Das Vereinsheim des TSV Watenbüttel bei einem Fußballspiel. Am Wochenende feierten dort Neonazis ein sogenanntes "Julfest"
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50 Neonazis feierten im Vereinsheim des TSV Watenbüttel

Immer wieder nutzen Neonazis Vereinsheime von Sport- oder Schützenvereinen für ihre Konzerte, Partys oder Treffen. Die wirtschaftlich angespannte Situation im Gastronomiebereich öffnet den Neonazis dabei Haus und Hof, denn die Betreiber der kleinen Lokale sind glücklich über jede Anmietung ihrer Räumlichkeiten. Und die "braunen Gäste" geben sich nicht sofort zu erkennen. So geschah es auch am vergangenen Samstag im Vereinsheim des TSV Watenbüttel.

Von Frank Vollmer

Rund 50 Neonazis feierten am Samstagabend im Vereinsheim des TSV ein sogenanntes "Julfest". Dabei trat auch der "Liedermacher Brad aus Wales" auf. Hinter dem Namen verbirgt sich der Gitarrist der britischen Neonaziband "Brutal Attack", der außerdem bei den Rechtsrock-Bands "Celtic Warrior" und "Blackout" dabei ist. Neben "Skrewdriver" ist "Brutal Attack" eine der bekanntesten Bands aus dem Spektrum des in der BRD verbotenen internationalen Musiknetzwerk "Blood & Honour" (Quelle: Recherche38)

"Die Veranstaltung wurde bereits vor Wochen unter dem Motto ‘Klassentreffen’ angemeldet. Die Neonazis gaben sich nicht zu erkennen, waren normal gekleidet, freundlich und haben sich ganz normal verhalten. Niemand fasste Verdacht", erzählt Waldemar Meier. Der 1. Vorsitzende des TSV Watenbüttel kann sich dieser Tage verständlicher Weise vor Anfragen der Medien nicht retten. Und stellt sich. Auch abseits° gegenüber macht er sofort klar, dass der Verein sich deutlich von den Vorkommnissen des vergangenen Sonnabends distanziert.

"Das alles geschah ohne unser Wissen", stellt Meier fest und berichtet von der Jahreshauptversammlung des Vereins 2010, wo eine überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder sich für eine Änderung der Vereinssatzung gegen rechtsradikales Gedankengut im Vereinsleben ausgesprochen hat. "Die Sache wirft kein gutes Licht auf unseren Verein", so Meier, der sich schützend vor seine Vereinswirtin stellt: "Ihr kann man hier keinen Vorwurf machen." Was bleibt ist ein fader Beigeschmack. Gab es denn wirklich keine Indizien für verfassungswidriges Verhalten, gerade weil dort auch Parolen gebrüllt, rechte Musik gespielt und eindeutige Symbolik verwendet wurde? "Die Musik war englischsprachig und nicht wirklich zu verstehen. Es sah aus wie eine normale Feier von Freunden", so Waldemar Meier, dem die Angelegenheit merklich unangenehm ist. "Die hatten die Räumlichkeit für sich und niemand außer unserer Wirtin war von uns während der Veranstaltung anwesend."

Frank Graffstedt, Mitglied im Rat der Stadt, stellvertretener Vorsitzender im Sportausschuss der Stadt und Bezirksbürgermeister Lehndorf-Watenbüttel, äußerte sich am Abend gegenüber abseits° zu den Vorkommnissen in seinem Wahlbezirk: "Dass sowas jetzt ausgerechnet dem TSV passiert ist finde ich bedauerlich weil ich weiß, dass sich dieser Verein schon vor Jahren präventiv mit dem Thema auseinandergesetzt und klar gegen rechtes Gedankengut ausgesprochen hat. Es wäre falsch und man würde dem Verein Unrecht tun, wenn man das was was da jetzt passiert ist in direktem Zusammenhang mit der Anmietung des Vereinsheims bringen würde. Wenn man aus diesem Vorfall eine Lehre ziehen muss, dann dass man wachsamer sein muss und die Vereine dabei auch unterstützt, damit die Vereine nicht nochmal in eine solche Situation kommen."

Dieser Beitrag erschien zuerst auf abseitsmagazin.de und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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