Köln: „Geschlagen, getreten und gewürgt“ +++ Brandenburg: Nazi-Symbole in Baruther Kirche geschmiert +++ Berlin: 125 rechte Straftaten in Neukölln +++ AfD missbraucht Bundestag für Medienhetze.
Gewalt und Bedrohung
Köln: „Geschlagen, getreten und gewürgt“
In Köln-Bilderstöckchen, einem auch migrantisch geprägten Stadtteil, kam es zu einem mutmaßlichen rassistischen Überfall gegen einen 26-jährigen Afghanen. Dieser scheint von einem besonders ausgeprägten Maß von geplanter Gewalt geprägt zu sein und wird in den Kölner Tageszeitungen breit dargestellt: Ein 26-jähriger Afghane fuhr am 16.2. gegen 19 Uhr mit seinem Fahrrad entlang einer größeren, etwas abseits gelegenen Straße – Ecke Escher Straße/Militärring – , um seine Freundin zu besuchen. Zwischen zwei Unterführungen wurde er von drei Männern unter einem Vorwand – sie bräuchten Hilfe – in ein nahegelegenes Waldstück gelockt: „Sie haben mich geschlagen und mit einem Kabel gewürgt“ schilderte er später einem Journalisten des Kölner Stadt Anzeigers die Gewalttat. Außerdem hätten sie ihn rassistisch beleidigt: Er und seine Freunde sollten sofort aus Deutschland abhauen. Sie zeigten zur zusätzlichen Einschüchterung auf drei auf Bäume gesprühte Hakenkreuze. In ihrer Presseerklärung schreibt die Kölner Polizei, das Trio „habe den Überrumpelten beleidigt, geschlagen, getreten und gewürgt.“ Später fand ein Passant den Verletzten und alarmierte den Rettungsdienst.
Brandenburg: Nazi-Symbole in Baruther Kirche geschmiert
Mahlow, Dahme, Jüterbog und nun Baruth: Wieder wurden verfassungsfeindliche Symbole entdeckt. Dieses Mal prangten sie am Boden auf der Sankt-Sebastian-Kirche in Baruth. Die Symbole mit Bezug zu Adolf Hitler, lassen sich nur schwer entfernen. Zwei blaue Symbole, die sich auf Adolf Hitler beziehen, haben eine Größe von etwa 70 mal 40 Zentimetern. In den vergangenen Tagen hatte es schon andere Fälle von verfassungsfeindlichen Symbolen gegeben. Am Sonntagmorgen wurde ein großes Hakenkreuz in der Dahmer Töpferstraße entdeckt. Am Valentinstag hatten unbekannte Täter mit einem Beil ein Hakenkreuz in eine Rotbuche geschlagen. Vor zwei Wochen wurden in Mahlow verfassungsfeindliche Symbole auf eine Hauswand gemalt.
Berlin: 125 rechte Straftaten in Neukölln
In dem Berliner Bezirk häufen sich die Angriffe auf Linke. Die Berliner Polizei geht nach Darstellung von Innensenator Andreas Geisel (SPD) entschieden gegen rechte Gewalt in Neukölln vor. In dem Bezirk gebe es eine Vielzahl von rechtsextremistisch motivierten Übergriffen, vor allem in der Hufeisensiedlung, sagte Geisel am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Dazu zählten Gewalttaten, Sachbeschädigung und Propagandadelikte. Im vergangenen Jahr seien 125 solcher Delikte in Neukölln gezählt worden - dazu gehörten auch Anschläge auf bekannte Politiker der Linken, der SPD oder auf Antifaschisten. Selbstverständlich geht die Polizei dort mit Entschiedenheit vor», sagte Geisel. Nach den Brandanschlägen vom 1. Februar auf zwei Autos habe es auch Durchsuchungen bei zwei bekannten Rechtsextremisten gegeben, das Beweismaterial werde derzeit ausgewertet. Bereits vor einem Jahr hatten Unbekannte das Auto einer SPD-Politikerin angezündet.
Brandenburg: Keine Entwarnung bei rechtsextremer Gewalt gegen Flüchtlinge
Auch wenn es in Brandenburg etwas weniger Angriffe auf Flüchtlinge gab, bleibt das Gewaltniveau hoch, geht aus ein Statistik hervor. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Linke-Fraktion im Brandenburger Landtag hervor. Danach gab es im vergangenen Jahr 267 dieser Straftaten, gegenüber 311 im Vorjahr. 77 Flüchtlinge wurden bei Angriffen von rechten Gewalttätern verletzt. Im Jahr 2016 wurden 89 Flüchtlinge verletzt oder gar schwer verletzt.
AfD und Rechtspopulismus
AfD missbraucht Bundestag für Medienhetze
Die AfD sei "aus dem selben faulen Holz geschnitzt wie Erdogan": Ex-Grünen-Chef Özdemir hat die Partei im Bundestag scharf kritisiert. Grund ist ein Antrag, mit dem die AfD Texte von Yücel missbilligen wollte. Eine Woche ist es her, dass der deutsche Journalist Deniz Yüzel aus türkischer Haft entlassen wurde. Das begrüßt auch die AfD in ihrem Antrag - allerdings sei dies durch bevorzugte Behandlung der Bundesregierung geschehen, sagte der Obmann der AfD im Innenausschuss, Gottfried Curio - und das stehe im Missverhältnis zu Yücels Äußerungen: "Zu vermeiden ist der mögliche Eindruck, dass mit seiner ganz außerordentlichen Vorzugsbehandlung eine stille Billigung seiner wohlbekannten deutschlandfeindlichen Äußerungen einhergeht. Geboten scheint deshalb, dass die Bundesregierung eine Missbilligung dieser Äußerungen ausspricht." Der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki als Redner der FDP nannte den Antrag in der teils hitzig geführten Bundestagsdebatte "erbärmlich" und erinnerte an eine Äußerung des AfD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland: Dieser hatte vor einigen Monaten gesagt, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz gehöre "in Anatolien entsorgt". Kubicki ergänzte: "Die 'taz' hat sich bei Herrn Sarrazin entschuldigt. Das ist nobel, das ist anständig. Dass Sie sich bei der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung dafür nicht entschuldigen, zeigt, wie unanständig Sie eigentlich sind - und das ist keine Politik, die wir in Deutschland wollen."
https://www.tagesschau.de/inland/yuecel-afd-103.html
Sehr schön ist auch die Antwort von Cem Özdemir von den Grünen, hier im Video.
Genug der Provokation war das der AfD nicht - es gab auch noch einen Antrag auf ein Gesetz gegen Vollverschleierung.
Mehr als 100 Strafanzeigen nach rechtem "Frauenmarsch"
Nach dem sogenannten Frauenmarsch mit rechtsextremen und rechtspopulistischen Teilnehmern und einer Blockadeaktion von Gegendemonstranten am Wochenende führt die Berliner Polizei 114 Ermittlungsverfahren. Sie richteten sich gegen Anhänger "beider Spektren", teilte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Donnerstag im Abgeordnetenhaus mit. Am Rande des Marsches am Samstag war es zu Rangeleien zwischen Gegendemonstranten mit der Polizei gekommen. Eine Blockadeaktion von rund 1000 Menschen am Checkpoint Charlie unterband die Polizei nicht - aus Gründen der Verhälntismäßigkeit. Die Organisatoren des "Frauenmarsches" hätten später dennoch eine Abschlusskundgebung am Kanzleramt abhalten können. An dem von AfD-Mitglied Leyla Bilge angemeldeten "Frauenmarsch" nahmen Geisel zufolge bis zu 850 Menschen teil, darunter nur ein Drittel Frauen. Mit der Demo sollte es Bilge zufolge um die Wahrung von Frauenrechten und Widerstand gegen die "fatale Flüchtlingspolitik" gehen. Dabei waren laut Innenbehörde neben AfD-Politikern auch Pegida- Gründer Lutz Bachmann, Neonazis, sogenannte Identitäre und Reichsbürger sowie NPD-Vertreter. Unter den 1000 Gegendemonstranten, die die Demo mittels Blockade stoppten, waren Politiker von Linken und Grünen, darunter aus dem Abgeordnetenhaus Hakan Tas (Linke) und Katrin Schmidberger (Grüne). Bei der von der AfD beantragten Debatte musste die Partei heftige Kritik einstecken. Redner der Koalitionsfraktionen warfen ihr vor, das Thema Frauenrechte für ihre politischen Zwecke zu missbrauchen.
AfD: Pegida willkommen, aber Bachmann muss weg
Die AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland und Jörg Meuthen haben sich für eine Annäherung an die islamfeindliche Pegida-Bewegung ausgesprochen. Dafür müsse aber deren mehrfach vorbestrafte Gründer Lutz Bachmann "aus dem Schaufenster der Bewegung" verschwinden, sagte Gauland dem Magazin "Stern". Die AfD wolle ihre "bürgerlichen Wähler nicht verlieren".
- https://www.tag24.de/nachrichten/hamburg-berlin-dresden-afd-pegida-zusammenarbeit-lutz-bachmann-verschwinden-gauland-meuthen-455610
- http://www.sz-online.de/sachsen/verhaeltnis-zu-pegida-sorgt-in-afd-fuer-zuendstoff-3884344.html
Eine Leitidee gegen die „Kümmerer“
Wie sich die Alternative für Deutschland in den Parlamenten betätigt, hat der Marburger Rechtsextremismus-Forscher Professor Dr. Benno Hafeneger in einer groß angelegten Studie untersucht. Sein Fazit: In den westlichen Landtagen ist nach wie vor keine einheitliche Linie der Partei festzustellen, ihre Aussagen reichen von wirtschaftsliberalen Thesen bis hin zu nationalliberal gefärbten Stellungnahmen – „es ist ein Gärungsprozess, in dem die Partei sich befindet“, sagt Hafeneger. In den Parlamenten im Osten ist die Situation eine völlig andere, sagt Hafeneger. Hier habe sich die AfD radikalisiert, profiliere sich auch mit rassistischen und völkischen Themen und gebe sich als eine Art „NPD light“.
Vgl. Beitrag von Brandenburgs Generalstaatsanwalt Erardo C. Rautenberg: Gegen Rechtspopulismus hilft kein „Beschweigen“
Und:
- Fraktion der AfD im Mainzer Stadtrat nach Austritt eines Mitglieds aus der AfD aufgelöst
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/mainz-afd-fraktion-zum-zweiten-mal-aufgeloest-15461720.html - Ist die „Junge Alternative“ radikaler als die AfD? Interview mit dem neuen Bundesvorsitzenden der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“, Damian Lohr.
https://orange.handelsblatt.com/artikel/40273
Neue Studie enthüllt: Das sind die Motive von AfD-Wählern
Die Motive, warum jemand AfD wählt, sind vielfältig. Da gibt es klassische Protestwähler, die es den etablierten Parteien und dem „System“ zeigen wollen, aber auch Wähler vom ganz rechten Rand. Da gibt es enttäuschte CDU-Anhänger, denen die Partei unter Angela Merkel zu weit in die Mitte gerückt ist und einstige Sozialdemokraten in der Industriearbeiterschaft, die sich von ihrer Partei nicht mehr vertreten fühlen. Ein weiteres wichtiges Motiv, die AfD zu wählen, ist die Ablehnung von Zuwanderung. Die Partei profitiert aber auch stark von Ängsten vor einem sozialen Abstieg, und zwar in allen gesellschaftlichen Schichten, wie eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung mit dem Titel „Abstiegsängste in Deutschland“ zeigt, die dieser Zeitung vorliegt. Im Auftrag der Stiftung befragte das Meinungsforschungsinstitut Policy Matters Anfang 2017, also noch vor der Bundestagswahl, insgesamt 4.892 Personen.
Rechtsextremismus
Reichsbürger hetzte auf YouTube gegen Juden und Jennifer Rostock: Bewährungsstrafe
Dennis S. aus Berlin-Reinickendorf stellte reihenweise Hetzvideos auf Youtube. Jetzt wurde er verurteilt. „Ich sitze nur zu Hause, um mit meinem kümmerlichen Leben zurechtzukommen.“ Worte voller Selbstmitleid von einem Mann, der über andere übelst im Internet herzieht. Gleich sechs Anklagen hatte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag gegen Dennis S. (36) aus Reinickendorf zusammengetragen: Hetzvideos auf seinem YouTube-Kanal gegen Juden allgemein, aber auch gegen konkrete Personen, wie die Sängerin Jennifer Rostock, eine dunkelhäutige Polizistin, eine Journalistin. Zum Teil begleitet von einer dem Hitlergruß ähnlichen Geste. Der Angeklagte (grauer Anzug, schwarz-weiß-rote Krawatte, exakt gescheitelt) sprach am Donnerstag im Prozess vor dem Amtsgericht von „Satire“. Doch die Richterin sah das anders: „Den Eindruck habe ich nicht. Ihnen ist das bitterernst. Vom studierten Ingenieur zum Hartz IV-Empfänger, dem die Eltern zusätzlich Geld zustecken – was für ein erfolgloser Lebenslauf.“
Neustart für die NPD?
Der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende und Thüringer Landeschef Thorsten Heise will seiner Partei offenbar ein neues Erscheinungsbild geben. Dafür hat er nun die Kampagne „Völkischer Flügel“ mit ins Leben gerufen und bereist mit dieser Neuausrichtung derzeit diverse Landesverbände.
Prozess: Sportverein TuS Appen will NPD-Chef loswerden
Muss ein Sportverein rechtsradikale Mitglieder dulden? Das entscheidet Freitag das Landgericht Itzehoe. Geklagt hat Lennart Schwarzbach (27), Chef der Hamburger Neonazi-Partei NPD. Sein Verein TuS Appen hatte den Mittelfeldspieler im März 2015 wegen seiner rechtsextremen Gesinnung ausgeschlossen. Spieler hatten sich über ihn beschwert, weil er in sozialen Netzwerken gegen Ausländer hetzte. Um Schwarzbach rauszuwerfen, hatte der Verein seine Satzung geändert. Ein Mitglied kann jetzt ausgeschlossen werden, wenn es „an extremistischen oder anderweitigen diskriminierenden Veranstaltungen teilnimmt“. TuS-Chef Wilfred Diekert (69) zu BILD: „Viele Vereine wollen rechtsextreme Mitglieder ausschließen. Wir sind die ersten, die das in der Praxis umsetzen.“
Prozess vor dem Amtsgericht Ludwigsburg: Angeklagter skandiert Nazi-Parolen
Es war eine wüste Schimpftirade, die ein 45-Jähriger im September in der Notaufnahme des Ludwigsburger Klinikums abgelassen hat: gegen Muslime, Flüchtlinge und Ausländer. Man solle Gaskammern bauen, um sie umzubringen, man solle alle Asylheime anzünden, und er selbst werde nach Hause gehen, seine Waffe holen und „es allen zeigen“, schrie der Mann damals. Am Mittwoch hat das Ludwigsburger Amtsgericht ihn wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt. Kurios dabei: der deutsche Staatsangehörige kam selbst vor Jahrzehnten als Einwanderer ins Land, geboren ist er in Südkorea.
„Ausrüstung für Patrioten“
Die extrem rechte „Identitäre Bewegung“ (IB) will am 1. März 2018 von München aus einen neuen Online-Versand eröffnen: den „Schmied von Kochel-Shop“. Ab 1. März will die extrem rechte „Identitäre Bewegung Bayern“ ihren neuen Online-Versand in Betrieb nehmen. Die Macher_innen wollen der Projektbeschreibung zufolge „als Projekt der IB Bayern nicht nur IB Artikel vertreiben“. Was damit gemeint ist? O-Ton IB: „Lambdaregenschirme für Demos, quadratmeterweise Bannerstoff oder einfach nur Flugblätter und Aufkleber. Der Schmied von Kochel Shop soll keinen Aktivistenwunsch unerfüllt lassen“.
Rassismus
Essener Tafel werden rassistische Praktiken vorgeworfen
Seit Januar nimmt die Tafel in Essen nur noch deutsche Hilfsbedürftige als Neukunden an. Dafür hagelt es von Hilfsorganisationen und in sozialen Netzwerken heftige Kritik. Nun bezieht der Dachverband „Tafel Deutschland“ Stellung.
- http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/essen-der-tafel-werden-nazi-praktiken-vorgeworfen-15462517.html
- https://www.ksta.de/panorama/kritik-an-essener-tafel-aufnahmestopp-ist--wasser-auf-die-muehlen-der-rechtspopulisten--29769538
Borussia Dortmund: Michy Batshuayi von Bergamo-Fans rassistisch attackiert - doch der BVB-Star kontert grandios
Während des Europa League-Rückspiels zwischen Atalanta Bergamo und Borussia Dortmund (1:1) kam es zu rassistischen Zwischenrufen durch italienische Fans. Die dunkelhäutigen Gästespieler Michy Batshuayi, Dan-Axel Zagadou und Alexander Isak wurden mit Affenlauten diffamiert. „Ich dachte im Jahre 2018 gibt es so etwas nicht mehr“, schrieb BVB-Stürmer Michy Batshuayi unmittelbar nach dem Abpfiff des Rückspiels über seinen Twitter-Account und meinte damit die Beleidigungen, die die Leihgabe vom FC Chelsea 90 Minuten lang über sich ergehen lassen musste. „Ich hoffe ihr habt Spaß euch den Rest der Europa League am Fernseher anzuschauen, während wir in der nächsten Runde sind“, erklärte der belgische Nationalstürmer Batshuayi nach der Partie bei Twitter.
Keith Hamaimbo hat mit Bielefeldern einen Film über Alltagsrassismus gedreht
Aktionswoche: Für seinen Film "Etwas andere Behandlung" hat Dr. Keith Hamaimbo vom Welthaus Menschen interviewt, die Rassismus im Alltag erleben.
Schwarz, deutsch, kölsch - Zwei Kölner schildern den täglichen Rassismus
Assad sieht Alltagsrassismus auch in Deutschland als normal an. Zwischen bewusster und ungewollter Zurückweisung, aber auch schlicht ungehobeltem, überheblichem und beleidigendem Verhalten gebe es viele Nuancen. „Ich habe gelernt, zu unterscheiden und je nach dem reagiere ich.“ Wenn Assad Beispiele schildert, sind sie nur manchmal zum Lachen, die meisten machen wütend. Grobe Angriffe sind es nicht. Eher Nadelstiche des Alltags, die ihm immer wieder das Gefühl vermitteln, weniger geschätzt zu sein, mit Klischees belegt und als Sonderfall angesehen zu werden. Bis hin zu dem Eindruck, dass man so Leute wie ihn potenziell für ein Risiko hält.
Französische Rechtspopulisten protestieren gegen schwarze Jeanne d‘Arc
Ende April feiert Orléans die Nationalheldin Jeanne d‘Arc. In diesem Jahr soll die Heilige Johanna von einem Mädchen mit afrikanischen Wurzeln gespielt werden - ganz zum Unmut französischer Rechtspopulisten.
Antisemitismus
Konferenz in Wien: Handeln gegen antisemitischen Hass
Rund 150 Experten aus mehreren Ländern diskutieren an der Uni Wien über Handlungsstrategien gegen Antisemitismus. Was die Konferenz insgesamt klarmachte: Das Denken in Rechts-Links-Kategorien scheint überholt. Denn in den verschiedensten Ausprägungen von Antisemitismus machen sich ähnliche Muster bemerkbar. Während sich rechter Antisemitismus zum Beispiel durch Holocaust-Leugnung zeigt, findet sich im linken Antisemitismus zwar kein Abstreiten der Schoa, doch oftmals eine Relativierung, indem andere Opfergruppen gegenübergestellt werden, wie die Soziologin Claudia Globisch von der Universität Innsbruck ausführte.
Antisemitismus im Netz: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Wiesbadener Betreiber einer Witzeseite
„Die Jüdische Gemeinde Wiesbaden wird auf jeden Fall Anzeige erstatten“, sagt Vorstandsmitglied Jakob Gutmark. Im Vorstand sei man „entsetzt und empört“ über das, was der Wiesbadener Matthias K. auf seiner Internetseite „schlechtewitze.com“ öffentlich verbreitet. Was dort unter der Rubrik „Judenwitze“ abgedruckt ist, erfülle den Tatbestand der Volksverhetzung. „So etwas kann nicht hingenommen werden“, sagt Gutmark, der auch Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Hessen ist. Unter dem Deckmantel „schwarzer Humor“ toben sich Antisemiten und Rassisten aus. Die Millionen jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Holocaust werden, und das ist noch milde formuliert, verunglimpft und beleidigt.
Sechs Monate Haft wegen Volksverhetzung für Bielefelder Neonazi Sascha Krolzig
Der Bielefelder Neonazi Sascha Krolzig (30) muss für sechs Monate in Haft. So lautete das Urteil des Amtsgerichts Bielefeld im Prozess wegen Volksverhetzung. Die Vorsitzende Richterin verwehrte dem einschlägig vorbestraften 30-Jährigen eine Bewährung. Die Staatsanwaltschaft warf dem Vorsitzenden der rechtsextremen Partei "Die Rechte OWL" Volksverhetzung vor, weil er in einem Online-Bericht den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Herford/Detmold als "frechen Judenfunktionär" bezeichnet hatte. Weil der Begriff eine Anknüpfung an die NS-Ideologie darstelle, so die Staatsanwaltschaft, war sie zu dem Tatvorwurf "Volksverhetzung und Beleidigung" gekommen. Im Prozess betonte der Staatsanwalt, dass Krolzigs Botschaft in letzter Konsequenz bedeute, dass ein Jude nicht Teil der deutschen Gesellschaft sein könne.
Internet
Trump-Anhänger empören sich über Twitter-Sperren
Twitter macht ernst im Kampf gegen Fake News: Der Kurznachrichtendienst hat Tausende Accounts gesperrt, weil er dahinter sogenannte Social Bots vermutet. Konservative beschweren sich, Satiriker sind begeistert. Der US-Kurznachrichtendienst Twitter hat tausende Accounts gesperrt, um zu prüfen, ob diese von Social Bots gesteuert sein könnten. Das berichteten US-Medien am Mittwochabend (Ortszeit) unter Berufung auf das Unternehmen.
Software sucht nach Hasskommentaren auf Deutsch
Wissenschaftler aus Hildesheim und Antwerpen haben eine Software entwickelt, die in Echtzeit Hasskommentare auf Deutsch erkennen soll. Bei Tests hatte das Programm laut seinen Entwicklern schon eine Trefferquote von 80 Prozent. Dafür sucht es nach bestimmten hetzerischen Wörtern und Wortkombinationen und berücksichtigt auch Emojis.
- http://www.deutschlandfunk.de/hate-speech-software-sucht-nach-hasskommentaren-auf-deutsch.2850.de.html?drn:news_id=853767
- https://www.swr.de/swraktuell/hassbotschaften-bei-twitter-forscher-entwickeln-programm-gegen-hate-speech/-/id=396/did=21216058/nid=396/13pzc4v/index.html
Deepfakes: Auf dem Weg in eine alternative Realität?
Im Netz kursiert derzeit ein manipulierter Film: Eine Frau zeigt die Deko ihrer Wohnung; im Wohnzimmer prangt ein Hakenkreuz an der Wand. Eine Fälschung. Solche und noch komplexere Deepfakes kann inzwischen jeder produzieren. Sie sind ein besonders perfides Mittel der Manipulation: Deepfakes. Dabei werden Videos verfälscht, sodass Personen oder Motive auftauchen, die in dem Originalmaterial gar nicht zu sehen sind. Deepfake setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen Deep Learning und Fake - also tiefgehendes Lernen und gezielte Fälschung.
Radikalisierung
Wenn Kinder plötzlich Kopftuch tragen
Was können Eltern tun, wenn sich ein Kind islamistisch radikalisiert? Der Fall Linda W. als Lehrstück. Jugendliche, die in Deutschland aufgewachsen sind, und Flüchtlinge können davon gleichermaßen betroffen sein. Handelt es sich bei den Radikalisierten um deutsche Jugendliche, so rutschen diese oft ohne vorherige Kontakte zu der Religion direkt in die radikal islamistische Szene. Sie hören vom Islam, recherchieren im Internet und stoßen so auf die Videos mit den charismatischen Predigern. „Früher wurden Jugendliche auf diese Weise von Rechtsextremen eingefangen, heute nutzen auch Salafisten die Sorgen der Jugendlichen aus.“ Bei Flüchtlingen spielt häufig das Gefühl der Zurückweisung eine Rolle: „Wenn sich junge Flüchtlinge, die vielleicht sogar ohne Eltern ins Land kommen, abgelehnt fühlen und ihr Asylstatus ungewiss ist, kann diese Verunsicherung die jungen Menschen in die Fänge der islamistischen Bewegung führen.“ Dabei spielen auch islamfeindliche Bewegungen, wie Pegida oder die Identitäre Bewegung, eine Rolle. Es komme vor, dass sich junge Muslime dadurch in eine Ecke gedrängt fühlen. „Das kann zu einer Sinnkrise führen und die Betroffenen anstacheln,“, erklärt Alm, „sodass eine Wechselwirkung entsteht“.
http://www.sz-online.de/nachrichten/wenn-kinder-ploetzlich-kopftuch-tragen-3884871.html