"Leider ist das Thema 'Rassismus' auch in Dortmund aktuell wie nie. Wir wollen ein Zeichen dafür setzen, dass die menschenverachtende Weltanschauung dieser Leute nicht zu Dortmund passt", sagt Tobias Westerfellhaus, Vorstandsmitglied der Fanabteilung.
BVB-Fanabteilung

Kein Bier für Rassisten!

"Kein Bier für Rassisten!" – diese deutliche Ansage wird in den nächsten Wochen mit einer Million schwarz-gelben Bierdeckeln der BVB-Fanabteilung in Dortmunder Kneipen verteilt werden. Doch das bleibt nicht die einzige Aktion gegen Diskriminierung im Fußball: Die Internationalen Wochen gegen Rassismus des Interkulturellen Rats stehen an und auch die "Laut gegen Nazis"-Initiative ist wieder mit einer eigenen Kampagne dabei. Los geht es heute schon, am 12. März.

Von Frederik Schindler

Auf den Bierdeckeln steht lediglich die kurze Botschaft "Fußball. Bier. Weltoffenheit", doch die eigens eingerichteten Homepage bietet Argumente gegen rassistische Stammtischparolen. "In mehreren Städten tragen Neonazis ihren rassistischen Hass auf die Straße, agitieren gegen die Unterkünfte und treffen damit leider auch auf Sympathien in der Bevölkerung", stellt die Fanabteilung treffend fest und will daher mit Argumenten für eine solidarischere Gesellschaft eintreten. BVB-Präsident Rauball fordert unmissverständlich, bei "menschenfeindlichen Parolen nicht wegzuhören, sondern klar Stellung dagegen zu beziehen" und fordert eine deutliche Haltung: "für Toleranz und einen bunten BVB, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit". Die wird deutlich in Antworten auf dumpfe Parolen wie "Die nehmen uns doch die Arbeitsplätze weg", "Die kommen nur, um unseren Sozialstaat auszunutzen" oder "Ausländer sind krimineller als Deutsche".  Auch in Bezug auf weitere Themen bietet die Fanabteilung Paroli: Argumente gibt es ebenfalls gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus und Feindlichkeit gegen nicht-heterosexuelle Identitäten.

Eine beispielhafte Aktion, zeitlich und inhaltlich passend zu den vom Interkulturellen Rat organisierten Internationalen Wochen gegen Rassismus, die jährlich rund um den Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März stattfinden. In diesem Jahr laufen bundesweit vom 16. bis zum 29. März Veranstaltungen, auch im Bereich Fußball. So finden beispielsweise verschiedene Vorträge zu den Themen Rassismus und Antisemitismus in Fankulturen, Filmvorführungen und antirassistische Fußballturniere statt. Zudem startet der Deutsche Fußball-Bund in Kooperation mit der Bundesliga-Stiftung eine neue Integrationsinitiative, einige Spiele finden im Rahmen dieser Initiative als Aktionsspieltage statt. Von den insgesamt über 1100 Veranstaltungen der Aktionswochen haben wir hier die interessantesten im Bereich Fußball aufgelistet:

  • 12.3., 19:00 Uhr, Deutsches Sport & Olympia Museum, Köln: Vortrag von Ronny Blaschke: "Zwischen Abgrund und Aufbruch. Wie antisemitische Vorurteile im Fußball ein Ventil finden – und wie man ihnen frühzeitig begegnen sollte"
  • 12.3., 21:00 Uhr, FC St. Pauli Clubheim, Hamburg: "Wir stehen auf!" – Auftaktveranstaltung der Kampagne von Laut gegen Nazis, Lesung mit Christof Ruf ("Kurvenrebellen")
  • 13.3., 19:05 Uhr, FanRaum der Supporters Crew 05 e.V., Göttingen: Vortrag von Ronny Blaschke: "Zwischen Abgrund und Aufbruch. Wie antisemitische Vorurteile im Fußball ein Ventil finden – und wie man ihnen frühzeitig begegnen sollte"
  • 16.3. – 19.3., Veranstaltungen für Schulen in Hamburg buchbar, Vortrag und Diskussion von Laut gegen Nazis: "Wir sind Weltmeister – Ich bin stolz Deutscher zu sein?"
  • 18.3., 18:00 bis 19:00 Uhr, Saal der IG Metall, Hannover: Vortrag und Diskussion "Tatort im und vor dem Stadion: Fußball, Fans und Rassismus?"
  • 19.3., 18:30 Uhr, Cinema, Münster: "Wie im falschen Film. Geschichten aus dem Fußball", Vorführung des Dokumentarfilms über Rassismus im Fußball mit anschließender Podiumsdiskussion
  • 20.3., Möslestadion, Freiburg: Kick gegen Rassismus-Fußballturnier der Pestalozzi-Realschule in Kooperation mit dem SC Freiburg
  • 20.3., Lenne Arena Hagen, Kierspe: "FC Kunterbunt – Dem Ball ist es egal wer ihn tritt" – Fußballnachmittag
  • 21.3., 14:00 Uhr, Stadion SCP, Münster: Einblendung von gesammelten rassismuskritischen Statements der Fans über die Anzeigetafel beim Heimspiel gegen Mainz II
  • 21.3., 09:30 bis 17:00 Uhr, Sporthalle der Grund- und Oberschule Geschwister Scholl Freital Hainsberg, Freital: Kleinfeldfußballturnier "SPORTVEREINT"
  • 21.3., 12:30 bis 17:30 Uhr, Schwarzwaldstr. 197, Freiburg: Antirassismus-Workshop des SC Freiburg für junge Fans von 12 bis 15 Jahren
  • 21.3., 15:00 bis 17:30 Uhr, Schwarzwald-Stadion, Freiburg: Aktion der Initiative "Show Racism the Red Card" und dem "Netzwerk für Gleichbehandlung Freiburg" während dem 1. Männer-Fußball-Bundesliga-Spiel SC Freiburg – FC Augsburg
  • 23.3., 19:03 Uhr, AWO Fankontaktstelle "Innwurf", Saarbrücken: "Langzeitbeobachtung der deutschen Makkabi-Bewegung" und "Der Wandel der Geschichtsvermittlung im Fußball" – Lesung und Diskussion mit Ronny Blaschke
  • 25.3., 19:00 Uhr, Jubez, Karlsruhe: "Wie im falschen Film. Geschichten aus dem Fußball", Vorführung des Dokumentarfilms über Rassismus im Fußball mit Diskussion
  • 26.3., 18:00 Uhr, Palais Thurn und Taxis, Frankfurt am Main: Preisverleihung DFB-Mercedes-Benz-Integrationspreis, nur mit persönlicher Einladung
  • 28.3., 10:00 bis 18:00 Uhr, kickerARENA, Halle: KICKERS UNITED – Freizeitfußballturnier für Respekt und Vielfalt
  • 28.3., 14:00 Uhr, Sporthalle Sedlitz, Senftenberg: Integratives Fußballturnier mit Flüchtlingen und Migranten
  • 13.4. – 26.4., VfL-Stadion, Osnabrück: Ausstellung "Tatort Stadion 2"

Aktion der Hannover 96-Fans gegen Rechts im Rahmen der FARE-Aktionswochen 2011

Aktion der Hannover 96-Fans gegen Rassismus im Rahmen der FARE-Aktionswochen 2011 (Quelle: Flickr.com/Fare Network)

Aktionsspieltage im Rahmen einer Integrationsinitiative des Deutschen Fußball-Bundes und der Bundesliga Stiftung:

  • 20.3., 18:30 Uhr: FSV Frankfurt – SV Sandhausen; 1860 München – VfR Aalen, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 20.3., 19:00 Uhr: SV Wehen Wiesbaden – VfL Osnabrück, 3. Männer-Fußball-Liga
  • 20.3., 20:30 Uhr: Hamburger SV – Hertha BSC Berlin, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 21.3., 13:00 Uhr: Fortuna Düsseldorf – SV Darmstadt 98; Eintracht Braunschweig – FC Ingolstadt 04, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 21.3., 14:00 Uhr: Dynamo Dresden – Hallescher FC; Rot-Weiß Erfurt – SG Sonnenhof Großaspach; Holstein Kiel – Jahn Regensburg; Preußen Münster – 1. FSV Mainz 05 II; Hansa Rostock – Fortuna Köln; Energie Cottbus – Chemnitzer FC; Borussia Dortmund II – MSV Duisburg; SpVgg Unterhaching – Stuttgarter Kickers, 3. Männer-Fußball-Liga
  • 21.3., 15:30 Uhr: SC Freiburg – FC Augsburg; 1. FC Köln – Werder Bremen; Hannover 96 – Borussia Dortmund; SC Paderborn 07 – TSG Hoffenheim; VfB Stuttgart – Eintracht Frankfurt, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 21.3., 18:30 Uhr: FC Schalke 04 – Bayer 04 Leverkusen, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 11:00 Uhr: SC Freiburg – Herforder SV B. Friedenstal; MSV Duisburg – Bayer 04 Leverkusen; TSG Hoffenheim – FF USV Jena, 1. Frauen-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 13:30 Uhr: 1. FC Heidenheim – RasenBallsport Leipzig; Erzgebirge Aue – SpVgg Greuther Fürth, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 14:00 Uhr: FC Bayern München – 1. FFC Turbine Potsdam, 1. Frauen-Fußball-Bundesliga; VfB Stuttgart II – Arminia Bielefeld, 3. Männer-Fußball-Liga
  • 22.3., 13:30 Uhr: Karlsruher SC – 1. FC Kaiserslautern, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 15:30 Uhr: 1. FSV Mainz 05 – VfL Wolfsburg, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 17:30 Uhr: FC Bayern München – Borussia Mönchengladbach, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 23.3., 20:15 Uhr: 1. FC Nürnberg – VfL Bochum, 2. Männer-Fußball-Bundesliga

Die Bundesliga-Stiftung unterstützt ebenfalls die Kampagne "Wir stehen auf" der Initiative "Laut gegen Nazis", deren Trailer Statements der Fantastischen Vier sowie von Spielern aus 12 Mannschaften der 1. und 2. Männer-Bundesliga bietet. Zudem sind die Bands und Musiker Sebastian Krumbiegel, Schandmaul und Phrasenmäher sowie die Jugendlichen ohne Grenzen und das Frauenteam von Grün-Weiß-Eimsbüttel beteiligt, die gemeinsam klar machen: "Pass auf was du sagst - Rassismus fängt schon bei der Wortwahl an!". "Wir wollen die Zivilgesellschaft motivieren, vorsichtiger im Umgang mit gefestigten Vorurteilen zu sein. Ob sie nun ernst gemeint sind, oder eben nur mal daher gesagt", erklärt Initiator Jörn Menge die Kampagne. Diskriminierende Sprüche wie "Das Boot ist voll", "Du Schwuchtel" oder "Fußball ist Männersache" sollen dabei kritisch hinterfragt werden.

"Die Welt gehört uns allen!"

Für die eingangs erwähnte Bierdeckelaktion hat die BVB-Fanabteilung bereits nach kurzer Zeit viel Aufmerksamkeit und Lob bekommen. Doch dabei bleibt es nicht: Wie in den letzten Jahren wird auch in diesem Juli wieder eine Gedenkstättenfahrt in das ehemalige deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz organisiert. Dort wird unter Anderem ein Workshop zum Thema Fußball und Sport in Konzentrationslagern angeboten, passend zum vor Kurzem präsentierten Dokumentarfilm "Liga Terezin". Es bleibt nur noch zu hoffen, dass die Vereine in Zukunft ähnlich engagiert gegen Rassismus vorgehen und sich dabei nicht nur an Gedenktagen und -wochen orientieren: Rassismus und andere Ungleichwertigkeitsideologien kennen keinen Kalender.

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