+++ Rechtsextremisten attackieren und verletzen Pakistaner in Borna +++ KZ-Außenlager Jamlitz erneut geschändet +++ Unterkunft für Geflüchtete mit Böllern beschossen - Polizei nimmt Frau fest +++ Neonazi-Angriff auf Pressefotografen auf Demo in Mainz +++ Richter mit AfD-Parteibuch hilft der NPD +++
Rechtsextremisten attackieren und verletzen Pakistaner in Borna
In Borna bei Leipzig haben mehrere Männer aus der rechten Szene in der Nacht zum Samstag einen Pakistaner angegriffen. Der 33-Jährige wurde von mindestens zwei Angreifern geschlagen und getreten, wie die Polizeidirektion Leipzig am Dienstag mitteilte. Er erlitt Prellungen und musste ambulant in einer Klinik versorgt werden. Ein Landsmann, der mit dem Opfer an einer Bushaltestelle stand, blieb unverletzt.
Zeugen zufolge sollen insgesamt vier Männer auf den Asylbewerber losgegangen sein. Zwei mutmaßliche Angreifer im Alter von 26 und 28 Jahren konnten nur wenig später durch die Polizei gestellt werden. Sie sind den Beamten bereits als politisch motivierte Straftäter aus der rechten Szene bekannt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
KZ-Außenlager Jamlitz erneut geschändet
Unbekannte haben am Mittwoch erneut einen Anschlag auf den Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Jamlitz-Lieberose im Landkreis Dahme-Spreewald verübt. Der Anschlag ist der zweite innerhalb einer Woche. Diesmal wurde die Eingangstafel der Freiluftausstellung des Gedenkortes vollständig zerstört. Die Tafel enthielt grundlegende Informationen über den Holocaust und die Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers. Bischof Markus Dröge verurteilte die Anschläge.
Unterkunft für Geflüchtete mit Böllern beschossen - Polizei nimmt Frau fest
In der Nacht zu Mittwoch ist eine Notunterkunft für Flüchtlinge in Geldern (Nordrhein-Westfalen) mit Feuerwerkskörpern beschossen worden. Die Polizei nahm eine tatverdächtige Frau fest. Ob die Tat einen rassistischen Hintergrund hat, ist noch unklar. Wie die Polizei mitteilte, meldete ein Zeuge gegen 3 Uhr, dass mehrere Personen Feuerwerkskörper auf die Notunterkunft im alten Finanzamt an der Gelderstraße schießen würde. Den Angaben zufolge warfen die Täter die Böller von einer Anhöhe in der Nähe des Mühlenturms aus.
Neonazi-Angriff auf Pressefotografen auf Demo in Mainz
Am Rande einer Demonstration wurde am Samstag, dem 14.05.2016, in Mainz ein Pressevertreter von einem mutmaßlichen Neonazi angegriffen. An dem Tag gingen Rahmen einer antifaschistischen Demonstration 200 AfD-GegnerInnen auf die Straße, um gegen rassistische Politik zu demonstrieren.
Neben der antifaschistischen Demonstration fand am späten Samstagnachmittag in der pfälzischen Landeshauptstadt auch das Bundesligaspiel 1. FSV Mainz 05 gegen Hertha BSC Berlin statt. Eine Gruppe von Hertha-BSC-Fans postierte sich am Rande der Demonstration und bepöbelten diese Lautstark. Einer von ihnen versuchte mit einer Bierflasche in der Hand, den Zug zu stoppen, indem er sich vor dem Demoführungsfahrzeug der Polizei aufbaute. Kurze Zeit später rempelte der Mann einen anwesenden Fotojournalisten um, der stürzte zu Boden. Die in unmittelbarer Nähe anwesenden Polizisten verhinderten den Angriff nicht.
Richter mit AfD-Parteibuch hilft der NPD
Der NPD ist es gelungen, einem NPD-kritischen Wissenschaftler den Mund zu verbieten. Bei dem Wissenschaftler handelt es sich um Steffen Kailitz, 47, einen renommierten Extremismusforscher des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts. Kailitz war im März im NPD-Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht als viel beachteter Sachverständiger aufgetreten, und hatte für ein Parteiverbot plädiert. Die Wiederholung seiner Darlegungen in Karlsruhe wurde ihm nun vom Richter in Dresden verboten.
Richter Jens Maier, 55, der dies angeordnet hat, ist in der AfD aktiv. Dieser Richter hat dem Wissenschaftler nun "wegen Dringlichkeit ohne mündliche Verhandlung" durch Beschluss vom 10. Mai verboten, weiterhin zu verbreiten, dass die NPD "rassistisch motivierte Staatsverbrechen" plane und "acht bis elf Millionen Menschen aus Deutschland vertreiben" wolle, "darunter mehrere Millionen deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund". Im Falle der Zuwiderhandlung droht der Richter dem Politologen "Ordnungsgeld bis zu 250 000 Euro ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten" an.
Den Antrag, einen solchen Verbotsbeschluss im Wege der einstweiligen Verfügung zu fällen, hat der NPD-Anwalt Peter Richter gestellt. Richter vertritt die NPD vor dem Bundesverfassungsgericht.
Historiker: „Von Storchs Aussagen zur Kirchensteuer sind schlicht falsch“
Die AfD-Politikerin ist immer für eine provokante Meinungsäußerung gut - egal, ob die Fakten stimmen. Jetzt hat ein Historiker ihre jüngste Aussage zur Entstehung der Kirchensteuer auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht. Von Storch hatte am Wochenende in einer Video-Botschaft erklärt, die Kirchensteuer sollte nicht mehr vom Staat eingezogen werden.
Dieses Privileg sei Teil des Reichskonkordats, eines Vertrags, den „die Regierung von Adolf Hitler 1933 mit dem Heiligen Stuhl geschlossen“ habe. Eine Institution in der Nachfolge Christi sollte „ihre staatlichen Privilegien eigentlich nicht auf einen Vertrag mit dem Dritten Reich gründen“, so die Politikerin.
Der Historiker Christoph Kösters von der kirchennahen Kommission für Zeitgeschichte in Bonn bezeichnete die Aussagen der AfD-Politikerin auf Anfrage als schlicht falsch. Die Kirchensteuer beider christlichen Religionsgemeinschaften beruhe gerade nicht auf dem zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl im Juli 1933 geschlossenen Konkordat, sondern sei vielmehr bereits in der Weimarer Reichsverfassung von 1919 verankert gewesen.
Nur Teilnehmer bei 30 Pogida - 500 Potsdamer dagegen
Nach sechswöchiger Pause haben am Mittwochabend wieder Pogida-Anhänger in der Potsdamer Innenstadt demonstriert. Rund 30 Teilnehmer, einige mit Deutschlandfahnen, versammelten sich. Zwei Gegenveranstaltungen mit insgesamt rund 500 Teilnehmern stellten sich der flüchtlingsfeindlichen Bewegung entgegen. Das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ hatte zu einer Kundgebung vor den Nordausgang des Hauptbahnhofs eingeladen. Mit Blick auf die Pogida-Anhänger sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), man wolle „rechtsradikalen Tendenzen in der Stadt etwas aktiv entgegen setzen“.
Weniger Zulauf bei der AfD in Erfurt, Pegida-Vertreter dabei
An der ersten AfD-Kundgebung in Erfurt seit einem Vierteljahr haben deutlich weniger Menschen teilgenommen als erwartet. Die Polizei sprach zunächst von 500 Demonstranten, die zum Domplatz gekommen waren. Später erhöhte sie ihre Schätzung auf 700. Bei der letzten AfD-Kundgebung an gleicher Stelle Ende Februar waren es noch rund 2.500 AfD-Anhänger gewesen.
Die AfD hatte den geplanten Moscheebau in Erfurt zum Thema ihrer Kundgebung gemacht und diese unter das Motto "Unsere Nation, unsere Kultur, unsere Entscheidung!" gestellt. AfD-Fraktionschef Höcke erklärte, er sei in Sorge, dass am Erfurter Dom künftig der Halbmond als Symbol des Islam zu sehen sein werde. Der Islam habe eine Heimat, die heiße aber nicht Erfurt und nicht Deutschland. Im Vorfeld hatte er den Moschee Bau als mutmaßlichen Teil eines langfristigen Landnahmeprojektes bezeichnet. Als Gastredner trat Siegfried Däbritz von der islamfeindlichen Pegida-Bewegung aus Dresden auf. Er kündigte eine "Aufklärungskampagne" an, "um den Bau zu verhindern".
Muezzin-Rufe in Meißen: Festerling macht Stimmung gegen Islam
Eine Idee, die nur von Tatjana Festerling kommen kann: Vor den Wahlkreisbüros von Thomas de Maizière und Daniela Kuge (beide CDU) am Markt 7 holte die Pegida-Frontfrau am Dienstag das Megafon raus, um zu demonstrieren, wie laut der muslimische Gebetsausrufer angeblich wirklich sei. In der Anne-Will-Sendung vom 8. Mai hatte der Innenminister gesagt, der Ruf des Muezzins sei kein Problem in Deutschland: Er dürfe nicht länger als drei Minuten dauern und nicht lauter als 60 Dezibel sein. Nun die polemische Antwort der Rechtsaußen-Provokateurin.
Dokumentiert und veröffentlich hat die Aktion CDU-Stadtrat Jörg Schlechte,. Der machte in jüngster Vergangenheit Schlagzeilen mit Ausdrücken wie „Dreckszecken“ und „flüchtlingsbesoffene Gutmenschen“. Im Gespräch mit der SZ erklärt der Stadtrat, wie es zu dem Foto kam: „Ich bin zufälligerweise einfach vorbeigelaufen, aber das nimmt mir wieder keiner ab.“ Die Aktion der Pegida-Frontfrau, die bei seiner Ankunft schon beendet war, bezeichnet er als „ziemlich gelungen“.
http://www.sz-online.de/nachrichten/muezzin-rufe-in-meissen-3398584.html
„Allgida“ 2.0: Alter Wein in neuen Schläuchen
Alter Wein in neuen Schläuchen, aber jetzt noch blöder: Nach dem Scheitern von „Allgida“ spielt sich nun ein Tätowierer ohne Studio auf zur „Division Kempten – Nationaler Widerstand“ und kündigt für den 25.6. – etwas holprig – eine Demonstration „Deutsche zu erst Asyl Flut stopen“ als „Allgida Kempten“ an. Als Kundgebungsredner werden Viktor Seibel und der Initiator Michael K. selbst versprochen. Darauf macht die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München aufmerksam.
Michael „Mike“ K. tritt augenscheinlich seit dem 12. April öffentlich auf Facebook als „Mobiles Tattoo Studio“ auf. Am 16. Mai kündigt er eine Demonstration in Kempten „Gegen die Überfremdung unserer Heimat“ an. Dazu schreibt er: „Deutsche zu erst Asyl Flut stopen“. Zwei Tage später gründet er die Online-Gruppe „Allgida Kempten“. Daraus, wes Geistes Kind er ist, macht er keinen Hehl. Unter die Behauptung, „asilanten“ nähmen einem alles weg postet „Mike“: „Deswegen sage ich das, das viehzeug ausgerottet gehört heil heil heil“ und gibt an, sowohl die AfD als auch die NPD gut zu finden. Für eine ähnliche Wortwahl wurde Pegida-Gründer Lutz Bachmann wegen Volksverhetzung verurteilt. Bachmann verunglimpfte Geflüchtete als Viehzeug – ohne Vernichtungsphantasien auszusprechen.
Rostock: CDU nimmt Neonazi-Anwalt Rathjens als Mitglied auf
Für Turbulenzen innerhalb der Landes-CDU sorgt ein schillerndes Neumitglied: Sven Rathjens (47), bekannt als Verteidiger von Neonazis und Hells-Angels-Rockern, ist seit kurzem in der Partei. CDU-Chef Lorenz Caffier war dagegen, der Kreisverband des Landkreises Rostock nahm Rathjens dennoch auf.
Einige kontroverse Debatten soll es in der Partei deswegen gegeben haben. Ein Rechtsanwalt, der dafür streitet, dass gewalttätige Rocker und Neonazis möglichst straffrei ausgehen, in der CDU? Mit seinem Image als „Neonazi- und Rocker-Anwalt“ kokettiert Sven Rathjens selbst. Immer wieder sitzt er bei Aufsehen erregenden Fällen auf der Verteidigerbank. Etwa, als der AfD-Spitzenmann Holger Arppe aus Rostock wegen Volksverhetzung angeklagt wurde. Bei Facebook sei er mit dem Dresdener Pegida-Vorturner Lutz Bachmann befreundet – verurteilt wegen Volksverhetzung.
Ultras im Fußball: „Dann hätten die Nazis gewonnen“
Sie trinken kein Bier, um nach dem Spiel noch rennen zu können. In ganz Deutschland werden alternative Ultras von Nazis aus dem Stadion gedrängt. Ein Betroffener erzählt.
Unsere Crew zählt 30 Leute, auch einige Frauen machen mit, was in dieser sonst leider sehr männlich dominierten Szene nicht oft vorkommt. Bei uns gibt es Linke genauso wie Mitglieder von CDU und FDP, es gibt Akademiker und Studenten. Wir haben Spaß daran, unsere Mannschaft zu unterstützen. Wir singen und trinken gerne. Und wir wollen Fußball ohne Ausgrenzung. Kein Rassismus, keine Homophobie, keinen rechten Scheiß. Deshalb fingen unsere Probleme an.
Vor zwei Jahren erkannten wir im Stadion einige stadtbekannte Nazis und ihr Gefolge. Von Woche zu Woche wurden sie mehr. Sie hatten kurze Haare oder Glatzen, besoffene und stämmige Typen. Auf sie passten viele Klischees, nur trugen sie Turnschuhe statt Springerstiefel. Sie sangen ihre Lieder, sie zündeten Pyrotechnik, sie provozierten. Es wurde brenzlig. Machten wir eine Choreographie, die für sie zu links war, machten sie sich bemerkbar. Sie beleidigten und drohten.
Sportkultur: „Neonazis haben es in Fußballstadien leichter als anderswo“
Rechtsextreme haben es in Fußballstadien einfacher als anderswo, Gruppierungen aufzubauen. Das sagte der Sportjournalist Ronny Blaschke bei seinem Vortrag in der Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge. Der Fußball diene als gemeinsamer Nenner. „Auf den Stehtribünen, die immer noch ein verdichteter männlicher, emotionalisierter Raum sind, werden rassistische Parolen seltener verurteilt“, erläuterte der Autor des Buches „Angriff von Rechtsaußen“.
Auch wenn Fankurven nicht generell von rechts unterwandert würden, gelten laut Blaschke Beschimpfungen des Gegners dort als normal. „Es gibt immer das Gefühl von ‚wir‘ und ‚die anderen‘.“ Er habe solche Vorfälle schon im Halberstädter Friedensstadion erlebt, berichtete Germania-Fan Lothar Pawelke. „Etwa 20 Leute haben ‚Für die Preußen LSD, für die Sachsen Zyklon B‘ gegrölt“, erinnert sich der Halberstädter. Dagegen eingeschritten sei niemand.
Warum die FPÖ rechtsextrem ist
Der Grad zwischen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus ist oftmals nicht ganz klar. Fakt ist jedoch, dass Ersteres als problematischer betrachtet wird als Letzteres. Es gibt jedoch auch politische Akteure, die treten im Gewand des Rechtspopulismus in Erscheinung, während sie eindeutig rechtsextreme Positionen vertreten. Die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs), die in diesen Tagen aufgrund der Präsidentschaftswahlen in Österreich die Schlagzeilen bestimmt, ist ein solcher Akteur. Von zahlreichen Medien und politischen Beobachtern werden die "Freiheitlichen", deren Kandidat Norbert Hofer schon bald in die Hofburg einziehen könnte, weiterhin als rechtspopulistisch relativiert. Die Geschichte der Partei - von den ersten Tagen bis in die Gegenwart - macht jedoch deutlich, in was für einem extremistischen Umfeld sie sich bewegt.
Gegründet vom ehemaligen NSDAP-Abgeordneten Anton Reithaller, wurde die Partei von Jörg Haider in den 1990er Jahren zu ungeahnten politischen Erfolgen geführt. Der Gipfel dieses Erfolges wurde bei den Nationalratswahlen 1999 erreicht, als die FPÖ mit über 26 Prozent zweitstärkste Kraft wurde. Die daraufhin gebildete Koalition mit der ÖVP sorgte sowohl national als auch international für Furore. "Nie zuvor in der Geschichte der EU gab es eine derart massive Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedsstaates", schrieb damals der Spiegel. Die damals vierzehn weiteren EU-Staaten drohten Wien unter anderem mit Boykott und Ausgrenzung.
So blamabel diese Erklärung auch wirkte, sie hatte ihre Gründe. Der Hauptgrund hierfür waren wohl vor allem Haiders Äußerungen, die er über die Jahre von sich gab und die ihn auf der ganzen Welt - vor allem in den Vereinigten Staaten sowie in Israel - berühmt-berüchtigt machten. Dass er die Beschäftigungspolitik des Dritten Reiches als "ordentlich" empfand, war nur eine von vielen.
„Standard“-Chefredakteurin: „Journalisten müssen AfD inhaltlich stellen“
Ein Patentrezept, um den Aufstieg der AfD in Deutschland zu stoppen, habe sie nicht, gesteht Föderl-Schmid ein, die von 1993 bis 2004 "Standard"-Korrespondentin in Berlin war. Aber die österreichischen Medien haben erheblich mehr Erfahrung mit dem Umgang mit einer rechtspopulistischen Partei. "In Deutschland gibt es jetzt genau die gleichen Diskussionen, die wir in Österreich vor 30 Jahren hatten: Sollen wir die Partei ausgrenzen oder nicht". Das Ergebnis sei ganz klar: "Ausgrenzen hat überhaupt nichts gebracht". Die FPÖ sei trotzdem immer stärker geworden - was sicher auch an dem 2008 verstorbenen Parteiführer Jörg Haider lag.
Man müsse die AfD inhaltlich und thematisch stellen, sie zu Diskussionen im Fernsehen einladen und über sie wie über die anderen Parteien berichten. "Man muss aber ganz klar sagen, wenn ihre Vertreter die Unwahrheit behaupten. Dann muss man zeigen, wie die Fakten wirklich sind".
Preis für Kampf gegen Rechtsextremismus: Paul-Spiegel-Preis für „Gesicht zeigen!“
Der Verein "Gesicht Zeigen!" hat am Mittwoch in Düsseldorf den mit 5.000 Euro dotierten Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland erhalten. Der bundesweit engagierte Verein sei eine "unüberhörbare Stimme gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus", sagte Christina Rau in ihrer Laudatio während des Festakts in der Düsseldorfer Synagoge. Der frühere Zentralratspräsident Spiegel gehörte im Jahr 2000 zu den Mitgründern des Vereins. Der nach ihm benannte Preis wird seit 2009 verliehen.
Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates, sagte, es brauche "beharrliche, kontinuierliche Arbeit an der Basis, um Rechtsextremismus nachhaltig zu bekämpfen". Dies leiste der Verein in vorbildlicher Weise. Der Verein engagiert sich bundesweit gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt, etwa mit Schulaktionstagen, Lesungen, Theateraufführungen und Podiumsdiskussionen.
Keiner wird als Nazi geboren - noch nicht mal Adolf Hitler
Hitler verkauft sich nach wie vor sehr gut, das gilt auch und besonders für die kritische Edition seiner Propagandaschrift "Mein Kampf", die seit Monaten auf der Bestseller-Liste ganz oben rangiert. Auch bei den Historikern ist Hitler nach wie vor ein Top-Thema, obwohl man sich natürlich zu Recht fragen muss, ob über ihn nicht längst schon alles gesagt worden ist? Angesichts der Fülle der Biografien gibt’s da überhaupt noch was spannendes über Hitler zu erforschen? Klar doch, meinte der Historiker Thomas Weber, und stellt sich die Frage, wann und wie Hitler eigentlich zum Nazi wurde?
Nach einem immer wieder gern zitierten Slogan wird keiner wird als Nazi geboren - "noch nicht mal Adolf Hitler", könnte man hinzufügen. Tatsächlich war Adolf Hitler, anders als er selbst es in seiner autobiografischen Propagandaschrift "Mein Kampf" behauptet hat, keineswegs ideologisch gefestigt, als er im Herbst 1918 aus dem Ersten Weltkrieg in sein geliebtes München zurückkehrte. Thomas Weber zeichnet ihn als politisch heimatlosen "Streuner", der sich zunächst in den Dienst der linksradikalen Räterepublik stellte.
Hass im Netz: Stiftung Warentest veröffentlicht „Bußgeldkatalog“
Die Stiftung Warentest hat auf ihrer Facebook-Seite einen „Bußgeldkatalog“ zu Hasskommentaren im Internet veröffentlicht. Der Beitrag ging am Dienstag online und wurde bereits über 6400 Mal geteilt und hundertfach kommentiert (Stand Mittwochnachmittag). Unter der Überschrift „Hassrede im Netz und ihre Konsequenzen“ listet Stiftung Warentest vier Fälle auf, bei denen Menschen Strafen für Beiträge zahlen mussten, die sie zuvor in sozialen Netzwerken wie Facebook geteilt hatten. Die Spanne der Strafen liegt zwischen 1380 Euro und 5000 Euro. Die Verurteilten hatten zum Beispiel zur Steinigung von Angela Merkel aufgerufen oder sich für eine erneute Öffnung der Gaskammern der Nazis ausgesprochen.
„Lasst euch von Hasskommentaren nicht entmutigen und davon abhalten, euch an Debatten zu beteiligen“, schrieb die Stiftung Warentest in ihrem Beitrag. „Eine aufgeklärte und fortschrittliche Gesellschaft benötigt rationale und sachliche Diskussionen. Diese dürfen nicht von jenen gekapert und verhindert werden, die nur Hass schüren wollen.“
Hitlergruß an US-Highschool: Deutsch-Schüler posieren mit Nazi-Geste
Eine Deutschklasse im US-Bundesstaat Indiana schießt ein Erinnerungsfoto. Das Bild landet auf Twitter. Zu sehen: Knapp die Hälfte der Schüler posiert mit Hitlergruß. Freitag Nachmittag im US-Bundesstaat Indiana: Es ist die letzte Stunde des Deutschkurses an der Cathedral High School. Mit einem Foto will die Abschlussklasse auch das Ende der Schulzeit feiern. Die Erinnerung stellt die Schule dann auf Twitter- und erntet einen riesigen Shitstorm. Denn sechs der Schülerinnen und Schüler heben den rechten Arm zum Nazigruß.
Das Foto wurde mittlerweile aus dem sozialen Netzwerk gelöscht, die Schule entschuldigte sich. Die Schüler lernten seit vier Jahren Deutsch und hätten gerade den Film "Die Welle" gesehen, so der Schulleiter David Worland. In dem Film will ein Lehrer seinen Schülern in einem sozialen Experiment zeigen, dass ein faschistisches System immer wieder entstehen kann. Als Erkennungszeichen führt er eine Geste ein, die aussieht wie eine Welle. In Anlehnung an den Film sollten auch die Schüler an der Cathedral High School die Wellen-Geste machen. Aber knapp die Hälfte entschied sich spontan für den Hitlergruß. Ob es Absicht war oder den Schülern die Brisanz der Geste nicht bewusst war, ist unklar. Zusammen mit ihren Eltern müssen sie nun an einem Seminar teilnehmen, um in Zukunft sensibler mit dem Thema umzugehen.
Selfies gegen den Hass: Junge Muslimin erstaunt Belgien mit ihrem Mut
Wie sollte man als eine junge muslimische Frau mit einem Kopftuch am besten reagieren, wenn man auf dem Weg zu einer Messe zufällig an einer Demo gegen Muslime vorbeikommt? Die Blicke auf dem Boden richten, die Gehgeschwindigkeit erhöhen, versuchen alles zu ignorieren und sich schnell in Sicherheit bringen? Von wegen! Die 22-Jährige Zakia Belkhiri aus der belgischen Stadt Antwerpen nutzte die Gelegenheit um ein paar schöne Selfies vor den Anhängern der rechtsextremen Regionalpartei “Vlaams Belang” zu machen.
Auf die Frage eines belgischen Journalisten, ob sie die Demonstranten provozieren wollte, erwiderte die Belgierin: “Ich handle immer so, wie ich mich gerade fühle und ich wollte Selfies machen.” Mit dem “Vlaams Belang”-Parteichef Filip Dewinter habe sie kein persönliches Problem und seine Ansichten über den Islam seien seine eigene Entscheidung.