02.03.2015 ... Presseschau

Nach den Rechten sehen: In Dresden: Tausende demonstrieren für Flüchtlinge - Flüchtlinge errichten Protestcamp auf dem Theaterplatz +++ Rassismus? No, thanks! Proteste gegen Pegida in Newcastle +++ Hotels in Passau: Vier Sterne für Flüchtlinge?

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

In Dresden: Tausende demonstrieren für Flüchtlinge

Pegida steht nicht für ganz Dresden. Um zu beweisen, wie bunt die Stadt an der Elbe tatsächlich ist, gehen mehrere Tausend Menschen auf die Straße - und haben eine besondere Forderung im Gepäck. Nach einem Meeting auf dem Theaterplatz zogen die Demonstranten zu beiden Seiten der Elbe durch die Stadt. Auch mehrere Politiker von Linken, SPD und Grünen reihten sich ein, darunter Linke-Parteichefin Katja Kipping und die beiden SPD-Ministerinnen im sächsischen Kabinett, Eva-Maria Stange (Wissenschaft und Kunst) und Petra Köpping. Die Veranstalter sprachen von 5000 Teilnehmern, die Polizei von 3500 (n-tv).

Flüchtlinge vor Dresdner Semperoper wollen bis April campieren: Postplatzkonzerte am Abend auf Theaterplatz verlegt

Nach der Demonstration für und von Flüchtlingen in Dresden haben einige Teilnehmer am Samstagabend auf dem Theaterplatz kurzerhand campiert. Einige Flüchtlinge und rund 50 weitere Unterstützer übernachteten zum Sonntag in drei großen Zelten unmittelbar vor der Dresdner Semperoper. Die Aktion wurde laut Polizei gegen 20.15 Uhr angemeldet. Zu diesem Zeitpunkt beteiligten sich rund 120 Personen. Am Montagabend soll das Postplatzkonzert auf den Theaterplatz verlegt werden, um ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen zu senden. "Aus gegebenem Anlass wird das Postplatzkonzert auf den Theaterplatz verlegt. Ab 19 Uhr gibt es Reden, Infos und die Bands Say Meow und Zoup zu hören", so die Veranstalter. Am Montagabend um 18.30 Uhr will auch das Islamfeindliche Bündnis Pegida wieder laufen (DNN).

Rassismus? No, thanks! Proteste gegen Pegida in Newcastle

Bei der ersten Demonstration eines britischen Ablegers der rechten Pegida-Aufmärsche sind am Samstag in Newcastle fünf Mal mehr Gegendemonstranten als Anhänger der rassistischen und islamfeindlichen Bewegung erschienen. Etwa 375 Menschen waren dem Aufruf der Gruppe Pegida UK gefolgt, in der nordostenglischen Stadt gegen eine angebliche »Islamisierung« Europas zu demonstrieren. Etwa 2.000 Gegendemonstranten stellten sich ihnen entgegen (NDsz). 

Rostock: Gegendemonstranten blockierten Rogida-Strecke

200 Rogida-Anhänger kamen heute in Rostock zusammen, rund 500 Menschen blockierten immer wieder ihren Demonstrationsweg (svz).  

Pegida will in Villingen Grenzen überschreiten

Zur heutigen Kundgebung sind auch Österreicher und Schweizer geladen. NPD-Stadtrat sieht „ideelle Nähe“ zu den Demonstranten.  Sabrina G. schweigt. Seit Wochen reagiert die Anmelderin des Pegida-Ablegers SBH-Gida nicht auf Anfragen der „Schwäbischen Zeitung“. Das sperrige SBH steht für Schwarzwald-Baar-Heuberg, Pegida für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Bei Facebook ist das Orga-Team aus dem Südwesten dagegen umso redseliger: Diesmal solle alles größer werden als bei den ersten beiden Malen, als die Veranstalter nur jeweils zwischen 50 und 100 Menschen mobilisieren konnten: Als Gastredner wird der koptische Pastor und Islamkritiker Adel Fouad angekündigt. Fouad ist bei Gruppierungen wie „Pro Deutschland“ ein gern gesehener Redner, seit er Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Brief geschrieben hat, in dem er davor warnt, dass der Islam die Weltherrschaft erringen will. SBH-Gida soll von der trinationalen „Pegida Dreiländereck“ (Deutschland, Schweiz, Österreich) verstärkt werden. Undenkbar ist das nicht: In beiden Nachbarländern gibt es bisher recht glücklose Pegida-Ableger. In Bregenz wurde für den 22.März eine Demo angemeldet, zurückgezogen, dann wieder angemeldet. Anmelderin ist laut Polizei eine Frau, die anonym bleiben wolle (schwaebische.de).

Vorerst letzte Demo gegen Kagida: „Kassel ist kein Ort für Nazis“

Zum vorerst letzten Mal demonstriert das Bündnis gegen Rechts am heutigen Montag gegen die Versammlung der Gruppe „Kassel gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Kagida). Die Kundgebung des Bündnisses beginnt um 18 Uhr auf dem Scheidemannplatz vor der Handwerkskammer. Eine halbe Stunde später will Kagida vor der Kasseler Bank demonstrieren. Weitere Demonstrationen sind nach Auskunft von Stadt Kassel und Polizei bislang nicht angemeldet worden. Über die Demonstrationen der vergangenen Wochen haben wir mit zwei Mitgliedern im Bündnis gegen Rechts gesprochen: Michael Rudolph, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Nordhessen, und Boris Mijatovic, Vorsitzender der Kasseler Grünen (hna).

Pegida-Hannover spendet unfreiwillig 400 Euro an Flüchtlingsrat Niedersachsen

Am 23. Februar führte der hannoversche Pegida-Ableger mit etwa 100 Teilnehmer_innen eine Kundgebung am Opernplatz durch. Gegen die Aktionen von Pegida-Hannover hat sich ein breiter Widerstand aus allen Teilen der Gesellschaft formiert. Wer hinter Pegida-Hannover steckt, konnte man bei den letzten Demonstrationen sehen. Es ist eine Ansammlung von Rechtspopulist_innen von AfD, „Die Hannoveraner“ und organisierten Neonazis von „German Defence League“, Besseres Hannover, Identitäre Bewegung, der NPD und Pro Deutschland. Dies haben die DGB-Studis zum Anlass genommen, eine Spendenaktion zu starten. Unterstützt wurden sie von der Türkischen Gemeinde Niedersachsen, IG Metall, ver.di und dem DGB. Der Vertreter der DGB-Studis erklärt dazu weiter: „Die Ansammlung von Pegida-Hannover am Opernplatz wurde durch die Polizei hermetisch abgeriegelt und mit allen Kräften durchgesetzt. Wir wollen nun den Spieß umdrehen. Für jede Person, die an der Kundgebung von Pegida-Hannover teilgenommen hat, werden wir 4 Euro an den Flüchtlingsrat Niedersachsen spenden. Durch die Beteiligung an der rassistischen Pegida-Demonstration werden die Teilnehmer_innen unfreiwillig die von ihnen verhasste „Asyllobby“ unterstützen.“ (Flüchtlingsrat Niedersachsen).

Von Demonstranten und Demokraten in Düsseldorf

Ein kleiner Haufen extremistischer Minderheitsanhänger legt an jedem Montag die Stadt lahm - und profitiert von aufgebrachten "Antifa"-Anhängern auf der Gegenseite. Der Unmut der Stadtgesellschaft wächst (rp-online).

Kaum Teilnehmer bei „Wir sind das Volk“-Demo am Sonntag in Leipzig – Großes Polizeiaufgebot

Am Montag ist wieder Legida-Tag in Leipzig, will das islam- und ausländerfeindliche Netzwerk erneut über den Innenstadtring ziehen. Bereits am Sonntagabend wollte an gleicher Stelle aber auch eine bisher unbekannte, andere Initiative ihre Flagge zeigen. Allerdings waren weniger als zehn Teilnehmer am Startpunkt Nikolaikirche zugegen. Die Polizei zeigte Präsenz und war mit einem großen Aufgebot zur Stelle, rund 80 Gegendemonstranten meldeten eine Spontanveranstaltung an und zogen durch die City. Wie LVZ-Online erfuhr, sollte ab 19 Uhr eine bei der Stadtverwaltung angemeldete Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof unter dem Titel „Wir Sind Das Volk Demo 89“ mit anschließendem Aufzug über den Ring starten. Angesichts der geringen Teilnehmerzahl – bis Sonntagabend blieb unklar, ob die Anmelder der Demo selbst vor Ort waren – liefen insgesamt sechs Unterstützer von „Wir sind das Volk“ nur die Nikolaistraße bis zum Hauptbahnhof herunter und kehrten dann wieder um, berichteten Augenzeugen. In einer ersten, inzwischen gelöschten Stellungnahme am Samstag auf der Facebookseite erklärten die Organisatoren: „Ziel dieser friedlichen Demonstration soll es sein, ähnlich wie Legida/Pegida etwas zu ändern, nur das wir Punkte dazugenommen haben die uns wichtig sind, und sich nicht direkt an die Ausländischen Mitbürger richten.“ (Anmerkung: Fehler im Original) In den anschließenden fünf Forderungen hieß es unter anderem, dass Flüchtlinge die Bundesrepublik überhäufen würden, dies unterbunden werden müsse, auch weil angeblich zwei Drittel der Migranten hochkriminell seien (lvz). 

Hotels in Passau: Vier Sterne für Flüchtlinge?

Ein Passauer Hotelier hat seine drei Viersterne-Hotels als Asylbewerberheime angeboten. Weil in der Nähe eines seiner Hotels Flüchtlinge untergebracht werden sollen, befürchtet er finanzielle Einbußen. Die Regierung von Niederbayern zweifelt bislang an der Ernsthaftigkeit des Angebots (sueddeutsche).

Köln: Rechte Parolen und "Hitlergruß" am Eigelstein

Eine offenbar dem rechtsextremen Spektrum zugehörige Personengruppe hat gestern Nachmittag (28. Februar) im Eigelsteinviertel mit strafbaren und fremdenfeindlichen Parolen für einen größeren Polizeieinsatz gesorgt. Mit der Ingewahrsamnahme von vier Tatverdächtigen (26, 38, 38, 39) und deren Begleiterin (33) [sic!] beendeten die Beamten konsequent und zügig das gesetzwidrige Verhalten der Gruppe. „Heil Hitler“, „Sieg Heil“ und „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ soll das Quintett gerufen haben. Das teilte ein 64-Jähriger Kölner der Polizei am Samstag gegen 17.20 Uhr mit. Zudem hatte der Zeuge beobachtete, dass die Gruppe im Eigelsteinviertel mehrfach  den „Hitlergruß“ zeigte. „Die Rechten haben wenig später auf dem Eigelstein Bierflaschen auf Personen des linken Spektrums geworfen“, schilderte ein weiterer Zeuge (33) (rundschau-online.de). Das alkoholisierte Quintett soll nach ersten Hinweisen der rechten Gruppierung „Hogesa“ angehören (Express).

Florierender Rechtsrock im Freistaat Thüringen

In Thüringen hat im vergangenen Jahr alle 14 Tage mindestens ein Rechtsrock-Konzert stattgefunden. Das geht aus der Auflistung der Mobilen Beratung in Thüringen für Demokratie – gegen Rechtsextremismus (Mobit) hervor (bnr).

NPD/Ex-REP-Allianz in Pirmasens

Der rheinland-pfälzische NPD-Landesvorsitzende Markus Walter hat sich im Pirmasenser Stadtrat mit zwei Ex-Republikanern zu einer gemeinsamen Fraktion zusammengetan. „WählerInitiative Rechts“ (WIR) nennt sich die neue Formation (bnr).

Antisemitismus und der Extremismus der Mitte

Ein zentraler Mythos der deutschen Geschichte war immer die des Extremen, aus dem das Böse kriecht, versus der guten Mitte, in der die Welt ihr Gleichgewicht findet. So haben die Deutschen den Nationalsozialismus weit von sich selbst wegdefiniert und einigen Verbrechern zugeschrieben, von deren Taten niemand wusste. Wann immer es in der öffentlichen Debatte mal wieder um Juden geht, in Erwartung übelster feindlicher Schläge in Mails, Kommentaren oder direkter Konfrontation, möchte man den Kopf einziehen. Denn was dann kommt, antisemitisch zu nennen, wäre fast noch untertrieben. Sie prasseln wütend aus dem Himmel deutscher Normalität herab, als hätte es für dieses Unwetter nur dieses einzigen Wortes bedurft: Jude. Der Jude als Assoziation lässt es sogleich im Gemüte donnern und krachen. Da spricht der Hass aus Tastaturanschlägen und Mündern und manchmal auch aus Fäusten oder Waffen. Wer dann fragt, ob das alles Antisemitismus sei, ist im besten Falle scheinheilig. Wer jedoch behauptet, das käme nur aus dem Extremismus – besonders aus dem muslimischen – ist ein Selbstbetrüger und ein Rassist. Denn der Antisemitismus grollt aus der Mitte heraus (Berliner Zeitung).

Experiment in München: „Mutig, dass Sie eine Kippa tragen!“

Der Davidstern glitzert in der Sonne. Kein Wunder, er ist aus Strasssteinen gefertigt. Terry Swartzberg hat an diesem Tag eine tintenblaue Kippa ausgesucht, die seidig glänzt. Die dezente Art, das ist nicht seine. Und darum geht es ja auch nicht in seinem Sozialexperiment Marke Eigenbau: Seit mehr als zwei Jahren läuft der US-Amerikaner mit der jüdischen Kopfbedeckung durch deutsche Städte, um zu beweisen, dass Juden hier keine Angst haben müssen, ihre Religiosität offen zu zeigen. Und während der ganzen Zeit, sagt er, „ist nur Gutes passiert. Ich hatte nur wunderbare, herzerwärmende Erlebnisse“ (Abendzeitung München).

Justizminister Maas reagiert auf Alarmsignal des Zentralrats

Die Warnung des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Juden sollten sich überlegen, wo sie sich zu erkennen geben, hat die Politik alarmiert. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sicherte den in Deutschland lebenden Juden erneut umfassende Sicherheit zu. "Juden sollten sich niemals wieder in Deutschland verstecken müssen". Jeder Übergriff gegen Juden sei "einer gegen uns alle." Wer jüdisches Leben attackiere, werde "mit der ganzen Härte des Rechtsstaates verfolgt werden" (swp).

Antisemitismus in Berlin: Alter und neuer Judenhass

Die jüngsten Attentate in Paris und Kopenhagen werfen auch die Frage auf: Können sich Juden in Deutschland sicher fühlen – oder müssen sie ihre Religionszugehörigkeit verbergen? Berliner Gläubige berichten über ihre Erfahrungen (Berliner ZeitungTagesspiegel).

Lagebild zu Rockerclubs in Deutschland: Rocker und Rechtsextreme - gemeinsam, aber nicht eins

Rocker, deren Clubs und Rechtsextreme haben einiges gemeinsam, aber sie sind nicht gleich. Eine Lageanalyse von Bundesverfassungsschutz (BfV) und Bundeskriminalamt (BKA) zeigt Verflechtungen, aber kein Verschmelzen. Die Clubs haben zu starke Eigenarten (Berliner Zeitung).

Rassismus als Luxusproblem

Man könnte ja meinen, dass finanziell abgesicherte Leute ohne größere Probleme anderen helfen könnten, die weniger Glück im Leben hatten. Professoren zum Beispiel oder Beamte. Leute, die es geschafft haben. Die mit ihren Familien in gutsituierten Vierteln wohnen und mehr oder weniger erreicht haben, ihren Lebensabend abzusichern. Gerade geht es fast überall darum, in Deutschland ankommenden Flüchtlingen eine Herberge zu bieten. Obwohl sie es sich wohl leisten könnten, müssten die Wohlhabenden nicht einmal etwas von ihrem Ersparten abgeben, um zu helfen. Es würde völlig ausreichen, wenn sie die Geflohenen in ihrer Nachbarschaft willkommen hießen. Sie vielleicht bei den Problemen ihres Alltags unterstützten. Viele tun das tatsächlich auch—und ihnen gebührt Respekt. Immer häufiger werden aber Fälle bekannt, in denen die feinen Nachbarn alles dafür tun, damit sie sich ungestört in ihrem Wohlstand sonnen können. In denen fadenscheinige Argumente gegen Flüchtlingsunterkünfte vorgebracht werden, die häufig den dahinter stehenden Rassismus kaum kaschieren können (Vice).

Rechte Attacke auf Augsburgs Oberbürgermeister

Eine rechtsextreme Gruppierung hat Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl wegen des Verdachts der Untreue angezeigt. Eine solche Pressemitteilung erreichte unsere Redaktion. Von dem plumpen Versuch einer rechten Organisation, sich an Oberbürgermeister Kurt Gribl zu rächen. Am Dienstagabend flatterte ein Schreiben einer rechtsextremen Organisation in den E-Mail-Posteingang der Redaktion – landete zunächst im Spam-Ordner. „OB Gribl wegen Untreue angezeigt“, lautete der Betreff der E-Mail, die von „akmedien“ versandt wurde. Daran angehängt eine Pressemitteilung: Die Gruppierung habe Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl wegen des Verdachts der Untreue angezeigt, teilte sie mit. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittle. Besagte rechtsextreme Organisation ist in mehreren Städten aktiv, entsprang in den 80er Jahren aus dem Umfeld der NPD. So ist der Augsburger Ableger unter dem NPD-Funktionär Roland Wuttke organisiert. Gribl habe „wiederholt und wissentlich rechtswidrige Versammlungsverbote“ ausgesprochen, wird die Anzeige in dem Schreiben begründet. Freilich handelte es sich dabei um rechtspopulistische Aufmärsche der Organisation  selbst. Jedenfalls habe eine spätere Korrektur des Verbots durch das Verwaltungsgericht die Stadtkasse mehrere Tausend Euro gekostet. Gribl habe somit öffentliche Gelder veruntreut. Dazu eben jene Behauptung, die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittle bereits. Sogar ein Aktenzeichen ist angegeben (Stadtzeitung).

Hoyerswerda: Wenige Teilnehmer_innen bei der Kundgebung der Partei "Die Rechte"

Statt der angekündigten 200 bis 400 Teilnehmer haben sich nach Polizeiangaben lediglich 33 Personen am Samstag auf dem Lausitzer Platz in Hoyerswerda bei der Demonstration der rechtsextremen Partei "Die Rechte" eingefunden, um die Ausführungen der ehemaligen Bautzener NPD-Stadträtin Daniela Stamm zu hören. Nach der zehnminütigen Ansprache der Initiatorin löste sich die Kundgebung bereits auf (lr).

Rassismus-Eklat im Göttinger Studierenden-Parlament

Eigentlich war alles schon abgesprochen bei der konstituierenden Sitzung des Studierendenparlaments am Donnerstag. Die Koalition aus ADF (Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Fachschaften), RCDS (Ring Christlich Demokratischer Studenten) und der Hochschulgruppe der Satirepartei Die Partei war beschlossene Sache. Unterdessen kam es bei der Befragung des alten AStA zu einem Rassismus-Eklat. Als die scheidende AStA-Vorsitzende Elena Hammoud berichtete, dass während ihrer Amtszeit ein AStA-Kollege geäußert habe, sie könne sich ihre „Pflicht in ihren islamischen Arsch schieben“, sorgte dies in den Reihen des RCDS für Belustigung. Im darauf folgenden Tumult ruderte der RCDS zwar zurück, aber der Schaden war bereits da. „Insbesondere die Fraktionen, die mit dem RCDS erneut eine AStA-Koalition eingehen wollen, sollten sich überlegen, ob dieses Verhalten ihrem Verständnis von Demokratie und Toleranz entspricht“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Jusos. Infolgedessen wurde die Sitzung um 1 Uhr nachts vertagt – ohne gewählten AStA. Die Partei ist sich mittlerweile gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich mit dem RCDS koalieren will (Göttinger Tageblatt).

Güntersen: Ein Dorf setzt Zeichen gegen "Die Rechte" und Hells Angels

Bunt statt Braun, Vielfalt statt Rassismus: Mit einem Frühlingsfest haben die 500 Einwohner von Güntersen und viele Gäste am Samstag ein Zeichen gesetzt. Und das reicht weit über Südniedersachsen hinaus. Der Dirigent des Göttinger Symphonie-Orchesters, Christoph-Mathias Mueller, brachte es am eigenen Beispiel auf den Punkt: Das Arbeiten und Erleben in einem Orchester mit Musikern aus 23 Nationen ersticke jeden Rassismus im Keim. Das strahle in die Familien und die Gesellschaft aus. Von daher sei es eine Selbstverständlichkeit für das Orchester, das Frühlingsfest zu unterstützen (hnaGöttingerTageblatt).

Friedlich: 20 NPD-Anhänger, 180 bei Gegendemo in Peine

Friedlich und ohne Zwischenfälle sind die Versammlung der NPD mit etwa 20 Anhängern und die Gegendemonstration des Peiner Bündnisses für Toleranz mit gut 180 Teilnehmern am Sonnabend auf dem Peiner Marktplatz verlaufen (paz).

Singen: Krawalle bei Demonstration gegen NPD-Kundgebung

Mit massivem Einsatz hunderter Polizisten wurde am Samstag die Durchführung einer NPD-Kundgebung in der Singener Innenstadt gewährleistet. Dabei kam es zu heftigen Krawallen zwischen Aktivisten linker Gruppen und Polizeikräften. Fünf Personen wurden vorläufig festgenommen. Die Polizei meldet zwei verletzte Beamte, auch mehrere Demonstranten trugen Blessuren davon. Dort, wo sonst die Stadtbusse halten, sammelten sich Hunderte Teilnehmer gleich mehrerer Kundgebungen. 20 Gruppen und Organisationen aus dem linken Spektrum hatten zum Protest aufgerufen, zudem organisierte der Gewerkschaftsbund DGB einen Marsch durch die Haupteinkaufsstraße Singens zum Bahnhof. Dort trafen dann am frühen Nachmittag auch rund 30 Sympathisanten der NPD ein, die von einer vielfachen Zahl an Polizisten betreut und später geschützt wurden (Südkurier).

Untersuchungsbericht über Ferguson: Justizministerium kritisiert Rassismus bei der Polizei

Die tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf einen schwarzen Teenager in Ferguson lösten heftige Proteste aus. Die Justizbehörde untersuchte daraufhin die Arbeit der Polizei in der Stadt. Jetzt wurden erste Ergebnisse bekannt. Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Polizei in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri habe seit Jahren vor allem schwarze Autofahrer angehalten - und dadurch zu einer Atmosphäre der rassistischen Feindseligkeit beigetragen. Dies habe letzten Endes zu den tödlichen Schüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown geführt. Das legt ein Bericht des US-Justizministeirums nahe, über den die "New York Times" ("NYT") berichtet. (Spiegel).

Dienstag: Rechte Demo vor NSU-Prozess in München

Unter dem provokanten Motto „Schluss mit dem NSU-Schauprozess – Freiheit für Ralf Wohlleben“ hat die Partei „Die Rechte“ für kommenden Dienstag, 3. März, eine Kundgebung vor dem Oberlandesgericht angemeldet. Das Münchner Bündnis gegen Naziterror und Rassismus ruft deshalb zu Gegenprotesten auf (Merkur Online).

Kampf gegen "Ageism": Madonna: Altersdiskriminierung ist so böse wie Homophobie

Die 56-jährige Diva ist sauer: Ständig muss sie sich dumme Witze über ihr Alter anhören und wird aufgefordert, sich wie eine Pensionistin in Wartestellung zu verhalten – davon will sie aber nichts wissen. Dem Magazin "Rolling Stone" hat Madonna jetzt ihr Herz ausgeschüttet: Sie ist sauer, dass ihr – ebenso wie vielen anderen älteren Frauen – ständig geraten wird, sich nicht "zu jung" zu verhalten. Sie hält das für Altersdiskriminierung einer nach wie vor sexistischen Gesellschaft, da Männern dieser Vorwurf viel seltener gemacht werde. Und sie vergleicht diesen "Ageism" mit Homosexuellenfeindlichkeit und Rassismus: Niemand würde es wagen, eine entwürdigende Bemerkung über Schwarze abzugeben oder entwürdigende Bemerkungen auf Instagram darüber zu verlieren, dass jemand schwul ist. Aber über mein Alter wird immer wieder etwas Entwürdigendes gesagt. Und ich denke mir immer: Warum wird das akzeptiert? Was ist der Unterschied zwischen dieser Aussage und Rassismus oder jeder anderen Art von Diskriminierung? Ich werde nach meinem Alter beurteilt. Das verstehe ich nicht, so oft ich es auch versuche. Frauen wird nämlich, wenn sie ein bestimmtes Alter erreichen, generell verboten, sich in einer bestimmten Weise zu verhalten. Aber ich befolge diese Regeln nicht. Ich hab das nie getan und werde jetzt nicht damit anfangen." (queer.de)

Die Vermessung des Linksextremismus

Eine neue Studie zum Thema Linksextremismus soll belegen, dass linksextreme Einstellungen in Deutschland weit verbreitet sind. Demnach gibt es Millionen Revolutionäre in Deutschland. Nicht nur solche Ergebnisse, auch manche Behauptungen und Definitionen der Autoren der FU Berlin werfen Fragen auf (publikative.org).

Eisbären laden Flüchtlinge zum Schlittschuhlaufen ein

Die Eisbären Berlin haben am Samstag Bewohner aus fünf Berliner Flüchtlingsheimen zum Eislaufen in die Arena am Ostbahnhof eingeladen. «Die Aktion basiert auf einer Idee der 'Initiative Eishockeyfans für Toleranz'», erklärte EHC-Pressesprecher Daniel Goldstein, «wir haben sofort unsere Bereitschaft erklärt und nach einem geeigneten Termin gesucht.» Mit einigen Flüchtlingsunterkünften steht der Rekordmeister der Deutschen Eishockey Liga schon seit längerer Zeit in Kontakt (Welt).

Oberberg: Waldorfschüler und Asylbewerber schwangen den Farbpinsel

Die Zwölftklässler der Freien Waldorfschule Oberberg haben sich um die Verschönerung des Asylbewerberheims in Wallefeld gekümmert – Gemeinsam mit den Bewohnern und vielen Helfern wurden die Räumlichkeiten neu gestrichen (oberberg-aktuell.de).

Basketball: Kangaroos werden übelst rassistisch beschimpft

Eine unglückliche 82:89 (66:66, 30:44)-Niederlage nach Verlängerung musste die BG Topstar Leitershofen/Stadtbergen am Samstagabend in der 1. Basketball-Regionalliga Südost beim VfL Treuchtlingen hinnehmen. Viel schlimmer: Im Hexenkessel der mit 700 Zuschauern besetzten Halle mussten die Leitershofer auch übelste rassistische Beschimpfungen hinnehmen. (Augsburger Allgemeine).

AfD-Chef Bernd Lucke will die Rechtsaußen-Stimmen auch: "Der Islam ist fast allen Deutschen fremd"

AfD-Vorstandssprecher Bernd Lucke hat sich kritisch zum Islam in Deutschland geäußert. "Der Islam ist den meisten, ich würde sagen, fast allen Deutschen fremd", sagte der Europaabgeordnete beim NRW-Landesparteitag in Kamen: "Diese Fremdheit kann man nicht wegreden", so Lucke. Bereits am Samstag hatten die AfD-Delegierten mit großer Mehrheit ein generelles Minarett-Verbot in Deutschland gefordert. Am Sonntag ruderte die Partei mit einem Dringlichkeitsantrag aber wegen verfassungsrechtlicher Bedenken wieder zurück. Die ebenfalls am Vortag beschlossene Forderung nach einem Burka-Verbot blieb jedoch bestehen. Die Beschlüsse des AfD-Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen sind von besonderer Bedeutung auch für die Bundespartei, da die "Alternative für Deutschland" dort mit etwa 4200 Mitgliedern den größten Landesverband stellt (Spiegel). Die Welt berichtete derweil, dass AfD-Chefin Petry Luckes Zorn fürchten muss. In diesem Jahr wolle sich die AfD programmatisch festlegen: Soll sie national-konservativ oder marktliberal sein? Den drohenden Machtkampf dürfte Petry gegen den mächtigen Vorsitzenden Lucke verlieren, meint Die Welt. Traurige Nachrichten dagegen in der Sächsischen Zeitung: Der Machtkampf ihrer Parteispitze hat der AfD weniger geschadet als einige führende Mitglieder erwartet hatten. Seit Monatsbeginn stieg die Zahl der Parteimitglieder um rund ein Prozent auf 21 060. Damit lag das Plus ungefähr auf dem Niveau der vergangenen Monate. Der turbulente AfD-Parteitag in Bremen sorgte allerdings für mehr Fluktuation als gewöhnlich in der Mitgliederstatistik. „Wir haben nach dem Parteitag viermal mehr Austritte und Eintritte als sonst verzeichnet“, sagte ein Sprecher der Partei der Deutschen Presse-Agentur (sz-online).

NSU-Mord in Kassel: Temme war sich selbst ein Rätsel

Neue Telefonprotokolle werfen alte Fragen zur Rolle des Verfassungsschützers Andreas Temme im Kasseler NSU-Mordfall auf: Was tat er am Tatort? Kann er Halit Yozgats Leiche übersehen haben? Um das zu klären, erwog Temme den Einsatz eines Psychologen (hr).

Shitstorm auf Journalistin  nach AfD-Bericht

Nach einem kritischen Beitrag über den AfD-Politiker Ludwig Flocke wird eine Redakteurin der "Bergedorfer Zeitung" im Internet massiv angegangen - nachdem das islamfeidliche Portal PI-News ihre Emailadresse veröffentlicht hatte (taz). 

Fußballfans gegen Homophobie e.V.: "Unterstützung, Mitbestimmung und Transparenz"

Wir haben uns gewundert, warum die Fußballfans gegen Homophobie eigentlich ein Verein sind und was es bringt, eine Fankampagne zu institutionalisieren. Also haben wir diese Fragen an Christian Rudolph, einen der Gründer der Kampagne, gestellt. Und über die Kritik am Begriff "Homophobie" diskutiert (fgn).

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