07.07.-13.07.2015

BVB-Ultras geraten mit Rechten aneinander +++ Bremer Ultras und ihr Kampf gegen rechte Hooligans und die Staatsgewalt +++ Narrenfreiheit für Neonazis? – Eine Region in Angst +++ Nagelattacke auf St. Pauli Testspiel +++ Der Fußball muss politischer werden! +++ Sexismus im Frauenfußball: "Willkommen, Töchter und Mütter Englands" +++ Starke Mädchen +++ Projekt: Damit aus Fans keine Hooligans werden +++ Keine Strafe für „Judenmarsch“ +++ Buchautor Blaschke: „Judenhass hat im Fußball Tradition“ +++ Die European Maccabi Games in Deutschland selbstverständlich (!)? - 117 Jahre jüdischer Sport in Berlin

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BVB-Ultras geraten mit Rechten aneinander

Laut Polizeimeldung befanden sich rund 700 Zuschauer im Stadion, darunter etwa 70 Dortmunder Ultras, "fast ausschließlich Mitglieder der Gruppierung 'The Unity'". Darüber hinaus hätten die Beamten 19 Personen aus der rechtsextremen Szene Dortmunds erkannt. Als die Rechten gegen 20.20 Uhr das Stadion verlassen wollten, sei es zu "verbalen Auseinandersetzungen einzelner Personen beider Gruppierungen sowie zu einer Schubserei" gekommen. Laut Informationen aus der Fanszene hatten die Ultras den Neonazis zu verstehen gegeben, dass sie nicht willkommen seien. (DerWesten.de, Faszination Fankurve )

Bremer Ultras und ihr Kampf gegen rechte Hooligans und die Staatsgewalt

Es muss die Frage gestellt werden, was den Ultras anderes übrig bleibt, als tatsächlich einen Selbstschutz zu organisieren? Auf eine Polizei, die sich nicht für die Ursachen oder Verursacher der Auseinandersetzungen interessiert und den Konflikt als unpolitisch entkontextualisiert, können sie sich jedenfalls nicht verlassen. In das Weserstadion und den Ostkurvensaal können rechte Hooligans aufgrund des eindeutigen Vorgehens von Verein und Fanprojekt keinen Fuß mehr setzen. Stattdessen suchen sie nun den „Kampf um die Straße". Polizei und Staatsanwaltschaft unterstützen sie dabei indirekt, indem sie den Kontext außer Acht lassen. Ein Umdenken ist hier dringend notwendig. (Vice Sports)

Narrenfreiheit für Neonazis? – Eine Region in Angst

Der Neonazi und Hooligan Dennis Wesemann aus dem Jerichower Land hat seinen Heimatort Stresow im Griff. Hier wurde er in den Ortschaftsrat gewählt, sponsort den Spielplatz. Niemand kritisiert seine rechte Gesinnung - denn mit ihm legt man sich besser nicht an. Er hat mit Freunden eine Fußballmannschaft gegründet, die seit vier Jahren für Angst und Schrecken sorgt. Der FC Ostelbien Dornburg ist auch beim Verfassungsschutz bekannt. Exakt war dabei, als ein Spiel wiedermal in eine wüste Schlägerei ausartete. Der Fußballverband gibt sich anhand unserer Bilder schockiert. Dabei ist ein Eingreifen schon lange überfällig. (MDR Exakt)

Nagelattacke auf St. Pauli Testspiel

Unbekannte Täter verstreuten vor dem gestrigen Testspiel zwischen BK Frem und dem FC St. Pauli Nägel und andere spitze Gegenstände auf dem Spielfeld und brachten die Partie somit in Gefahr. Die Fans beider Teams gelten als links-alternativ und könnten deshalb zur Zielscheibe der Nagelattacke geworden sein. (Faszination Fankurve, Focus Online)

Der Fußball muss politischer werden!

Vor etwa fünf Jahren gab Sepp Blatter in der für ihn typischen Demut zu Protokoll, es gäbe „Initiativen, die jetzt an mich herangetragen werden, von links und von rechts, wir unterstützen dich für einen Nobelpreis.“ Und das aus gutem Grund, schließlich ist es laut Fifa-Statut nicht nur Zweck der Fußballweltorganisation, „Integrität, Ethik und Fairplay“ zu fördern. Artikel 3 des recht umfangreichen Statuts stellt auch klar: „Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von Rasse, Hautfarbe, ethnischer, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand, sexueller Orientierung oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspension und des Ausschlusses verboten.“ Darüber hinaus fördert die Fifa – laut Artikel 4 – die „freundschaftlichen Beziehungen in der Gesellschaft zu humanitären Zwecken“.
Schwatzgelb findet, dass die politischen Potentiale des Fußballs bisher aber ungenutzt bleiben. (Schwatzgelb.de)

Sexismus im Frauenfußball: "Willkommen, Töchter und Mütter Englands"

Da dürften Englands Fußballfrauen gestaunt haben. Nach der Bronzemedaille bei der WM in Kanada empfing sie der eigene Verband via Twitter mit ungewöhnlichen Worten: "Unsere Löwinnen kommen zurück, um wieder Mütter zu sein, Partnerinnen und Töchter, aber sie haben noch einen anderen Titel - Heldinnen". Mütter? Töchter? Wie bitte? Das Twitter-Konto der Football Association (FA) hat mehr als eine Million Abonnenten. Allein in der ersten Stunde wurde der Eintrag mehr als tausendmal kommentiert, berichtet die BBC. "Sexistisch" seien die Zeilen, schrieben Kommentatoren. (Spiegel Online, Handelsblatt,)

Starke Mädchen

Die E-Jugend gewinnt gegen Jungen, die Juniorinnen spielen in der Bundesliga, doch das Geld ist knapp: Der FFC Wacker München setzt jetzt auf Crowdfunding. Die E-Juniorinnen des FFC Wacker München sind das einzige Mädchen-Fußballteam in der Kreisliga Süd. Mit 21 von 24 möglichen Punkten wurde Lebers Mannschaft Erster und steht für die Philosophie des Vereins. Denn Wacker strebt mit guter Nachwuchsarbeit nach ganz oben. Und die E-Juniorinnen geben die Richtung vor. (Sueddeutsche.de)

Projekt: Damit aus Fans keine Hooligans werden

Wenn in gut zwei Wochen die Zweitligasaison beginnt, laufen mit den Spielern des FCH auch Sozialpädagogen in die Voith-Arena ein. Sie begleiten das Fanprojekt, das die Deutsche Fußball Liga (DFL) ab dieser Spielsaison in Heidenheim einrichten wird mit dem Ziel, Gewalt in der Fanszene schon bei den Jugendlichen abzuwehren. (Heidenheimer Zeitung)

Keine Strafe für „Judenmarsch“

Als im Februar dieses Jahres der FC St. Gallen den FC Luzern empfing, marschierten die Luzerner Fans vom St. Gallener Bahnhof zum Stadion. Einer von ihnen hatte sich als Karikatur eines Juden inklusive St. Gallen-Schal verkleidet und wurde vom Mob symbolisch durch die Straßen getrieben. Die Schweizer Justiz sieht darin jedoch keine Straftat. (Fanzeit, Polizeiticker.ch, Vice Sports)

Buchautor Blaschke: „Judenhass hat im Fußball Tradition“

Verdeckter Rassismus in deutschen Stadien nimmt zu. Es ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft von 2006. Fast genau ein Jahr ist es her, als eine ARD-Reportage vor Augen führt, dass Diskrimierung und Rassismus weit öfter im Fußball vorkommen, als es im Fernsehen zu sehen ist. Ronny Blaschke schließt sich dem an. Der Journalist beschäftigt sich seit Jahren mit Antisemitismus, Rechts­extremismus und Rassismus im Fußball. Es ist sein großes Thema. Eines, das sich oft im Dunkel bewege. Eines, das aber zum Alltag gehöre. „Besonders Judenhass hat im Fußball Tradition“, schreibt er. (Thüringer Allgemeine)

Die European Maccabi Games in Deutschland selbstverständlich (!)? - 117 Jahre jüdischer Sport in Berlin

In Berlin findet 2015 mit den European Maccabi Games (EMG) zwischen dem 27. Juli und dem 05. August das größte jüdische Event der europäischen Nachkriegsgeschichte statt. Die Entscheidung, die Maccabi Games nach Berlin zu holen und im Olympiapark – dem Ort an dem 1936 der antisemitische Wahn der Nazis zum Ausschluss jüdischer Sportler_innen aus aller Welt führte – abzuhalten, hat eine einzigartige symbolische Bedeutung. (Facebook, EMG15)

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