Fußballer wie Jérôme Boateng unterstützen das Filmprojekt
Show Racism the Red Card - Deutschland

Filmprojekt mit prominenten Vorbildern

Um Kinder und Jugendliche für das Thema Diskriminierung zu sensibilisieren, dreht die Kampagne "Show Racism the Red Card"- Deutschland einen Dokumentarfilm, in dem Fußballer über ihre persönlichen Erlebnisse berichten. Das Projektteam konnte dabei neben Jérôme und Kevin Prince Boateng unter anderem auch Spieler wie Roberto Hilbert und Gerald Asamoah für Interviews gewinnen.

Von Andreas Hellstab und Christof Günsch

"Wir sind Lokisten- Mörder und Faschisten", "Arbeit macht frei- Babelsberg 03", "NSU, NSU, NSU": Am Rande des Spiels der Regionalliga Nordost zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem 1. FC Lokomotive Leipzig sorgten rechtsextreme und rassistische Parolen für einen Eklat. Dass es sich bei diesen Vorfällen nicht um Einzelfälle handelt, zeigen auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus Studien wie "Die Mitte im Umbruch" oder "Deutsche Zustände". In aller Deutlichkeit wird dort die Zunahme von Rassismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft dargestellt. Besonders in strukturschwachen Gegenden besteht ein hoher Bedarf an politischer Bildungs- und Aufklärungsarbeit, da Jugendliche dort mit festgefahrenen rechten Denkmustern aufwarten und diese auch in aller Öffentlichkeit zeigen. Staatliche Organe wie Schulen sind mit Präventionsarbeit gegen Rassismus und Diskriminierung überfordert. Um Zuständen dieser Art präventiv zu begegnen, benötigen Schulen kompetente und verlässliche ExpertInnen an ihrer Seite.
Aus diesem Grund wurde vor drei Jahren die Bildungsinitiative "Show Racism the Red Card"-Deutschland gegründet. Inspiriert durch ein Praktikum bei der gleichnamigen englischen Organisation gründeten 2010 zwei Studierende die Initiative. Seither engagiert sich eine stetig wachsende Anzahl junger Leute - Studierende, Berufstätige und Auszubildende - ehrenamtlich in allen möglichen Arbeitsbereichen von "Show Racism the Red Card"- Deutschland. Unser Medium ist der Fußball – ein Sport der mit all seinen menschlichen, sozialen und politischen Facetten im Mittelpunkt des Lebens vieler Menschen steht. Die Begeisterung für Fußball stellt deshalb für uns den "Schlüssel" dar, um Kinder und Jugendliche für unser Bildungsangebot zu gewinnen und altersgerecht für die negativen Auswirkungen jeder Art von Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren.

Medium Film: Stars wie Eto`o, Henry und Giggs berichten über ihre Erfahrungen

Ein synchronisierter Film über rassistische Vorfälle im Fußball ist dabei ein wichtiges Element unserer Arbeit, das auch von den Kindern und Jugendlichen immer wieder als besonders positiv hervorgehoben wird. Unter anderem nehmen dort die Fußballer Samuel Eto`o, Thierry Henry und Ryan Giggs zu ihren eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung Stellung. Denn: Wenn beispielsweise ein Spieler wie Samuel Eto`o aus der eigenen, persönlichen Perspektive darüber berichtet, welche Gefühle ihn in diesen Momenten bewegen, dann löst dies bei den Kindern Empathie und Bestürzung aus. Einziger störender Faktor hierbei: Die Synchronisation von der englischen in die deutsche Sprache. Zwar können die Kinder die ProtagonistInnen verstehen, jedoch würden bekannte deutschsprachige Persönlichkeiten aus Sport und Gesellschaft unserer Meinung nach einen nachhaltigeren Effekt hervorrufen, da wir damit näher an die Lebenswelten der TeilnehmerInnen herankommen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, einen eigenen Dokumentarfilm zu drehen. Durch die finanzielle Unterstützung der Manfred Lautenschläger Stiftung und dem Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma konnten wir mit den Dreharbeiten beginnen. Den Hauptunterstützern war es dann auch vorbehalten den ersten Beitrag zu unserem Dokumentarfilm zu leisten. Vor der Kamera berichteten sie über ihre Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung.

Station einen Reise: Hoffenheim, Hamburg, Leverkusen, München

Nächste Station: Hoffenheim. Wir trafen dort Andreas Beck, Spielführer der TSG 1899 Hoffenheim. Der Russlanddeutsche klärte uns über die Schwierigkeiten und über die mögliche Rolle des Fußballs im Integrationsprozess von Aussiedlern in Deutschland auf. Von Hoffenheim ging es dann weiter nach Hamburg. In der Hansestadt trafen wir Otto Addo. Wir begleiteten den U 19-Trainer des Hamburger Sportvereins zum Auswärtsspiel nach Dresden. Im Doppelinterview mit seinem Jugendfreund Kurosch Niakan (HSV-Physiotherapeut) berichteten die Beiden über eigene Erfahrungen im sportlichen wie im  privaten Bereich. In Hamburg trafen wir auch Christoph Metzelder, Rachid Azzouzi und Katja Kraus. Vom Norden reisten wie dann in den Westen: In Leverkusen trafen wir Roberto Hilbert. Der Ex-Istanbuler klärte uns über seinen Spitznamen "Deutscher Panzer" auf und berichtete zusätzlich über seine Erfahrungen als deutscher Fußballer in der Türkei. Frisch im Kasten sind nun auch die letzten Drehs: In München begleiteten wir die "Streetboys" vom Team München zu einem Auswärtsspiel. Mit unserem Botschafter Jimmy Hartwig als Co-Trainer konnte Deutschlands erster und einziger schwuler Fußballverein, der unter dem Dach des DFBs im Ligabetrieb spielt, einen 5:0-Sieg einfahren. Während dieser Reise erfuhren wir auch, welchen Diskriminierungen Homosexuelle privat und sportlich tagtäglich ausgesetzt sind. Außerdem trafen wir Jérôme Boateng. Der Nationalspieler berichtete uns ebenfalls über die eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung. Besonders Boatengs Erzählungen über den "Deutschunterricht" seiner Teamkollegen zum Satz "Ich liebe dich" verlieh dem Filmdreh dabei auch eine humoristische Note.

Der Film ist nun fast fertig. Kevin Prince Boateng und Gerald Asamoah werden uns noch interessante Einblicke in die eigenen Erfahrungen geben und einen würdigen Abschluss für das Gesamtprojekt darstellen. In einem Projektblog erfahrt ihr mehr über die aktuelle Entwicklung des Films und könnt außerdem einen Beitrag zum Erfolg des Gesamtprojekts leisten. 

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