Presse- und Blogschau 17.-23.1.2013

Neue Initiativen gegen Rechtsextremismus im Fußball +++ Ultra Szene Mainz von Rechten gecrosst +++  Asamoah über Rassismus: "Das tut weh" +++ England: Fan wegen Rassismus verurteilt +++ Italien: Neuer Rassismus-Eklat um Viertligisten Pro Patria +++ Blatter für harte Strafen bei Rassismus +++ Michel Platini äußert sich zu den Vorfällen bei Pro Patria +++ Boateng soll vor UNO sprechen +++ Fortuna Düsseldorf: Ultras im Machtkampf mit Nazi-Hooligans? +++ Aachen: Debatte über Naziproblem bei der Alemannia +++ Koscher kicken +++ Neonazis in der Fankurve von Energie Cottbus +++ Ermittlungen gegen "Terrorcrew Muldental" dauern an +++ Schlagstöcke zu Bratwürsten: TV-Sender gegen Gewalt

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von fussball-gegen-nazis.de

Neue Initiativen gegen Rechtsextremismus im Fußball

Auf Facebook hat sich die Initiative "Bayern-Fans gegen Rechtsextremismus" gegründet. Die Seite soll Informationen über Rechtextremismus und den FC Bayern München vermitteln. (BFgR) In Potsdam hat sich vor ein neues Projekt unter dem Namen "Footballwatch" gegründet. Ziel dessen ist, das Auftreten von Neonazis rund um den Potsdamer Fußball zu dokumentieren und auszuwerten. Weiterhin werden auch Übergriffe auf antifaschistische Fußballfans in Potsdam und Umgebung dokumentiert. (Footballwatch)

Ultra Szene Mainz von Rechten gecrosst

Unbekannte haben ein Graffiti der Ultra Szene Mainz (USM) gecrosst. So etwas passiert sicher nicht zum ersten Mal. In diesem Fall deutet jedoch vieles darauf hin, dass es sich dabei um extrem rechte Schmierfinken handelt. (...) Auch wenn nicht bekannt ist, wer für die Sprühereien in Mainz verantwortlich ist, zeigen sie doch, dass in der Praxis die Identitäre Bewegung zumindest von einigen offenbar problemlos »White Power«, Neofaschismus und Antikommunismus zusammendenken lassen. (Jan Tölva)

Asamoah über Rassismus: "Das tut weh"

43 Mal spielte Gerald Asamoah für Deutschland. Oft wurde er wegen seiner Hautfarbe ausgepfiffen. Im Interview mit der ZEIT spricht er über verletzten Stolz und subtilen Rassismus. (ZEIT) Die taz fragt "ASA" im Interview nach dessen Plänen für die Zeit nach der aktiven Karriere: " Als erster afrodeutscher Bundesligatrainer könnten Sie wieder ein Vorreiter sein." (taz)

England: Fan wegen Rassismus verurteilt

Ein Londoner Gericht hat am Montag einen Fan aus Liverpool wegen rassistischer Beleidigungen gegen zwei Premier-League-Fußballer schuldig gesprochen. Dem Anhänger des FC Everton wird vorgeworfen, im Oktober beim Spiel zwischen den Queens Park Rangers und den Toffees (1:1) den Südkoreaner Park Ji-Sung (Queens Park) als "Schlitzauge" und den gebürtigen Nigerianer Victor Anichebe (Everton) als "schwarzen Affen" beleidigt zu haben. (Sport1)

Italien: Neuer Rassismus-Eklat um Viertligisten Pro Patria

Erst das abgebrochene Skandal-Testspiel gegen den AC Milan und Kevin-Prince Boateng, jetzt gibt es neue Rassismus-Vorwürfe gegen den italienischen Viertligisten Pro Patria. Ein Jugendspieler soll einen brasilianischen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben. (SpOn)

Blatter für harte Strafen bei Rassismus

FIFA-Präsident Joseph Blatter hat sich inzwischen so klar wie noch nie für harte Strafen gegen Rassismus im Fußball ausgesprochen und betroffenen Vereinen mit Punktabzug und Zwangsabstieg gedroht. (Stern)

Michel Platini äußert sich zu den Vorfällen bei Pro Patria

Anders als Blatter begrüßte UEFA-Präsident Michel Platini den Spielabbruch durch Boateng und seine Mannschaftskameraden. "Es war herrlich", sagte Platini. "Ich habe es genossen und ich habe beim AC Milan angerufen und zu der Aktion gratuliert", ergänzte er. (Sportal)

Boateng soll vor UNO sprechen

Kevin-Prince Boateng soll bei einer Anti-Rassismus-Veranstaltung der Vereinten Nationen sprechen. Das berichteten italienische Medien. Die 15-minütige Rede ist für den 21. März zum Internationalen Tag gegen Rassismus in Genf geplant. (SZ)

Fortuna Düsseldorf: Ultras im Machtkampf mit Nazi-Hooligans?

Die Ultras Düsseldorf nehmen sich eine Auszeit, die Mannschaft soll aber weiter unterstützt werden. Dahinter steckt möglicherweise ein Machtkampf in der Fankurve. In den vergangenen Monaten ist es immer wieder zu Konfrontationen zwischen den Ultras und älteren, oftmals gewaltbereiten Anhängern gekommen, die nach längerer Abwesenheit im Zuge des sportlichen Erfolgs ins Stadion zurückkehrten. Unter anderem wurde Ultras-Vorsänger Niko beim Auswärtsspiel in Mainz zusammengeschlagen und in der Folge mehrfach per SMS massiv bedroht, weshalb er das Megafon auch niederlegte. (RP) Die Schläger sind laut Zentraler Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) Anlaufpunkt für ein Dutzend Neonazis. Für die in Teilen linksalternativ geprägte Fanszene hat die kleine Offensive von Rechtsaußen weitreichende Folgen: Antirassistisch Engagierte werden unterdrückt, im veränderten Klima der Kurve kam es zu jüngst zu etlichen rechten Straftaten.  (11 Freunde) Die Ultras selbst dementieren allerdings diese Darstellung: "Wir weisen hiermit ausdrücklich darauf hin, dass die Entscheidung für eine nun vorgenommenen Auszeit zu diesem Zeitpunkt nicht in Konflikten innerhalb der Fanszene zu suchen ist, sondern in  internen und strukturellen Gründen! Wir bitten darum, auf weitere Spekulationen und Mutmaßungen zu verzichten und die von uns eingeforderte Ruhe rund um unsere Gruppe und insbesondere um unseren ehemaligen Vorsänger zu respektieren. Auch seine Schaffenspause ist eine vorläufig persönliche und wir sind alle froh, dass er immer noch im Umfeld unserer Gruppe bei uns steht." (UD)

Aachen: Debatte über Naziproblem bei der Alemannia

Die Debatte über die Geschehnisse bei Alemannia Aachen geht weiter. Die Interessengemeinschaft der Alemannia-Fans und Fan-Clubs e.V. sagt: "die Berichterstattung der letzten Tage – seit der Lossagung der Aachen Ultras von unserer Alemannia – und auch der Zeit davor hat uns allen sehr wehgetan. Das negative Bild unserer Alemannia in der Öffentlichkeit gefährdet direkt unser gemeinsames Ziel: den sportlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg der Alemannia." (IG Alemanniafans) Andere kritisieren die Erklärung: "Die Aachen Ultras haben ihre Tätigkeiten im Stadion eingestellt. Dafür gab es sehr große, bundesweite Sympathie, aber auch Kritik. Letztere insbesondere von Menschen, die sich als 'normale' Aachener verstehen und gegen 'alle Ultras' sind. Diese Kritik ist verkürzt und falsch." (Blog Magischer FC) Das Babelsberger "Filmstadt Inferno 99" kommentiert: "Wer meint, sein/ihr Gehirn am Stadioneingang ausschalten zu können, belügt sich selbst!" (UB) Die Bremer Ultras Infamous Youth zeigten beim Spiel gegen Dortmund ein Banner: "NICHTS HÖREN, NICHTS SEHEN, NICHTS SAGEN - Alemannia Aachen!" (WB) Das Inforadio Jena hat über das Thema mit dem Aachener Politikwissenschaftler Richard Gebhardt, mit Patrick Gorschlüter vom BAFF, Thomas Hafke vom Fanprojekt Bremen und Matthias Stein vom Fanprojekt Jena gesprochen. (Inforadio Jena) Die Aachen Ultras selbst äußern sich im Interview: "Wir befinden uns nun schon seit Jahren durchgehend in einer bedrohlichen Situation. Wir haben oft auf ein Zeichen der Solidarität gehofft - vergeblich. So haben wir uns immer weiter vom Verein und der restlichen Fanszene wegentwickelt." (FAZ) Außerdem ist ihre Zeitung "Mullejan", in der sie ausführlich ihre Beweggründe für den Rückzug erklären, nun vollständig online (Ultratriangles)

Koscher kicken

Die Maccabi Southern Football League in London ist die größte jüdische Amateurliga der Welt. Ein paar Highschool-Freunde haben dort einiges vor. Ihr Name ist Programm: Tottenham Chutspah. (Jungle World)

Neonazis in der Fankurve von Energie Cottbus

Inferno Cottbus - unter diesem Namen firmieren Fans von Energie. Gegner bezeichnen sie als "Juden", legen Wert auf ihre "weiße Abstammung" - und in der Fankurve geben sie den Ton an. Seit mehr als zehn Jahren prägt Inferno Cottbus das Image des Vereins mit. In einem Interview mit Klartext warnt der Verfassungsschutz vor den Neonazis. Doch der Verein selbst sieht offenbar gar kein Problem. (RBB)

Ermittlungen gegen "Terrorcrew Muldental" dauern an

Spätestens seit Mitte 2011 ermittelt die Dresdner Staatsanwaltschaft gegen die neonazistische "Terrorcrew Muldental". 27 Kameraden wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Ein Ende der Ermittlungen ist weiterhin nicht absehbar. Eine der Taten, die der Gruppe zugeschrieben werden: Am 24. Oktober 2009 überfielen die Neonazis in Brandis Fans und Spieler des "Roten Stern Leipzig". Der Leipziger Stadtteilverein ist für sein antirassistisches Engagement bekannt. Die Angreifer sammelten sich vor dem Sportplatz des örtlichen Fußballclubs, wo die Connewitzer ein Punktspiel auszutragen hatten. Kurz nach Anpfiff stürmten die Neonazis den Platz, bewaffneten sich mit Holzlatten und anderen Baumaterialien und machten Jagd auf Spieler und Zuschauer. (LIZ)

Schlagstöcke zu Bratwürsten: TV-Sender gegen Gewalt

Pünktlich zum Beginn der Bundesliga-Rückrunde starteten die beteiligten Fernsehsender die Initiative "100 Prozent Das Spiel - 0 Prozent Gewalt". Das Fernsehen will der Mehrheit der Fans endlich eine Stimme verleihen - nicht ganz uneigennützig. (Publikative) Die Phoenix-Sendung mit dem Titel "Wem gehört der Fußball?" ist inzwischen bei You Tube zu finden. Es diskutieren DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig, Philipp Markhardt von der Faninitiative "ProFans", der 11Freunde-Chefredakteur Philipp Köster, WDR-Sportchef Steffen Simon und der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD). (YouTube)

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