ProFans beobachtet zunehmende Vereinnahmung des Themenkomplexes Fankultur durch Rechtsextreme
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"So etwas hat mit Fankultur nichts zu tun"

In einer Stellungnahme beklagt ProFans die zunehmenden Versuche von Neonazis, das Thema Fankultur zu besetzen. Gleichzeitig appelliert das Bündnis auch an Vereine, Verbände und Politik, sich dieses Problems ernsthafter anzunehmen. Wir dokumentieren das Positionspapier auf unserer Seite.

Von ProFans

ProFans beobachtet zunehmende Vereinnahmung des Themenkomplexes Fankultur durch Rechtsextreme

Mit Sorge beobachtet das Bündnis ProFans einen Trend, der sich im Zuge der Sicherheitsdiskussionen entwickelt und mittlerweile intensiviert hat. Es ist schon schlimm genug, dass wieder vermehrt rechte Strukturen in deutschen Fankurven wahrgenommen werden müssen, die sich durch die beinahe ausschließliche öffentliche Fokussierung auf die Themen Ultras, Pyrotechnik und Sicherheit im Stillen prächtig entwickeln konnten. Dazu kommt nun, dass sich in letzter Zeit durch den Hype rund um die Sicherheitsdebatte und die damit einhergehende Beschneidung der Fankultur, auch Rechtsextremisten dieser Problematik annehmen, um auf diese Art und Weise Zulauf zu bekommen. Neonazis haben die "Solidarisierung" mit den aktiven Fans entdeckt und nutzen das Thema Fankultur nun für ihre Zwecke, um junge Fans zu ködern. Ganz nach dem Motto: "Die da oben sind gegen euch, aber wir sind auf eurer Seite."

ProFans hatte bereits im Frühjahr zu einer solchen Einmischung seitens der NPD besorgt Stellung bezogen. Inzwischen ziehen andere nach. Auf den erneuten Anlass, die Aufmerksamkeit auf diese Problematik zu richten, wird ProFans hier nicht näher eingehen, um nicht auch noch Werbung für die erneuten Versuche der Einflussnahme auf Fußballfans durch Rechtsextreme zu machen.

Dabei war das Thema Fankultur für rechte Kreise in der Vergangenheit alles andere als interessant. "Weder beteiligten sie sich an den Stehplatzkampagnen der Neunziger, noch unterstützten sie den Kampf gegen die Spieltagzerstückelung", erinnert ProFans Pressesprecher Philipp Markhardt. In den Neunzigern waren es antifaschistische und linksalternative Fußballfans, die sich für den Erhalt der Stehplätze stark machten; seit der Jahrtausendwende sind vor allem Ultras und aktive Fans, die sich unter anderem bei ProFans zusammengeschlossen haben, hinzugekommen, um für den Erhalt der Fankultur zu kämpfen. Sie eint ein antirassistischer Grundkonsens, der es bis vor Kurzem rechtsextremen Strukturen wirksam erschwerte, in den Stadien Fuß zu fassen.

Das Wiedererstarken rechtsextremer Gruppen ist unter anderem zurückzuführen auf die Schwächung der aktiven Fans und Ultras insbesondere auch durch Stadionverbote. Auf diese Weise wurde ein Machtvakuum durch die Institutionen geschaffen, in das nun extreme Rechte zu stoßen versucht. Mit einer scheinbar unpolitischen Einstellung behaupten sie eine reine und traditionelle Fankultur unterstützen zu wollen. Der Slogan lautet: "Keep politics out of football." Welche Politik herausgehalten werden soll, ist klar. Die "Linken und Antifas", die angeblich die Politik ins Stadion bringen, sollen raus. Ganz im Sinne der Fankultur, wie die Rechtsextremisten behaupten. Im Sinne einer Fankultur, die aber so gar nichts mit bunten und weltoffenen Kurven zu tun hat, wie sie beispielsweise auch durch die bei ProFans organisierten Gruppen befürwortet wird. Viel mehr im Sinne einer Fankultur, in der Rassismus, Homophobie und Diskriminierung im Allgemeinen vorherrschen. "So etwas hat mit Fankultur nichts zu tun", sagt Alex Schulz von ProFans, "Die extreme Rechte ist nicht Teil der kreativen, vielfältigen, bunten und lauten Fankultur in unseren Stadien."

Der Einsatz zum Erhalt der Fankultur kostet den aktiven Fans und Ultras des Landes ohnehin schon genug Kräfte. Das Dauerringen mit Verbänden, Vereinen und Behörden, das Wehren gegen öffentliche Stimmungsmache gegen Fußballfans sind ständige Hauptaufgabenfelder von ProFans. Zunehmend kommt nun noch eine weitere Bedrohung dazu. Dennoch betont Jakob Falk von ProFans: "Wir werden nicht müde unsere Fankultur gegen die Angriffe von Rechts zu verteidigen!" Sich gegen die Einflussnahme von Nazis auf Fankurven zu wehren, hat nichts mit einem Hineintragen von Politik in die Fußballstadien zu tun. Es ist die einzig vernünftige Reaktion, über deren Notwendigkeit keine Diskussion besteht und die von allen Fußballfans gefordert ist.

ProFans appelliert vor allem auch an Vereine, Verbände und Politik, sich dieses Problems ernsthafter denn je anzunehmen und nicht im Rahmen der Debatten um Pyrotechnik und Ultras den Fokus auf Themen zu legen, die vergleichsweise harmlos sind.

ProFans, im August 2013

Diese Erklärung erschien zuerst auf der Website von Pro Fans

 

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