Ziemlich deutlich: Polonia-Fans präsentieren sich in einem Video mit Hakenkreuz
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Nazi-Hools zeigen Hitlergrüße beim 18. Potsdamer Hallenmasters

Hitlergrüße und die vorzeitige Abreise der Fans von Tennis Borussia Berlin überschatteten das Potsdamer Hallenturnier. Die Polizei ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Von Sebastian Schmelzer

Am vergangenen Sonntag fand das 18. Potsdamer Hallenmasters in der MBS-Arena statt. Eingeladen waren neben dem Drittligisten SV Babelsberg 03 auch Tennis Borussia Berlin, die U23 von Dynamo Dresden, Polonia Bytom (2. polnische Liga) sowie 6 weitere Teams.

Bereits im Vorfeld wurde bekannt, dass Polonia Bytom mit ca. 100 Personen anreisen wird. Dabei hätte die Brisanz der Mannschaftszusammenstellung für das Turnier zumindest auffallen können. Denn sowohl Anhänger von Polonia Bytom als auch von Dynamo Dresden fielen in der Vergangenheit des Öfteren durch gewalttätige und rechtsextreme Aktionen auf und trafen nun bei diesem Turnier unter anderem auf Anhänger der antirassistischen Vereine TeBe und Babelsberg.

Der Veranstalter Sven Thoß teilte vor Turnierstart mit, dass er sich ausgiebig über Bytoms Fanszene informiert habe und von dieser keinerlei Gefahr ausgehe. Die Polizeidirektion Potsdam West bestätigte später gemeinsame Beratungen mit dem Veranstalter und auch die Thematisierung der zu erwartenden Fangruppen. Spätestens dabei hätte man feststellen müssen, dass Polonia Bytom eine rechtsextreme Hooliganszene besitzt.

Polonia-Bytom-Fans: im Video zeigen sie ab 1:16 ihre rechtsextreme Gesinnung

Laut einem Artikel der Potsdamer Neueste Nachrichten kam es während des Turniers mehrmals zu "Lücken bei der Absicherung durch die Polizei". Es habe zeitweise "erhöhte Alarmbereitschaft" geherrscht. Dem Bericht zufolge verließen die Fans von Tennis Borussia Berlin bereits eine Stunde nach Turnierbeginn wieder die Halle. "Als Grund nannten ihnen die Beamten, die Polizei könne nicht mehr für ihre Sicherheit garantieren."

Die Polizeidirektion Potsdam West widersprach gegenüber Fußball-gegen-Nazis dieser Darstellung: "Der Polizeiführer hat keine Empfehlung an die Fans von Tennis Borussia Berlin zum Verlassen der Halle ausgesprochen. Vielmehr traten die TeBe Fans an die Polizei heran, weil sie sich offenbar nach Eintreffen der Dresdner Fans nicht mehr wohl fühlten. Der Fanbetreuer sprach die Polizei an und sagte, dass sie jetzt gehen wollen. Er bat die Polizei um Unterstützung bei der Abreise, da sie Angst vor Übergriffen durch Dresdner Fans hatten. Dies wurde zugesagt, woraufhin die TeBe Fans die Arena verließen."

"Sieg Heil!" aus dem Polonia-Block

Im weiteren Verlauf des Turniers zeigten laut einem auf dem Portal indymedia veröffentlichten Bericht Fans im Block von Polonia Bytom Hitlergrüße und riefen wiederholt "Sieg Heil!". Dies sei von der Polizei nicht unterbunden worden. Die Verwendung des Hitlergrußes ist in der Bundesrepublik Deutschland durch §86a des Strafgesetzbuches (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) unter Strafe gestellt.

Die Potsdamer Polizei widersprach dem Vorwurf, nichts dagegen unternommen zu haben: "In der Halle anwesende Polizeibeamte nahmen das eindeutige Zeigen des so genannten 'Hitlergrußes' wahr, unterbanden dieses Verhalten schnellstmöglich und stellten bei drei polnischen Tatverdächtigen die Personalien für die Anzeigenaufnahme – Verstoß gegen § 86 a StGB - fest."

Dennoch kann im Nachhinein wohl von Glück gesprochen werden, dass niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist. Der Veranstalter entschuldigte sich nach den Vorfällen in einem Internetforum bei den Anhängern von Tennis Borussia Berlin und stellte die Erstattung der Eintrittsgelder in Aussicht.

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