Dass es an amerikanischen High Schools ein Mobbing-Problem gibt, ist nichts Neues – dass sich dieses aber auch in rassistisch motivierten Übergriffen äußert, ist eine besondere Qualität.
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"Knights don’t need N******!"

In einer Kleinstadt in  Massachusetts  ist es diesen Monat zu einem besonders schwerwiegenden Fall von Rassismus gekommen: Das Elternhaus eines 13-Jährigen wurde mit rassistischen Graffiti verunstaltet- weil sein Vater Schwarz und seine Mutter weiß ist. Die Täter werden im Kreis des lokalen Schul-Footballteams "Lunenburg Blue Knights" vermutet, bei dem auch das Opfer spielte. 

Von Joschka Fröschner

"Knights don’t need N******!" ["Die Knights brauchen keine N****!"] musste der 13-Jährige Isaac Phillips am Morgen des 15. November in blauer Farbe an der Wand seines Elternhauses lesen. Phillips sollte so klar gemacht werden: als Sohn eines Schwarzen habe er in dem Footballteam seiner High School nichts verloren. Wie seine Familie berichtet, ist dies nur der Höhepunkt einer Reihe von Zwischenfällen. So wurden dem Schüler die Fahrradreifen zerstochen und wenig später die Sportschuhe weggenommen, mit Wasser gefüllt und in den Mülleimer geworfen. Dass es an amerikanischen High Schools ein Mobbing-Problem gibt, ist nichts Neues – dass sich dieses aber auch in rassistisch motivierten Übergriffen äußert, gibt dem Fall eine besondere Qualität. Besonders verstörend sei es, dass mit dem Elternhaus ein sicherer Rückzugsort des Jugendlichen zur Zielscheibe wurde, sagt Robert Trestan, Regionalvorsitzender der Anti-Defamation League, einer Lokalzeitung. Zu oft zerstörten solche Hassverbrechen das Sicherheitsgefühl einer Gemeinde, so Trestan weiter.  

Das Football-Team von Lunenburg scheint über diesen Vorfall hinaus ein Rassismus-Problem zu haben. So musste die Schule einräumen, dass es bereits wenige Wochen vor den Schmierereien über rassistische Beleidigungen aus den Reihen der "Knights" informiert worden sei: Das Spiel gegen die benachbarte Schule aus Worcester wurde kurz vor Ende abgebrochen, weil es zu Tumulten kam, nachdem Spieler aus Lunenburg ihren Gegnern das "N-Wort" an den Kopf geworfen hatten. Die Polizei wurde an diesem Tag jedoch nicht eingeschaltet. Die Lunenburg-Spieler wurden lediglich zu einem wartenden Bus eskortiert, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Der Vater von Isaac Phillips fühlt sich von der Schule im Stich gelassen, weil diese zunächst alles Wissen über rassistische Vorgänge geleugnet und ihm gesagt habe, die Täter kämen vermutlich von außerhalb. Darüber hinaus hätten sich die Trainer von Phillips bisher noch nicht bei seinem Sohn gemeldet, um ihn zu unterstützen. Mittlerweile hat sich die Schulleitung aber bei der Phillips-Familie entschuldigt und Maßnahmen eingeleitet: So wurden sämtliche Footballspiele der "Knights" für den Rest der Saison ausgesetzt und der Schuldistrikt erarbeitet ein Anti-Diskriminierungsprogramm. Bewohner_Innen von Lunenburg zeigten ebenfalls ihre Solidarität mit Phillips: Hunderte von Ihnen versammelten sich zu einer Mahnwache, auf der auch der Jugendliche sprach. Dort betonte Isaac Phillips noch einmal, dass er sich bei den Vorfällen von seinen Trainern alleine gelassen fühlte. Die Polizei hat mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen, unterstützt wird sie hierbei vom FBI. "Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nie wieder passiert", sagte der örtliche Polizeichef James Marino der Presse. Phillips selbst hat seine eigenen Konsequenzen gezogen: Er geht nun im nahen Leominster zur Schule.

 

 

 

 

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