Nur wenige Meter von der Aachener Synagoge entfernt griffen Hooligans Teilnehmer einer antirassistischen Demo an und beschimpften diese antisemitisch
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Geburtstagsfeier und Randale

Aachen: Nach Provokationen und Angriffen von Neonazis und Hooligans auf eine linke Demonstration ermittelt die Polizei wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Widerstand.

Von Redaktion bnr.de

Insgesamt kam es am vergangenen Samstag in Aachen zu mehreren Übergriffen auf die Demonstration, die sich gegen die europäische Flüchtlingspolitik richtete. So provozierten rund 15, überwiegend aus Süddeutschland und Österreich angereiste Neonazis in der Innenstadt die Demonstrationsteilnehmer ausgerechnet an derselben Stelle, an der Neonazis einen Protestzug von Nazigegnern im Jahr 2008 massiv angegriffen hatten. Seinerzeit hatte Polizeipräsident Klaus Oelze erklärt, ein solcher Vorfall dürfe sich nicht wiederholen.

Angereist waren die Neonazis rund um den ehemaligen Aachener Daniel T. am 2. November auch zu einer Geburtstagsfeier des Vorsitzenden des Kreisverbandes Aachen der Splitterpartei "Die Rechte" (DR), André Plum. Plum und T. gehörten 2010 einer Art von Vorfeldorganisation der "Kameradschaft Aachener Land" (KAL) rund um Falko W. an. W. und T. waren 2011 unter anderem wegen Sprengstoffbasteleien und dem Beschmieren der Außenmauer des jüdischen Friedhofs mit Hassparolen, Morddrohungen und Hakenkreuzen zu Bewährungsstrafen verurteilt worden.

T. zog kurz darauf nach München, heute ist er einer der Bewohner einer rechten Wohngemeinschaft (WG), seitdem kooperieren Münchner und Aachener Neonazis. So positionierten sich die Angereisten am Sonnabend an der Demonstrationsroute und zeigten ein Transparent des "Freien Netzes Süd" (FNS), auf dem Werbung für die militante griechische Neonazi-Partei "Goldene Morgenröte" (Chrysi Avgi) gemacht wurde. Zugegen war auch Vanessa Becker, die ebenso in der WG lebt und in der "Bürgerinitiative Ausländerstopp" (BIA) um den bayerischen NPD-Landesvorsitzenden Karl Richter aktiv ist.

FNS-Transparent an der Demoroute

Zwischen den Neonazis und linken Demonstranten kam es dann zu verbalen und auch körperlichen Auseinandersetzungen. Im Zuge dessen, sagte Polizeisprecherin Iris Wüster, habe die Polizei "massiv einschreiten" müssen, um Provokationen und Handgreiflichkeiten zu stoppen. Ein Polizist erlitt dabei "eine schwere Handverletzung". Fünf Neonazis aus dem süddeutschen Raum seien in Gewahrsam genommen worden, die Polizei werfe ihnen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor, so Wüster.

Nachdem die Demonstration einige hundert Meter weiter gezogen war, attackierten dann Hooligans aus einer einschlägig bekannten Gaststätte am Synagogenplatz die Linken mit Knüppeln und Flaschen. Laut der Angegriffenen nannten die Hooligans sie wenige Meter neben der Aachener Synagoge auch "Juden" und "Judenschweine". Polizisten setzten Pfefferspray ein, um die Lage in den Griff zu bekommen. Auch hier ermitteln die Behörden gegen teils namentlich bekannte Hooligans.

Plums Feier anlässlich seines 21. Geburtstages fand am Abend statt. An der Wand hing dabei das Transparent, das die Münchner zuvor in der Innenstadt gezeigt hatten. Anwesend waren auf der Party Neonazis und rechte Problem-Fußballfans. T. kommentierte das dort aufgehängte Transparent via Twitter mit den Worten: "Am heutigen Tage wurde in Aachen auf das Schicksal der griechischen Kameraden aufmerksam gemacht!" (mik)

Dieser Beitrag erschien zuerst auf bnr.de und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

 

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