09.04. - 16.04.2014

"Kämpa Showan" sorgt für Solidarisierungswelle +++ Ein homosexueller Schiedsrichter kämpft für seine Rechte +++ Luzerner C-Junioren hat genug von Rassisten +++ BVB-Fans besuchen KZ-Gedenkstätte +++ TuSpo Schliekum: Ruhe bewahren trotz rassistischer Anfeindungen +++ Kein Interesse? Theaterprojekt gegen Homophobie im Fußball kurz vor Scheitern +++ Politische Gesten unpolitischer Sportler? +++ Rassistische Rufe im Fußball: "Das ist für mich ein Schlag ins Gesicht" +++ Rassismus in Marburg: Ein Alltagsproblem.

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von Fussball-gegen-Nazis.de

"Kämpa Showan" sorgt für Solidarisierungswelle

Zunächst wurde der Malmöer Fußballfan Showan Shattak am Rande einer feministischen Demonstration von Neonazis angegriffen und schwer verletzt. Showan kämpft gegen Homophobie im Fußball, ist Linker – und deswegen zum Angriffsziel der Neonazis geworden. Die im Anschluss an den Überfall gestartete Kampagne "Kämpa Showan" hat zu einer breiten Mobilisierung gegen Rassismus und Neonazis geführt, Zehntausende gingen in Malmö auf die Straße. Sie hatten genug von der Verharmlosung von neonazistischer Gewalt durch schwedische Medien. Doch gerade Showans Verein, Malmö FF, tat sich besonders schwer mit einer Positionierung gegen Rechts (ballesterer.at).

Ein homosexueller Schiedsrichter kämpft für seine Rechte

Halil Ibrahim Dinçdag ist ein türkischer Schiedsrichter. Wegen seiner Homosexualität erhielt er Morddrohungen, er darf seit 2009 in der Türkei  nicht mehr arbeiten. Nun war er in Berlin zu Besuch und hat hier ein Freundschaftsspiel zwischen Türkiyemspor und Tennis Borussia geleitet. In Vorträgen und Interviews erzählt er nun von seinen Erfahrungen und kämpft für Gerechtigkeit (tagesspiegel.de). Die 11 Freunde betonen:  Halil Dinçdag ist kein Opfer. Für sein mutiges Coming-out vor schon 5 Jahren verdient er Respekt – kein Mitleid (11freunde.de). Der Taz hat Dinçdag ein Interview gegeben (taz.de).

Luzerner C-Junioren hat genug von Rassisten

Die C-Junioren des Luzerner SC haben mit einer Plakataktion auf rassistische Beschimpfungen und Übergriffe gegen ihre Mannschaft aufmerksam gemacht. Beschimpfungen gegen die Mannschaft, bei der 25 von 27 Spielern Ausländer sind, sind an der Tagesordnung. Ihr Trainer hat genug: " Wenn so etwas nochmals vorkommt, nehme ich die Mannschaft vom Feld – egal, wie das Spiel steht und egal, ob es eine Buße gibt" (20min.ch).

BVB-Fans besuchen KZ-Gedenkstätte

Fans von Borussia Dortmund haben im Rahmen des Auswärtsspiels bei Bayern München gemeinsam die KZ-Gedenkstätte in Dachau besucht. Der Besuch endete mit einer Aufforderung des BVB-Fanbeauftragten Daniel Lörcher an die teilnehmenden Fans: "Tragt das, was ihr hier heute an Eindrücken gewonnen habt, mit hinaus und auch mit ins Stadion. Seid laut und zeigt, dass ihr keinen Bock auf Rassisten habt" (goal.com).

TuSpo Schliekum: Ruhe bewahren trotz rassistischer Anfeindungen

Bei der 1. Mannschaft von TuSpo Schliekum spielen Menschen aus 7 Nationen. Dies ist vielen ein Dorn im Auge, die Mannschaft wird regelmäßig Zielscheibe rassistischer Anfeindungen. Mit dem Aufstieg in die Bezirksliga 4 haben rassistische Ausfälle sogar noch zugenommen. "Es war noch nie so schlimm wie in dieser Saison", berichtet Spielertrainer Imad Saduun (hannover.sportbuzzer.de).

Kein Interesse? Theaterprojekt gegen Homophobie im Fußball kurz vor Scheitern

In Göttingen ist ein Theaterprojekt ins Leben gerufen worden, dass eine Debatte über Homophobie im Fußball anstoßen soll. Das Thema werde im Männer-Mannschaftssport verdrängt, sagt Regisseur Reimar de la Chevallerie. Die Suche nach Aufführungsorten gestaltet sich unterdessen schwierig. Bisher wolle kein einziger Sportverein kooperieren, das Projekt sei wegen mangelnder Unterstützung der Vereine fast gescheitert (focus.de).

Politische Gesten unpolitischer Sportler?

Publikative.org hat sich noch einmal der Debatte um die Verknüpfung von Sport und Politik angenähert. Fußballspieler wie Nicolas Anelka oder (früher) Paolo diCanio zeigen eindeutig antisemitische oder nazistische Gesten – bezeichnen dies aber als "unpolitisch". Michael Fischer hält fest: "Die Deklarierung als „unpolitisch“ spielt vor allem denen in die Karten, die [den Profisport] eben für ihre politischen Zwecke missbrauchen wollen – und dies auch noch als “unpolitische Geste” bemänteln können – seien es Funktionäre, Spieler oder Fans" (publikative.org).

Rassistische Rufe im Fußball: "Das ist für mich ein Schlag ins Gesicht."

Die ausländerfeindlichen und rassistischen Parolen Ludwigsfelder Anhänger während der Fußball-Partie des Landesligisten LFC gegen den SC Oberhavel Velten (0:4) haben Offensivspieler Iheb Ben-Abdallah nicht kalt gelassen. Gerade der 26-Jährige stand oft im Mittelpunkt der Beleidigungen. Sportredakteur Arne Färber sprach mit ihm über das Spiel in Ludwigsfelde, Rassismus auf den Sportplätzen und über seine sportliche Zukunft in Brandenburg (MOZ).

Auch die innenpolitische Sprecherin der Brandenburger Landtagsfraktion der Grünen hat zu den Vorfällen in Ludwigsfelde Stellung bezogen: "Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus haben im Sport nichts zu suchen, man löst das Problem aber nicht, in dem man es unter die Decke kehrt" (02elf.net).

Rassismus in Marburg: Ein Alltagsproblem

Eine Fußball-Jugendmannschaft steht vor Spielbeginn an der Mittellinie im Kreis, die Spieler haben sich gegenseitig an den Schultern gepackt und motivieren sich für das bevorstehende Match mit einem im Chor vorgetragenen Schlachtruf: „Sieg!“ Dutzende Mal ist das schon passiert, aber diesmal ist etwas anders. Hinter dem aus elf Kehlen gerufenen Wort „Sieg!“ ertönen mehrere Rufe: „Heil!“ Witzig? Unbedacht, unerheblich? Oder ein Zeichen rechtsextremenen Gedankenguts? Wie sollen Zuschauer, wie soll der Jugendbetreuer reagieren?  Der Pädagoge und Rechtsextremismus-Experte Professor Dr. Benno Hafeneger hat in einer Studie im Auftrag des Kreistages über „Rechtsextreme Tendenzen bei Jugendlichen im Landkreis Marburg-Biedenkopf“ auch diese Szene erwähnt. Hafeneger und seine Mitarbeiter Dr. Reiner Becker und Katharina Seyfferth haben „keinen erkennbar organisierten Rechtsextremismus oder gewalttätiges Verhalten“ wahrgenommen, wohl aber „rechtsextreme Fragmente“ im Alltag und „latent fremdenfeindliche Einstellungen“, die sich „im alltäglichen Sprachgebrauch, in Beleidigungen unter Jugendlichen, in Witzen und Parolen“ wiederspiegeln (Oberhessische Presse).

 

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