29.05.2015 ... Presseschau

Vorgebliche Restaurant-Attacke auf AfD-Vorsitzende Frauke Petry - Augenzeugin hat keine gesehen +++ AfD in Thüringen: Höcke und die Grenzen der Meinungsfreiheit +++ Politiker: Wir werden bedroht +++ Sehr viel konkreter wird ein Gelsenkirchener Ehepaar von Neonazis bedroht.

Vorgebliche Restaurant-Attacke auf AfD-Vorsitzende Frauke Petry - Augenzeugin hat keine gesehen

Frauke Petry wurde in Göttingen Opfer einer brutalen Attacke mit einem Beutel voll Fruchtsaft - von bösen Linksextremisten, natürlich. Nun hat eine Angestellte des Restaurants die Situation etwas anders geschildert: „Es war gegen 16 Uhr. Frau Petry und der Journalist aßen einen herzhaften Crepes. Sie trank offenbar Ingwer-Minz-Tee. Nachdem die eine Frau gefragt hatte, ob der Gast am Tisch Frauke Petry war, kamen wenig später bis zu acht Menschen rein. Die meisten hatten keine Kapuzen auf. Einer stützte sich etwas auf den Tisch. Der wackelte. Flog aber nicht um. Und schon gar nicht ging Frau Petry zu Boden. Tassen und Gläser fielen um, das Mobiltelefon der Frau Petry fiel wohl runter. Frau Petry wurde von kaltem Tee bespritzt. Es gab aber keine Beutel mit Fruchtsaft, die geworfen wurden. Es wurde auch keine Polizei alarmiert. Der Journalist hatte danach gefragt, doch Frau Petry wollte das nicht." Dies bestätigt inzwischen auch die Göttinger Polizei.
BILD
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AfD in Thüringen: Höcke und die Grenzen der Meinungsfreiheit

Ist der Vorsitzende der Thüringer AfD, Björn Höcke, ein rechtsnationalistischer Denker und NPD-Freund? Das legt eine E-Mail nahe, die Höcke an einen Parteifreund geschickt haben soll. Darin steht und unter anderem die Forderung, den Straftatbestand der Volksverhetzung abzuschaffen. Höcke dementiert: Er könne sich an die Mail nicht erinnern.
Deutschlandfunk

Politiker: Wir werden bedroht

Politiker in Deutschland werden immer aggressiver beleidigt und angegriffen – längst nicht mehr nur verbal. Nun sprechen sie darüber. Bodo Ramelow sagte kürzlich in der ZEIT einen erschütterten Satz: "Wir Politiker haben Angst." Ramelow, der Thüringer Ministerpräsident, sagte das nicht nur so dahin. Er sprach etwas aus, das viele Politiker beschäftigt, worüber die allermeisten von ihnen aber bislang kaum öffentlich reden: Die Anfeindungen gegen sie haben jedes Maß verloren, bei nicht wenigen gehen sogar regelmäßig Morddrohungen ein – von Wutbürgern und Neonazis, von Windkraft-Feinden und Asyl-Gegnern.
Die ZEIT

Sehr viel konkreter wird ein Gelsenkirchener Ehepaar von Neonazis bedroht

Eine Frau aus Gelsenkirchen ist zum dritten Mal in kurzer Zeit von Neonazis bedroht worden. Ein Mann hatte sie vor ihrer Haustür versucht zu würgen, wenig später wurde ihr Haus mit Hakenkreuzen beschmiert. Die 52-Jährige arbeitet zusammen mit ihrem Ehemann für die Aktion "Stolpersteine", die an ermordete Juden erinnert. Inzwischen ermittelt auch der Staatsschutz wegen der Angriffe.
WDR
BILD

Bochum: Oberbürgermeisterkandidat Omid Pouryousefi wird von HoGeSa bedroht und verunglimpft

Am 27. Mai 2015 wurde bei Youtube von dem User „Aria Polizei 88“ ein Video mit dem Titel „HoGeSa Rap“ hochgeladen (inzwischen von Youtube gelöscht). In diesem Clip wird gegen Omid Pouryousefi als unabhängiger Oberbürgermeisterkandidat gehetzt. Unter anderem heißt es in dem Liedtext: „Ich lass mich doch nicht von einem Kanacken regieren. Wenn der Arier kommt und dir auf die Fresse haut, dann hilft Dir keiner mehr, auch nicht Deine FDP. Verpiss Dich aus Deutschland! (...) Ich lade die Waffe und komm Dich besuchen mit einer Maske.“ Der Sänger greift Pouryousefi also vor allem deswegen an, weil er nicht in Deutschland, sondern im Iran geboren wurde. Am Ende des Videos wird zudem ein Plakat mit dem Bild von Pouryousefi verbrannt. Offensichtlich soll das zeigen, dass die Hetzer ihre Drohung auch ernst meinen. Auf das Video aufmerksam gemacht wurde ein Praktikanten des Projekts „X-Vision“, das Pouryousefi leitet. "Diese hetzerische Attacke erschreckt mich", erklärt Omid Pouryousefi. "Das ist nicht das Bochum, das seit langen Jahren meine Heimat ist, in dem ich gerne lebe und für das ich mich aus ganzem Herzen engagiere. Im Jahr 2015 hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich allein wegen meiner Herkunft angegriffen werde." "Eins steht für mich aber fest: ich werde mich von dieser Hetze nicht einschüchtern lassen", so Pouryousefi weiter.
Lokalkompass

Darmstadt: Fußboden der Andreasgemeinde mit Nazi-Symbolen beschmiert

Unbekannte haben den Fußboden im Eingangsbereich der Lutherischen Andreasgemeinde in der Paul-Wagner-Straße beschmiert, unter anderem auch mit Nazi-Parolen und -Symbolen. Die Schriftzüge und Zeichen wurden mit einem Filzstift aufgemalt. Am Dienstag wurde bei der Polizei Strafanzeige erstattet. 
Extratipp.com

Mühlhausen: Mehrere Demos angemeldet

Ein Aufmarsch und mehrere stehende Kundgebungen sind für den späten Nachmittag des 1. Juni angemeldet, sagte Horst Busch von Ordnungsamt des Kreises auf Nachfrage. Einen Aufmarsch der Thügida wird es am Montagabend ab 18.30 Uhr vom Blobach aus geben. „Die Organisatoren haben einen Zug von 300 Menschen zum Hanfsack angemeldet“, sagte Horst Busch am Donnerstag. Angemeldet sind auch vier Demonstrationen am Blobach und am Steinweg – von Bündnis 90/Grüne, von der Linke, der SPD und vom Bündnis „Don‘t Panic“. 
Thüringer Allgemeine

Dresden: Islamfeindliche Proteste stagnieren

Wie schon in den Vorwochen demonstrierten in Dresden auch am Pfingstmontag erneut mehr als 2.000 Menschen gegen eine vermeintliche Islamisierung des Abendlandes. Nach kurzen Redebeiträgen von Lutz Bachmann und Tatjana Festerling, in denen einmal mehr vor allem die Medien als Feindbild herhalten mussten, zogen nach Videoanalysen von Studierenden der TU Dresden etwa 2.500 Menschen vom Schlossplatz zum Goldenen Reiter und von dort über die Carolabrücke wieder zum Startpunkt. Der kaum zu übersehende zahlenmäßige Rückgang bei den “Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes” dürfte dabei weniger dem Wetter, als vielmehr den seit Monaten immer gleichen Redebeiträgen und Themen geschuldet sein. Nach dem Auftritt des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders am 13. April hatte sich die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den vergangenen Wochen bei rund 3.000 Menschen eingepegelt. Zuletzt hatte PEGIDA den Rückgang offiziell damit begründet, dass Menschen mit ihrer Teilnahme zunehmend Angst davor haben, “beruflichen und gesellschaftlichen Repressalien” ausgesetzt zu sein. Trotz einer Route, die erneut die Neustädter Elbseite streifte, kam es am Montag zu keinerlei Gegenprotesten. In der kommenden Woche soll statt einem Spaziergang lediglich eine Kundgebung mit “vielen und guten Rednern” stattfinden. Das jedenfalls kündigte Bachmann am Montag an. In der letzten Veranstaltung vor den auch für PEGIDA richtungsweisenden Wahlen zu Dresdens Stadtoberhaupt am 7. Juni soll noch einmal Spitzenkandidatin Tatjana Festerling auf dem Podium stehen. 
addn

Vor der Oberbürgermeisterwahl in Dresden: SPD wirft Pegida offenen Rassismus vor

Die rot-rot-grüne Kandidatin bei der Oberbürgermeisterwahl in Dresden, Eva-Maria Stange, sieht bei Pegida offenen Rassismus. Deren Bewerberin Tatjana Festerling sagt: Stange wäre der Horror für Dresden.
Tagesspiegel

NPD-Politiker Pastörs rechtskräftig verurteilt

Die Verurteilung des NPD-Fraktionsvorsitzenden in Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, ist nach Informationen des NDR Nordmagazins rechtskräftig. Das Landgericht Saarbrücken hatte Pastörs wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Diese wurde für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Pastörs hatte bei einer Aschermittwochs-Veranstaltung der NPD in Saarbrücken im Jahr 2009 Juden und türkischstämmige Bürger beschimpft. Der Landtag muss die Vollstreckung der Strafe in seiner Sitzung in der kommenden Woche genehmigen. Dies ist bei Landtagsabgeordneten vorgeschrieben.
NDR

Nachbar Nazi: Wenn Rechtsextreme Immobilien kaufen

Crawinkel, Oberprex, Wibbese, es sind beschauliche Orte irgendwo in Deutschland. Doch inzwischen haben ihre Namen einen bedrohlichen Beiklang. Sei es die NPD in Thüringen, das Freie Netz Süd in Bayern oder sogenannte völkische Siedler im Wendland - Rechtsextreme haben sich in die Ortschaften eingekauft. Waren es 2006 noch 20 Immobilien, die Rechte nach Auskunft der Bundesregierung in Deutschland besaßen, stieg die Zahl 2013 auf rund 60 Gebäude. Insgesamt würden 260 Immobilien ständig von der Szene genutzt. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage hervor. Die Grünen-Bundestagsfraktion wollte neben anderem erkunden, welche Bedeutung der Grundbesitz bei der Verfolgung von Rechtsextremisten habe. Die Antwort zeige, "wie wenig Relevanz die Bundesregierung der zentralen Rolle von Immobilien in rechtsextremen Milieus beimisst", sagt die grüne Bundestagsabgeordnete Monika Lazar. Das sei "unverantwortlich, gefährlich und ignorant".
Süddeutsche Zeitung

Akif Pirinçci soll bei rechtem "Gesellschaft für freie Publizistik"-Kongress reden

Die "Gesellschaft für freie Publizistik" (GfP) richtet seit Jahrzehnten Kongresse aus. Dieses Mal konnte die größte rechtsextreme Kulturvereinigung um Martin Pfeiffer einen erfolgreichen Gastredner gewinnen: Laut Einladung soll Akif Pirinçci vortragen. Mit seinem Besteller "Deutschland von Sinnen" hatte Pirinçci 2014 das rechte Milieu begeistert. Unlängst trat der deutsch-türkische Schriftsteller mit dem Buch bei AfD-Verbänden und Burschenschaften auf. Im Programm hebt die GfP hervor: Das Buch sei eine "Abrechnung mit der rot-grünen ,Gutmenschen'-Ideologie". Vom 29. bis 31. Mai findet der Kongress für die "aufrechten Patrioten" in einem Hotel in Thüringen statt. Dessen Namen nennt die 1960 von ehemaligen SS-Offizieren und NSDAP-Funktionären gegründete Gesellschaft nicht, legt aber mit "das Ihnen schon bekannte kleine, rustikale Hotel" nahe, dass es erneut das Hotel Romantischer Fachwerkhof in Kirchheim ist. Der GfP sollen etwa 500 Publizisten, Redakteure, Buchhändler und Verleger angehören. Ihr Ziel: Das freie Wort für vom ",Zeitgeist' abweichenden Meinungen". Der Paragraph 130 StGB behindere die "zeitgeschichtliche Forschung".
taz

Militante Neonazi-Szene: Das andere Dortmund

Vor einem Jahr stürmten Mitglieder der Partei „Die Rechte“ das Dortmunder Rathaus. Seither nehmen die Provokationen kein Ende. In der Straßenbahn von Dortmund-Dorstfeld Richtung Innenstadt sitzt Lukas Bals, stadtbekannter Neonazi, mit schwarzer Kappe, Adidas-Turnschuhen und Bauchtasche. Kurz hinter der Haltestelle „Ofenstraße“ wandert sein Blick beinahe sehnsüchtig hinauf zur Rheinischen Straße 135. Ein Altbau in leuchtendem Rot, das die braune Vergangenheit übertünchen soll. Einst galt die Immobilie „RS 135“ als „Nationales Zentrum“ der rechten Szene, als Versammlungsort und Materiallager. Das Verbot des Nationalen Widerstands Dortmund (NWDO) 2012 ermöglichte die Räumung des Gebäudes, heute befindet sich an Ort und Stelle ein städtisches Jugendcafé. Die Rechten etikettieren jetzt Dorstfeld als ihren „national befreiten“ Kiez. Bals und einige andere teilen sich Wohnungen an Thusnelda- und Emscherstraße, bunt besprüht, mit der Aufschrift „NS-Zone“. Vor ihrer Haustür gibt es polnische Spezialitäten zu kaufen, am nahegelegenen Wilhelmsplatz erinnert ein Mahnmal an die alte Synagoge, 1-Euro-Shops und Dönerläden schmiegen sich aneinander.
taz

Gewendeter Ex-Neonazi - Funktionär von "Die Rechte" steigt aus

Ein ehemaliger ranghoher Funktionär der Worch-Partei „Die Rechte“ verkündet medienwirksam seinen Ausstieg – in seiner Erklärung fehlen allerdings konkrete Fakten über Szene-interne Begebenheiten. „Mein Name ist Michael Berner (42), ich komme aus Braunschweig, und ich war 24 Jahre aktives Mitglied in der Neonaziszene...“, mit diesen Worten beginnt die Erklärung des ehemaligen Bundesvorstandsmitglieds und Kreisvorsitzenden von „Die Rechte“ zu seinem Ausstieg. Der zweifache Vater erklärte medienwirksam in seiner Mitteilung, er wolle nun „frei denken“ und wieder selbst entscheiden. Mit diesem Paukenschlag verließ einer der ranghöchsten Funktionäre, die als militant geltende Worch-Partei. Bei Facebook hat Berner seinen Freundeskreis bereits gesäubert, nun gehören zu seinen Bekannte welche, die „Keinen Bock auf Nazis“ haben. Das ging schnell. Vor wenigen Monaten nahm der Braunschweiger Neonazi noch am Aufmarsch in Dortmund teil. Im März demonstrierte er mit den Kameradschaften „gegen die  Überfremdung des deutschen Volkes“ und auch bei „Bragida“-Spaziergängen in der zweitgrößten niedersächsischen Stadt ließ der Mann mit der Schiebermütze sich blicken. 
Blick nach rechts
Der stern hat ihn interviewt.

Verfassungsschutzbericht Niedersachsen: Weniger Rechtsextreme

Als positiv vermerkte Pistorius, dass die Rechtsextremisten an Gefolgschaft verloren. Insgesamt sei ein Rückgang von 1455 auf 1435 Personen zu verzeichnen. Die Zahl der Neonazis sei um 25 auf 320 zurückgegangen, die der NPD-Mitglieder um 40 auf 410.
Ungeachtet dessen warnte der Minister vor einer Unterschätzung dieses Milieus. Zum einen sei ein Wandel von festen zu eher losen, aktionsorientierten Strukturen zu beobachten; zum anderen versuchten Rechtsextremisten teils erfolgreich, Islam- und Ausländerfeindlichkeit als „Türöffner“ zu missbrauchen. „Da müssen wir aktiv und wachsam bleiben“, mahnte der SPD-Politiker, der mit Blick auf die NPD nachdrücklich das erneute Verbotsverfahren als notwendige Maßnahme rechtfertigte.
Erwähnt wird im Verfassungsschutzbericht, dass es ein Netzwerk aus Akteuren der Neonaziszenen Emsland, Osnabrück und Ostfriesland mit Verflechtungen in die Niederlande gebe. Verwiesen wird auch auf anhaltende Aktivitäten des rechtsextremen Sängers Daniel Giese und seiner Band aus Meppen.
NOZ

Vorurteile können im Schlaf abgebaut werden

Rassistische und sexistische Vorurteile können im Schlaf abgebaut werden. Das berichten Forscher um Xiaoqing Hu von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) im Fachjournal «Science». Allerdings sei dafür ein spezielles Nickerchen und zuvor ein besonderes Training gegen Vorurteile nötig. Nach dem Prozedere hatten Testpersonen bestimmte Stereotypen reduziert. In ihrer Studie arbeiteten die Wissenschaftler mit 40 weißen Frauen und Männern. Zunächst stellten die Forscher in einem Test fest, wie sehr die Probanden zu gewissen sexistischen und rassistischen Stereotypen neigen. Dann absolvierten die Testpersonen ein spezielles Training: Sie mussten ein Porträt eines Menschen einem Begriff zuordnen, der ihrem Vorurteil entgegengesetzt war. Ein Frauengesicht musste etwa mit dem Begriff «Mathematik» verknüpft werden, ein Gesicht eines Dunkelhäutigen mit positiv belegten Wörtern wie «Sonnenschein». Bei jeder erfolgreichen Paarung von Bild und Begriff erklang ein bestimmter Ton, abhängig davon, ob es um Sexismus oder Rassismus ging. Nach dem Training machten die Probanden einen 90-minütigen Mittagschlaf. In der Tiefschlafphase spielten ihnen die Forscher entweder den Rassismus- oder den Sexismus-Ton vor. Als die Wissenschaftler nach dem Schläfchen erneut die Stereotypen der Testpersonen abfragten, stellten sie eine deutliche Minderung bei der Kategorie von Vorurteilen fest, deren dazugehöriger Ton während des Schlafens erklungen war. Dieses Ergebnis war auch eine Woche nach dem Training noch messbar.
Die Welt

Lauf gegen Rassismus: Flüchtlinge und Polizisten rennen um die Wette

Mit einem „Lauf gegen Rassismus“ will die Türkische Jugend Niedersachsen (TJN) am 30. Mai am Maschsee ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Neben den türkischen Jugendlichen selbst werden an dem Lauf auch mehrere Flüchtlinge sowie voraussichtlich einige Teams der Polizei teilnehmen. Die positive Reaktion der Polizei zu dem Lauf habe ihn sehr gefreut, sagt Semih Senyüz, Vorsitzender der TJN. Der Verein organisiert den „Lauf gegen Rassismus“ in diesem Jahr erst zum zweiten Mal, als Aktion vor allem gegen den Alltagsrassismus, den türkische Jugendliche erleben, wenn sie sich etwa mit ihren ausländischen Namen um eine Arbeitsstelle bewerben wollen. In diesem Jahr kam bei der TJN aber vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer die Idee auf, mit dem Lauf auch ein Zeichen der Solidarität mit Asylbewerbern zu setzen. „Das ging auch an uns nicht spurlos vorbei“, sagt Senyüz. Über eine Flüchtlingsorganisation wurde der Kontakt aufgenommen. Es fanden sich mehrere Flüchtlinge, die am Sonnabend nach Pfingsten mit an den Start gehen wollen. Ein Flüchtling soll außerdem eine kurze Ansprache halten, in der er auf sein Schicksal aufmerksam macht, so Senyüz. Insgesamt erwarten die Organisatoren 100 bis 150 Teilnehmer beim Anti-Rassismus-Lauf, darunter auch mehrere Landtagsabgeordnete.
HAZ

Rassismus-Check: So testet Youtuber Jokah Tululu Hamburg

Der Youtuber Jokah Tululu, der sich in Anlehnung an Will Smith gern als Fresh Prince der Video-Plattform bezeichnet, hat in Hamburg ein soziales Experiment gemacht: Der Schwarze zeigt Passanten eine rassistische, beleidigende Nachricht, gibt vor, kein Deutsch zu verstehen und bittet um Übersetzung. In einem Youtube-Video zeigt er die Reaktionen. Die gute Nachricht vorweg: Die angesprochenen Hamburger reagieren allesamt pikiert bis schockiert ob des unterirdisch miesen Wortlauts, bei dem das Wort „Neger“ noch eine der netteren Formulierungen ist. Das Experiment ist also gelungen, denn der Fresh Prince of Youtube wollte austesten, wie rassistisch Deutschland wirklich ist.
SHZ

Berlin: Der Begriff "Rasse" soll aus der Berliner Landesverfassung verschwinden

Dafür setzten sich am Donnerstag alle fünf Fraktionen im Abgeordnetenhaus ein. Rassismus lasse sich nicht glaubwürdig bekämpfen, solange dieses Wort beibehalten werde, begründeten Grüne und Piraten ihren Antrag. Die Verwendung des Begriffs «Rasse» könne rassistisches Denken fördern. Auf eine alternative Formulierung konnten sich Koalition und Opposition allerdings nicht einigen.  Bislang heißt es in Artikel 10, Absatz 2 der Landesverfassung: "Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, [...] benachteiligt oder bevorzugt werden." Grüne und Piraten schlugen vor, dies zu ändern in "Niemand darf rassistisch, wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, [...] benachteiligt oder bevorzugt werden." SPD und CDU kritisierten, der Begriff "rassistisch" sei auch nicht ideal. "Ein Verschlimmbessern der Verfassung löst das Problem nicht", sagte die CDU-Abgeordnete Cornelia Seibeld. Über eine bessere Formulierung solle beraten werden.
BerlinOnline

Extremisten setzen immer stärker auf die Macht der Bilder im Internet

Wie nutzen Extremisten das Netz? Und was kann man dagegen tun? Darüber beraten die Verfassungsschutz-Behörden der ostdeutschen Länder in Potsdam. Nicht ohne Grund - im Internet lassen sich mit relativ wenig Aufwand schlagkräftig Botschaften verbreiten, und das nutzen sowohl Islamisten als auch Neonazis.
rbb

Anwälte der Opfer: Überfall in Ballstädt war organisierter Angriff von Neonazis

Heilt die Zeit wirklich alle Wunden? Fast 16 Monate liegen zwischen dem brutalen Überfall von Neonazis auf eine Kirmes-Gesellschaft in Ballstädt und der kürzlich erhobenen Anklage gegen 15 Tatverdächtige (wir berichteten). Eine Diskussionsrunde im Augustinerkloster in Gotha über das Ereignis, die Ursachen und die Folgen lässt ahnen, was bei der Hauptverhandlung an Emotionen zu erwarten ist. Die vor allem für die Opfer zu tragende Last machten deren Anwälte, Kristin Pietrzyk und Sven Adam, deutlich. Die Straf-Verhandlung wird im Landgericht Erfurt stattfinden, der genaue Termin steht noch nicht fest. Voraussichtlich ist der Beginn im Herbst, mit mindestens 25 Verhandlungstagen wird gerechnet, mehr als 50 Zeugen könnten zu Wort kommen. Wie die Anwälte mitteilten, wird den 14 Männern im Alter von 20 bis 39 Jahren sowie einer 32-jährigen Frau gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Raub vorgeworfen. Acht Personen seien vorbestraft, längere Haftstrafen seien dadurch wahrscheinlicher.
Thüringer Allgemeine

NSU-Komplex: Warum Verschwörungstheorien die Aufklärung behindern

Angebliche Pannen und Zufälle, offene Fragen und Widersprüche – sowie ein Verfassungsschutz, der Akten verschwinden lässt: Der NSU-Komplex bietet mehr als genug Stoff für Verschwörungstheorien. Auch Journalisten und Politiker sowie andere Beobachter müssen aufpassen, sich nicht in Spekulationen zu verlieren. Vor allem, weil selbst ernannte Aufklärer im Netz versuchen, für Verwirrung zu sorgen.
Patrick-Gensing.de

Frankreich: Ein Anti-Nazi-Film verängstigt die Kinobetreiber

Der französische Regisseur Patrick Asté alias Diastème ist «verblüfft» und «wütend». Eine Woche vor der Erstaufführung seines Films «Un Français» haben 42 von 50 Kinobetreibern in Frankreich die Aufführung abgeblasen – aus Angst. «Un Français» ist das französische Pendant zum US-Drama «American History X». Die Geschichte handelt von Skinhead Marco, «einem Saukerl, der sich vom Hass und der Gewalt befreit und sich in einen guten Menschen verwandelt», beschreibt Regisseur Diastème sein Werk. Das Drehbuch stützt sich auf die wahre Geschichte des 18-jährigen Clément Méric, Mitglied einer Linksbewegung, der am 5. Juni 2013 von drei Skinheads am Pariser Bahnhof Saint-Lazare zu Tode geprügelt wurde. Die Erstaufführung am 2. Juni war in 50 Kinosälen in ganz Frankreich geplant. Nach der Ausstrahlung des Films hätten Debatten mit lokalen Organisationen stattfinden sollen. Doch dann kippte die Mehrheit der Kinobetreiber die Veranstaltung aus dem Programm – und die Produktionsfirma Mars Films glaubt zu wissen, wieso: In den letzten Wochen hatten anonyme Nutzer auf sozialen Netzwerken eine «böswillige Hetzkampagne gegen den Film geführt», heisst es in einem Communiqué. Französische Medien spekulieren, dass die Kinobetreiber sich vor Vergeltungsaktionen der Rechtsradikalen fürchten könnten.
20min

Flüchtlinge als Feinde: Das Erbe der Pegida-Bewegung

Pegida hat die Ablehnung von Flüchtlingen salonfähig gemacht, meint der Politologe Thilo Schmidt: Erst marschierte Pegida, dann zeigten vermehrt Politiker "Verständnis" für die "Sorgen der Menschen". Dann brannten und brennen Asylbewerberheime.
Deutschlandradiokultur

Tröglitz bereitet die Ankunft erster Flüchtlinge vor

Knapp zwei Monate nach dem Brandanschlag auf die fast fertige Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz bereitet sich der Ort in Sachsen-Anhalt auf die Ankunft der ersten Flüchtlinge vor. Das brennende Flüchtlingsheim in Tröglitz:  Knapp zwei Monate nach dem Brandanschlag bereitet sich der Ort auf die Ankunft der ersten Flüchtlinge vor. Auf ein Spendenkonto seien bisher 650 Euro überwiesen worden, sagte Bürgermeister Manfred Meißner (parteilos). Damit sollen Anschaffungen und Unterrichtsmaterialien bezahlt werden. Laut Meißner boten zudem 15 Familien Spielzeug, Kleidung und Möbel an. Ab Anfang Juni sollen drei Familien in Tröglitz leben. Dazu werde der Kreis zwei Privatwohnungen anmieten, sagte Landrat Götz Ulrich (CDU). Um den Familien die Eingewöhnung zu erleichtern, sei für jede von ihnen ein Pate gefunden worden.
stimme.de

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