Für die Magdeburger Fans geht es bei den letzten Spielen der Saison nun um den Aufstieg in die 3. Liga - also die Rückkehr in den Profifußball.
Redaktion FgN

Das Rückspiel - Aufstieg oder nichts!

Am vergangenen Sonntag spielte der BFC Dynamo auswärts gegen den 1. FC Magdeburg (1:1). Für alle, die sich mit DDR Fußball auskennen, treffen hier zwei große Namen im Jahr 2015 in der Regionalliga NordOst aufeinander. Leider auch zwei Clubs mit offensichtlichem Naziproblem.

Von Redaktion Fussball-gegen-nazis.de

Der 1.FC Magdeburg ist aktuell Spitzenreiter der Regionalliga Nord-Ost und hatte dank einer Niederlage des punktgleichen FSV Zwickau am Vortag die Möglichkeit sich mit 3 Punkten abzusetzen.  Der BFC Dynamo hingegen stand vor dem Spieltag auf dem 5. Tabellenplatz und hatte somit in dieser Saison nichts zu befürchten, aber auch keine Chancen auf den Aufstieg. Entsprechend gelassen reisten die Berliner Fans mit dem Zug nach Magdeburg, der trotz Bahnstreik pünktlich in Berlin abfuhr. In Magdeburg trafen sich die heimischen Fans mit Vorfreude vor dem Stadion und es wurde viel über den möglichen Aufstieg diskutiert. Selbst wenn die Magdeburg den ersten Platz halten könnte, wäre der Verein noch nicht sicher aufgestiegen sondern müsste sich noch in der Relegation gegen die Kickers Offenbach (1. Regionalliga SüdWest) durchsetzen.

Ziel ist die Rückkehr in den Profifußball

Die älteren Fans des BFC Dynamo erinnern sich noch an die 1980er zurück. Als Vorzeigeclub der DDR gewann der BFC zwischen 1979 bis 1988 zehn Mal in  Folge die Meisterschaft. So ruhmreich diese Jahre beim BFC waren, umso schmerzlicher war der sportliche Abstieg nach der Wiedervereinigung. Auch der 1.FCM war eine der absoluten Topmannschaften der DDR-Oberliga und konnte als einzige Mannschaft aus der DDR den Europapokal der Pokalsieger gewinnen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ging es aber auch für Magdeburg ins sportliche Niemandsland. Auf den Abstieg aus der Oberliga folgte der finanzielle Niedergang, sodass beide Mannschaften nach der Jahrtausendwende Insolvenz anmelden mussten. Seitdem ist man bemüht wieder an alte Erfolge anzuknüpfen und zumindest die 3. Liga und damit den professionellen Fußball zu erreichen.

Die erste Hälfte und der FCM

Zu Beginn des Spiels zeigten die FCM-Fans eine Choreografie über die komplette Nordtribüne, die von Fans aus Köthen (Anhalt) organisiert wurde. Unter den Wappen der Stadt Köthen und des 1.FCM war der Schriftzug "900 Jahre Coethen – 50 Jahre für den 1.FCM!" zu lesen. Sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen wurde die erste Hälfte von den Magdeburgern dominiert. Schon in den ersten fünf Minuten konnte der FCM mehrere Großchancen erspielen, aber vergab alle. Bis zur 25. Minute mussten sich die Fans aus Magdeburg gedulden, konnten nach dem Tor von Christian Beck aber endlich jubeln. Bis zur Halbzeit waren die Magdeburger klar überlegen und hatten das Spiel fest im Griff. Auch die Magdeburger Fans sorgten für einen sehr lauten Support. Die Stimmung war trotz der Brisanz, die das Aufeinandertreffen der beiden Vereine mitbringt, sehr gelassen.

Magdeburg zeigte eine schöne Choereo über den gesamten Block. (Bildquelle: Redaktion FgN)

Zur Pause Wurst und fragwürdige Mode

Schon kurz nach dem Pausenpfiff waren schier unendlich lange Schlangen vor den Toiletten und den diversen Grill- und Bierständen. Ein Blick auf die Wartenden offenbarte ein sehr fragwürdiges Modebewusstsein von den diversen Anhängern. Neben Hooliganmode von Hooligan Streetwear, Hoolywood und Stone Island waren diverse Marken, die sich in der rechten Szene großer Beliebtheit erfreuen, wie Thor Steinar und Erik&Sons, zu sehen. Auch rechtsextreme Zahlencodes wie 18 und 88  waren sowohl auf nackter Haut als auch auf diversen Shirts und Pullovern unübersehbar. Hinter der Gegengerade, wo sowohl Heim- als auch Gästefans an den Ständen und Toiletten aufeinandertreffen, entstand so eine einschüchternde Atmosphäre.

Der BFC und die zweite Halbzeit

Die Spieler des BFC kamen nach der Halbzeitpause hoch motiviert aus der Kabine. Direkt nach Wiederanpfiff begannen die Berliner wesentlich früher zu attackieren und konnten sich mehrere Chancen erspielen. Auch die Berliner Fans auf den Rängen wurden lauter und konnten mit den zahlenmäßig überlegenen Magdeburger-Fans mithalten. Bis zu Martin Zurawsky's Ausgleich in der 66. Minute hatte sich die Stimmung im Stadion gedreht. Der Ausgleichstreffer der Berliner wurde im Gästeblock mit mehreren Böllern gefeiert von denen einer auch auf dem Feld landete und relativ nah neben Dynamo-Schlussmann Stephan Flauder explodierte. Als Reaktion unterbrach der Schiedsrichter das Spiel für zehn Minuten bis sich der Dynamo-Anhang wieder einigermaßen beruhigt hatte. Nach dem Ausgleich wurde das Spiel härter und auch auf den Rängen nahmen Beleidigungen, leider allzu oft auch rassistische und homophobe, stark zu. Am Ergebnis änderte sich bis zum Schluss allerdings nichts mehr.

Der Gästeblock. (Bildquelle: Redaktion FgN)

Rechte Strukturen lassen sich nicht leugnen

Sowohl der 1.FC Magdeburg als auch der BFC Dynamo Berlin haben ein Problem mit rechten Hooligans. Sie sind in den Kurven stark vertreten und können den Raum "Fußballstadion" ohne Konsequenz für sich nutzen. Die schwarz-rote Landesregierung in Sachsen-Anhalt ist scheinbar auf dem rechten Auge blind oder verdrängt diese Probleme bewusst. Neben den offen rechten Hooligans gibt es auf den Rängen auch beim restlichen Publikum rassistische, homophobe und sexistische Beleidigungen, die kaum jemanden gestört haben. So werden Spieler und Schiedsrichter als Schwuchteln, Bimbos oder Zigeuner betitelt und die breite Masse nimmt es mit einem Grinsen und ohne Empörung hin. Solange die Probleme aber nicht offensiv angegangen sondern sogar relativiert werden, kann sich an dieser Symbiose aus Nazis, Hooligans und Alltagsrassismus der Mehrheit nicht viel ändern. 

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