Presseschau ... 22.09.2017

Rassismus-Skandal bei rnv in Mannheim: 5 Entlassungen, eine Abmahnung +++ Rassismusvorwürfe gegen die Polizei in Eutin +++ Streit bei Frankreichs Rechtsextremen: Le Pens Vize verlässt Front National +++ Neue Spur zum NSU? +++ AfD Gießen will Kreisausländerrat einstellen.

 

Rassismus-Skandal bei rnv in Mannheim: 5 Entlassungen, eine Abmahnung

Ausländischen Fahrgästen wurde die Mitfahrt in Bussen und Straßenbahnen verweigert, Mitarbeiter zeigten den ‚Hitlergruß‘ – die Folgen des massiven rnv-Skandals: Am Mittwoch (20. September) informieren Ombudsfrau Ruhan Karakul, rnv-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Dillinger und rnv-Chef Martin in der Beek über die Ermittlungsergebnisse sowie die Konsequenzen. Die wichtigsten Information am Ende der 70-minütigen Pressekonferenz: Fünf der Beschuldigten wurden entlassen, eine Person nach Abmahnung an einen anderen Standort ‚strafversetzt‘. Einer der beiden fristlos gekündigten Männer ist derjenige, der im Pausenraum den rechten Arm zum ‚Hitlergruß‘ gehoben hat. Drei Personen erhielten Auflösungsverträge. Dreist: Die Beschuldigten ‚beschweren‘ sich sogar darüber, dass sie im Pausenraum gefilmt wurden, somit ihr höchstpersönlicher Lebensraum verletzt worden sei und sie dort nicht mal „Dampf ablassen können“. Diesbezüglich stellt Karakul klar: „Beruflicher Frust ist in keinster Weise mit Rassismus zu rechtfertigen!“ Dort seien jedoch unter anderem auch Judenwitze erzählt worden, Schwarzafrikaner als „Nigger“ beschimpft und in der Region stationierte US-Soldaten als „Besatzer“ bezeichnet worden. Auf den ausgewerteten Videoaufnahmen, die sorgfältig transkribiert wurden, auch zu hören ist, wie ein Mann sagt: „Man sollte alle Ausländer im KZ eliminieren!“

 

Rassismusvorwürfe gegen die Polizei in Eutin

Die Polizei in Schleswig-Holstein hat sehr damit getrommelt, dass der Lüneburger Ewane Makia seine Ausbildung in der Landespolizeischule in Eutin begonnen hat: als erster schwarzer Polizist im Land zwischen den Meeren. Neulich war der 29-Jährige sogar Thema in der ZDF-Reportagereihe „37 Grad“ – doch dann kündigte der gebürtige Kameruner. Inzwischen ist er – ungewollt – Teil einer Diskussion um die Polizeischule geworden, Vorwürfe des Rassismus stehen im Raum. Ein Ausbilder soll Makia als „Quotenn****“ bezeichnet haben. Wie berichtet, hatte das Innenministerium in Kiel erklärt, dass es drei Verfahren gebe, in denen es um „Vorwürfe rassistischen Handelns oder solcher Äußerungen“ gehe. Man ermittle disziplinar- und strafrechtlich. In Sachen des Wortes „Quotenn****“, das vergangenes Jahr gefallen sein soll, habe man aber niemanden zur Verantwortung ziehen können. Makia sagt dazu: „Mir gegenüber hat sich niemand so geäußert. Ich bin vom Landeskriminalamt befragt worden und habe das auch so ausgesagt.“ Ein Zeuge habe sich damals bei der Behördenleitung gemeldet und den angeblichen Vorfall geschildert. Der angehende Polizist stellt sich vor die Polizei: „Ich will weder die Landespolizei noch die Schule in Gänze als rassistisch bezeichnen.“ Im Gegenteil, viele Kollegen seien ihm freundlich begegnet. Alltäglichen Rassismus aufgrund seiner Hautfarbe kenne er, doch auch da bleibt er gelassen und sagt mit gewisser Ironie: „Schwarze Schafe gibt es überall.“ Warum er gekündigt hat, dazu schweigt er. Auch weil er auf eine Einigung hofft: „Ich will weiterhin Polizist werden.“

 

Streit bei Frankreichs Rechtsextremen: Le Pens Vize verlässt Front National

"Natürlich verlasse ich den Front National": Florian Philippot, Vizechef von Frankreichs Rechtsextremen, gibt entnervt auf. Zuvor hatte ihn Marine Le Pen entmachtet. Philippot galt lange als enger Vertrauter von FN-Chefin Marine Le Pen. Am Mittwoch hatte diese ihrem Vize jedoch wichtige Zuständigkeiten entzogen. Philippot bleibe zwar stellvertretender Parteichef, habe nun aber keinen besonderen Aufgabenbereich in der Parteiführung mehr, hieß es. Philippot bezeichnete seine Situation nun als "lächerlich". Deshalb will er die Konsequenzen ziehen: "Natürlich verlasse ich den Front National."

 

Hessen: Neue Spur zum NSU durch Aussage von Corynna G.?

Eine Zeugin aus der rechten Szene berichtet im hessischen NSU-Untersuchungsausschuss, dass sie vor dem Mord an dem Kasseler Internetcafé-Betreiber Halit Yozgat mehrmals am Tatort war. Jetzt ermittelt die Polizei. Erkenntnisse des hessischen NSU-Untersuchungsausschusses beschäftigen nun die Ermittler. Die hessische CDU-Fraktion gab am Mittwoch in Wiesbaden bekannt, der Ausschussvorsitzende Hartmut Honka (CDU) habe den Generalbundesanwalt über die Aussage einer Zeugin aus der rechten Szene unterrichtet. Die Zeugin Corryna Görtz, die über zahlreiche Kontakte in die rechtsextreme Szene verfügte, hatte am Freitag in Wiesbaden ausgesagt, dass sie den Tatort in den Monaten vor der Tat mehrfach aufgesucht habe. Görtz war von Herbst 2005 bis Februar 2006 Freigängerin im offenen Vollzug in Baunatal nahe Kassel. Sie bestritt jedoch jeden Kontakt zu den NSU-Terroristen. Der Untersuchungsausschuss forsche nun nach einer ehemaligen Zellengenossin von Görtz, sagte CDU-Obmann Holger Bellino. Sie soll Görtz den Tipp gegeben haben, Yozgats Café aufzusuchen.

 

Demonstration gegen das Erntefest auf Hof Nahtz in Eschede

Seit mehr als 25 Jahren veranstaltet der bekannte NPD-Politiker Joachim Nahtz auf seinem Hof in Eschede Treffen von Rechtsextremen. Vor allem so genannte Brauchtumsfeiern wie zur Sonnenwende sind fester Bestandteil seines Veranstaltungskalenders. Heute lädt er seine Parteikollegen und Freunde zur nächsten Feierlichkeit ein: dem Erntefest. Die Veranstaltung stößt vor allem dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dem „Celler Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus“ stark auf. Sie rufen zu einer Demonstration auf.

AfD Gießen will Kreisausländerrat einstellen

Mit ihrem Antrag, den Kreisausländerbeirat 2020 einzustellen, ist die AfD in zwei Gremien des Kreistages auf den Widerstand der anderen Fraktionen gestoßen. Sowohl der Ausschuss für Soziales und Integration als auch der Haupt- und Finanzausschuss lehnten das Ansinnen klar ab. Der Vorsitzende des Kreisausländerbeirats, Tim van Slobbe, nannte den Antrag „rechtsextremistisch“. AfD-Fraktionsvorsitzender Karl Heinz Reitz erklärte, dass das Gremium vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben sei. In Hessen „halten sich nur drei Landkreise einen Ausländerbeirat“. Dieser bestehe zu mehr als der Hälfte aus Deutschen, Doppelstaatlern oder EU-Bürgern. Diese könnten folglich bei der Kommunalwahl wählen. Reitz verwies auch auf die geringe Wahlbeteiligung, die unter fünf Prozent gelegen habe, zweifelte die demokratische Legitimität des Beirats an und nannte Kosten von jährlich 50 000 Euro.

 

Neue Vorwürfe: Rechtsextreme bei Hamburger AfD?

Der Fraktionsvorsitzende der AfD, Jörn Kruse, will sich zu den neuen Vorwürfen nicht äußern. Zusammen mit NPD-Abgeordneten wurde der Fraktionssprecher Robert Offermann zu "Wintersonnwendlager" von Rechtsextremisten eingeladen.

 

Bremen: Identitäre Kameraden helfen der AfD

Der Abgeordnete Alexander Tassis (AfD) hängt nachts mit Begleitern in Shirts der Identitären Wahlplakate auf. Der Verfassungsschutz hat ihn im Auge. Keine Berührungsängste kennt die Bremer AfD weiterhin mit der Identitären Bewegung. Selbst Alexander Tassis (AfD), immerhin Abgeordneter der Bürgerschaft, scheint kein Problem mit der vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation zu haben. Am Mittwochabend postete er ein Bild auf Facebook, das beim Aufhängen von AfD-Plakaten aufgenommen ist. Das Foto hat Tassis wohl selbst gemacht, auf dem Foto ist das nordrhein-westfälische AfD-Mitglied Adrian Ochmanski in einem T-Shirt der Rechtsextremisten zu sehen. Darauf steht: „Heimatverliebt – Identitäre Bewegung“. Der Chef des Bremer Verfassungsschutzes, Dierk Schittkowski, sagte der taz: „Ich habe das Foto gesehen. Bei Tassis fehlt jegliche kritische Distanz zu der rechtsextremistischen Identitären Bewegung.“ Das Posten eines solchen Fotos sei „sicher kein Versehen“. Wer so etwas veröffentliche, zeige eine „große Sympathie“.

 

Dieser AfD-Politiker soll vertrauliche Polizei-Infos an die Parteispitze weitergegeben haben

Am Mittwoch durchsuchte die Polizei die Büro- und Wohnräume des AfD-Politikers Bodo Suhren, sie marschierten raus mit Beweismitteln, unter anderem Datenträgern. Der Verdacht: Weitergabe von Dienstgeheimnissen. Dass es so weit kam und nun die Staatsanwaltschaft gegen den Politiker ermittelt, geht auf Recherchen des NDR zurück. Bodo Suhren sitzt nicht nur im Bundesvorstand der AfD, sondern arbeitet auch als Polizist in Niedersachsen. Nun kam raus, dass er beide Posten offenbar nicht ausreichend voneinander getrennt hat: Er soll interne Informationen der Polizei an die AfD-Spitze weitergegeben haben. Darunter waren auch Informationen, die als "VS" deklariert waren – "Verschlusssache". 

 

Mehr Polit- und weniger Sportfest: AfD-Chefin Frauke Petry kam im Turndress nach Pirna

Ein Sportfest sollte die Veranstaltung mit AfD-Chefin Frauke Petry in der Turnhalle auf dem Pirnaer Sonnenstein werden. Aber dann wurde doch mehr über Politik gesprochen. Ursprünglich war eine Diskussionsveranstaltung in der Turnhalle geplant. Die musste auf Drängen der Stadt am Dienstag abgesagt werden. In der Halle dürfen nur sportliche Veranstaltungen stattfinden, hieß es zur Begründung. Der Verein „Fit in Pirna“, der die Sporthalle von der Stadt gepachtet hat, lud daher zu einem Sportfest ein.

 

Die AfD gewinnt schneller an Macht als die FPÖ: So blickt eine österreichische Journalistin auf den deutschen Wahlkampf

Was lässt sich anhand des Aufstiegs der rechtspopulistischen FPÖ über die AfD lernen? Die Berlin-Korrespondentin des österreichischen "Kurier" Evelyn Peternel gibt Antworten "Was Deutschland mit der AfD erlebt, hat Österreich vor Jahrzehnten bereits mit der FPÖ durchgemacht", sagt Evelyn Peternel, Berlin-Korrespondentin der österreichischen Tageszeitung "Kurier". Peternel hat sich auch intensiv mit dem Aufstieg der AfD befasst. "Ich schaue mit einem gewissen Schrecken auf den Aufstieg der AfD", sagt sie. Es gehe so viel schneller als bei der FPÖ. Peternel sieht mehrere Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Parteien. Im HuffPost-Gespräch sagt sie: "Es gibt offensichtliche Parallelen – etwa die Fremdenfeindlichkeit, die nach außen getragen wird. Oder eine gewisse politische Ermüdung in der Bevölkerung, aus der die beiden Parteien entstehen konnten." Die politische Ermüdung habe sich in beiden Ländern auch durch eine Große Koalition verstärkt. Dazu sagt "Kurier"-Korrespondentin Peternel: "Die Große Koalition hat dazu geführt, dass bei den zentralen Fragen bei fast alle Parteien eine breite Einigkeit herrscht, die Flüchtlingskrise ist dafür nur das jüngste Beispiel. So etwas ist der Nährboden für Populisten, was AfD und FPÖ begriffen haben. Die FPÖ hat in Österreich, lange bevor die Flüchtlingskrise ausgebrochen ist, zudem den Diskurs zum Thema Migration bestimmt. Da haben die Parteien den Populisten ein riesiges Feld überlassen." Die österreichische Journalistin hat deshalb auch eine eindringliche Warnung an die deutsche Politik. Sie sagt: "Der größte Fehler wäre es, denke ich, in Deutschland nach der Wahl eine neue Große Koalition zu bilden." Aber reicht das, um die Rechtspopulisten zu entzaubern? "Mit den rechtspopulistischen Parteien umzugehen, ist schwierig - in Österreich haben es die etablierten Parteien sowohl mit Ausgrenzung als auch mit Zusammenarbeit versucht, beides hat nicht gut funktioniert." "Weder der eine noch der andere Weg führt dazu, dass sich die Populisten von der Strategie verabschieden, mit radikalen Äußerungen den politischen Diskurs zu bestimmen. Das einzige, was helfe, sei "gute Regierungsarbeit".

 

Bodo Ramelow über Rechtspopulismus: „Wie in der Weimarer Republik“

Mit aller Macht will die AfD das Parlament als vermeintliche „Schwatzbude“ vorführen, warnt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow.

 

AfD: Das könnten die Neuen am rechten Rand des Bundestages sein

Bestätigen sich die Umfragen, sitzen bald rund 70 AfD-Abgeordnete im Bundestag. Wer sind sie und welchen Ton werden sie anschlagen? ZEIT ONLINE stellt die Kandidaten vor.

 

Mittelfinger gegen AfD: Frau von BVB-Kapitän Marcel Schmelzer wird gefeiert

Jenny Schmelzer ist die etwas andere Spielerfrau. Eine, die die gängigen Rollenklischees nicht erfüllt. Schon im vergangenen Jahr fiel das auf, als sich die Frau von BVB-Kapitän Marcel Schmelzer mit einem "Frühstücksbier" auf der Auswärtsfahrt nach Köln fotografieren ließ. Jetzt zeigt Jenny Schmelzer wenige Tage vor der Bundestagswahl einem Partei-Plakat den Mittelfinger. Ihre Ablehnung trifft die AfD. 

 

Integration: „Nichts totschweigen, das spielt Rechtsradikalen in die Hände“

Ahmad Mansour hat zehn Forderungen für gelungene Integration von Geflüchteten in Deutschland: 1. Konzept des Rechtsstaats vermitteln; 2. Integrationskurse professionalisieren; 3. Partner in der Integrationsarbeit sorgfältig auswählen; 4. Förderung einer Kultur der Inklusion; 5. Ausbildung der sozialen Berufe reformieren; 6. Projektförderung neu auflegen; 7. Patensysteme einführen; 8. Differenzierte Debatte; 9. Innerislamische Debatte; 10. Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge unterscheiden. Dazu schaut er, welche Partei was davon plant, umzusetzen. Spoiler: Verschiedene Partei nehmen verschiedene Forderungen auf, aber keine alle - und manche keine.

 

Die AfD verstehen, ohne Verständnis zu entwickeln

Ein Jahr lang hat Kolumnist Sascha Lobo versucht, in sozialen Medien mit Rechten zu kommunizieren. Aus diesem Experiment entwickelt er nun Tipps für einen vernünftigen Umgang mit der AfD. Am 24. September 2017 um 18 Uhr beginnt eine neue Ära. Denn mit der AfD werden Rechtsoffene, Rechte und Rechtsextreme wieder in den Bundestag einziehen. Sie werden damit zwangsläufig Teil der politischen Debatte. Die große Frage: Wie geht man damit um, wenn einem - unabhängig von der politischen Haltung - die liberale Demokratie am Herzen liegt? Denn deren Zerstörung ist das Ziel der AfD. 

Seine Erkenntnis: 
"Einen guten und einfachen Ausweg aus diesem Dilemma kann ich auch nach intensiver Beschäftigung mit der Materie nicht präsentieren. Aber ich kann die Rahmenbedingungen für eventuelle künftige Lösungen skizzieren: Es scheint nicht ratsam zu sein, nach einer einzigen, für alle Teile einer offenen Gesellschaft funktionierenden Gegenstrategie gegen die AfD-Sphäre zu suchen. Denn jede einzelne Strategie - auch meine - kann sich als dysfunktional erweisen. Vielmehr sollten viele unterschiedliche, teils gegensätzlich scheinende Strategien angewendet werden: Heftige, aggressive Gegendemonstrationen sind ebenso notwendig wie Gesprächsangebote an die AfD-Unterstützer, die für eine liberale Demokratie erreichbar sein könnten. Abgrenzung und auch Ächtung sind nach wie vor wichtige Elemente der Diskussion. Es ist absolut zwingend, eine rote Linie zu definieren, nach deren Überschreitung kein Dialog mehr möglich sein kann. In meiner persönlichen Diskussionserfahrung war das die Holocaust-Leugnung oder -Relativierung. Die Diskussion mit Rechten und Rechtsextremen folgt nicht der klassischen Definition von "Diskussion" - es handelt sich aus deren Sicht vielmehr um emotionale Selbstvergewisserung mit den Zielen "Wir sind die einzig Vernünftigen", "Wir sind eigentlich in der Mehrheit" und "Ihr seid unsere Feinde". Deshalb funktionieren gute Argumente auf rationaler Ebene selten. Man muss seinen Gesprächspartnern auf emotionaler Ebene begegnen - und Zweifel wecken."

 

Rechte Studentenverbindung: Was eine Burschenschaft unter Fortbildung versteht

Im Haus der Studentenverbindung Thuringia in Braunschweig trafen sich Nationalisten und Rechtsradikale zum "Deutschlandseminar" und hetzten gegen Ausländer und Demokratie. Unser Autor war dabei.

 

Unter Rechtsextremen: Ein schwedischer Homosexueller gab sich ein Jahr als Rassist aus

Ein Jahr lang waren Neonazis, Alt-Righter, White Supremacists aus England und den USA seine Freunde. Der schwedische Student Patrik Hermansson gab sich als einer der ihren aus, dafür tranken sie mit ihm aus nordischen Trinkhörnern, vertrauten ihm ihre Träume von ethnisch reinen Nationen und neuen Konzentrationslagern an. Sie verrieten ihm, wie sie global organisiert und was Ihre Ziele sind. Hermansson trug bei allen seinen Treffen stets eine versteckte Kamera im Hemdknopf und machte Film- und Tonaufnahmen. Die Resultate seiner Recherche sind auf der Seite der Antifaschistischen Organisation Hope Not Hate nachzulesen und werden demnächst in einem Film zu sehen sein. Er berichtet u.a., bald habe es sich fast normal angefühlt, extremste rassistische Positionen zu hören, schreibt Hermansson. Genau deshalb sei die Normalisierung durch die Alt-Light-Bewegung so gefährlich, schreibt er. «Das sind nicht einfach andere Meinungen. Die Bewegung schürt aktiv Hass und ruft zu Gewalt an unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen auf.» 

 

Leipzig: Tausende demonstrieren gegen Legida

Unter dem Protest vieler Gegner hat das rechtsextreme Legida-Bündnis am Donnerstagabend in Leipzig demonstriert. Blockaden der Gegendemonstranten behinderten den Aufmarsch von rund 200 Anhängern des Leipziger Pegida-Ablegers und brachten ihn mehrfach zum Stehen.

 

"Reichsbürger" in Sachsen: "Solche Typen dürfen keine Waffen tragen"

Auch Sachsen hat Probleme mit rechtsextremen "Reichsbürgern" jahrelang relativiert. Werden jetzt Konsequenzen gezogen?

 

Rechtsextreme Strukturen: Thüringens neue Nazis

Kahle Köpfe, Bomberjacke und Springerstiefel - das Bild vom klassischem Neonazi gilt schon lange nicht mehr. Die rechte Szene hat sich nicht nur äußerlich gewandelt, in den letzten drei Jahren zeigen sich auch Verschiebungen in der Organisation. Die Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss warf im Bürgerhaus gestern ein wenig Licht auf die Entwicklungen.

 

Kommentarcheck: Beleidigungen, Fäkalsprache, Hetze, Rassismus, knallharter Antisemitismus – willkommen auf Facebook bei einer Lokalzeitung

Bundesweit wird in Medien über "Hass und Hetze" in sozialen Netzwerken berichtet - auch in Zeitungen. Was viele Zeitungen nicht berichten: Sie lassen "Hass und Hetze" freien Lauf, so auch eine Mannheimer Lokalzeitung und andere Medien der Region. Wir haben uns ein Thema herausgegriffen, von dem wir heute davon ausgingen, entsprechende Kommentare zu finden: Volltreffer. Wir dokumentieren die Kommentare und zeigen, was davon bei uns übrig geblieben wäre: So gut wie nichts.

 

Lachen gegen die anderen: Antiziganismus in Komödien

Französisches Kino steht in Österreich immer noch für niveauvolle Unterhaltung. Doch seit einigen Jahren kommen aus Frankreich Komödien, die vor allem Klischees bedienen und damit Vorurteile zementieren – und so, unter dem Deckmantel leichter Unterhaltung, Politik machen. Dreckige Zähne, glitzernde Goldkronen, Hut, Ringe an jedem Finger und Stoppelbart: Babik (gespielt von Ary Abittan) sieht aus wie die verächtliche Karikatur eines Rom, in der französischen Komödie „Hereinspaziert!“. Der Film ist der neueste Streich von Erfolgsregisseur Philippe de Chauveron, nach „Monsieur Claude und seine Töchter“, der in Frankreich 17 Millionen Zuschauer ins Kino holte, und „Alles unter Kontrolle!“ über einen Polizisten, der bei einer missglückten Abschiebung selbst zum Flüchtling wird. Mit „Hereinspaziert!“, der nun auch in Österreich ins Kino kommt, sind Laurent und Chauveron zu weit gegangen: Als antiziganistische, rassistische Hetze wurde die Komödie in Frankreich kritisiert, und auch das Publikum blieb weitgehend daheim, zu hart sind hier die Klischees.

 

Bundesverband deutscher Pressesprecher engagiert sich gegen Hass im Netz

Mit Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) startet der Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP) gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung (AAS) in Trägerschaft der Forschungsgruppe Modellprojekte e.V. (FGM) das Projekt "Hate-Speech entgegentreten. Demokratische Diskussionskultur im professionellen Kontext stärken". Pressesprecher und Kommunikationsmanager sowie die Unternehmen und Organisationen, die sie vertreten, sind zunehmend mit dem Phänomen der Hassrede (Hate-Speech) konfrontiert, insbesondere in den Sozialen Medien. Wer konkret davon betroffen ist, stellt fest, dass in der Praxis erprobte Handlungsanleitungen und Hilfestellungen fehlen. Aufgearbeitete Fallbeispiele oder Weiterbildungen werden bislang kaum angeboten. Der BdP will daher gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung unter der Trägerschaft der Forschungsgruppe Modellprojekte bis Ende 2019 ein Workshop-Programm durchführen und mit und für Praktiker entsprechende Strategien und Materialien für die professionelle Kommunikation erarbeiten.

 

Facebook-Chefin: Werbung für „Juden-Hasser“ war unser Fehler

Werbetreibende konnten bei Facebook gezielt Antisemiten ansprechen. Das ist nun vorbei – Sandberg sieht den Fehler im Unternehmen. Facebook-Chefin Sheryl Sandberg hat Fehler des Sozialen Netzwerks im Umgang mit gezielter Werbung eingestanden. „Dass hasserfülte Begriffe überhaupt als Option angegeben wurden, war absolut unangebracht und ein Fehler unsererseits“, schreibt Sandberg in einem langen Facebook-Eintrag. Die Kategorien wurden nicht von Menschen erstellt, sondern von Algorithmen. „Die Leute schrieben diese zutiefst beleidigenden Begriffe in die Bereiche Bildung und Arbeit“, erklärt Sandberg. Diese Bereiche konnten dann von Werbetreibenden gezielt angesprochen werden. „Weil diese Begriffe so selten genutzt wurden, haben wir es nicht entdeckt, bis ‘ProPublica’ darauf aufmerksam machte“, schreibt die Facebook-Chefin. Dass die Funktion auf diese Art und Weise genutzt werden kann, habe man in dem Unternehmen nicht erwartet. „Und das ist unsere Schuld.“ Eine explizite Entschuldigung fehlt in dem langen Text.

 

Identitäre Bewegung in Halle: Datenschützer wird wegen Kamera-Überwachung aktiv 

Sachsen-Anhalts oberster Datenschützer hat die Identitäre Bewegung, die in Halle ein Haus in der Adam-Kuckhoff-Straße betreibt, auf dem Schirm. Wie der Landesdatenschutzbeauftragte Harald von Bose auf MZ-Nachfrage mitteilte, sollte am Mittwoch ein Fragenkatalog an die Betreiber des Hauses geschickt werden. Darin sollen sie sich zu den Kameras äußern, die vor einiger Zeit an der Fassade angebracht worden waren.

 

Homosexualität in Pakistan: „Bevor ich zurückgehe, bringe ich mich um“

Sufyan Arshad wurde in seiner Heimat Pakistan wegen seiner Homosexualität verfolgt und musste fliehen. Ein Interview mit Sufyan Arshad und Knud Wechterstein, der Geflüchtete im Asylverfahren begleitet. 
Herr Arshad, warum sind Sie aus Pakistan geflohen?
Ich bin ein homosexueller Mann und kein gläubiger Muslim. Pakistan ist jedoch ein islamisches Land, in dem die Gesellschaft keine homosexuellen Männer akzeptiert. Sie werden diskriminiert, ausgestoßen, häufig auch getötet. In meinem Heimatdorf hatte ich heimlich einen Freund, bis ich mit ihm erwischt wurde. Mein Vater ist sehr religiös und schlug mich einen Tag lang mit einem Kunststoffschlauch, dann wurde ich von meiner Familie verstoßen. Sie hat jeden Kontakt abgebrochen. Meine Eltern haben sogar eine Anzeige in einer regionalen Zeitung geschaltet mit einem Bild von mir. Darin heißt es, ich sei nicht mehr ihr Sohn, sie brechen alle Verbindungen zu mir wegen meiner Homosexualität. Ich sei kein guter Charakter und alles, was ich tue, habe nichts mit ihnen zu tun. Ich hatte kein Geld, kein Dach über dem Kopf, war alleine.
Und die Polizei?
Homosexualität ist verboten. Die Polizei hat mich schließlich verhaftet; ich wurde sehr schlecht behandelt und geschlagen. Eineinhalb Monate war ich im Gefängnis, bis mich mein Onkel freigekauft hat. Mein Vater hatte sich geweigert. In Pakistan homosexuell zu sein, ist schlimmer als der Tod. Am besten ist es, man bringt sich einfach um.

 

Oktoberfest: Tiroler Blaskapellen spielen Nazi-Marsch beim Wiesn-Umzug

Zwei Blasmusikkapellen aus dem Zillertal haben beim Trachtenumzug auf dem Oktoberfest den "Standschützenmarsch" gespielt. Ein Musikwissenschaftler nennt das Stück ein "Emblem für die NS-Zeit in Tirol". Der Obmann des zuständigen Zillertaler Blasmusikverbandes rechtfertigt sich damit, dass kein Verbot bestehe, den Marsch zu spielen.

 

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