+++ Lichtenstein (Sachsen): Jugendliche schlagen auf Familie ein, rufen „Sieg Heil“ +++ „Lüge“: Mahnmal zu Deportationen in Moabit beschmiert +++ Bundespräsident Gauck in Sachsen massiv verbal attackiert +++
Lichtenstein (Sachsen): Jugendliche schlagen auf Familie ein, rufen „Sieg Heil“
Eine Gruppe von Jugendlichen hat am Samstag, kurz vor Mitternacht, in Lichtenstein (Sachsen) auf eine Familie eingeschlagen und sie verletzt. Wie die Polizei informierte, waren die zwei jungen Männer und drei jungen Frauen lärmend unterwegs und hatten zunächst auf einen geparkten VW geschlagen.
Als der 55-jähriger Besitzer des Wagens mit seiner Frau und seiner Tochter hinzukam, kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung. Schließlich schlugen die Jugendlichen auf die drei ein. Einer der Unbekannten zeigte zudem den Hitlergruß und rief "Sieg heil". Die Gruppe lief anschließend davon.
„Lüge“: Mahnmal zu Deportationen in Berlin-Moabit beschmiert
Unbekannte haben in Berlin-Moabit ein Mahnmal zur Erinnerung an die von den Nazis deportierten Juden beschmiert. Mehrfach war „Lüge“ zu lesen, wie eine Polizeisprecherin sagte. Ein Passant hatte die Sachbeschädigungen an dem Mahnmal in am Freitag entdeckt. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt.
Rechte Proteste und Beschimpfungen bei Gauck-Besuch in Sebnitz
Am Rande des Deutschen Wandertages kam es am Sonntag zu Tumulten. Bundespräsident Gauck wurde als „Volksverräter“ beschimpft. Eine aggressive Menschenmenge hat Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Besuch im ostsächsischen Sebnitz heftig beschimpft und beleidigt. Mit Sprechchören wie „Hau ab“ und „Volksverräter“ wurde das Staatsoberhaupt am Sonntag beim 116. Deutschen Wandertag in der Kleinstadt in der Sächsischen Schweiz empfangen.
Einige Demonstranten, 30 Menschen sollen zu der Gruppe gehört haben, zeigten den Mittelfinger oder trugen Fahnen mit der Aufschrift „Das Pack grüßt Gauck“ oder „Willkommen in Dunkeldeutschland“. Bonbons und Trillerpfeifen wurden in Richtung Gauck geworfen.
Rechtsoffene AfD-Hochschulgruppe an der Uni Düsseldorf
Die Hochschulgruppe der AfD an der Uni Düsseldorf sorgt über die Universität hinaus für Gesprächsstoff – auch, weil sie Kontakte ins extrem rechte Spektrum haben soll. Vorsitzender ist David Eckert. Er ist 24 Jahre alt, studiert Medienwissenschaften und gründete die AfD-Hochschulgruppe vor zwei Jahren. In seiner Jackentasche trägt er sogar auf dem Campus hin und wieder Pfefferspray, „weil man doch vielen Anfeindungen ausgesetzt ist“, sagt er.
Eckert hat jedenfalls große Ziele, auf Parteitreffen der AfD hat er schon zur „konservativen Revolution“ aufgerufen. Hintergrund: Der Begriff „Konservative Revolution“ wurde von Publizist Armin Mohler geprägt und steht für die antidemokratische „Revolution“ in der Weimarer Republik, den intellektuellen Wegbereitern des Nationalsozialismus also. Von Vertretern der „Neuen Rechten“ wird er auch heute oft aufgegriffen.
Die Gruppe pflegt außerdem Kontakte zu rechten Burschenschaften.
Rechte Freunde
Offiziell bemüht sich die AfD um Distanz zu Radikalen. Aber gerade im Osten sehen viele Parteifunktionäre die Pegida-Bewegung und neurechte Denker als natürliche Verbündete.
An diesem Maiabend in Magdeburg ist das ganze rechte Spektrum in Deutschland vertreten: die AfD, der Straßenprotest, die Intellektuellen und ihre Medien. Auf Einladung von Jürgen Elsässer, Chefredakteur des Kampfblatts „Compact“, liest Akif Pirinçci aus seinem neuen Werk. Der türkischstämmige Skandalautor („Deutschland von Sinnen“, „Die große Verschwulung“) präsentiert in der Magde- burger Eventhalle sein neues Buch „Um- volkung“, erschienen im Verlag des rechts- nationalen Vordenkers Götz Kubitschek.
Das Publikum ist durchgehend deutsch, Männer wie Frauen, wenige Rentner, viele im Studentenalter. Schon in der Schlange vor dem Eingang begrüßen sich Gäste mit Winken und Handschlag. Man kennt sich von den Demos, von Pegida, Magida, Le- gida, Thügida, und natürlich von Kundge- bungen der AfD. Die Partei ist ebenfalls präsent, direkt neben dem Einlass hat sie einen Werbestand mit Flyern („Es reicht!“) und Mitgliedsanträgen aufgestellt.
Kommentar von Martenstein: Die AfD ist tot - sie weiß es nur noch nicht
Die AfD ist Geschichte. Denn was im heutigen Deutschland nicht geht, und darauf darf man ruhig stolz sein, ist eine Antisemitenpartei. Und die AfD ist antisemitisch.
Bei der AfD herrscht Feierlaune, wegen der britischen Entscheidung. Aber die Partei ist tot, sie weiß es nur noch nicht. Da hilft auch kein Brexit. Vielleicht kommen sie in den nächsten Bundestag, aber das wird nur ein Intermezzo sein. Es ist vorbei.
Im baden-württembergischen Landtag sitzt der Abgeordnete Wolfgang Gedeon,
Wenn das, was er schrieb, kein Antisemitismus ist, dann wäre auch Adolf Hitler kein Antisemit gewesen. Meuthen hat die Botschaft des Buches erkannt. Er wollte Gedeon aus der Fraktion werfen. Dafür findet er in der AfD-Fraktion nicht die notwendige Mehrheit. Nun soll eine wissenschaftliche Kommission das Buch analysieren und herausfinden, ob es sich bei der These, die Juden strebten nach der Weltherrschaft, wirklich um Antisemitismus handelt.
Bei der AfD ist der Prozess der Selbstzerlegung nun in vollem Gange. Sie zerstreiten sich immer über die Frage, wer Führer sein darf. Dass deutsche Rechtsextreme mit einem unlösbaren Führerproblem geschlagen sind, scheint mir ein Indiz für die Existenz eines Gottes zu sein, der Humor hat.
AfD: Persönlich verfeindet – gemeinsam auf Rechtskurs
Eine Vorsitzende, die in ihrem Vorstand fast allein steht; ein Vorsitzender, der sich Unterstützung am rechten Rand der Partei besorgt; eine Fraktion, die untersuchen lässt, ob Antisemitismus Antisemitismus ist; ein Fraktionschef mit gehörigem Drang zum Radikalen und einem ersten Karriereknick: Personell zeigt sich die AfD tief zerrissen. Den Drang nach rechts stellt aber niemand in Frage.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Zwei Bilder sagen noch mehr. Bild eins erschien am vorigen Sonntag um 13.21 Uhr auf der Facebook-Seite von AfD-Bundessprecherin Frauke Petry. „In Einheit gegen Antisemitismus“ ist auf der Grafik zu lesen. Sie zeigt Petry selbst und Albrecht Glaser, einen ihrer Stellvertreter. Bild zwei erschien acht Minuten später auf der Facebook-Seite von Petrys Ko-Sprecher Jörg Meuthen. „Antisemitismus hat keinen Platz in der AfD und auch nicht in unseren Fraktionen. Daher stehen wir uneingeschränkt hinter Jörg Meuthen und seinem konsequenten Kurs, diese rote Linie glaubwürdig zu ziehen“ ist auf dieser Grafik zu lesen. Sie zeigt – abgesehen von Petry, Glaser und dem direkt betroffenen Meuthen – alle anderen zehn Mitglieder des AfD-Bundesvorstands, von der nach AfD-Maßstäben als „gemäßigt“ geltenden Alice Weidel bis zum rechten Flügelmann André Poggenburg.
Debatte in Medien: Wie gehen wir am besten mit der AfD um?
Warum schreibt Ihr so viel über die AfD, warum gebt Ihr denen überhaupt eine Bühne?“, so die in Frageform vorgebrachte Kritik einer Reihe von Lesern. Ja, wie geht man am besten mit der AfD um? Dies beschäftigte und beschäftigt auch uns als Redakteure. Ignorieren und stigmatisieren? Ist das die geeignete Form der Auseinandersetzung?
Berichterstattung heißt, zu sagen, was ist, und sich sachlich mit der Politik der AfD zu beschäftigen, ihre Inhalte zu analysieren und einzuordnen, sich aber auch mit deren Vertretern auseinanderzusetzen, wie zum Beispiel mit der „Patriotischen Plattform“ und ihrem Verhältnis zur „Identitären Bewegung“. Dabei wähnen wir uns auf dem richtigen Weg.
Studie „Sachsen rechts unten 2016“: Sächsische Neonazi-Szene im Wandel
Die NPD in Sachsen befindet sich im Niedergang. Dafür sind die Parteien "Die Rechte" sowie "Der III. Weg" im Aufwind. Die Pegida-Bewegung ist zum Sammelbecken rechter Kräfte mutiert. Das ist das Fazit der Studie "Sachsen rechts unten 2016" der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Kulturbüros Sachsen e.V.
Die NPD ist in Sachsen nach wie vor eine kommunal aktive Partei. Aber bereits bei der Landtagswahl 2014 scheiterte sie - wenn auch knapp - an der Fünf-Prozent-Hürde und schied aus dem Landtag aus. Von den Anti-Asylprotesten hat sie nach Ansicht der Friedrich-Ebert-Stiftung kaum profitiert. Rechte Splitterparteien in Sachsen erleben starken Zulauf. So hat die Partei "Die Rechte" in Leipzig und im Landkreis Leipzig einen Kreisverband gegründet. Die Partei "Der III. Weg" spricht von "Stützpunkten" in Mittelsachsen/Erzgebirge und in der Region Halle/Leipzig.
Die Pegida-Bewegung hat sich stark gewandelt. Laut Studie vereinigt sie inzwischen zahlreiche rechte Kräfte und vertritt nach außen rechtsextreme Positionen. Belege dafür sieht die Studie auch in den Auftritten von Tatjana Festerling.
Die Studie belegt aber auch ein Erstarken der Zivilgesellschaft. Als Reaktion auf die Anti-Asyl-Aktionen im Sommer 2015 gründete sich eine Vielzahl von Flüchtlingsinitiativen. In nahezu jedem größeren Ort gebe es eine solche Initiative, so die Studie.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie: Neonazis und Rechtsextreme finden in Sachsen immer mehr Anschluss ans bürgerliche Lager. Anhand von Beispielen wie den Anti-Asylheim-Protesten in Einsiedel, Freital oder Heidenau wird aufgezeigt, wie rechtsextreme Strukturen die Stimmung für sich nutzen und der Abgrenzungsbedarf sogenannter besorgter Bürger zu bekennenden Neonazis schwindet. Damit gehe eine Radikalisierung einher, bei der auch Bündnisse wie Pegida als Katalysator dienten.
NSU-Ermittlungen: Unbekannte DNA wirft Frage nach Mittätern auf
Bei den NSU-Untersuchungen gibt es neue Rätsel. Auch nach viereinhalb Jahren intensiver Ermittlungen sind noch entscheidende Fragen unbeantwortet. Eine dreht sich um anonyme DNA-Spuren. Sie können den NSU-Mitgliedern Mundlos, Böhnhardt oder Zschäpe nicht zugeordnet werden.
Clemens Binninger ist der Vorsitzende des zweiten Untersuchungsausschusses des Bundestags: "Uns ist aufgefallen, dass an keinem der 27 Tatorte, die dem NSU zugerechnet werden, DNA von Mundlos, Böhnhardt oder Zschäpe gefunden wurde, dafür aber anonyme DNA. Deshalb muss man der Frage nachgehen, ob diese DNA möglicherweise von Mittätern stammt.“
Brandanschlag auf Geflüchtetenunterkunft in Vorra: Falsche Spuren gelegt
Den Brandanschlag auf ein fast fertiges Asylbewerberheim sollen zwei Männer einer Baufirma ausgeführt haben. Mit Hakenkreuzen und Schmierereien wollten sie einen rechtsextremen Hintergrund nahelegen.
Die beiden Männer bestreiten den Vorwurf, der Verdacht der Brandstiftung ist aber so massiv, dass beide in Untersuchungshaft genommen wurden. Offenbar hätte die Baufirma, die die drei Gebäude in Vorra für Asylbewerber herrichten sollte, diese unter keinen Umständen zum vereinbarten Zeitpunkt übergeben können. Das Landratsamt hatte erhebliche Baumängel und Fehler beim Brandschutz festgestellt.
Da der Bau äußerst knapp kalkuliert war und man schon ohne Mängel gravierende Verluste habe befürchten müssen, hätte dies womöglich "den Ruin dieser Firma bedeutet", sagt der stellvertretende Leiter der Sonderkommission "Vorra", Norbert Ditzel.
Die Tat hatte für Verstörung in Vorra gesorgt. Und auch die bayerische Polizei hatte sich massiv engagiert: Mehr als 1300-mal habe man Zeugen oder Verdächtige befragt.
Büdingen: Braune hessische Hochburg
Die rechtsextreme NPD in Büdingen ist stark. 10,2 Prozent bei den Kommunalwahlen in Hessen bekam sie im März. Seitdem verstärkt die Partei ihre Aktivitäten in der 20.000-Einwohner-Stadt. Für den Herbst plant sie dort ihren Bundesparteitag. Büdingen macht als neues "braunes Nest" sogar in den USA Schlagzeilen.
Erich Spamer lässt sich nicht leicht aus der Ruhe bringen. Der 64 Jahre alte, zupackende Politiker der Freien Wählergemeinschaft ist seit 13 Jahren Bürgermeister von Büdingen. Doch dass er sogar bei der Einreise in die USA als Bürgermeister der hessischen 20.000-Einwohner-Stadt erkannt wird, in der jeder zehnte Wahlberechtigte im März NPD gewählt hat, schockt Spamer.
Das Problem ist jedoch: Seit ihrem Wahlerfolg bei den Kommunalwahlen im März mit 10,2 Prozent verstärkt die NPD ihre Präsenz in Büdingen noch einmal deutlich. Für den Herbst plant sie etwa einen mehrtägigen Bundesparteitag in der Stadt.
„Volksverräter“, „Schweinepresse“ – Neonazidemo in Freital
Etwa 80 Neonazis demonstrieren am Wochenende in Freital, um den Jahrestag der Krawalle am „Hotel Leonardo“ zu feiern. Das bleibt nicht unwidersprochen.
Der ehemalige Leipziger NPD-Funktionär Alexander Kurth, der am Mikrofon des „Wir sind ein Volk“-Wagens von Thügida steht, stimmt den Chor der Asylgegner an: „Volksverräter, Volksverräter!“
Kurth – mehrmals wegen Gewaltdelikten verurteilt und inzwischen sächsischer Landeschef der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ – ist einer der Redner, die auf der Demonstration am Sonnabend sprechen. Die selbst ernannten Freitaler „Patrioten“ wollen „Ein Jahr danach“ feiern – im Sommer 2015 belagerten sie tagelang das Flüchtlingsheim im ehemaligen Leonardo-Hotel, Böller flogen, Hitlergrüße wurden gezeigt, Pro-Asyl-Demonstranten verfolgt und angegriffen. Genau ein Jahr später planen sie, sich wieder am Leonardo treffen, doch daraus wird nichts. Das Landratsamt hat Demonstrationen vor dem Heim untersagt.
„Das, was wir vor einem Jahr erreichen wollten, haben wir erreicht“, sagt Jens Lorek zu etwa 80 Teilnehmern, einige haben die Reichsflagge dabei. Der Dresdner Rechtsanwalt hat die Demonstration angemeldet und war schon vor einem Jahr Versammlungsleiter. „Das Heim wurde geräumt. Wir haben gesiegt!“ Applaus.
„Es ist nicht das Verdienst der Rassisten, dass das Leonardo leergezogen wird“, sagt Juliane Nagel auf dem Neumarkt. Es sei eine Frage von Verträgen und Belegungen. Die Linken-Politikerin hat eine Gegendemonstration unter dem Motto „Solidarität statt Ausgrenzung“ angemeldet. „Wir wollen den Rassisten widersprechen.“ Unterstützt wird sie von Sachsens Grünen und der „Organisation für Weltoffenheit und Toleranz“. Etwa 40 Menschen nehmen teil.
Nationale Erlebniswelt in Jamel
Zum mittlerweile „12. nationalen Kinderfest“ mit anschließender Sonnenwendfeier lud die „Dorfgemeinschaft Jamel“ am 25.06.2016 in Jamel (Meck-Pomm) ein. Die bis zu 150 Gäste zündeten als Höhepunkt des Tages während der Feierstunde zur Sommersonnenwende ein Feuer an. Die Polizei hielt sich trotz erneutem Singen von Liedgut der Hitlerjugend aus dem Ort zurück.
Zum Kinderfest baute die „Dorfgemeinschaft“, wie ebenfalls bei vergangenen Veranstaltungen im Dorf, erneut eine Hüpfburg und eine Pyramide aus Heuballen auf. Ca. 40 Kinder nutzten die Gelegenheit zum Spielen. Das Treiben der Neonazis und derer Kinder wurde durch ein aufziehendes Unwetter mit Platzregen, Blitzeinschlägen und stürmischen Windböen gestört. Nach dem Sturm gab es einen Fackelzug und völkisches Liedgut wurde vorgetragen.
Wieder die Uni Greifswald: Reichsbürger erhält Podium in Vorlesung
Ein Professor der Universität Greifswald gibt einem „Reichsbürger“ ein Podium. Der Anhänger der extremistischen Bewegung darf im Hörsaal gegen die Bundesrepublik und Juden polemisieren. Der verantwortliche Professor, Ralph Weber, ist Direktkandidat der AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und gibt politische Vorträge in diesem Zusammenhang auf seiner Website als Forschungsleistung an. Weber hatte jüngst einen früheren Neonazi promoviert, dessen Vorstrafe wegen Verharmlosung des Holocausts ihm nach eigenen Aussagen nicht bekannt gewesen war.
Bei einer Zusatzveranstaltung der Vorlesung „Historische Grundlagen des Rechts“ an der Universität Greifswald konnte der „Reichsbürger“ Thomas Mann sprechen. Entsprechende Berichte von Studenten hat der verantwortliche Professor bestätigt.
Am 22. Januar sprach Mann an der Universität Greifswald von der „BRD-GmbH“, in der „wir alle nur Personal“ seien, und begründete dies mit dem Namen des Dokuments „Personalausweis“. Mann rief nach einem Gedächtnisprotokoll der Vorlesung dazu auf, Ausweispapiere ungültig zu machen und sich stattdessen Papiere des Freistaates Preußen zu besorgen. Was er nicht erwähnte, war, dass er an der Ausstellung solcher Papiere Geld verdient. Zudem behauptete Mann, dass die Bundesrepublik rechtlich noch im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich sei, und er sagte nach Angaben von Studenten: „Das, was wir als Juden kennen, sind keine Juden, sondern Chasaren, die das Judentum angenommen haben.“
Der verantwortliche Professor, Ralph Weber, sagt nun, er habe nicht gewusst, wer da in seiner Vorlesung sprechen würde. Er habe „mangels hinreichender Zeit in der Vorlesung auf Preußen und seine Rolle in dem werdenden Deutschen Reich nicht angemessen eingehen“ können und daher einen Zusatzvortrag mit dem Thema Preußen anbieten wollen. Ein Zuhörer der Vorlesung habe ihm Thomas Mann als profunden Kenner der Geschichte Preußens empfohlen.
„Generation Hoyerswerda“ – Hohes Aggressionspotential
Der Buchtitel rekurriert auf fremdenfeindliche Ausschreitungen 1991 in Sachsen. Nach tagelangen Übergriffen von Neonationalsozialisten - unter Beifall von vermeintlichen „Normalbürgern“ - flohen viele Asylbewerber aus Hoyerswerda, woraufhin die Täter diese Stadt „ausländerfrei“ nannten.
Der Sammelband „Generation Hoyerswerda“ konzentriert sich auf Rechtsextremismus in Brandenburg seit 1990. „National befreite Zonen“ zu schaffen – das motiviert Rechtsextremisten auch in Brandenburg immer noch, einschlägige Gewalttaten zu begehen. Bis heute gehört das Land zu den rechtsextremistischen Schwerpunkten in Deutschland - bereits Ende 1990 tötete eine größere Gruppe an Neonationalsozialisten im brandenburgischen Eberswalde den Angolaner Amadeu Antonio.
Abschied vom Land des Zorns – Die jüdische Bloggerin Juna Grossmann bekommt täglich Hasspost
Sie sagen, der Ton sei schärfer geworden. Was für Bedrohungen machen ihnen Angst?
Grossmann: Jemand schrieb: "Wir werden dich finden. Dann wirst du’s merken und wirst dir Hitler zurückwünschen." Das habe ich zur Anzeige gebracht, aber die Polizei konnte den Autor nicht ermitteln. Richtig frei von Angst werde ich seither nicht mehr.
Wann fühlen Sie sich unsicher?
Grossmann: Ich sage selten, dass ich Jüdin bin, und die Leute sehen es mir ja auch nicht an. Aber manchmal überlege ich natürlich doch, ob ich mich kenntlich mache. Typisches Beispiel: Die Frage, was man an Weihnachten gemacht habe. Da frage ich mich jedes Mal: Sagst du’s jetzt? Oder als ich noch koscher gegessen habe. Leute haben mich ausgeladen deshalb. Dabei war ich noch nicht mal besonders kompliziert. Aber das scheint für viele Leute ein Problem zu sein.
Wann dachten Sie das erste Mal darüber nach, Deutschland zu verlassen?
Grossmann: Im letzten Urlaub haben wir das erste Mal konkret Länder aussortiert. Seither spreche ich mit meinem Freund, der kein Jude ist, immer wieder darüber.
Zehn Verletzte bei Neonazi-Aufmarsch in Kalifornien
Beim Aufmarsch einer rechtsextremen Gruppierung in Kalifornien ist es zu Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten gekommen. Zehn Menschen wurden verletzt. Zu der Demonstration hatte die "Traditionalist Worker Party" aufgerufen.
Rund 25 Neonazis waren am Sonntag bei einer angemeldeten Demonstration vor dem Kapitol in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento auf rund 150 Gegendemonstranten getroffen. Die einwanderungsfeindliche und rassistische Gruppierung "Traditionalist Worker Party" hatte die Demonstration angemeldet.
Der Anführer der Gruppe, Matthew Heimbach, erklärte im Sender CNN, die Gegendemonstranten hätten Messer, Flaschen, Pflastersteine und Betonbrocken von einer nahe gelegenen Baustelle als Waffen eingesetzt. Seine "Männer" hätten sich zur Wehr gesetzt, um die Angreifer zurückzuschlagen.
Neun Männer und eine Frau im Alter von 19 bis 58 Jahren würden wegen Stichwunden, Schnitten, Kratzern und Prellungen behandelt, sagte Feuerwehrsprecher Chris Harvey. Zwei lägen mit lebensgefährlichen Stichwunden im Krankenhaus.
AfD-Posse in Sachsen: Nacktbaden neben Geflüchtetenheim doch erlaubt
Seit 111 Jahren wird an den Waldteichen im sächsischen Volkersdorf bei Dresden nackt gebadet und sich ebenso gesonnt. An dieser Tradition des Familiensport- und FKK-Bundes Waldteichfreunde Moritzburg e. V. (400 Mitglieder) wird sich nichts ändern – auch wenn im Juli 140 Asylbewerber gleich neben dem FKK-Campingplatz in ein Flüchtlingsheim einziehen werden, in dem früher Kinder aus Tschernobyl ihre Ferien verbrachten, verspricht der Landrat von Meißen – aus gegebenem Anlass.
Aus einem Vorschlag für eine Badeordnung für Flüchtlinge, beim Baden Badekleidung statt Straßenkleidung zu tragen, machte die AfD gleich mal ein „Nacktbade-Verbot neben Asylbewerberheim“ – was es gar nicht gibt.
Weil in ganz Deutschland zu beobachten ist, dass Flüchtlinge in Freibädern oft mit Straßenkleidung ins Baden gehen, hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen aus Essen einen Text in deutscher, albanischer, arabischer und persischer Sprache verfasst und als Vorschlag für mögliche Hinweisschilder an alle Freibäder verschickt.
Die AfD stimmte in die Angst um den Untergang der abendländischen Kultur ein: „Kein Nacktbade-Verbot neben Asylbewerberheim – FKK in Sachsen erhalten“, forderte die schulpolitische Sprecherin der AfD, Andrea Kersten, und schrieb von einem weiteren „Beweis für die kulturelle Unterwürfigkeit der politisch Handelnden“.
„Super Nazi, super Nazi, hey, hey“
Das Schweizer Team ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Kamerun, Albanien und der Kosovo haben ihren Beitrag geleistet. Umso mehr irritieren die Fans.
Etwas irritierend ist es schon. „Super Nazi, super Nazi, hey, hey“, schallt es durch die Metro in Lille. Und weil dazu etwa hundert Schweizer mit großen Kuhglocken hüpfen, wackelt der Waggon fast schon wie ein Kuhschwanz. „Was sind wir?“, brüllt plötzlich einer im Wagen. „Bööööööös“, grölt die Menge zurück und lacht.
Neben mir sitzt ein sehr verschreckter älterer Franzose. Seine Hände krampfen sich um seinen Stock. Den Blick richtet er starr auf den Boden. Nur ab und an richten sich seine Pupillen blitzartig und verängstigt auf diese rot-weiß gewandeten Gestalten, um ebenso schnell wieder an ihren Ursprungsort zurückzukehren. Er sehnt ganz offensichtlich das Ende dieser Fahrt herbei wie Kinder sonst Weihnachten. „Olé, olé, olé, olé, olé, super Nazi“, setzt es wieder ein.
Gern würde ich meinem Sitznachbarn erklären, dass die Schweizer Nationalmannschaft Nati heißt und Nazi ausgesprochen wird und das hier ein ganz harmloses und lustiges Grüppchen ist. Aber dafür ist es viel zu laut.