23.06.2015 ... Presseschau

Freital: Nur wenig Polizei und aggressive Nazis bei asylfeindlichen Protesten +++ NSU-Prozess: Zschäpe erwägt Aussage +++ Bamberg: Unbekannte hängen fremdenfeindliche Banner in der Stadt auf +++ Wittenberge: Kirchen-Gemeinden lassen Projekte von rechter Stiftung finanzieren.

Freital: Nur wenig Polizei und aggressive Nazis bei asylfeindlichen Protesten

Vor dem Hintergrund steigender Zahlen und der schon an mehreren Stellen sichtbar gewordenen Überlastung anderer Unterbringungsmöglichkeiten im Freistaat, sollen in Freital künftig deutlich mehr Asylsuchende untergebracht werden, als noch in der letzten Wochen und Monaten. Das teilte gestern die Landesdirektion Sachsen (LDS) nach Gesprächen mit dem Landkreis und dem Bürgermeister der Stadt mit. Bereits in den kommenden Tagen sollen dazu Maßnahmen zur sozialen und medizinischen Betreuung, ein Wachdienst sowie die Verpflegung der Asylsuchenden sichergestellt werden. Die Unterbringung ist vorerst als “Interimslösung” für die Erstaufnahme gedacht. Unmittelbar nach Bekanntwerden wurde in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, die Ankunft der ersten von rund 280 neuen Bewohnerinnen und Bewohnern, notfalls gewaltsam zu verhindern. Insgesamt 80 Personen hatten sich schließlich in den frühen Abendstunden unweit der in einem ehemaligen Hotel untergebrachten Menschen versammelt und dabei immer wieder mit Böllern geworfen. Vor dem Hotel hatten sich wenig später rund 40 Menschen eingefunden, um die Unterkunft vor der aufgebrachten Menge zu schützen. Im Unterschied zur vorangegangenen Woche, als ein riesiges Aufgebot der Polizei in Dresden einen Aufmarsch von rund 120 Nazis durchsetzte, war die Polizei, trotz der in sozialen Netzwerken mehrfach ausgesprochenen Drohungen, nur mit wenigen Einsatzkräften vor Ort. Erst gegen Mitternacht hatte sich Lage wieder beruhigt. Augenzeugenberichte, wonach Steine aus den Reihen der Gegnerinnen und Gegner auf das Gebäude geworfen wurden, wollte das Lagezentrum der Polizei am Abend jedoch nicht bestätigen. “Es seien einige Böller gezündet worden”, so ein Sprecher, “Auseinandersetzungen oder Übergriffe habe es aber nicht gegeben”.
Alternative Dresdner Nachrichten
MDR

NSU-Prozess: Zschäpe erwägt Aussage

Bricht die mutmaßliche Nazi-Terroristin Beate Zschäpe ihr Schweigen und sagt erstmalig im NSU-Prozess aus? Sie ließ schriftlich mitteilen, sich "durchaus mit dem Gedanken" zu beschäftigen. Überraschende Nachricht nach zwei Jahren NSU-Prozess: Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe erwägt nach eigenen Angaben, nun doch auszusagen. In den mehr als 200 Verhandlungstagen hatte die Hauptangeklagte bislang zur Sache geschwiegen. In einem vierseitigen Schreiben an das Münchner Oberlandesgericht (OLG) teilte Zschäpe mit, dass sie sich «durchaus mit dem Gedanken beschäftige, etwas auszusagen». Eine weitere Zusammenarbeit mit ihrer Verteidigung sei deshalb nicht mehr möglich. Denn die will das nicht.
Frankfurter Rundschau

Bamberg: Unbekannte hängen fremdenfeindliche  rassistische Banner in der Stadt auf*

Wie die Polizei mitteilt, stellten Polizeibeamte am Sonntagmorgen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet selbstgemacht Banner sicher. Die etwa fünf Meter langen, bunt besprühten Leinenstücke waren mit Parolen versehen, die sich konkret gegen die Aufnahme von Flüchtlingen richteten.
Nordbayerischer Kurier
InFranken.de

Weißenburg: Polizei lässt vermummte Neonazis bei einer Transparent-Aktion gewähren

Am Samstag, den 20 Juni 2015, nahmen 50 Personen an einer Demonstration durch Weißenburg teil. In der Schulhausstraße kam es dabei zu einem Zwischenfall mit vermummten Neonazis. Diese entrollten auf dem obersten Parkhausdeck ein Transparent mit der Aufschrift “Antifa und Repression von uns erntet ihr nur Spott und Hohn”. Die Polizei griff nicht ein und konzentrierte sich viel lieber auf die angemeldete Demonstration. Gleichzeitig wurden die Demonstrationsteilnehmer/innen aus Richtung der Rosenstraße vom rechtsradikalen Aktivisten Martin B. aus Weißenburg abfotografiert.
Wug-gegen-rechts.de
In der Nacht von Samstag auf Sonntag, den 21. Juni 2015, wurde dann noch von bisher unbekannten Personen hunderte Schnipsel auf dem Weißenburger Marktplatz und der Frauentorstraße verteilt. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger entdeckten die Papierschnitzel mit einer Kontaktadresse der rechtsradikalen Partei “Der 3. Weg” und informierten das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen. 
Wug-gegen-rechts.de

Wittenberge: Kirchen-Gemeinden lassen Projekte von rechter Stiftung finanzieren

Am Sonntagmorgen wirkte sie noch am Jubiläumsgottesdienst im Dom zu Brandenburg mit: Heilgard Asmus, seit 2010 Generalsuperintendentin von Potsdam und auch für die Prignitz und die Uckermark zuständig. Am Sonntagabend dann flimmerte sie über die Mattscheiben Brandenburgs – und sorgte für Entsetzen. Denn in einem Beitrag des RBB gibt Asmus eine politisch wie historisch fragwürdige Äußerung ab: „Ich vermute, es ist zu einfach zu sagen, am 1. September ’39 hat der zweite Weltkrieg durch Deutschland begonnen und Deutschland war ganz allein Schuld und alle anderen wollten gar keinen Krieg, die Großmächte.“ Anlass war wieder einmal der Streit um die Potsdamer Garnisonkirche – und hier besonders die „Stiftung Preußisches Kulturerbe“ des ehemaligen Bundeswehroberstleutnants Max Klaar. Die Stiftung hatte den Wiederaufbau der Garnisonkirche mit finanziert, sich dann aber mit der von Wolfgang Huber und anderen Kirchenvertretern gegründeten Fördergesellschaft für den Wiederaufbau zerstritt. Denn Klaar fällt immer wieder mit Äußerungen an der Grenze zum Rechtsradikalismus auf. Laut RBB sagte er sogar: „Deutsche haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als den Tag anzusehen, an dem die Ausschlachtung des völlig entrechteten Deutschlands begann! Das sollten wir jedem entgegnen, der uns mit der ‘Befreiungs-Lüge‘ kommen will.“
SVZ
MAZ

Oberbürgermeister von Jena verurteilt fremdenfeindlichen  rassistischen Angriff auf Studenten*

Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter verurteilt den Angriff auf indische Studenten in Jena in der vergangenen Woche. In der Nacht zum Dienstag waren in Lobeda drei Inder von betrunkenen Jugendlichen getreten und geschlagen worden. Ein Inder zog sich einen Kieferbruch zu. Die deutschen Jugendlichen hätten nach Darstellung der Opfer den Nazi-Gruß gezeigt und „Ausländer raus!" gerufen. Schröter werde sich dafür einsetzen, dass die Hintergründe der Tat schnellstmöglich aufgeklärt und die Täter bestraft werden.
Jena.tv
Thüringer Allgemeine
Da sollte er mal mit seiner Polizeibehörde reden: Die stufte den Übergriff nicht als rassistisch motiviert ein, berichtet das
Migazin

Rechte Aktivitäten: Kritik an Waldorf-Lehrer in Minden

Ein Lehrer der Mindener Waldorfschule soll rechtsgerichtete Aktivitäten verfolgt haben. Die Vorstände des Bundesverbandes der Freien Waldorfschulen und der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen haben die Schule jetzt aufgefordert, den Pädagogen mit sofortiger Wirkung vom Unterricht freizustellen und die Zusammenarbeit zu beenden. Der Pädagoge soll einige Jahre im rechtsgerichteten Bund deutscher Unitarier mitgearbeitet haben. Außerdem sei er Vorsitzender des Trägervereins des Friedhofs "Ahnenstätte Conneforde", der lange von einem NPD-Politiker geführt wurde.
LZ
Der Blick nach rechts weiß noch mehr zu berichten
BnR

In Pößneck unerwünscht: Kaum Zulauf für die braune „Thügida“-Truppe

Gegenaktionen von Parteien, Gewerkschaft und Initiativen fanden in Pößneck mehr Teilnehmer. Stärkste Kraft aber war diesmal die Polizei. m Ende ihrer Kundgebung konnten die „Thügida“-Anhänger das Maß ihrer Unerwünschtheit in Pößneck ganz direkt erfahren: Mit lauten „Nazis raus!“- Rufen, Rasseln und Pfiffen übertönten rund 50 Demonstranten in der Breiten Straße die belfernde Hetzrede des Greizer NPD-Funktionärs David Köckert , der mit seinem Neonazi-Wanderzirkus nun auch Pößneck ausgerechnet vor dem Thüringentag heimsuchte. War die vor allem aus Südthüringen, Franken und Sachsen angereiste „Thügida“-Truppe, deren Unterstützung durch „besorgte Bürger“, die sie angeblich vertritt, in der Breiten Straße noch leicht in der Überzahl, so hatten sich das Verhältnis bei den diversen Gegenveranstaltungen insgesamt gedreht: Laut Polizei, die mit geschätzt über 300 Beamten eine überaus deutliche Präsenz zeigte, standen den rund 100 rechtsextremen Reisekadern etwa 150 Teilnehmer an den Gegen-Aktionen gegenüber.
OTZ

Asylheime in Sachsen: Verdacht auf weiteren Sprengsatz

Nachdem sich eine vermeintliche Pyro-Attacke auf das Freiberger Asylbewerberheim am 13. Februar als Sprengstoff-Anschlag herausgestellt hat, untersucht die Polizei nun einen weiteren Angriff: Die Ermittler prüfen einen Zusammenhang zwischen der Tat in Freiberg und einem Vorfall vom 31. Dezember 2014 in Brand-Erbisdorf. Dies bestätigte eine Sprecherin gestern auf Anfrage der "Freien Presse". Am Silvestertag gegen 3 Uhr hatte nach bisherigen Erkenntnissen selbstgebaute Pyrotechnik zwei Fensterscheiben zu Bruch gehen lassen. Dabei wurde aber kein Bewohner der Einrichtung verletzt. Das Operative Abwehrzentrum in Leipzig, das bei Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte die Polizeiarbeit übernimmt, geht aktuell dem Verdacht nach, dass es sich um einen ähnlichen Sprengsatz wie in Freiberg gehandelt haben könnte. Details wollte die Sprecherin gestern mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen.
Freie Presse

Harsche Kritik an der NPD in Hessen: "Jedwedes volksdeutsche Ideal mit Füßen getreten"

Der ehemalige Landesvorsitzende der NPD Hessen, Jörg Krebs, tritt nach eigenen Angaben aus der NPD aus. Den hessischen Landesverband beschreibt er in seiner persönlichen Erklärung als „organisatorischen Saustall“. Seit 16 Jahren ist Jörg Krebs Mitglied der NPD, vorher war der gelernte Schreiner drei Jahre lang bei der DVU aktiv. Der heute 40-jährige war NPD-Kreisvorsitzender in Frankfurt am Main, stellvertretender Landesvorsitzender und sitzt für die NPD in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Vier Jahre lang leitete er als Landeschef die NPD in Hessen. Doch jetzt ist offenbar Schluss: Zum 30. Juni trete er aus der rechtsextremen Partei aus, schreibt Krebs in seiner persönlichen Erklärung. Gleichzeitig lässt er kein gutes Haar an dem Landesverband mit einer „Entourage (…), die sich ohne Bedenken auf proisraelischen Versammlungen herumtreibt, im Internet mit Pornodarstellerinnen posiert, reine Saufurlaube auf ‚Malle’ verbringt und durch Trunkenheitsfahrten mit dem PKW zu ‚glänzen‘ weiß“. Sein Fazit: im hessischen Landesverband werde „jedwedes volkstreues Ideal, jedwede nationale Gesinnung mit Füßen“ getreten und verraten.
BnR

Neonazis kaufen Häuser auf

Mindestens 60 Immobilien in Deutschland sind im Besitz von Rechtsextremen. Besonders im Osten kauft die rechte Szene Häuser und Grundstücke. Hier haben "völkische Siedlergemeinschaften" besonderen Zulauf.
Frankfurter Rundschau

Dresden: Pegida kündigt Bürgerbegehren an

Nach Angaben der Polizei folgten 900 Menschen der Demo. Damit ging die Teilnehmerzahl erneut zurück. In der vergangenen Woche waren es noch 1600. Auch Tatjana Festerling war nicht gekommen. Sie sei bei Thilo Sarrazins Auftritt im Ballhaus "Tivoli" Freiberg, wurde ihr Fehlen entschuldigt. Stattdessen traten ein Gastredner aus Chemnitz und Peter Hild auf die Bühne, ohne inhaltlich etwas Neues zu sagen. Abschließend kündigte Lutz Bachmann ein Bürgerbegehren auf Landesebene an. Dieses soll für alle anschlussfähig sein, auch für die Linken. Worum es genau gehen soll, verriet er allerdings noch nicht, wenn alles gut geht, werde er es in der kommende Woche bei der PEGIDA-Demo verkünden.
Mopo24.de
Interessant: Nach Angaben der unabhängigen Studentengruppe „Durchgezählt“ nahmen sogar knapp 2.000 Leute an der Demonstration von Pegida in der Innenstadt teil. 
Sächsische Zeitung

Pegida hält in Dresden die Polizei auf Trapp

Die islamkritische PEGIDA-Bewegung hält die sächsische Polizei auf Trab. Wie eine Kleine Anfrage der Linken im Landtag ergab, wurden bei den Aufmärschen von PEGIDA in Dresden und ihren Ablegern in Leipzig und Chemnitz von Oktober 2014 bis April 2015 insgesamt 39.870 Polizisten eingesetzt. 
mopo24.de

Schockierend: Flüchtlinge lesen echte Hass-Tweets

In diesem Clip lesen Asylbewerber vor, welche rassistischen und bösartigen Witze auf Twitter über sie gemacht werden. Dieser Film ist schwer zu ertragen: Flüchtlinge sitzen in einer Unterkunft für Asylbewerber und lesen feindliche Hass-Tweets vor. Erwartungsgemäß geht es vor allem um Vorurteile und Klischees, die nichts mit der Realität zu tun haben. "Ich will auch im Vier-Sterne-Hotel wohnen", schreibt da zum Beispiel jemand. Oder: "Ein Asylant ohne iPhone ist im heutigen Deutschland ein Mensch zweiter Klasse ..." Teilweise geht es nicht einmal mehr um Protest an der deutschen Flüchtlingspolitik, sondern um blanken Rassismus - etwa bei dem Tweet "Viele #Asylanten sind hochqualifizierte Elefanten-Jäger, Wacka-Wacka-Tänzer und Hirse-Stampfer!", den ein dunkelhäutiger Flüchtling sichtlich verlegen vorliest. Die Flüchtlinge selbst versuchen sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese Attacken verletzen. Es sind eher die kleinen Gesten, das leise Schlucken, der fragende Blick, mit dem sie in die Kamera schauen. Ihre Heimat mussten sie hinter sich lassen, um vor Krieg, Folter und Gewalt zu fliehen - warum nur schlägt ihnen hier erneut so eine Feindseligkeit entgegen?
Brigitte.de

Gefällt mir nicht

Rechtsextremismus Zunehmend wird rechte Hasspropaganda in den sozialen Medien organisiert und verbreitet. Wer steckt dahinter und wie kann man Neonazis im Netz Einhalt gebieten?
Freitag.de

Demo gegen Bildungsplan: Austragungsort eines Kulturkampfs

Im Kampf um mehr Rechte und für mehr sexuelle Aufklärung stößt die schwul-lesbische Bewegung auf immer größeren Widerstand. 4000 Konservative gingen am Sonntag in Stuttgart gegen die Ziele auf die Straße.
Stuttgarter Nachrichten

Kommunalmandat für den „III. Weg“ in Plauen

„Der III. Weg“ verfügt über seinen ersten Stadtverordneten. Thomas Lauter, im vorigen Jahr als Parteiloser auf dem Ticket der NPD in den Stadtrat von Plauen gewählt, trat der neonazistischen Kleinpartei bei.
BnR

DIE RECHTE klärt auf: Deutsche Kinder, die Sprache und der Schulsport

Immer wieder Montags stehen seit mehreren Monaten Dortmunder Neonazis in verschiedenen Stadtteilen und hetzen. Sie hetzen gegen Flüchtlinge, gegen die “Überfremdung” ihres teuren Vaterlandes, gegen das “linke Gezeter” und die etablierte Politik. Christoph Drewer, seines Zeichens stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei “Die Rechte”, erklärt seinen “Kameraden” und der Welt, warum deutsche Kinder ihre Sprache nicht mehr richtig sprechen und im Schulsport als letztes gewählt werden. Ein Schelm, wer hinter diesem Feuerwerk der nationalen Rhetorik die Aufarbeitung von Kindheitstraumata vermutet, meinen die Ruhrbarone und zeigen das Video.

Dänemark rückt nach rechts

Der Erfolg der Dänischen Volkspartei beruht auf dem Versäumnis der Linken, die EU-Kürzungspolitik zu kritisieren. Es war ein vorhersehbares Desaster: 21,1 Prozent der Wähler haben ihre Stimme bei der Parlamentswahl am vergangenen Donnerstag der Dänischen Volkspartei (DF) gegeben – und ihr damit eine wahre Machtexplosion beschert. Die DF ist nicht nur zur zweitstärksten Partei in Dänemark geworden, sondern auch zur größten Fraktion innerhalb des Blocks rechter Parteien, die künftig die Regierung stellen dürften. Bisher hat der designierte neue Premierminister Lars Løkke Rasmussen von der liberalen Venstre vergeblich versucht, ein Regierungsbündnis aus den vier Parteien der Rechten zu formen. Angehören sollen diesem die abgestürzte Konservative Partei, die nur noch auf 3,4 Prozent der Stimmen kam, die schnell gewachsene neoliberale Liberal Alliance, die DF und Rasmussens Venstre, die selbst 7,2 Punkte verloren hatte und nur noch 19,5 Prozent erreichte.
Junge Welt

Amokfahrt in Graz: Die Scherben nach dem Irrsinn

Unverständnis, Trauer und Verzweiflung: Dieses Wechselbad der Gefühle durchleben vermutlich die Opfer und Angehörigen, die am Samstagnachmittag in die Horrorfahrt jenes 26-jährigen Österreichers durch die Grazer Innenstadt involviert waren, bei der drei Menschen getötet und 36 verletzt wurden. Noch am Samstag nahm die Polizei den Verdächtigen fest. Ja, er hatte bosnische Wurzeln und kam erst mit vier Jahren nach Österreich. Die Intensität, mit der sich unmittelbar nach der Bluttat ausländerfeindliche Kommentare bis hin zu Spekulationen um einen islamistischen Hintergrund unter die Äußerungen der Fassungslosigkeit mischten, war dann aber doch erschreckend. Die Welt der Neuen Medien hat hier eine Ebene geöffnet, auf der Spekulationen unter dem Deckmantel der Anonymität freier Lauf gelassen wird. Die ausländerfeindlichen Social-Media-Postings wurden durch vermeintliche Moschee-Besuche des Verdächtigen genährt und unter anderem durch den Kommentar des FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache auf Facebook geschürt: "Wahnsinnstat in Graz! Der Täter ist aus Bosnien. Ein religiös begründetes Attentat wird nicht ausgeschlossen!", soll dieser laut im Netz kursierenden Screenshots gepostet haben. 
Wiener Zeitung

Islamfeindlichkeit in Deutschland: Ganz offene Ressentiments

Viele Deutsche glauben, der Islam sei nicht mit unseren Werten vereinbar. Wie überraschend dann diese Zahlen: Die meisten Muslime in Deutschland haben kein Problem mit der Homo-Ehe oder sprechen sich für legale Abtreibungen aus.
Deutschlandradiokultur

Gebäudereiniger-Handwerk: Initiative gegen Ausgrenzung

Unter dem Motto „Angekommen. Angenommen.“ starten der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks und die Fachzeitschrift "rationell reinigen" eine Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit.  „Als Branche, die wie kaum eine andere durch das Miteinander vieler Nationen Tag für Tag am Laufen gehalten wird, ist es für uns selbstverständlich, für dieses Miteinander ein Zeichen zu setzen“, so der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks Johannes Bungart.  Der Kooperationspartner rationell reinigen hebt ebenfalls die gewachsene Tradition der Willkommenskultur hervor, die in den Betrieben Tag für Tag gelebt wird: „Im Gegensatz zum vielfach gepflegten Negativimage des Gebäudereiniger-Handwerks, ist diese Branche im Hinblick auf Integration und Toleranz geradezu ein Vorbild für viele andere Wirtschaftsbereiche“, lobt Verleger Alexander Holzmann.
Handwerk-Magazin

Böhse Onkelz am Hockenheimring: Die Rattenfänger aus Frankfurt

An zwei Wochenenden spielen die Böhsen Onkelz vier Konzerte am Hockenheimring. Knapp 400.000 Fans der umstrittenen Band werden erwartet. Es gibt ein neues Lied und viel altes Pathos. Aber wer strömt da auf die Tribünen der Rennstrecke? "Pegida"-Nachwuchs? Alt-Nazis, die aus ihren Löchern kriechen? (Kurz gesagt: Ja).
Rheinische Post

Der Nahe Osten braucht eine sexuelle Revolution

Frauen in islamischen Ländern bleiben Menschen zweiter Klasse – solange es keine echte Revolution gibt, glaubt die streitbare ägyptische Journalistin Mona Eltahawy. Claudia Kramatschek stellt ihr jüngstes Buch vor.
Die Freiheit der Frau kann als Gradmesser dafür gelten, wie weit der Begriff der Freiheit in einer Gesellschaft verwirklicht ist: Freiheit meint immer Freiheit für alle – egal ob Mann oder Frau. Es war insofern ermutigend, als im Rahmen der Arabellion auch vermehrt Frauen Flagge zeigten. Und es war ebenso entmutigend, wie schnell die Rechte der Frauen in eben den Ländern, in denen endlich der lang unterdrückte Ruf nach Freiheit ertönte, wieder beschnitten wurden und noch immer beschnitten sind.
Dass die politische Revolution mit einer gesellschaftlichen – was letztlich meint: sexuellen Revolution einher gehen müsste, betonte im vergangenen Jahr schon die ägyptische Journalistin Shereen El Feki in ihrem Band "Sex und die Zitadelle". Die ebenfalls aus Ägypten stammende Journalistin Mona Eltahawy legt mit ihrer nun ins Deutsche übersetzen Streitschrift "Warum hasst Ihr uns?" noch nach und behauptet kühn: Der Nahe Osten brauche eine sexuelle Revolution – denn nur die sexuelle Revolution ermögliche jene Freiheit der Frauen, die wiederum diesen Ländern selbst die ersehnte Freiheit garantiere.
Qantara.de

„Soll ich meine Tochter etwa Jürgen nennen?“

"Warum werde ich gleich zur Schlampe, während Männer den Helden spielen?" Die Gorki X Gruppe führt in Berlin ihr Stück "Gender und Ich" auf. Unsere Jugendblog-Reporterin hat sich die Proben angeschaut. Stell dir vor, auch Männer könnten Kinder austragen. Mit einem Brutkasten am Bauch. Alle zwei Jahre wird gewechselt. Verlieren dann Frauen ihre Weiblichkeit? Sind Kinder aus dem Brutkasten keine echten Kinder? Seit vier Monaten entwickelt die Gorki X Gruppe Visionen wie diese. Sie setzt sich mit der Frage auseinander, wie eine bessere Gesellschaft ohne Geschlechterungleichheit aussehen könnte und welche neuen Probleme auftauchen würden. Sie arbeitet mit drei anderen Gruppen zusammen an dem Projekt „Gender und Ich“, das am 23. Juni im Maxim Gorki Theater uraufgeführt wird.
Tagesspiegel

Leo-Baeck-Preis: Zentralrat der Juden ehrt Volker Beck

Der Grünen-Politiker wird mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet. Die Auszeichnung gilt seinem Engagement gegen Antisemitismus und Israel-Feindlichkeit.
DIE ZEIT

Sexismus in der Wissenschaft: Die gläserne Decke

Frauen haben es schwer an Universitäten. Befristete Teilzeitverträge, starke Flexibilisierung und dann noch gegen Vorurteile kämpfen. Wie und warum wird man da Professorin? Teil unserer Serie "Sexismus in der Wissenschaft".
Detektor.fm

Direct: Zweimal Gold und einmal Silber für Nazi-Spendenlauf in Cannes

Auch wenn Deutschland in diesem Jahr nur fünf Direct-Löwen aus Cannes mit nach Hause nimmt – einen klaren Sieger in dieser Kategorie gibt es. Grabarz & Partner und GGH Lowe, beide Hamburg, haben zusammen zwei goldene und einen Silber-Löwen für die Kampagne „Nazis against Nazis“ für die Aussteigerorganisation Exit gewonnen. Das ist ein hervorragendes Ergebnis – zumal die Arbeit noch in weiteren Kategorien überzeugen wird. „Die verquere Spendenaktion hat die internationale Jury überzeugt, weil es einen klaren Insight gibt, die Idee clever ist; auch der humoristische Aspekt hat den Juroren gefallen“, sagt Diether Kerner, Deutschlands Direct-Juror und Executive Creative Officer von Philipp und Keuntje in Hamburg (hier die Gewinnerliste).
Werben und Verkaufe

Ich kann einfach nicht über jeden Scheiß schreiben…

Rund 150 selbsternannte Patrioten waren in Frankfurt und durften einmal um den Block laufen. Nach Monaten von rechten Protestveranstaltungen ist es oft schwer, am Ende etwas aufs Papier zu bringen. Ich will nicht mehr…
Publikative.org
Dazu möchten wir anmerken: Das verstehen wir. Aber Du machst es sehr gut :)

* Immer noch verwenden Medien die irreführenden Ausdrücke "Fremdenfeindlichkeit" und "Ausländerfeindlichkeit", statt Rassismus als solchen zu benennen. Statt diese und andere diskriminierende Sprache weiterhin stillschweigend in der Presseschau zu korrigieren, machen wir das jetzt einmal öffentlich. Vielleicht nutzt es ja was?!

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