Nach den Rechten sehen: Rechtsextreme Gewalt in Berlin: Die ganz normale Menschenfeindlichkeit in 179 Angriffen +++ Thüringen: Dreimal so viele Angriffe auf Asylbewerberheime +++ Halle: Mann passt schwarze Frau ab und schlägt sie nieder
Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de
Rechtsextreme Gewalt in Berlin: Die ganz normale Menschenfeindlichkeit in 179 Angriffen
Der Verein Reach Out hat die jüngsten Zahlen zu rechtsextremen und diskriminierenden Vorfällen in Berlin vorgestellt. Das Ergebnis dient keinesfalls zur Entwarnung. Viel schlimmer noch ist: Es ist keine Überraschung. Vielleicht ist es am ehesten die Erwartbarkeit der Zahlen, die alarmiert. Es gibt einen Anstieg rassistisch motivierter Vorfälle überall dort, wo Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet wurden. Zum Beispiel in Köpenick: Insgesamt wurden 231 Beleidigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen gezählt, vor allem in Adlershof und im Allende-Viertel. Dazu gab es einen Anstieg antisemitischer Vorfälle überall dort in der Innenstadt, wo im Sommer oft gegen den Krieg in Gaza demonstriert wurde. Und umgekehrt: Wo ein Neonazitreffpunkt geschlossen hat wie in der Lichtenberger Lückstraße, finden sich weniger rechte Schmierereien als in Buch oder Rudow, wo sie noch immer ein Zuhause haben. Mehr als die bloßen Zahlen, die seit Jahren hoch sind, schockiert diese Vorhersehbarkeit in einer Stadt, die sich als tolerant und weltoffen versteht. Und ein Großteil der Angriffe geschieht vor aller Augen, in Bahnen und Bussen, an Bahnhöfen und Haltestellen. 179 Angriffe hat Reach Out 2014 dokumentiert, 266 Menschen wurden dabei verletzt oder bedroht. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2013 (185 Angriffe, 288 Verletzte), keiner allerdings, der aufatmen ließe, zumal Rassismus als Tatmotiv zugenommen hat (2014: 100; 2013: 87), ebenso wie Antisemitismus (2013: 8; 2014: 18), gefolgt von Homophobie und Gewalt gegen Linke (Berliner Zeitung, rbb-online, mit Karte im Berliner Kurier).
Thüringen: Dreimal so viele Angriffe auf Asylbewerberheime
Die Zahl der Attacken auf Asylheime hat deutlich zugenommen. Das ist die vorläufige Bilanz, die Opferschutz-Organisationen für das vergangene Jahr in Thüringen ziehen. So registrierte die Amadeu-Antonio-Stiftung neben einem Brandanschlag neun Sachbeschädigungen von Unterkünften. In einem Fall wurde ein Asylbewerber verletzt. In ganz Deuschland kam es 2014 zu 153 Angriffen auf Heime und 77 Attacken auf Flüchtlinge. Dies bedeute eine Verdreifachung gegenüber 2013. Das Thüringer Innenministerium zählte anders, kommt aber auf dieselbe Steigerungsrate. Bei den 2014 begangenen neun Delikten im Zusammenhang mit Flüchtlingsheimen handele es sich um sechs Fälle von Sachbeschädigung, zwei Fälle des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und einen Fall von Volksverhetzung, sagte ein Sprecher. Im Jahr 2013 habe man nur insgesamt drei Fälle registriert (TA).
Halle: Mann passt schwarze Frau ab und schlägt sie nieder
Rassistischer Übergriff: In Halle hat ein junger Mann eine 44-jährige schwarze Frau angegriffen. Als die 44-Jährige ein Haus betreten wollte, hatte sie der Mann daran gehindert. Er schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und trat auf die am Boden liegende Frau ein. Dabei äußerte er sich rassistisch. Anschließend sei er geflüchtet, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen. Die Frau musste im Krankenhaus behandelt werden (Focus).
Journalist nach Neonazi-Mahnwache in Dortmund angegriffen – Polizei nimmt die Todesdrohungen sehr ernst
Nach einer Mahnwache der Partei “Die Rechte” in Derne mit massiven Gegenprotesten aus der Zivilgesellschaft ist der Dortmunder Journalist Marcus Arndt von drei mit Sturmhauben maskierten Tätern in der Innenstadt attackiert worden. Der Journalist und Fotograf – der als Gastautor auch den Nordstadtbloggern ehrenamtlich zuarbeitet – ist schon seit geraumer Zeit im Visier der heimischen Neonazis. Wir haben bislang auf eine Berichterstattung “in eigener Sache” über Journalisten-Bedrohungen verzichtet, um den Neonazis nicht unnötig Raum in der Berichterstattung zu geben. Denn darauf zielen die zahlreichen Aktionen und Provokationen ab. Allerdings geht es nun auch darum, Zeugen für den feigen und hinterhältigen Angriff zu finden. Daher berichtet nordstadtblogger.de; und auch sueddeutsche.de. Welt.de schreibt: "Der 43-jährige Dortmunder soll mit der U-Bahn auf dem Weg zur Haltestelle Reinoldikirche gewesen sein. Bereits auf dem Weg hätte er das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden, sagte er der Polizei. In der U-Bahn-Station hätte er aber niemanden gesehen. Dem Blog "Ruhrbarone" sagte der freie Journalist: "Bereits in der U-Bahn hatte ich ein komisches Gefühl." Ihm seien mehrere Personen im typischen Outfit der rechten Szene aufgefallen. Nachdem er an der Haltestelle Reinoldikirche in der Innenstadt angelangt war, ging er zunächst in ein Schnellrestaurant und machte sich danach zu Fuß auf den Weg. In der Nähe der Einkaufsstraße Ostenhellweg eskalierte die Situation: Der 43-jährige bemerkte, wie er von hinten mit Steinen beschmissen wurde. Zwei Steine trafen den Oberkörper des Journalisten, einer den Kopf, berichtet die Polizei. Der Journalist drehte sich um und erkannte zwei Verfolger. Da diese mit schwarzen Kapuzenpullovern bekleidet und mit Sturmhauben maskiert waren, konnte er sie jedoch nicht identifizieren. Die Angreifer bedrohten ihn mit dem Tod. "Daraufhin zog der Geschädigte eine Schreckschusswaffe und richtete sie auf seine Angreifer", schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung. Die zwei Angreifer sollen daraufhin geflüchtet sein."
Jüdische Organisation fordert Neubewertung von Antisemitismus-Gefahr
Angesichts einer zunehmenden Zahl von Gewalttaten hat das American Jewish Committee (AJC) am Dienstag in Berlin eine Neubewertung der antisemitischen Bedrohungslage in Deutschland gefordert. Demnach gab es in Berlin im vergangenen Jahr deutlich mehr antisemitische Vorfälle, als in der offiziellen Polizeistatistik verzeichnet. "Eine Überarbeitung der polizeilichen Erfassung antisemitischer Vorfälle ist daher dringend erforderlich", erklärte die AJC-Expertin Deidre Berger (Welt, tt.com).
Rassismus-Vorwurf an der Uni Leipzig: E-Mail-Wechsel mit unschöner Note
Die Universität Leipzig sieht sich mit einem Rassismus-Vorwurf konfrontiert. Eine Professorin hatte eine Praktikums-Bewerbung eines indischen Studenten abgewiesen, mit einer eigentümlichen Begründung. Die E-Mail der Biochemie-Professorin Annette Beck-Sickinger klingt eindeutig: „Leider biete ich männlichen indischen Studenten keine Praktikumsplätze an. Wir hören hier viel über das Vergewaltigungsproblem, was ich auf keinen Fall unterstützen kann. Gerade weil ich Studentinnen in meinen Kursen habe, kann ich eine derartige Einstellung nicht unterstützen.“ Dies schrieb die Hochschullehrerin am Wochenende einem indischen Studenten, der sich wie viele andere auf ein Laborpraktikum beworben hatte. Schnell stellte sich heraus: Die Worte sind wirklich gefallen, fraglich nur in welchem Zusammenhang, ob als erste Reaktion oder im Rahmen eines weiterführenden E-Mail-Wechsels (taz, Welt).
Amtsgericht Hannover verbietet "Thor Steinar" im Sortiment
Keine "Thor-Steinar"-Kleidung mehr bei "Tønsberg": Am Dienstag hat das Amtsgericht Hannover dem Bekleidungsgeschäft den Verkauf der bei Rechtsextremen beliebten Marke verboten. Der Bundesgerichtshof stufe die Kleidung wegen ihrer Beliebtheit bei Rechtsradikalen als bedenklich ein, hieß es vom Amtsgericht. Deswegen habe die Eigentümergemeinschaft des Gebäudes, in dem sich das Ladenlokal befindet, einen Anspruch darauf, dass dort keine Kleidung der Marke angeboten wird (NDR).
Rassistische Schmierereien in Baar-Ebenhausen
Mit fremdenfeindlichen Parolen und Nazisymbolen beschmierten unbekannte Täter unter anderem das alte Bahnhofsgebäude in Baar-Ebenhausen, das in Kürze als Asylbewerberunterkunft umfunktioniert werden soll. Die Kriminalpolizei Ingolstadt sucht nun Zeugen.
Passiert ist es am gestrigen Montagabend zwischen 19 Uhr und 21.15 Uhr. Die Schmierer feuerten nach Angaben der Polizei auch noch einen Feuerwerkskörper ab. Vermutlich dieselben Täter besprühten im gleichen Tatzeitraum Wände am neuen Baar-Ebenhausener Bahnhof mit fremdenfeindlichen und Nazi-Symbolen. In beiden Fällen wurde rote und schwarze Sprühfarbe verwendet (hallertau.info, wochenblatt.de).
BRaMM-Kundgebung in Königs Wusterhausen: Weniger Menschen
Der Pegida-Ableger Bramm in Brandenburg verliert weiter an Zustimmung. In Königs Wusterhausen folgten etwa 50 Menschen dem sogenannten Abendspaziergang. Darunter ehemalige und noch aktive Mitglieder der rechts-konservativen Republikaner-Partei (pnn).
Rassistische Kommentare zu Credit-Suisse-Boss im Netz
"Echte Schweizer müssten jetzt das Konto bei der CS räumen" und ähnlich dümmliche Online-Postings haben den Amtsantritt des neuen Credit-Suisse-Chefs Tidjane Thiam begleitet. Die Ernennung von Tidjane Thiam zum neuen Chef der Credit Suisse (CS) hat am Dienstag in den Online-Medien für teilweise gehässige, nationalistische und rassistische Kommentare gesorgt. Verschiedentlich wurde auf Betrüger-Mails vermeintlich aus dem Heimatland Thiams angespielt. Warum die Großbank, die immerhin "Suisse" im Namen führe, jemanden aus der Elfenbeinküste zum neuen Konzernchef beruft, wollte vielen Kommentatoren nicht einleuchten. Wenn Schweiz draufstehe, müsse Schweiz drinsein, lautete der Tenor bei NZZ.ch, Newsnetz.ch und 20minuten.ch (futurezone.at, 20min.ch).
Dachau: Blöde Aktion gegen bunt
Vermutlich in der Nacht vom 2. auf den 3. März klebten Unbekannte an der städtischen Litfaßsäule auf Höhe der Konrad-Adenauer-Straße Nummer 50 einen 20 mal 20 Zentimeter großen gelben Aufkleber mit der schwarzen Aufschrift "Bunt aber Blöde" unter ein Plakat der Kampagne "Kein Platz für Rassismus - Dachauer zeigen Zivilcourage". Die Kampagne, getragen vom Verein "Runder Tisch gegen Rassismus Dachau", wirbt für eine soziale, weltoffene und tolerante Stadt und richtet sich gegen jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus und andere Ausgrenzungsmechanismen. Sie wendet sich damit besonders an die Dachauer Gastronomie, welche aufgefordert wird, "der Verbreitung von rassistischem Gedankengut den öffentlichen Raum zu entziehen". Auf den Plakaten ist mit dem Slogan "Wir bleiben bunt!" eines der erklärten Ziele zu lesen, welches der gelb-schwarze Aufkleber wohl versucht zu kritisieren. Die Stadt geht nicht von Rechtsextremen aus. Spontan klingt das für uns allerdings nach "Identitärer Bewegung" (sueddeutsche.de).
“Identitäre Bewegung” an Uni Würzburg aktiv
Sie bezeichnen sich selbst als “eine europaweite Jugendbewegung, deren Ziel der Erhalt unserer ethnokulturellen Identität ist” , verstehen sich als Patrioten und sind, ähnlich wie die PEGIDA-Bewegungen, gegen die ihrer Meinung nach bereits laufende Masseneinwanderung und Islamisierung. Ihr Erkennungszeichen ist ein Kreis, darin der griechische Buchstabe Lambda – das Symbol der “Identitären Bewegung”. Jetzt sind sie auch an der Uni Würzburg aktiv. Wie uns mehrere Studierende mitgeteilt haben, wurden in der vergangenen Woche Plakatwände der SDS-Hochschulgruppe in der Mensa am Hubland mit Parolen und Symbolen der Identitären Bewegung überklebt. Die SDS-Plakate, die sich gegen den von der Stadt mittlerweile verbotenen Demonstrationszug “Rechter Gruppierungen” am Vorabend des offiziellen Gedenkens zur Zerstörung Würzburgs am 16. März richten, wurden die Behauptung “Deutsche Täter sind keine Opfer” mit der Parole überklebt: “Auch deutsche Opfer sind Opfer?” und “Sind Kinder, Frauen und Alte auch Täter?” (wuerzburgerleben.de).
Tröglitz und die Folgen
Im Zuge der Berichterstattung zum Rücktritt des Bürgermeisters von Tröglitz aufgrund rechtsextremer Bedrohung gab Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung im Deutschlandfunk ein spannendes Interview und ist auch auf detektor.fm zu lesen. Simone Rafael von Belltower.news inspirierte mit dem ngn-Bericht "Wenn Bürgermeister und Lokalpolitiker_innen bedroht werden" einen Bericht auf Spiegel Online und eine Karte der Übergriffe im ND und sprach mit der dpa, zu lesen z.B. auf stern.de und in der BILD.
„Der Rechtsstaat kapituliert nicht“
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte betroffene Kommunalpolitiker auf, bei ihm Schutz zu suchen. „Ich biete allen Bürgermeistern in Bayern an, sich persönlich an mich zu wenden, wenn sie sich in ähnlicher Weise bedroht fühlen sollten“, sagte Herrmann. „Sollte es in Bayern solche Anfeindungen gegen kommunale Amtsträger geben, garantiere ich für ihren Schutz und versichere ihnen meine volle Unterstützung. Der Rechtsstaat darf nicht den Eindruck von Hilflosigkeit vermitteln.“ Unterdessen äußerte der Altlandrat von Wunsiedel, Peter Seißer (SPD), der selbst jahrelang Opfer rechtsextremer Drohungen war, Verständnis für den Rücktritt. „Wenn man so etwas nicht gewohnt ist, geht es einem furchtbar an die Nieren.“ Seißer hatte Neonazi-Aufmärsche am Grab von Rudolf Heß verhindert (ovb-online).
Operatives Abwehrzentrum: Mehr Ermittlungen gegen Rechtsextreme in Sachsen
Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) mit Sitz in Leipzig ermittelt gegen deutlich mehr Neonazis als Linke. Laut einer Statistik, die der Leipziger Volkszeitung vorliegt, wurden im vergangenen Jahr 159 Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 164 Rechtsextreme abgeschlossen – das entspricht einer Steigerung gegenüber 2013 um fast die Hälfte (107 Verfahren). Dagegen sind es im linken Bereich 18 Verfahren gegen 9 Beschuldigte (2013: 17 Verfahren gegen 7 Täter). „Vom Rechtsextremismus geht die größte Gefahr aus, das ist eindeutig. Die Freien Kräfte haben Zulauf und viele Sympathisanten“, sagte OAZ-Chef Bernd Merbitz der LVZ. „Auf unverändert hohem Niveau ist nicht nur der Anteil an Personen, die der rechtsextremen Szene zugerechnet werden, sondern auch die von ihnen ausgehende Gefahr. Dies zeigt sich insbesondere in den anhaltend hohen Fallzahlen von gewaltfördernder Hetze und fremdenfeindlichen Übergriffen.“ (LVZ)
V-Mann als Mosaikstein zum NSU-Mordmotiv?
Marcel D. war ein Geraer Neonazi, der über Razzien lachte. Als V-Mann wusste er vorab Bescheid. Am Mittwoch soll er im NSU-Prozess aussagen - und vielleicht Licht aufs Motiv für die Mordserie werfen.
Chemnitz/Gera. Der Geraer Neonazi Marcel D. hatte einst viele Namen. "Riese" nannte man den Chef der Thüringer Sektion der jetzt verbotenen Vereinigung "Blood & Honour" in der Szene. "Quelle 2100" hieß er bei jenen Dienstherren, die ihn von Ende der 90er-Jahre an bis 2002 für Spitzeltätigkeiten bezahlten. Der Griffigkeit halber gaben ihm seine V-Mann-Führer Norbert W. und Jürgen Z. vom Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz dazu noch den Tarnnamen "Hagel". Am Mittwoch soll der Ex-V-Mann und Neonazi im Münchner Prozess zum Terror des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) aussagen. Man erhofft sich Erkenntnisse über das Trio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Ob Marcel D. zur Aussage allein anreist, ist fraglich. Er dürfte einen Rechtsbeistand mitbringen. Immerhin genoss V-Mann "Hagel" von jeher besondere Fürsorge Thüringer Geheimdienstler - etwa bei anstehenden Razzien (Freie Presse). Interssanterweise stritt er nun vor Gericht die V-Mann-Tätigkeit ab: Die habe der Verfassungsschutz nur nach außen getragen, um ihm zu schaden. Soso (Euroherz.de).
NSU-Prozess: Land zahlt "Tagungsgeld" an Neonazi
Der Neonazi Benjamin G. hat nicht nur einen Rechtsanwalt vom hessischen Verfassungsschutz bezahlt bekommen. Der ehemalige V-Mann des Geheimdienstes erhielt zudem 172,80 Euro an Spesen für seine Fahrt zum Oberlandesgericht München, wo er 2013 als Zeuge im NSU-Prozess geladen war. Das hat Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) auf Anfrage der Linken mitgeteilt. Der Minister bezeichnet den Betrag darin als „Tagungsgeld/Fahrtkosten“.Spannend ist nicht nur, worauf Beuth in dem Schreiben Antworten gibt – sondern auch, welche Fragen er nicht beantwortet. So erhielt der Linken-Abgeordnete Hermann Schaus keine Auskunft auf die Frage, „wie und durch wen“ die Entscheidung getroffen worden war, dass Benjamin G. keine umfassende Aussagegenehmigung vom Verfassungsschutz erhalten habe. Innenminister war seinerzeit Beuths Vorgänger Boris Rhein (CDU) gewesen, Verfassungsschutz-Chef der vor kurzem geschasste Roland Desch (Frankfurter Rundschau).
Der Rassismus der selbst ernannten Gentlemen
"Es wird niemals einen N** geben in unserer Verbindung": Ein Video dokumentiert Rassismus an der Universität von Oklahoma. Das konfrontiert Amerika mit den Schatten der Vergangenheit (Welt).
Der Schlüssel zum Leben in Bern
Damit sich Migranten in der Stadt Bern besser zurechtfinden, gibt es Freiwillige, die ihnen helfen – sogenannte Schlüsselpersonen. Lamya Hennache ist eine von ihnen und erzählt von ihren Einsätzen (BernerZeitung.ch).
Premier League: Erst Rassismus, jetzt Sexismus
Der englische Fußball hatte in den vergangenen Wochen eine Rassismus-Debatte am Hals. Jetzt kommt auch noch Sexismus hinzu. Die Premier League hat ihren nächsten Skandal. Die Videos von den Chelsea-Fans, die in Paris einen dunkelhäutigen Passagier daran hinderten zu ihnen in die Metro einzusteigen, sind noch nicht ganz aus den Köpfen verschwunden, da tauchten jüngst neue Bewegtbilder auf. Nach den Rassismus-Vorwürfen gegen die Anhänger der "Blues" geht es nun um Sexismus. In dem Video ist Eva Carneiro, Teamärztin vom FC Chelsea, zu sehen. Mit ihrem Team läuft sie im Old Trafford die Seitenlinie entlang und wird dabei von den Anhängern von Manchester United unflätig beschimpft. "Hol die Titten raus, für die Jungs!", singen sie, weitere Obszönitäten kommen hinzu. Der britische Fernsehsender BBC hatte das Video gezeigt, dazu weitere Bilder von Anhängern vom FC Arsenal aus London. Und damit eine Sexismus-Debatte angestoßen. Der FC Chelsea stellte sich umgehend vor seine Teamärztin. Ein Sprecher sagte: "Wir nehmen 'Gleichberechtigung' sehr ernst und verabscheuen alle Formen der Diskriminierung. Das schließt Sexismus ein. Ein derartiges Verhalten ist nicht hinnehmbar, und wir wollen es ausgelöscht sehen." (rp-online)
AfD-Vize Gauland in London: "Es kann mir keiner den Unterschied zwischen Islam und Islamismus erklären"
Als wir erfuhren, dass der AfD-Vize Dr. Alexander Gauland die Konsequenzen der Charlie Hebdo Attacken an unserer Uni diskutieren würde, waren wir zunächst sehr verwirrt. Als Master-Studentinnen der London School of Economics and Political Science haben wir nicht damit gerechnet, dass gerade Gauland eine Einladung an eine der multikulturellsten und international renommiertesten Universitäten erhält. Im Gegensatz zu Gauland, der den Islam erst in 200 Jahren als Teil Deutschlands ansieht, hinterfragen wir den Bestand und die Wichtigkeit eines bunten Deutschlands schon lange nicht mehr. Als gebürtige Deutsche und gebürtige Deutsch-Türkin sehen wir unsere gute Freundschaft als ein Paradebeispiel geglückter Integration an. Aufgrund der steigenden öffentlichen Aufmerksamkeit darf die AfD jedoch nicht ignoriert werden und so waren wir gespannt darauf, was uns Gauland zu erzählen hat. Die populistischen Floskeln Gauland's waren uns bereits bekannt, was uns jedoch im Zuge der Diskussion besonders klar wurde, waren die Ungenauigkeit und teilweise Unwissenheit seiner gesamten Argumentation. So könne ihm keiner den Unterschied zwischen Islam und Islamismus erklären und genauso wenig habe er die Islamproblematik auf der Pegida-Bewegung gehört. Da ginge es doch hauptsächlich um die Eurokrise. Der eigentliche Gau kam jedoch erst zum Thema Integration auf (Huffingtonpost).
Neonazis online: "Der Erfolg führt über Social Media"
Rechtsradikale Parteien und Organisationen, die in Zukunft Erfolg haben wollen, werden sich immer mehr auf Social Media konzentrieren. Das sagt der Politikwissenschaftler Phillipp Karl, der an der Budapester Andrássy-Universität über rechtsradikale Netzaktivitäten forscht. In Ungarn sind extrem rechte Organisationen mit ihren Internetstrategien bereits höchst erfolgreich – insbesondere die Neonazi-Partei Jobbik, die bei den Parlamentswahlen 2014 mehr als 20 Prozent erreichte. Anlässlich einer Internationalen Konferenz über "Entgrenzten Rechtsextremismus" hat Thies Marsen mit Philipp Karl gesprochen, die die Bundeszentrale für Politische Bildung im Februar in München veranstaltet hat (BR).
"Kippa-Flashmob" für ein buntes jüdisches Leben in Hannover
Bei einem "Kippa-Flashmob" in Hannover sind am Montagabend rund 60 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung Kippa, Israel-Fahnen und jüdischer Musik demonstrierten sie für ein vielfältiges jüdisches Leben. Vor allem nach dem Gaza-Krieg im vergangenen Jahr habe es "wüste antisemitische Ausfälle" gegen Juden gegeben, sagte Initiator Monty-Maximilian Ott von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Hannover. An der Demonstration beteiligten sich auch Landtagsabgeordnete von SPD und FDP. Befürchtete Provokationen von Rechtsextremisten blieben aus (NDR).Bottrop
Bottrop: Info gegen Rechtsaußen
Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus stellt eine neue Broschüre unter dem Titel „Hier kennt man sich“ über Aktivitäten gegen Rechtsextremismus vor. Die beiden auch für Bottrop zuständigen Berater, Michael Sturm und Heiko Klare, brachten die Veröffentlichung auf den Weg. Aufgabe des in der Münsteraner Villa ten Hompel ansässigen Teams ist es, auf Erfahrungen mit Rechtsextremismus vor Ort zu reagieren und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten (DerWesten).
Ahnungslos in Magdeburg: Landesregierung erkennt Hass erst, wenn "NPD" drauf steht
In Magdeburg hat der Landtag über Rassismus, Diskriminierung und Nazis im Fußball debattiert. Die schwarz-rote Landesregierung sieht keine Probleme. Dabei treiben in dem ostdeutschen Bundesland rechtsextreme Hooligans und Ultras sowie ein rechter Fußballverein ihr Unwesen, schüchtern alternative Jugendliche ein, bedrohen Oppositionspolitiker oder skandieren antisemitische Parolen im Stadion (fussball-gegen-nazis.de).