es wird gesagt, dass man sie eigentlich alle hätte vergasen sollen.“
Menschen, die früher vielleicht ihre alltagsrassistischen Äußerungen zurückgehalten hätten, könnten sie jetzt offener äußern, fürchtet Fatih Mutlu, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Schleswig-Holstein Schura.

 

Der 284. Prozesstag im NSU-Prozess – wie Terroristen Urlaub machen

Immer wieder zog es Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt auf einen Campingplatz auf der Ostseeinsel Fehmarn – der NSU machte Urlaub mit dem Wohnmobil. Eine der Reisen greift das Gericht heute heraus: Auch 2004 waren für das Trio Ferien angesagt. Fotos aus der Zeit sollen die drei glücklich und vertraut zeigen, wie Anwälte der Nebenklage zuvor geäußert hatten – obwohl die beiden Männer kurz zuvor den Kölner Nagelbombenanschlag von 2004 verübt hatten. Zschäpe hatte in ihrer Aussage vom Dezember mitgeteilt, sie sei “entsetzt” gewesen, nachdem ihre Komplizen ihr von der Tat erzählt hatten.

 

Jahrestreffen der Geschichtsleugner

Der diesjährige Kongress der rechtsextremen kulturpolitischen „Gesellschaft für freie Publizistik“ findet vom 3. bis 5. Juni statt. Getagt wird unter dem Motto „Die neue Völkerwanderung – westliche Kriegspolitik und ihre Folgen?“  im thüringischen Kirchheim.
Die 1960 von ehemaligen SS-Offizieren und NSDAP-Funktionären gegründete „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP) mit Sitz in München gilt als mitgliederstärkste rechtsextreme Kulturvereinigung. Ihr gehören rund 500 extrem rechte Publizisten, Redakteure, Buchhändler und Verleger an. Im Mittelpunkt der Aktivitäten der geschichtsrevisionistisch ausgerichteten GfP  stehen die Relativierung der Kriegsschuld, die „Ausländerfrage“ und die Meinungsfreiheit für „nationale Publizistik“. Mit „Aufklärungsarbeit“ soll die angeblich verzerrte Darstellung der Zeitgeschichte korrigiert werden.
Der Jahreskongress soll offenbar wieder im Hotel Fachwerkhof von Rainer Kutz im thüringischen Kirchheim im Ilm-Kreis stattfinden. Das Hotel wird seit dem Jahr 2009 maßgeblich von Rechtsextremisten für Veranstaltungen genutzt.

 

Wie das Netzwerk der Neuen Rechten radikales Denken in die Gesellschaft trägt

„Lügenpresse", „Altparteien", „Volksverräter" für führende Politiker - diese Begriffe nutzen viele Deutsche inzwischen wie selbstverständlich. Doch ihr Hintergrund ist vielen nicht bewusst. Denn sie gehen auf die sogenannte Neue Rechte zurück, eine radikal rechtsnationale Bewegung, die in den vergangenen Jahren immer weiter an Stärke gewonnen hat.
Ein Blick auf die Szene zeigt, wie ähnlich die Denkmuster sind - sie reichen vom umstrittenen SPD-Mann Thilo Sarrazin bis zum Vordenker der Neuen Rechten Götz Kubitschek. Ein Blick auf diese Kreise zeigt, wie weit neurechtes Gedankengut in Deutschland mittlerweile verbreitet ist. Besonders Besorgnis erregend sind auch zwei weitere Begriffe, die sich ins rhetorische Arsenal auch von Teilen des Bürgertums eingeschlichen haben. Gemeint sind der „Große Austausch" beziehungsweise die „Umvolkung".

 

Der Verleger der Neuen Rechten auf seinem Rittergut Schnellroda

Wie sind sie eigentlich privat, die Protagonisten des Rechtsrucks? Eine Reise in den deutschen Osten, auf ein Rittergut in Schnellroda – hier lebt Götz Kubitschek, der Chef des Antaios-Verlags. Wir sind zu früh in Schnellroda. Das Rittergut ist ein großes, freundliches Einfamilienhaus, ein wilder, wuchernder Garten, vor dem Eingang ein gelber Rosenstock, eine Bank, Inlineskater, Skier, eine Lederkappe. Kubitschek und Kositza haben das Gut 2001 gekauft und sind hierhergezogen, sie machen alles selbst, schlachten Enten, backen Brot, züchten Rote Beete. Kubitschek und Kositza haben sieben Kinder, das gehört ganz fest zur Beschreibungsformel dazu, wenn man über Kubitschek und Kositza schreibt, und es wird viel geschrieben in letzter Zeit über Kubitschek und Kositza. Er Verlagsmann, Herausgeber, Ex-Soldat, sie Autorin für "Sezession" und "Junge Freiheit", offen rechts, Mutter, Hausfrau. Geistiger Austausch mit Rüdiger Safranski, politischer Anlaufpunkt für die, die irgendwie rechts sind in Deutschland, es scheinen immer mehr zu werden.

 

Russisches U-Boot im Chemnitzer Schlossteich – Aktion rechter Splittergruppe

Die "Freien Patrioten Chemnitz-Erzgebirge" haben in einer nächtlichen Aktion am Montagmorgen eine U-Boot-Attrappe im Chemnitzer Schlossteich versenkt. Sie wollen damit gegen die US-Außenpolitik und die NATO demonstrieren, wie sie erklären. "Kein Krieg gegen Russland" steht auf den Bannern der Aktionisten. "In Chemnitz wurde ein deutliches Zeichen, auch an die amerikanischen Truppen, die gerade zu tausenden durch Sachsen fahren, gesetzt!“ Die „Freien Patrioten“ sind Pegida-Anhänger, USA-Gegner und verschwörungstheoretische Bezweifler der Souveränität der Bundesrepublik.

 

Sächsische Fußballfans werden im Netz für „Refugees Welcome“-Flagge angefeindet

Der Fanklub "Sachsenfohlen" zeigt in Mönchengladbach Flagge für Toleranz. Dafür wurde er im Netz angefeindet. Inzwischen bekommen die Westsachsen aber Unterstützung aus ganz Deutschland.
Fünf Fanklub-Mitglieder feierten vor einem Monat den Aufstieg der Gladbacher Damenmannschaft nach einem 4:0 gegen Alemannia Aachen. Auf Facebook zeigten sie ein Foto, auf dem ihre Fanklubfahne neben einem Banner mit der Aufschrift "Refugees Welcome" zu sehen ist. Das Foto löste einen Shitstorm im sozialen Netzwerk aus. Ein Nutzer schrieb: "Solltet ihr diese drecks Fahne bei Borussia aufhängen gibt es ärger." Die mit Schreibfehlern gespickte Botschaft endet mit vier Fäusten. Beim nächsten Spiel im Borussia-Park packten die "Sachsenfohlen" ihre Fahne aus Angst gar nicht erst aus. Trotzdem kam der Urheber der Anfeindungen zu ihnen und wiederholte die Drohungen. Im Netz wurden die Kommentare aggressiver.
Für den Fanklub sind die Anfeindungen aus dem eigenen Fanlager ein besonderer Schock. Aber schon kurz darauf wendet sich das Blatt. Die Hasskommentare im Netz lösen eine Welle der Solidarität aus. Fans aus allen Teilen der Republik stellen sich hinter die "Sachsenfohlen", darunter Anhänger von Borussia Dortmund, 1860 München und dem FC St. Pauli. Borussia Mönchengladbach stärkt ihnen sogar offiziell den Rücken. Der Leiter der Medienabteilung sagte der "Rheinischen Post", der Verein dulde die Anfeindungen nicht im geringsten und habe sich der Sache angenommen. Kurz darauf rief Gladbachs Fanprojekt-Leiter Rico Warmuth persönlich an und sagte ihm Unterstützung zu.

 

Das 1 x 1 der Demagogie

Erwarten Sie jetzt keine große politische Abhandlung. Gehen Sie nicht davon aus, daß es hier um „Politik“ geht. Denn Politik ist komplex. Dafür hat die AfD keinen Nerv. Es geht der AfD nicht um Politik, sondern um Demagogie. Die folgenden 7 Weisheiten können bei ihr immer wieder beobachtet werden. Sie verkauft das anschließend als „Politik“. Folgen Sie uns in das Wunderland der Demagogie: ein Faschingstreiben mit einfachen Schritten, hier sind einige davon.

Schritt 1: Predigen Sie. Etwas Einfaches

Sie wissen ja: die Gesellschaft ist komplex. Politik ist nicht mit dem gordischen Knoten vergleichbar, den man in der Mitte zerschlägt. Da steigt kein normaler Mensch mehr durch! Kärrnerarbeit, sich in Themen einlesen, über Jahre zum Experten zu werden – ach Gottchen, das geht viel leichter!

Tun Sie als erfolgreicher Demagoge einfach so, als ob alles fürchterlich einfach wäre. Geben Sie, um Ihr Publikum nicht zu überfordern, die Antworten gleich selber – und glauben Sie sie am besten auch.

Also:
• Beamte sind faul.

• Flüchtlinge sind kriminell.

• Politiker sind korrupt.

• Parteien denken nicht an’s „Volk“, nur an sich selbst.

• Die Presse ist gelenkt.

• Der Islam ist gefährlich.
Na, Sie kennen das ja. So zu reden hat einen großen Vorteil:

Sie roden damit den Dschungel der Komplexität – und machen alles fürchterlich übersichtlich. Einen adrett hergerichteten Garten erschaffen Sie, alles schön aufgeräumt. Leider vollkommen realitätsfremd. Das ist vielleicht der Vorgarten von „Wolkenkuckucksheim“, aber mit der wirklichen, immer noch komplexen und vielschichtigen Welt hat das nichts zu tun.

 

Hassrede im Internet: „Humor kann ein gutes Ventil sein"

Beleidigungen im Internet nehmen zu - das kann Julia Schramm auch aus eigener Erfahrung sagen. Die Referentin für „Hate Speech“ bei der Amadeu-Antonio-Stiftung ist sehr aktiv in den sozialen Medien und wird immer wieder selbst zur Zielscheibe für Hassmails. Sich darüber lustig machen - das hilft, sagt sie. Aber immer klappt das nicht. 

Wann haben Sie Hass im Netz zuletzt persönlich erlebt?

Vorgestern. Das ist nicht ungewöhnlich, ich bin in einigen Kreisen eine feste Zielscheibe, das bedeutet, dass mich regelmäßig Nachrichten erreichen, in denen ich beschimpft und beleidigt werde.

Welche Strategien helfen im Umgang mit dem Hass?

Ignorieren, blocken, ausblenden. Auch sich drüber lustig zu machen, ist sehr effektiv. Vor allem ist es wichtig zu verstehen, dass es meistens nichts mit einem selbst zu tun hat, sondern dass man eher Projektionsfläche ist als dass man etwas falsch gemacht hat.

 

Hass auf Schwule in Russland: Was tun? Nicht aufgeben!

Die Situation der Homosexuellen in Russland ist prekär, und Präsident Putin kümmert das wenig. Der russische Präsident hat nun doch keine Zeit: er sagte ein geplantes Gespräch mit dem britischen Popstar Elton John über die Rechte von Homosexuellen wieder ab. Der vermeintliche Grund: Terminprobleme. Elton John spielt heute Abend in Moskau. "Die Welt hat viel größere Probleme als homosexuelle Menschen", wollte der Popstar dem Präsidenten sagen.
Ob es gefruchtet hätte? In Russland wurde Homosexualität bis 1993 noch als Straftat verfolgt, bis 1999 galt sie als Geisteskrankheit. Von der Homoehe können russische Homosexuelle nur träumen, der Hass auf sie zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten.

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