22.05.-29.05.2014

Rechte Hooligans des MSV Duisburg: „Sie haben Schwule dabei, tötet sie!“ +++ Balotelli wieder rassistisch beleidigt +++ Lilian Thuram über Rassismus im Fußball: "Die Bananen fliegen immer noch" +++ Umfrage: Deutsche Fußballfans weniger tolerant als Engländer oder Italiener +++ Türkischer Schiri kämpft gegen Homophobie +++ SV Dicle Celle: "Wir haben es satt, jedes Jahr nach Langlingen zu fahren, um uns rassistisch beleidigen zu lassen" +++ Vor der WM erschüttern rassistische Vorfälle Brasilien +++ Nach Bananen-Wurf: Villarreal sperrt Teil der Tribüne +++ Nur 30 Clubfans bei Videodreh von Macus Wiebusch (Ex-"Kettcar") gegen Homophobie +++ Ricky Martin wünscht Thomas Hitzlsperger das „Allerbeste“ +++ Mehr Moderatorinnen und Interviewerinnen: Sportchefs holen vier Frauen ins ARD-Sport-Team +++ Initiative "Respekt! Kein Platz für Rassismus" engagiert sich gegen Intoleranz vor der Europawahl +++ Borussia Dortmund veröffentlicht Anti-Rassismus-Spot +++ Dortmund II: Neonazis um Ex-"Borussenfront"-Nazi Siegfried Borchardt versuchen gewaltsam, Rathaus zu stürmen +++ Theaterstück stellt KGS-Schülern wichtige Fragen zu Homophobie im Fußball.

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von Fussball-gegen-Nazis.de

Rechte Hooligans des MSV Duisburg: „Sie haben Schwule dabei, tötet sie!“

Ständig kommt es aktuell in deutschen Stadien zu Konflikten zwischen antirassistischen Fans und rechten Hooligans, die Liste der betroffenen Vereine wird immer länger: Aachen, Braunschweig, Essen, Dortmund, Gladbach, Düsseldorf - und Duisburg. Auch beim MSV von 1902 gibt es Probleme mit Rechten. Trotz eindeutiger Verbindungen ins Neonazi-Milieu und einer Reihe von klar politisch-motivierten Angriffen auf Gruppen, die sich gegen Diskriminierung aussprechen, bekennt sich ein Großteil der Duisburger Fanszene nach wie vor zur alt-bekannten „unpolitischen Kurve“. Nun reagiert der Verein, jedoch wie schon andernorts, viel zu spät und zögerlich. Gute Analyse im AIB.

Balotelli wieder rassistisch beleidigt

Erneuter Rassismus-Skandal um Mario Balotelli: Der Stürmer des AC Mailand wurde am Mittwoch im verbandseigenen Trainingszentrum in Coverciano bei Florenz zum Opfer rassistischer Beleidigungen. Einige Jugendliche beschimpften den 23-Jährigen, während dieser mit einigen Teamkollegen trainierte und beleidigten ihn mit rassistischen Schimpfwörtern. "So etwas geschieht nur in Florenz und in Rom", kommentierte der sichtbar verärgerte Angreifer (Sport1.de).

Lilian Thuram über Rassismus im Fußball: "Die Bananen fliegen immer noch"

Fußball hat immer noch keinen Weg gefunden, mit Rassismus umzugehen, beklagt der frühere französische Weltmeisterschaftsgewinner Lilian Thuram. "Fußball hat keine Antwort auf Rassismus gefunden in den letzten 30 Jahren, und das ist die Verantwortung derjenigen, die den Spielbetrieb bestimmen", sagte der 42-Jährige bei einer Veranstaltung seiner "Lilian Thuram Stiftung" in Stockholm, der in seiner Karriere bei Monaco, Parma, Juventus und Barcelona als Verteidiger spielte. "Rassismus gibt es im Fußball schon sehr lange, und der Fußball schafft es nicht, ihn los zu werden", so Thuram, "nehmen Sie das Beispiel von Dani Alves. Die ganze Welt denkt, dass es eine gute Aktion war, die Banane zu essen, aber das war nicht das Wichtigste. Das Wichtigste war, dass die Schiedsrichter nichts getan haben. Wenn die den Bananenwurf verurteilt hätten, das wäre eine starke Botschaft gewesen. Es ist furchtbar, dass ich Bananen fliegen sah, als ich jung war, und sie fliegen immer noch." (Malay Mail Online, auf Englisch).

Umfrage: Deutsche Fußballfans weniger tolerant als Engländer oder Italiener

Offenbar haben Fans der DFB-Teams im Vorfeld der WM im Brasilien noch mehr Probleme mit einem schwulen Fußballstar als Anhänger anderer Nationalmannschaften. Einer Mehrheit der Fußballfans wäre es egal, ob ein schwuler oder ein heterosexueller Spieler im Nationalteam spielt, allerdings ist die Akzeptanzrate in Deutschland geringer als in anderen Ländern Europas und Nordamerikas. Das ist das Ergebnis einer länderübergreifenden Umfrage, die von der britischen LGBT-Gruppe Stonewall mit Hilfe der Fußball-App "Forza Football" durchgeführt wurde. In Schweden und Dänemark finden je 79 Prozent, dass ein schwuler Nationalspieler kein Problem sei, in Großbritannien sind es 72 Prozent, in Portugal 69 Prozent, in Italien 68 Prozent und in den Niederlanden 65 Prozent. Deutschland schaffte es mit 53 Prozent auf den zehnten Platz - noch hinter Mexiko, Belgien und der Schweiz. Nur in den USA war die Akzeptanz für einen schwulen Fußballspieler noch geringer (queer.de).

Türkischer Schiri kämpft gegen Homophobie

Halil Ibrahim Dincdag war Profi-Schiedsrichter in der 2. türkischen Liga, bis er suspendiert wurde - und das nur, weil er homosexuell ist. Heute pfeift er in Deutschland und kämpft in seiner Heimat gegen Vorturteile. Video auf Sport1.de.

SV Dicle Celle: "Wir haben es satt, jedes Jahr nach Langlingen zu fahren, um uns rassistisch beleidigen zu lassen"

Es liegt in der Natur der Sache, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Nachdem das Team des MTV Langlingen in der "Cellersche Zeitung" vom Donnerstag jegliche Schuld am Abbruch des Fußball-Kreisligaspiels gegen den SV Dicle von sich gewiesen hat, melden sich nun die Celler zu Wort. „Wir haben es satt, jedes Jahr nach Langlingen zu fahren, um uns rassistisch beleidigen zu lassen“, heißt es in einer Erklärung zu den Vorfällen bei der inzwischen zum „Skandalspiel“ aufgestiegenen Partie (Cellersche Zeitung).

Vor der WM erschüttern rassistische Vorfälle Brasilien

Der brasilianische Fußball hat ein Rassismus-Problem. Wenige Wochen vor der WM erschütterten gleich mehrere Vorfälle das Land. Der Fußballverband CBF reagierte mit einer Kampagne. Die ethnische Vielfalt Brasiliens ist so riesig wie das Land selbst. Fragt man Brasilianer nach ihren Vorfahren, zählen dazu Indianer, Afrikaner, Europäer und Asiaten. Glatte Haare, krause Haare, helle und dunkle Haut findet man in allen Farbfacetten und in allen gesellschaftlichen Schichten. Natürlich auch auf dem Fußballplatz und im Stadion. Trotzdem gibt es immer wieder rassistische Anfeindungen – von Brasilianern gegen Brasilianer (ZDF Sport).

Nach Bananen-Wurf: Villarreal sperrt Teil der Tribüne

Der spanische Fußball-Erstligist FC Villarreal will nach dem Bananen-Wurf eines seiner Fans auf den brasilianischen Abwehrspieler Dani Alves (FC Barcelona) ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Bei einem Europa-League-Spiel Ende August soll der Teil des El-Madrigal-Stadions für Zuschauer gesperrt bleiben, von dem aus Alves beworfen worden war (spox.com).

Nur 30 Clubfans bei Videodreh von Macus Wiebusch gegen Homophobie

Am Max-Morlock-Platz vor dem Stadion in Nürnberg fand am Dienstag um 19 Uhr ein Dreh für einen Musikclip statt, an dem sich Fußball- und Musikfans beteiligen konnten. Ex-Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch hoffte auf mindestens 200 Teilnehmer - am Ende kamen 30 Fans. Das reichte trotzdem, um zu drehen. Mit dem Video will Marcus Wiebusch seine erste Single "Der Tag wird kommen" bebildern, ein Song, der sich mit Fußball und Schwulenfeindlichkeit auseinandersetzt. Der 46-jährige Songwriter will mit dem Lied ein Zeichen gegen Homophobie in der Gesellschaft im Allgemeinen sowie im Fußball im Speziellen setzen. Deswegen will er das Lied, das eine stattliche Spielzeit von sieben Minuten hat, mit einem Kurzfilm bebildern, der mehr sein soll als ein einfaches Musikvideo (nordbayern.de).

Ricky Martin wünscht Thomas Hitzlsperger das „Allerbeste“

Für Ricky Martin hat Homophobie nirgendwo Platz - auch nicht im Fußball. Darum verfolgte der Sänger auch das Coming-out des ehemaligen deutschen Profis Thomas Hitzlsperger. In einem Interview schickte Martin ihm nun einen bewegenden Gruß (Focus online).

Mehr Moderatorinnen und Interviewerinnen ins ARD-Sport-Team

Der Sport im Ersten wird weiblicher - das entschieden die ARD-Sportchefs auf ihrer Sitzung im Mai. In den Sportübertragungen des Senders sollen zukünftig vermehrt Moderatorinnen und Interviewerinnen eingesetzt werden. "Es ist wichtig, dass wir im immer noch überwiegend männerdominierten Sport im Fernsehen mehr Frauen vor der Kamera einsetzen", sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. "Alle vier Kolleginnen sind kompetente, sportbegeisterte Journalistinnen, die sich bereits in der Vergangenheit durch ihre tollen Leistungen für weitere Aufgaben im ARD-Sportbereich empfohlen haben." (kress.de).

Initiative "Respekt! Kein Platz für Rassismus" engagiert sich gegen Intoleranz vor der Europawahl

„Mach Dein Kreuz für ein tolerantes Europa,“ sagt das blaue Banner mit den goldenen Sternen. Wie ein riesiger Teppich liegt es auf dem Rasen am Kranzplatz zwischen Staatskanzlei und Spital, ausgelegt von der Initiative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“. „Uns gibt es seit 2006. Wir kommen aus dem Fußball,“ berichtet Initiator Lothar Rudolf. „Damals haben wir 300 Schilder mit dem Satz ‚Kein Platz für Rassismus‘ auf Sportplätzen im Rhein-Main-Gebiet aufgestellt. Das kam super an.“ Schnell fanden sich prominente Unterstützer in ganz Deutschland. Sportler, Schauspieler und Fernsehmoderatoren setzen sich für ein tolerantes Europa ein. „Unsere Gruppe hat sich zu einer riesigen Initiative entwickelt“, erzählt Initiator Rudolf. „In dieser Woche wollen wir unser Statement zur Europawahl abgeben.“ (Wiesbadener Kurier)

Borussia Dortmund veröffentlicht Anti-Rassismus-Spot

Der BVB setzt ein deutliches Zeichen gegen Rassismus: Mit einem eigens produzierten Film will der BVB seine Fans und die gesamte Liga gegen Rassismus sensibilisieren. Das ist eine gute Idee - auch wenn der Spot selbst leider Klischeenazis zeigt (WN, Migazin, YouTube)

Dortmund II: Neonazis um Ex-"Borussenfront"-Nazi Siegfried Borchardt versuchen gewaltsam, Rathaus zu stürmen

“Deutschland den Deutschen – Ausländer raus”, mit dieser Parolen stürmten am Sonntagabend rund 20 Neonazis die Wahlparty der demokratischen Parteien im Dortmunder Rathaus. Mit Pfefferspray und Glasflaschen attackierten die Rechtsextremisten demokratische Politiker, die sich ihnen in den Weg stellten. Zehn Menschen wurden verletzt. Angeführt wurde die Gruppe von Siegfried Borchardt, Spitzenkandidat der Neonazi-Splitterpartei Die Rechte. Besser bekannt ist Borchardt unter seinem Spitznamen “SS-Siggi”, als früherer Anführer der rechten Hooligan-Truppe Borussenfront. Bei der Wahl am Sonntag gewann er einen Sitz im Stadtparlament (Störungsmelder; vom Angriff gibt es auch ein eindringliches Video).

Theaterstück stellt KGS-Schülern wichtige Fragen zu Homophobie im Fußball

Warum trauen sich schwule Fußballer eigentlich nicht, offen zu ihrer Sexualität zu stehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Theaterstück "Steh deinen Mann", das das Boat People Projekt aus Göttingen jetzt in der Kooperativen Gesamtschule Moringen aufgeführt hat (HNA).

drucken