02.01.2015 ... Presseschau

Nach den Rechten sehen: Nach Neujahrsansprache der Kanzlerin: AfD-Vize Gauland verteidigt Pegida gegen Merkel-Kritik +++ Pegida-Anschlag auf Piraten-Büro in Berlin +++ Schwarze Deutsche vom Schneeberger Markt wird Gewaltopfer

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

Nach Neujahrsansprache der Kanzlerin: AfD-Vize Gauland verteidigt Pegida gegen Merkel-Kritik

Angela Merkel hat die Pegida-Märsche in ihrer Neujahrsansprache scharf verurteilt - nun springt die AfD der Anti-Islam-Bewegung bei: Laut Vize-Parteichef Gauland verurteile die Kanzlerin "Menschen von oben herab". Wenn in Dresden die sogenannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) marschieren, sind auch viele Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) dabei. Mitte Dezember war beispielsweise Vize-Parteichef Alexander Gauland nach Sachsen gereist und mitgelaufen. Rechte Parolen will er dort nicht bemerkt haben, wie er im Interview mit SPIEGEL ONLINE versicherte. Im Gegenteil: Er habe "keine Probleme" mit der Teilnahme von AfD-Leuten. Sehr wohl ein Problem hat er dagegen offenbar mit der Kritik der Kanzlerin an den Aufmärschen, bei deren letzter Auflage in Dresden mehr als 17.000 Menschen zusammengekommen waren. Angela Merkel warnt in ihrer Neujahrsansprache für ihre Verhältnisse ungewöhnlich deutlich vor "Hass und Kälte" bei vielen Teilnehmern der Demos. Das passt Gauland nicht. Über Merkel sagte er an diesem Mittwoch: "Sie verurteilt Menschen von oben herab, die sie gar nicht kennt." Die Kritik der Kanzlerin an den Kundgebungen werde der Protestbewegung noch mehr Zulauf als bisher bescheren, so der AfD-Politiker. Gaulands Pro-Pegida-Kurs ist in der eigenen Partei durchaus umstritten. Offen hatte dieser zuletzt gesagt: "Wir sind die natürlichen Verbündeten dieser Bewegung." Das sieht Hans-Olaf Henkel, ebenfalls AfD-Vize, anders. Er warnt ausdrücklich vor einer Zusammenarbeit mit Pegida (Spiegelonline). Auch Bernd Lucke schloss sich inzwischen der Kritik an (stern.de).

Pegida-Anschlag auf Piraten-Büro in Berlin

Auf das Büro der Berliner Piratenpolitiker Martin Delius und Simon Weiß hat es am 31.12.2014 eine Attacke mit offenbar rechtem politischen Hintergrund gegeben. Die Scheiben des Büros in der Berliner Uhlandstraße waren in der Nacht mit dem Schriftzug »Linksfaschisten stoppen. Pegida« beschmiert worden. Die Abgeordneten stellten inzwischen Strafanzeige bei der Berliner Polizei (ND).

Schwarze Deutsche vom Schneeberger Markt wird Gewaltopfer

Im Advent sorgte sie auf dem Schneeberger Weihnachtsmarkt für einen Hauch Exotik, nun ist die gebürtige Kenianerin, die im Erzgebirge gekochtes Krokodilfleisch servierte, offenbar Opfer einer rassistischen Gewaltattacke geworden. In der Nacht zum 21. Dezember soll die 39-Jährige, die im Landkreis Zwickau wohnt, in einer Glauchauer Disco ins Gesicht geschlagen und rassistisch beleidigt worden sein. Beim Täter soll es sich um einen Meeraner NPD-Funktionär handeln, der im Zwickauer Landkreis ein Kreis- und Stadtratsmandat innehat. Nun ermittelt die Polizei gegen Patrick Gentsch, Jahrgang 1976, wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Beleidigung. Gentsch soll zum Zeitpunkt des Übergriffs auf die Frau, die seit zehn Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, alkoholisiert gewesen sein (Freie Presse; Achtung, Sprache des Artikels ist leider selbst problematisch).

Silvester-Bilanz für Dortmund: Neonazis bewerfen Polizisten mit Böllern

Ein Einsatz in Dorstfeld hatte relativ harmlos begonnen. Am Ende nahmen Polizisten einen 24-jährigen Neonazis in Dorstfeld vorübergehend in Gewahrsam. Zunächst ging es am Wilhelmplatz in Dorstfeld um ein brennendes Fahrrad. Als eine Streife eintraf, wurden die Polizisten von einer Gruppe von 15 bis 20 Personen sofort mit Feuerwerkskörpern  beworfen. "Verletzt wurde zum Glück niemand", berichtete die Polizei am Donnerstagnachmittag. Mit Verstärkung konnte die Polizei die Lage beruhigen. Der vorübergehend in Gewahrsam genommenen 24-Jährige ist eindeutig der Naziszene zuzurechnen. Der Staatsschutz ermittelt (RuhrNachrichten)

Brand-Erbsdorf (Sachsen): Übergriff auf Flüchtlingsheim mit Böllern

Unbekannte haben mit einem selbst gebauten Böller ein Asylbewerberheims im mittelsächsischen Brand-Erbisdorf attackiert - die Ladung explodierte der Nacht zum 31.12.2014 lautstark und zerstörte zwei Scheiben an dem Gebäude, teilte die Chemnitzer Polizei mit. Verletzt wurde niemand. Die Täter hatten den Sprengsatz aus einem Auto heraus auf das Grundstück geworfen. Der Staatsschutz ermittelt und hofft auf hilfreiche Zeugenhinweise (NDmopo24).

Erneut Anschlag auf Moschee in Schweden - dritter in 2 Wochen

In Schweden ist am frühen Neujahrsmorgen schon wieder ein Brandanschlag auf eine Moschee verübt worden. Der Vorfall in Uppsala rund 70 Kilometer nördlich von Stockholm ist der dritte dieser Art innerhalb von nicht einmal zwei Wochen (inFranken.deFocus).

Neonazis von "Der III.Weg" als Weihnachtsmänner in Wiesbaden unterwegs

Braune Weihnachtsmänner in Wiesbaden: Eine rechte Partei hat dort kurz vor Weihnachten Geschenke verteilt - und versucht so unbemerkt rechte Propaganda zu lancieren. Als Andrea B. (Name von der Redaktion geändert) am 21. Dezember mit Kindern und Freunden über den Wiesbadener Sternschnuppenmarkt bummelt, drückt ihnen ein Weihnachtsmann ein Päckchen mit Plätzchen und einigen gefalteten Blättern in die Hand. Lediglich „Wir wünschen Ihnen ein frohes Fest“ ist durch die Klarsichtfolie zu lesen. Erst zu Hause sieht B., dass auf dem Papier unter anderem von „Multi-Kulti-Umerziehern“ die Rede ist und von der „Besinnung auf die eigene Herkunft“. Der Weihnachtsmann war im Auftrag der Partei „Der Dritte Weg“ unterwegs, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wird. Bekannt ist die Partei vor allem in Bayern und Rheinland-Pfalz (FR).

Geplante Pegida-Aufmärsche und Proteste aktuell

In mehreren Städten sind im Januar Aufmärsche von Pegida-Ablegern angekündigt – und vielerorts regt sich bereits Widerstand dagegen. Ein Überblick aus dem ND

Am 5. Januar hat das Pegida-Netzwerk erneut einen Aufmarsch in Dresden geplant. Der »Spaziergang« soll um 18.30 Uhr an der Cocker-Wiese starten. Das Bündnis »Dresden Nazifrei« hatte angekündigt, für den 5. Januar keine Demonstration oder eine andere große Aktion zu organisieren. Ebenfalls am 5. Januar soll es in München einen rassistischen Spaziergang geben, angemeldet worden ist offenbar eine Demonstration unter dem Motto »Meinungsdiktatur – nein danke«. Erwartet werden 100 bis 200 Teilnehmer.

In Köln hat der Pegida-Ableger Ködiga für den 5. Januar einen Aufmarsch angekündigt. Das Bündnis »Köln gegen rechts« will versuchen, diese Demonstration zu verhindern – Motto: »Pegida? Läuft nicht in Köln!« Man könne »durch entschlossene und vielfältige Blockaden« den Aufmarsch stoppen, heißt es hier. Für Köln rufen auch türkische NGOs zur Gegendemonstration auf (dunia-blog).

Am 5. Januar wird in Rostock das Bündnis »Rostock nazifrei« gegen die Pegida-Bewegung protestieren. Eine Woche später, am 12. Januar, will der örtliche Ableger des islamfeindlichen und rassistischen Bündnisses aufmarschieren.

Am 10. Januar will in Bautzen die Partei »Die Rechte« aufmarschieren. Dagegen ruft das Bündnis »Bautzen stellt sich quer!« zu Protesten auf.

In Lingen hat das »Forum Juden-Christen Altkreis Lingen« am 12. Januar zu einer Demonstration aufgerufen, um »ein machtvolles Zeichen des Mutes und der Ermutigung gegen dumpfe und unüberlegte Affekte« sowie gegen die Pegida-Aufmärsche zu setzen.

In Leipzig sind aus Protest gegen den für den 12. Januar geplanten Aufmarsch des Pegida-Ablegers gleich sieben Gegenaktion angemeldet. Siehe unter anderm hier.

Anti-Pegida-Demo in Stuttgart und Mannheim geplant

Gegner der Anti-Islam-Bewegung Pegida gehen im Januar auch im Südwesten auf die Straße. Dabei bekommen sie Unterstützung auch aus der Politik. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigte das Engagement vieler Bürger für Flüchtlinge. Am 5. Januar soll es am Stuttgarter Schlossplatz eine Protestdemonstration gegen Fremdenfeindlichkeit geben, am 17. Januar wird eine Kundgebung in Mannheim organisiert. Die Bürgerinitiative «Die AnStifter» in Stuttgart teilte im sozialen Netzwerk Facebook mit, es sei höchste Zeit, ein deutliches Zeichen zu setzen. Der Geschäftsführer der «AnStifter», Fritz Mielert, berichtete, die Kundgebung sei für 1000 Teilnehmer angemeldet. Rund 40 Organisationen unterstützen die Demo den Angaben nach. Wie groß sie werde, sei aber bislang noch schwer abzuschätzen. Im Netz ist zu lesen, dass auch eine Stuttgarter Gruppe von Pegida eine Demonstration in der Landeshauptstadt plant. Eine Anmeldung dazu liege der Stadt nicht vor, sagte ein Sprecher der Stadt am Mittwoch. Bei der Mannheimer Demo unter dem Motto «Flüchtlinge Willkommen - Für Vielfalt statt Hass und Angst!» rechnete der Grünen-Stadtrat und Mitinitiator Gerhard Fontagnier zuletzt mit rund 3000 Teilnehmern (pznews).

Umfrage: 29 Prozent der Deutschen sympathisieren mit der Pegida-Bewegung

Noch würden erst 13 Prozent der Deutschen nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag des stern an Protesten gegen Islamisierung teilnehmen, wenn diese nahe an ihrem Wohnort stattfindet. Am ehesten wären dafür AfD-Anhänger bereit (45%), aber auch 26 Prozent Anhänger der Linken. Das passt nicht zur offiziellen Politik der Linkspartei, gut möglich, dass hier eine Abwanderung in die rechtspopulistischen Ecken stattfindet. Die AfD stärkt jedenfalls weiter Pegida und versucht, diese als Bewegung für die Partei zu nutzen. Für eine Partei, die explizit gegen den Islam in Deutschland kämpfen will, würden sich sogar mittlerweile 10 Prozent bei einer Wahl entscheiden. Das macht deutlich, dass der mit Ausländerfeindlichkeit gepaarte Antiislamismus, der bislang in Deutschland nur ein Randphänomen war, politisch wirkmächtig wird. Die AfD könnte sich veranlasst fühlen, den Antiislamismus auszubauen, wenn 57 Prozent ihrer Anhänger sich vorstellen könnten, eine Anti-Islam-Partei zu wählen. In Ostdeutschland ist die Tendenz mit 15 Prozent größer als in Westdeutschland, was ein Stück weit auch Dresden erklären kann. Dass sich auch 16 Prozent der Anhänger der Linken vorstellen können, eine Anti-Islam-Partei zu wählen, sollte dort für Alarm sorgen. Zwar finden 67 Prozent noch, dass die Gefahr der Islamisierung übertrieben sei, aber 29 Prozent sind bereits der Meinung, "der Islam habe auf das Leben in diesem Land einen so großen Einfluss, dass Protestmärsche wie die Pegida-Montagsdemos in Dresden gerechtfertigt seien". Dieser Auffassung sind 71 Prozent der Anhänger der AfD, so dass die Partei mit der Pegida-Bewegung zu verschmelzen scheint (Telepolisstern.deSpiegelonline). Interssant auch: Die AfD profitiert nicht von der Debatte über Zuwanderung. Alle reden über Zuwanderung, Asylbewerber und Pegida. Doch auf die Sympathiewerte der Parteien hat das keinen Einfluss. Zum Leidwesen der AfD (stern.de).

Frankfurt: Fröhlicher Protest gegen Fragida

An einer Silvester-Demonstration gegen den lokalen Pegida-Ableger Fragida nehmen nur wenige Menschen teil. Fragida ist bislang nur im Internet aktiv, verzeichnet auf Facebook allerdings bereits knapp 2800 „Likes“. Etwa 90 Menschen haben nach Schätzungen der Polizei die Silvesternacht dazu genutzt, um tanzend und friedlich feiernd gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren. Gegen 22 Uhr versammelten sich die Teilnehmer der Demonstration zunächst am Willy-Brandt-Platz, um Plakate und Banner zu bemalen und ausgelassen zu elektronischer Musik zu tanzen, die von auf einem Laster montierten Boxen dröhnte. Gegen 1 Uhr setzte sich die Demo unter dem Motto „Nein zu Rassismus und Fragida“ dann in Richtung Innenstadt in Bewegung. Der Zug endete nahe der Honsellbrücke (FR).

Experte vor Demo: „Das Ruhrgebiet ist eine HoGeSa-Hochburg“

Rechtsextremismus-Experte Olaf Sundermeyer war Augenzeuge bei drei Hooligan-Demos und weiß, warum bei der Kundgebung in Köln die Gewalt eskalierte. „Dort herrschte unter den Demonstranten eine totale Euphorie, sie haben gemerkt, dass die Polizei sie gewähren lässt. Allen Beobachtern war damals klar: Das knallt heute.“ Und so kam es auch: Entfesselte Schlägertruppen stürzten einen Einsatzwagen um und verletzten 50 Polizisten. Nun läuft es auf einen „heißen“ Sonntag in Essen hinaus: Bei der für den 18. Januar geplanten „HoGeSa“-Demonstration direkt vor dem Essener Hauptbahnhof werden gewaltbereite Hooligans, Neonazis und Rechtsextreme nicht unter sich bleiben. Das antifaschistische Bündnis „Essen stellt sich quer“ hat am Dienstag eine Gegendemonstration angemeldet. (WAZ).

Aufmarsch in Hörde: Neonazis von "Die Rechte" erfahren großen Gegenprotest

Neonazis demonstrieren an Silvester: Die Partei ´"Die Rechte" ist am Mittwochmittag durch Hörde marschiert. Bei Kundgebungen erfuhren sie deutlichen Protest ihrer Gegner - darunter viele Hörder Bürger. (Ruhr Nachrichten)

Zweibrücken: Strafbefehle gegen Neonazi-Kameradschaft „Nationaler Widerstand“

Die Zweibrücker Staatsanwaltschaft hat zwei Mitgliedern der Neonazi-Kameradschaft „Nationaler Widerstand“ Strafbefehle geschickt. Es geht um die illegale öffentliche Verwendung eines Symbols in NS-Anmutung. Ob es zur Verhandlung kommt, entscheidet jetzt das Amtsgericht Zweibrücken. Hintergrund: Am 19. September hatten die Neonazis in Zweibrücken ihr Symbol „Bombe fürs System“, einen Adler in NS-Ästhetik, der eine Fliegerbombe in seinen Klauen trägt, öffentlich gezeigt. Bei einer „Mahnwache gegen linke Gewalt“ prangte es auf einem Transparent. Städtische Mitarbeiter sammelten dieses ein und erstatteten Anzeige. Die Zweibrücker Staatsanwaltschaft wirft dem Versammlungsleiter nun „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ und „Verstoß gegen das Versammlungsgesetz“ vor (SaarbrückerZeitung).

Pressefreiheitsorganisation verurteilt mutmaßlich rechte Übergriffe auf Fotografen und Lokalreporter

Die Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen verurteilt den Brandanschlag auf das Auto eines Berliner Fotojournalisten am vergangenen Wochenende. Da der Reporter regelmäßig Drohungen von Neonazis erhalte und sein Auto in diesem Jahr schon einmal das Ziel eines Anschlags war, sei ein rechtsextremistischer Hintergrund wahrscheinlich. Schon beim ersten Brandanschlag auf das Auto des Fotojournalisten im April sei parallel ein parallelen Anschlag auf das Fahrzeug einer gegen Rechtsextremisten aktiven Lokalpolitikerin verübt worden, erinnert Reporter ohne Grenzen. Die deutsche ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff in einer Aussendung: "Dass ein Journalist, der kritisch über die Aktivitäten von Neonazis berichtet, offensichtlich wiederholt mit solchen Taten eingeschüchtert werden soll, ist unerträglich. Staatsanwaltschaft und Polizei müssen alle Anstrengungen unternehmen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und weitere Wiederholungstaten zu verhindern." (DerStandardBerliner Kurier).

"Lügenpresse": So schürt Pegida den Hass auf die Medien

Sie skandieren "Wir sind das Volk!", sorgen sich um die Zukunft Deutschlands - und beschimpfen Teile der Medien als "Lügenpresse": Viele Pegida-Anhänger stört offenbar nicht nur die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes, sondern auch das, was Journalisten dieser Tage über ihre Bewegung schreiben. Während es bei den Demonstrationen in Dresden anfangs nur um Salafisten ging, ist jetzt praktisch jeder im Visier der Pegida-Anhänger: Muslime, Ausländer, Flüchtlinge - und die Medien. Besonders erschreckend dabei sind die Berichte über das, was Journalisten in den vergangenen Wochen widerfahren ist (huffingtonpost).

Ex-Minister Niebel zeigte antisemitische Hetze an - Berliner Staatsanwaltschaft tat nichts

»... hiermit erstatte ich Anzeige in allen rechtlich relevanten Punkten, insbesondere wegen Volksverhetzung«. So stand es in einer Mail, die am 26. Juli dieses Jahres bei der Berliner Staatsanwaltschaft einging. Absender war Dirk Niebel, einst Minister in der schwarz-gelben Merkel-Regierung. Der FDP-Mann, jetzt Unternehmer, hatte auf seiner Facebook-Seite einen fremden Kommentar gefunden, in dem gefordert wurde, die »Drecks Juden« sollten alle »verrotten«. Um den Ermittlern zur Hand zu gehen, fügte Niebel eine Kopie an. Auf der ist der Facebook-Name des Absenders deutlich. Am 18. Dezember meldete sich die Staatsanwaltschaft - und Niebel wollte seinen Augen nicht trauen. In dem Brief stand, dass die Ermittlungen eingestellt worden seien. »nd« fragte nach bei der Staatsanwaltschaft. Dort hieß es, man habe die Ermittlungen eingestellt, »weil kein Täter ermittelt werden konnte«. Auf erneute Nachfrage war zu hören, es habe keine Vernehmung des Beschuldigten gegeben, weil diesem Benutzernamen »keine real existierende Person« zugeordnet werden konnte. Das muss - gelinde gesagt - verwundern, denn der Mann mit den Hetzsprüchen hat selbst einen Facebook-Account, zeigt sich auf Fotos in der Öffentlichkeit, postet seine Aufenthaltsorte. Die Auskunft der Staatsanwaltschaft verwundert auch deshalb, weil sie gegenüber Niebel behauptete, der oder die Beschuldigte bestreite den »zur Last gelegten Sachverhalt«. (ND)

Antisemitismus: Wigan-Besitzer sechs Wochen gesperrt

Dave Whelan (78), Besitzer des englischen Fußball-Zweitligisten Wigan Athletic, ist vom englischen Fußball-Verband FA wegen seiner antisemitischen Äußerungen in einem Zeitungsinterview für sechs Wochen von allen den Fußball betreffenden Aktivitäten ausgeschlossen und mit einer Geldstrafe in Höhe von rund 65.000 Euro belegt worden. Whelan hatte seinen neuen Teammanager Malky Mackay (42) verteidigen wollen, der selbst wegen angeblich homophober Ansichten im Zwielicht steht - dabei verhedderte sich der 78-Jährige in mehr als nur unglücklichen Aussagen. „Gieren Juden stärker nach Geld als andere Menschen? Ich denke, sie sind sehr gerissen“, sagte Whelan dem Guardian: „Die Juden mögen es nicht, Geld zu verlieren. Niemand mag das.“ (FocusWelt).

#Fail: Paul Hampel – der "Islamversteher" von der AfD

Niedersachsens AfD-Landeschef Paul Hampel outet sich in einer Pressemitteilung als Islamversteher der besonderen Art. Zur Überlegung des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD), über die Einführung muslimischer Feiertage nachzudenken, hat er sich seine ganz eigenen Gedanken gemacht. Hampels Äußerungen, offenbar ironisch gemeint, klingen streckenweise wie Realsatire. „Schon Weils Vorgänger (Christ)ian Wulff galt als Wegbereiter morgenländischer Tradition“, formuliert der niedersächsischen Landeschef der Alternative für Deutschland in einer Pressemitteilung und merkt an, von Ramadan und Opferfest würden nicht nur Supermärkte und Kaufhausketten profitieren. Auch Landwirte, „die nur noch fix auf Schafzucht umsatteln müssten“, wären im Geschäft. „Auch mit der Aufhebung des Kopftuchverbotes ließe sich geschäftlich was anfangen“, meint Hampel feststellen zu müssen. „Wie wäre es mit dem praktischen Baumwolldreieck mit Landschaftsmotiven von Harz, Elbe, Friesischen Inseln oder Wesermarsch." (NOZ).

Unser Führer: Horst Seehofer

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, die Bayern. Ein Rückblick auf das glorreiche CSU-Jahr 2014. München, Heidemannstraße, Mitte Oktober 2014: In der Bayernkaserne, dem Erstaufnahmelager für Flüchtlinge, funktioniert bald gar nichts mehr. Dutzende von Flüchtlingen lagern unter freiem Himmel, bekommen oft nicht mal eine Decke. Was ist eigentlich los in Bayern? War das Ergebnis der letzten Landtagswahl eine Dreier-Koalition aus AfD, NPD und Reps? Die als erstes den berüchtigten Satz aus der Asyldurchführungsverordnung, der erst im Juli 2013 nach langem Hin und Her vom Landtag gestrichen wurde, wieder zur Geltung gebracht haben? Der Satz lautet: „Die Unterbringung der Asylbewerber soll die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern.“ Wenn man die himmelschreienden Szenen auf dem Areal der Bayernkaserne gesehen hat, kann man nur sagen: Dieses zynische Ziel, die Rückkehrbereitschaft der Flüchtlinge zu fördern, ist so ziemlich das einzige, was hier erkennbar erreicht wird. Jetzt hieß der Sieger der Landtagswahl aber weder AfD noch NPD noch Reps, sondern CSU (Regensburg Digital).

Österreich: Breites Bündnis und Demo gegen rechten Burschenbundball in Linz

Das Bündnis "Linz gegen Rechts", dem über 60 Organisationen angehören, ruft am 10.01.15 zu Demonstration gegen zeitgleich stattfindenden Burschenbundball auf. In wenigen Tagen am Samstag, dem 10. Januar, eröffnet der Burschenbundball im Linzer Palais des Kaufmännischen Vereins die rechtsextreme Ballsaison im Jahr 2015. Die Burschenschaft Arminia Czernowitz, die maßgeblich an der Durchführung des Balls beteiligt ist, gehört laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes auch innerhalb der Burschenschaften klar dem extrem rechten Flügel an. Neben rechtsextremen Burschenschaftern und etlichen FPÖ-PolitikerInnen dürften wohl auch diesmal wieder Persönlichkeiten aus konservativen Kreisen auf der Gästeliste stehen. Die Teilnahme reichte in den vergangenen Jahren von Landeshauptmann Pühringer bis hin zu VertreterInnen der Johannes Kepler Universität Linz (ots.at).

Pegida und die Mahnwachenbewegung: Dasselbe in Braun

Pegida und die Mahnwachenbewegung sind nur zwei Flügel derselben völkischen Bewegung. ie wenigsten Dummen sind so dumm, dass sie nicht zumindest ahnen oder befürchten würden, dass sie etwas übersehen haben könnten bei ihrer Erklärung der Welt. Es bedarf des Schutzes der Masse und eines ganz besonders Dummen, der dazu noch schamlos ist und die Öffentlichkeit sucht, dann erst trauen sich auch die Normal-dummen aus ihrer Deckung. Die Montagsmahnwachen mitsamt Esoterikern, Verschwörungsideologen und dubiosen Reichsbürgern hatten den Mumm, ihre Dummheit zur Schau zu stellen. Hooligans und Pegida-Rassisten folgten. Das Jahr 2014 war das Jahr, in dem die Vollpfosten auf die Straße gingen (JW).

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