Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark blieb es während der Partie noch friedlich, die Auseinandersetzungen fanden später statt.
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Kneipensturm und Pfefferspray

Am Samstag trat der SV Babelsberg 03 zum Auswärtsspiel beim BFC Dynamo im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark an. Bereits vor der Partie war die Furcht vor Übergriffen groß. Teilen der BFC-Fanszene wird seit jeher Nähe zu rechtsextremem Gedankengut nachgesagt. Konflikte mit dem eher links-alternativen Publikum der Babelsberger gab es in der Vergangenheit zu Genüge. Zudem war für denselben Tag ein Konzert der rechten Hooliganband „Kategorie C“ in Berlin geplant. Anlass hierfür bot das fünfjährige Bestehen von „Legion Germania“ – einem Zusammenschluss rechtsextremer Hooligans von Lok Leipzig und dem BFC Dynamo.

Von Marc Latsch

Bei dieser Vorgeschichte lässt sich zunächst einmal festhalten, dass es erfreulicherweise vor der Partie und im Umfeld des Spielorts keine größeren Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Fangruppierungen gab. Während die Spieler der beiden Vereine noch auf dem Rasen um drei Punkte in der Regionalliga Nordost kämpften, machte auf den Zuschauerrängen bereits die Absage des „Kategorie C“-Konzerts die Runde. Offenbar verhinderte die erhöhte mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld den erneuten Versuch eines konspirativen Berlin-Auftritts der Band. Nach dem knappen Sieg der Gastgeber wollten einige Babelsberger Fans den sportlich enttäuschenden Nachmittag dann noch in der Kneipe „BAIZ“ ausklingen lassen.

Neonazis nehmen Verfolgung auf

Bereits auf dem Weg zu der Lokalität werden die ersten Babelsberg-Anhänger von einer kleinen Gruppe Neonazis verfolgt. Nachdem sich die Fans in das „BAIZ“ gegeben haben, fliegen laut einer Stellungnahme des „Fanbeirats Babelsberg“ kleinere Gegenstände gegen die Fenster. Die Angreifer wurden von bereits in der Nähe postierten Polizisten daraufhin nicht am Verlassen des Straßenzuges gehindert. Die Lage hatte sich längst wieder beruhigt, als sich erneut eine Person, die durch ihre Kleidung als Neonazi erkennbar war, dem „BAIZ“ näherte. Dies führte zu einer Rangelei mit Kneipenbesuchern, ein Zivilpolizist griff ein und soll unter Einsatz seines Schlagstockes die Babelsberger Anhänger vertrieben haben, während sich der Neonazi unbehelligt entfernen konnte. Wieder beruhigte sich die Situation.

„Alle wirkten sehr hektisch und unkoordiniert“

„Als wir ankamen, waren die Polizisten ganz entspannt, ich hätte nicht gewusst, was da los war“, berichtet ein Babelsberger Anhänger, der nach den ersten Auseinandersetzungen am „BAIZ“ eintraf. Doch bald kippte die Stimmung: „Ich war dann in der Kneipe und plötzlich versammelte sich ein riesiges Polizeiaufgebot vor der Tür“. Der Besitzer redete nun auf die anwesenden Polizisten ein und versuchte die Situation zu beruhigen. Doch die Beamten hatten andere Pläne: „Plötzlich sind die Polizisten durch die schmale Tür reingerannt und haben sich so positioniert wie bei einer Demo. Alle wirkten sehr hektisch und unkoordiniert.“ Einer von Ihnen verlor schließlich so sehr die Nerven, dass er drei der Anwesenden Pfefferspray ins Gesicht sprühte. Währenddessen blieben alle Kneipengäste sehr ruhig, ob der skurrilen Szenerie, in die sie geraten waren: „Entgegen der Darstellung der Polizei sind die Beamten von niemandem attackiert worden“, berichtet der Fan.

„Warum stürmte die Polizei das BAIZ?“

Schließlich wurden alle Personen in der Kneipe kurzerhand zu Tatverdächtigen erklärt und musste beim Verlassen der Räume ihre Personalien abgeben. Auch der später eintreffende Anhänger musste sich dieser Prozedur unterziehen, bevor er sich entfernen durfte. Draußen traf er dann auf unbeteiligte Beamte: „Andere Einheiten waren nun vor Ort, die laut eigener Aussage nichts mit dem Ganzen zu tun hatten.“ Alexander Bosch vom Babelsberger Fanprojekt ist aktuell noch mit der Aufarbeitung des Geschehens beschäftigt. Für ihn drängen sich nun einige Fragen auf: „Warum stürmte die Polizei das BAIZ? Wo und wann soll es von Fanseite Angriffe auf die Polizisten gegeben haben? Warum haben sich die beteiligten Beamten nach dem Einsatz so schnell entfernt, gehört es nicht zu ihren rechtsstaatlichen Aufgaben, Anzeigen gegen sie aufzunehmen?“ Auch der Babelsberger Fanbeirat kündigt ein Nachspiel zu dem Handeln der Einsatztruppen an: „Das werden wir nicht akzeptieren und werden mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln auch dagegen vorgehen.“

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